Es ist ein großer Schatten, den wir gerne in die Vergangenheit entschwinden sehen würden: Die Missbräuche in der Kirche und der Umgang mit ihnen, das wegsehende Schweigen. Vor genau zwei Jahren gab es die ersten Berichte über das Canisius-Kolleg in Berlin, zwei Tage später die erste Pressekonferenz. Österreich war Deutschland schon weit voraus, sah dann aber erneut eine Welle von Aufklärung.
Es ist aber nicht Vergangenheit, es ist Heute, Gegenwart, denn das Damals bestimmt das Heute. Und zwar nicht nur, was den Einbruch des Vertrauens in die Kirche angeht, das auch, aber das ist gar nicht einmal das Wichtigste.
Es hat mit Gewalt und Macht zu tun, mit Struktur und unserem Umgang mit Opfern. Es hat mit dem zu tun, was die Bibel ‚Blindheit’ nennt, den ‚gehaltenen Augen’, wie die Formulierung der Schrift häufig lautet. Es hat damit zu tun, dass wir neu lernen müssen, was denn das ist, was die Augen hält. Es hat damit zu tun, dass wir Christen die richtige Seite wählen müssen, wenn es um Missbrauch geht, gleich welcher Sorte. Es geht darum, dass wir Versuchung als Versuchung erkennen müssen. Dass wir mit dem Schmerz und der Erschütterung umgehen lernen müssen. Und damit, dass wir uns dem stellen, wie wir das Wort Gottes verbreiten.
Es wäre zu einfach, nur an den Tag zu erinnern. Es geht um das Heute.
Ein RadioVatikan Beitrag: Pater Klaus Mertes SJ im Interview, zwei Jahre danach:
http://212.77.9.15/audiomp3/00299104
Die HP des Canisius Kollegs kann ich auch empfehlen. Die Schule hat eine Riesenhypothek zu verarbeiten. Die Hypothek der Anderen, die sich davongeschlichen haben.Das Kolleg geht sehr gut mit dieser Vergangenheit um, wie ich das erlebe.Meine Erkenntnis zum Thema Mißbrauch in der Kirche : das überzogene Priesterbild damals war Mitursache dafür, dass den Opfern nicht geglaubt wurde und dafür, dass die Opfer sich selber nicht geglaubt haben.Selbstherrliches Gehabe von Priestern, die sich überall als Stellvertreter Gottes gesehen haben.Nicht nur am Altar.Hierarchische Strukturen in der katholischen Kirche schaden mehr als dass sie nützen.Kirche ist Miteinander.Gegenseitige Wertschätzung.Die Oben müssen nach unten kommen und die Unten sich mit Oben befassen ohne Scheu.Der Berliner Kardinal zeigt täglich, dass soetwas möglich ist.
Genau das Miteinander die gegenseitige Wertschätzung und das Vertrauen ist das wichtigste glaub ich in diesem Prozess und das was in jedem Fall weiter gehen muss was nicht in Vergessenheit geraten darf. Nicht nur der materielle Opferausgleich, egal in welcher Höhe,der auch zählt, jedoch kann dieser nicht die gegenseitige Achtung, das Vertrauen herstellen, dass finde ich ist der wichtigste Punkt das fortgeführt werden muss. Das ein immerwährendes Thema bleiben muss.
Die Veränderung des Priesterbildes ist ein langwieriger Prozess der leider seine Zeit gebraucht hat, um auf dem heutigen Stand die Verarbeitung der Geschehnisse zuzulassen. Aber wir sollten uns auch darüber freuen, dass diese Aufarbeitung heute überhaupt möglich ist…
mfg Paul Seifert
Da freuen wir uns allerdings drüber!!Erledigt ist die Vergangenheit noch lange nicht.Sagen viele Opfer. Denn eigentlich machen sich die Täter ja davon und überlassen der großen Familie die Wiedergutmachung. Das Priesterbild geht erstmal gegen Null, das ist im Moment das Problem.Was eine gute Grundlage im Umgang miteinander wäre vom Priester zum Laien: Interesse am Laien..Nicht ihn oder sie als Missionsobjekt ansehen..das man in aller Unabhängigkeit nach getaner Tat auf die Seite legen kann.Bindungsferne, da der Priester nur mit Gott verbunden ist..kann schon mal schiefgehen.Gott läßt den Menschen frei, interessiert sich aber, wartet, liebt, antwortet. So wäre es doch gut.Der Mensch als Ebenbild Gottes.