Hitler, Stalin und Franziskus. Jawoll, es ist mal wieder Zeit für einen Nazi-Vergleich. Missbrauchs-Debatte und scharfe Kritik am Papst reichen nicht, es muss die Keule sein. Wer war es? Martin Mosebach, mal wieder auf Kriegszug gegen den Papst. Ort des Geschehens: Ausgerechnet die Herder Korrespondenz, wie ich einer Pressemittelung entnehme.
Ihn erinnerten die Stilmittel des Pastes an die „starken Männer der Moderne“, „wie ein Stalin, ein Hitler“, zitiere ich die Pressemittelung. Das lässt mich sprachlos. Sprachlos weil ein intelligenter Mensch und Schriftsteller sowas sagen kann. Der kennt die Debatten um Nazivergleiche zur Genüge, sollte man denken. Sprachlos aber auch und vor allem, weil sowas in der Herder Korrespondenz erscheint. Eigentlich ein Magazin zur Debatte. Jetzt Debattenabbruch.
Hitler Stalin Franziskus
Denn damit kann man nicht diskutieren. Damit will ich auch nicht diskutieren. Noch mal ein Zitat: „Ein Fußballstadion, wo Zigtausende auf eine einzelne weiße Gestalt in der Mitte ausgerichtet sind, das ist eine viel totalitärere Sprache als das umständliche verstaubte Hofzeremoniell von einst“. Das ist keine legitime Kritik an der Symbolsprache des Papstes. Das kann Herr Mosebach offensichtlich nicht. Oder will er nicht.
Aber interessant finde ich vor allem, dass es genau diese Zeilen sind, welche von der Herder Korrespondenz in der Pressemitteilung verwendet werden. In gewissem Sinn falle ich jetzt darauf herein, weil ich darüber spreche und damit Interesse generiere, damit Klick-Zahlen und Aufmerksamkeit. Und das ist ja das Perfide: der Vergleich Hitler-Papst erfüllt seinen Zweck. Auf dem Rücken all derer, die wirklich haben leiden müssen. Unter Hitler und Stalin und deren Systemen und Mordmaschinen.
Für mediale Aufmerksamkeit darf ich alles
Warum der Vergleich falsch und total unangemessen ist? Ganz einfach: man kann die Darstellung nicht vom Dargestellten trennen. Mosebach rückt ganz absichtlich und ohne es auszudrücken den Papst in eine Linie mit Mördern und Verbrechern. Das Argument, er spreche nur über die Inszenierung, wäre verlogen, eben Darsstellung und Dargestellter nicht trennbar sind. Hier wird verharmlost, hier wird Nichtvergleichbares verglichen. Und bitte liebe HK tu jetzt nicht so als ob ihr hier nur eine Meinung wiedergebt: Das wird für eine Presse- sprich: Werbemittelung benutzt. Ihr findet es toll, dass er das so gemacht hat.
Sie kennen Goodwin’s Law? „Mit zunehmender Dauer einer Internet-Diskussion tendiert die Wahrscheinlichkeit, dass jemand einen solchen Nazi-Vergleich bringt, gen Eins.“ Nicht nur im Internet, scheint es. Auch Herder braucht offensichtlich den Skandal und die Erregung und das Dreck-Werfen, um noch Hefte zu verkaufen. Um die innerkirchliche Debattenkultur steht es schlimm, wenn sowas als salonfähig gilt. Anstatt sich durch den Vergleich zu disqualifizieren, wird der zum Werbeträger. So wird das tatsächlich nichts mit einem synodalen Weg.
Und noch einmal: dass Mosebach gerne simplizistisch argumentiert, kennen wir. Dass aber die HK das für eine schön reißerische Pressemeldung nutzt, ist entsetzlich. Da finden offensichtlich keine Debatten mehr statt. Ade, Herder Korrespondenz.
Nachtrag am 10. April: in der FAZ schreibt Patrick Bahners in seinem Kommentar “Der Starke Franz”, dass die Kritiker von Mosebach fixiert seien auf den Mann in Weiß. Das ist falsch, Herr Bahners. Kritik am Auftreten des Papstes ist möglich. Etwa mit dem konsumorientierten Starkult heute, und so weiter. Den Nazi-Vergleich übergeht der Autor einfach mit der Bemerkung, dabei handle es sich um ein “intensiv erforschten Thema der neuesten Kirchengeschichte”. Wirklich? Hitler, Stalin, Papst, erforschte Kirchengeschichte?
Nie wieder Herder Korrespondenz/Verlag! Ich bin entsetzt und fassungslos, dass auch die jetzt den Wettlauf zum primitivsten, niedrigsten IQ mitmachen, um gleichzeitig möglichst viele Menschen zu verachten, zu verleumden und zu verletzen. Was für eine Schande!
Danke für das deutliche Wortl! Es ist zu bedauern, dass sich die HK mittlerweile fragwürdiger Methoden der Aufmersamkeitsökonomie bedient, indem sie brandbeschleuningende Text bringt, die dann als Streitgespräch ausgegeben werden. Das ist nicht Ausdruck einer Debattenkultur, die an Verständigung und Lösungen interessiert ist, sondern derselben polarisierenden und eskalierenden Logik, von der wir schon in der politischen Welt genug haben. Dass sie nun auch die Herder-Organe erreicht, ist betrüblich.
Im Besonderen verwundert es, dass eine seriöse theologische Zeitschrift nicht der Versuchung widerstehen kann, etwas von dem dunklen reaktionären Glanz abzubekommen, den Mosebach ins Feuilleton ausstrahlt. Für welchen Teil des deutschen Katholizismus soll Mosebach denn eigentlich sprechen? Kennt jemand normale Gläubige, d.h. Menschen, die nicht bloß ästhetisch oder politisch auf die Repräsentationsformen des Katholizismus fixiert sind, deren Anliegen Mosebach aufnähme? Er, der es nach eigenem Bekunden, nur hier und da in eine “alte Messe” schafft, um dort seinem Ekel vor der demokratischen modernen Welt zu entkommen. Man hat Zweifel. Was geht die Theologie, was geht die Kirche Mosebach an?
Das ist beschämend von einem renommierten Verlag, der lange als der christlich-katholische galt. Schon lange nicht mehr! Jetzt haben die Abonnenten das Wort und hoffentlich alle, die auch in unserer Zeit kritisch, aber christlich bleiben und denken. So geht es nicht Verlag Herder und erst recht nicht Herr Mosebach. Ja, das ist eine Schande.
ich war gestern folgendem Predigt-Verhalten in einer deutschen Großstadt-Hauptkirche ausgesetzt – und ich habe es persönlich als einschüchternd und intolerant gegenüber einem wie auch immer abgedämpften Infragestellen des Papstes empfunden (in Transkriptionsschrift):
“und es wird (dreifache Mikrofonlautstärke: ) NICHTS gegen Papst Franziskus diskutTIERT und KRITISIERT. (Priester ganz dicht an Mikrofon, etwa sechsfache Lautstärke:) DAMIT DAS K L A R IST.”
Ich finde, dass die ‘Pro-Franziskus-Seite’ auch einmal gründlich über ihre , wie ich empfinde, ziemlich großen Keulen (und ein solcher Ton ist auch nicht mehr demokratisch) nachdenken sollte und inwieweit hier bei ihren PR–Aktionen für Papst Franziskus noch eine faire Debatte und ein ‘audiatur et altera pars’ gegeben ist (sehr anschauliches Beispiel sind die Meldungen der ‘tagesschau’ der letzten vier Wochen : “Handkuss-Vorkommnisse” sehr groß berichtet, da gab es aber andere, für Franziskus’ Image unangenehmere ‘Entscheidungen’, die die Tagesschau – bewusst?- verschwiegen hat…)
Sehr geehrter P. Hagenkord,
ich hätte eine Wortmeldung von jemandem, der sich Pseudonym “NS” in Doppelung nennt ganz unabhängig vom Inhalt nicht freigeschalten.
@Dr.Hauber Meine beiden Vornamen beginnen/enden jeweils mit mit diesen selben Konsonanten, ich hatte – wie hier – fünf Minuten (etwa 18.25Uhr) später an P. Hagenkord noch einmal denselben Kommentar mit derselben Emailadresse mit “nisnis”, geschrieben, um Fehlinterpretationen vorzubeugen. P. Hagenkord hatte sich aber für die Veröffentlichung der ersten Version mit den fehlenden Vokalen in meinem Kürzel entschieden und hatte offenbar die zweite für eine versehentliche Doublette gehalten. Das, was Sie, Herr Hauber, da aus meinem Empfinden Ungeheuerliches in mein Kürzel hineininterpretieren, war wohl mehr ein taktisches Manöver und es diskreditiert die Unbescholtenheit Ihres Anliegens, insofern Sie inhaltlich dazu mit Verlaub absolut nichts eingebracht haben, wo ich doch gerade von mehr an fairer Debatte und von mehr an Inhalt geschrieben hatte.
Das kann man jetzt glauben oder auch nicht. Wenn jemand solche Initialen hat – auch ein Adam Huber oder Johann Gottstein muss sich das gefallen lassen -, muss man sich halt VORHER überlegen, ob man mit solchen Initialen ein posting hinterlässt. Nicht umsonst sind auch Nummerschilder mit AH oder 18 in prononcierter Stellung bei Autos in Deutschland verboten.
“Warum der Vergleich falsch und total unangemessen ist? Ganz einfach: man kann die Darstellung nicht vom Dargestellten trennen.”
Meiner Ansicht nach kann man Darstellung vom Dargestellten manchmal trennen, aber nicht immer.
Ob man es hier könnte ist allerdings irrelevant.
Denn als Grundsatz gilt, dass man das am wenigsten schwerwiegende Mittel einsetzen soll, also bei Vergleichsargumenten das am wenigstens schwerwiegende.
Und wenn man in der Weise die Auftritte des Papstes kritisieren will, wäre es ausreichend gewesen etwas zu sagen wie:
Ein Fußballstadion, wo Zigtausende auf eine einzelne weiße Gestalt in der Mitte ausgerichtet sind, das ist eine viel mehr die Person ins Zentrum stellende Sprache als das umständliche, verstaubte Hofzeremoniell von einst.
Die sich selbst in die Mitte rückenden Männer und Frauen der Moderne, Politiker im Wahlkampf wie z.B. Obama oder Clinton oder auch Popstars wie Madonna haben ganz andere Stilmittel gebraucht, um sich ins rechte Licht setzen, und so hält es auch der heutige Papst.
Damit kritisiert man ebenfalls das Auftreten, aber man beschränkt sich auf Vergleiche mit etwas harmloseren Personen. Und es ist durchaus zutreffend, dass das Szenario, eine einzelne Person ist der Focus eines ganzen Stadions eben schon einigen Auftritten von Politikern oder Popstars entspricht.
Ich schließe mich also an, dass Moosebach da deutlich daneben gegriffen hat. Und die Herder Korrespondenz trifft eine Mitschuld, das zu verbreiten und/oder da nicht mäßigend auf Moosebach selbst eingewirkt hat; das Auftreten von US Präsidentschaftskandidaten auf Nomierungsparteitagen ist ja hinreichend bekannt.
Richtig. Weil es zwischen Stars und Päpsten Vergleichspunkte gibt – übrigens nicht nur bei Franziskus, auch bei dem von Mosebach so sehr verehrten Papst Benedikt, und schon bei dessen Vorgänger. Hier gibt es auch Untersuchungen zu, sehr gute sogar. Das kann man dann kritisieren oder richtig finden.
lieber@ Pater Hagenkord, ENDLICH sind Sie dem jesuitischen(?) Abwägen mal ein wenig “entsprungen” und schreiben direkt ihre Empörung nieder, vgl. auch den Beitrag bei katholisch.de mit dem super Foto.. !!
aber trotz meiner bald 70J bin ich-gottseidank-auch bei solchen “News” noch leicht auf 100.. gottseidank ..
aber selbst das Büchner Gremium
– das den gleichnamigen Preis verleiht,
BÜCHNER : der Dichter des LENZ und WOYZEK !!! ua.
(ist ja jung verstorben).
hat diesem Blender diesen Preis verliehen; ja und auch der geschätzte Navid Kermani ist auf diesen Herrn reingefallen.
was mich aber bis ins Mark erschüttert ist folgendes:
:Aus meiner Sicht ist der NEONAZISMUS, also die Erben Hitlers und Mussolinis dieser tödliche TUMOR mit der Assistenz Putin und Trump europaweit sehr aggressiv auf dem Vormarsch-nächste Etappe Europawahl ! beschämend ist,dass selbst die demokratischen Fraktionen im Bundestag für diesen schweren Rückfall in die 1930er Jahre als ” Politischen patriotischen Populismus”” bezeichnen.. diejenigen die Otto Wels im Unterricht verstanden haben sind doch eher die Ausnahme……
was hat das nun mit diesem sog. Schriftsteller zu tun??
JA hat es; denn da gibt’s inzwischen Vernetzungen mit ultra konservativen Kath.Sekten mit den entsprechenden Portalen(!!!)
fällt das seriösen Medienschaffenden nicht auf?
diese Sekten sekundieren – politisch- sehr mit dem Neo-Nazismus!
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für mich ist Franziskus neben anderen im Vatikan und mir bekannten Leuten die tolle Arbeit leisten der Grund das ich NOCH(!!) Mitglied in der ” Körperschaft öffentlichen Rechts -Böll” bin.
Klar, langsam müsste er mehr Deutlichkeit gegenüber so manchem Kurialen und mach emer. Kardinälen zeigen, dass wir im 21. Jahrhundert leben-
manchmal erwecken so einige den Eindruck das wir es mit einem “KURIALEN POLITBÜRO zu tun hätten..
ja und er selbst sollte solche Begriffe wie “Auftragsmörder ” seine etwas einseitige Sicht über Gender mainstreamig bzw., Homosexualität differenzierter betrachten.
ABER er ist eigentlich der letzte wirkliche globale multilaterale Team Player
und das ist auch eine Begründung dafür, dass ich noch nicht ausgetreten bin!
meine Grundüberzeugen : VATER UNSER – SELIGPREISUNGEN – BROTBRECHEN -, Die vage Hoffnung auf die Auflösung jenes Geheimnisses der “UNBEGREIFLICHLICHKEIT GOTTES” ???
sind davon nicht berührt.
An dieser Stelle mag ich Ihnen widersprechen. Natürlich ist da auch ordentlich Empörung drin, trotzdem finde ich das Abwägen nach wie vor wichtig, auch hier. Ich mache keine Neonazi-Vorwürfe, ich denke das geben die Sätze von Mosebach nicht her. Ist er ein Brandstifter? Vielleicht. Das mag ich nicht entscheiden. Deutschland hat aber eine lange Tradition in der Auseinandersetzung mit Nazi-Vergleichen, die selbst ansonsten unbescholtene Bürger ziehen. Und das ist schlimm genug.
Da sollte man schon genauer hinsehen, was es ist, was da gesagt wird, was da passiert. Denn es gilt: um wirkungsvoll zu sein, muss ich wissen, wem ich entgegen treten will. Übertreibungen führen uns da nicht weiter.
Pater Hagenkord, das ist eben meine Sicht.
mag auch daran liegen, dass ich auch zu den vielen gehöre, deren Väter vom Hitler Faschismus UND erweiterten Stab -die Blutzeugen des 20. Juli natürlich ausgenommen.. – zum Morden gezwungen(!!)wurden- beim frühen Böll oder bei Wolfgang Borchert dokumentiert.
unsere Väter waren alle -mehr oder weniger – traumatisiert !!
dieses klare Wort :
Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts..
und wenn man genauer ´hinschaut : , populistisch ist da eher die CSU-
ABER diese ist eine demokratische Partei so wie es auch der Strauß war!- und in deren Reihen gibt’s auch den Manfred Weber und besonders den Gerd Müller!!
DESWEGEN auch schütze ich also auch die Patrioten- ich erinner 2006 Fußball WM. München Marienplatz
Viele haben auch mit der Flagge ihres Landes “ihre” Mannschaft unterstützt- das war DER Patriotismus der der multinationalen Gemeinschaft gedient hat und der ist DANN wunderbar..
aber die Gaulands oder Salvinis hetzen doch gegen die “Archen” die Flüchtlinge gerettet haben und das von diesen Leuten verhindert wird!!
es gehört -nach dem Kulturbruch- zu dem Bleibenden der Kanzlerschaft Angela Merkels, dass diese scheinbar.. unterkühlte Physikerin mit VIELEN ANDEREN 2015 das gezeigt hat was die Geschichte vom Samariter auch -mehr global- bedeutet.. nicht umsonst gibt’s zwischen ihr und PF eine offensichtlich recht starke innere Verbindung ..
Franziskus ist-meines Wissens -der einzige der gegen die Rüstungsindustrie DEUTLICH Stellung bezieht – denn diese sind alle inspiriert vom Teufel-wie er sagen würde..
ich kenne noch den Unfug, das es gute amerikanische und böse russische Waffen gibt- nein es gibt dieses Aufteilung nicht..
Preisfrage . woher kamen den die Waffen des IF? und die vom Jemen??
sicher brauchts natürlich eine möglichst starke und hoffentlich in vielen Ländern demokratisch legitimierte Polizei mit dem entsprechenden “Material”
damit`s nicht so pessimistisch ausklingt :
die jungen Schüler und Studenten – auch mit Unterstützung von Schellnhuber ua. .. sie stehen fürs LEBEN!
und solche meint F auch wenn der die jugendlichen ermuntert- “Krach machen “..
Schönen Abend noch.
“:Aus meiner Sicht ist der NEONAZISMUS”
Ich finde die Verwendung dieses Begriffes vollkommen überzogen und kontraproduktiv, wenn er allgemein für die sogenannten populistischen Kräfte verwendet wird.
Erinnere mich an eine Diskussionssendung zwischem einem CDU-ler (Ich meine Armin Laschet, bin aber nicht sicher) und Gauland; der härteste Vorwurf vom CDU-ler an Gauland:
Sie vertreten gesellschaftliche und familienpolitische Vorstellungen wie in den 90gern.
Die Absurdität, jemanden der gesellschaftpolitisch in die 90ger oder auch in die 50ger oder 60ger zurückwill, als Nazi zu bezeichnen, sollte eigentlich offensichtlich sein. Weder in den 50ger noch in den 90gern haben die Nazis in Deutschland geherrscht; wer also in diese Zeiten zurückwill, gegen den ist – unabhängig von sonstiger Kritik – der Vorwurf Nazi vollkommen überzogen.
(Wobei ich nicht ausschließen will, dass einige der “Populisten” tatsächlich nazi-ähnliche Denke haben; aber halt nicht alle)
@mig . die Antwort´, die ich Pater Hagenkord gesendet habe, würde ich ihnen auch schreiben..
haben Sie die 50/60er Jahre noch persönlich erlebt?
es gibt da diesen starken Spielfilm über Fritz Bauer empfehlen…
ich lese ihre Posts bisweilen mit Gewinn.. aber zu diesem (!)Thema werde ich nicht mehr im Blog schreiben.
schönen Abend
beste Wünsche
“haben Sie die 50/60er Jahre noch persönlich erlebt?”
Ich lebe im hier und jetzt und will im hier und jetzt grundsätzlich vermeiden, dass Nazis an Einfluss gewinnen.
Kennen Sie die Fabel von Aesop mit dem im englischen viel aussagekräftigeren Titel “The boy who cried wolf”?
Wenn man vermeiden will, dass Nazis an Einfluss gewinnen, muss man sie als solche erstmal erkennen. Und da sind Leute, die jede Migrationsskeptiker oder EU-Skeptiker als nazi bezeichnen überhaupt nicht hilfreich.
Bei mir sind solche Leute seit 2002 vollkommen untendurch, seitdem ich damals in der Uni Flyer fand, die den damaligen Kandidaten Stoiber quasi mit Hitler gleichsetzten; was glaubten die Spaßvögel, was ein ehrlicher, anständiger und um ein “Nie wieder” bemühter Mensch logischerweise hätte tun müssen, wenn er diesen Flyer ernst genommen hätte und Stoiber gewonnen hätte? Was macht man als anständiger Mensch, wenn Hitler II zum Kanzler gewählt wird?
Sicher keine Demos, denn die würden Hitler II nicht aufhalten.
Ich bin immer wieder erstaunt, dass ich selbst intelligente Menschen dagegen sträuben zu erkennen, daß alle Religionen rundum totalitär sind. Wer hat hier wohl von wem gelernt, wie man Menschen fischt?
Und Sie meinen, Ihre überheblichen Aussagen würden daran was ändern?
Zorn und Ärger kann ich nachvollziehen, doch wir sollten uns dann auch fragen, was wir aus dieser Geschichte lernen können. Für mich komme ich dabei zu folgendem Ergebnis:
Die Herder Korrespondenz ist sicherlich nah am Markt, am Puls der Zeit und hat ein gutes Gespür für die Strömungen im deutschen Katholizismus. Offensichtlich haben wir es in unserer Kirche mit einer breiten Strömung von zunehmend aggressiver Ablehnung der Reformbemühungen seit dem 2. Vaticanum bis hin zu Papst Franziskus zu tun.
Die Emotionalität der Äußerungen zeigt, dass Befindlichkeiten im Spiel sind, die dem rationalen Diskurs nicht zugänglich sind. Wie heißt es so schön? „Ideen können diskutiert, Situationen müssen unterschieden werden.“ Meiner Einschätzung nach werden Diskussionen an dieser Stelle nicht mehr weiter führen. Ich für meinen Teil nehme diese Haltungen einfach nur noch zur Kenntnis und bemühe mich, gelassen zu bleiben.
Wenn also die Situation geklärt ist, was ist dann zu tun? Eben: tun, jetzt erst recht: handeln! Ich versuche das seit längerem in den vorhandenen Strukturen / Gremien wie z.B. KV, PGR, Arbeitsgruppen, Kaminkreisen etc. und muss sagen, das ist ein sehr mühsamer Prozess. Zum Selbstgefühl der Kirche gehört mittlerweile, dass das alles ja doch nichts bringt – „wir wollen es aber trotzdem noch mal versuchen.“ Was ist das für ein Gottvertrauen!?
Jetzt mal leicht vulgär: „Mit dieser Truppe kann man noch nicht einmal ein Scheißhaus stürmen!“ Es müsste uns also gelingen, diejenigen zu finden, die wirklich Interesse haben, die es ernst meinen. Und ich glaube, die finden wir weniger in der Kirche als vielmehr außerhalb, im Kreis der Sympathisanten, für die Papst Franziskus noch ein Hoffnungsträger ist, die sich von der katholischen Kirche tatsächlich noch einen wesentlichen Beitrag zur Lösung unserer drängenden globalen Probleme erwarten.
Ich persönlich halte Mosebach schlicht für überschätzt. Wer einen Papst wie Paul VI. schon massiv beschimpfen muss, weil er der überwältigenden Mehrheit – nämlich 99,8 % – mit der Liturgiereform die Gottesdienste in der Muttersprache zurückgegeben hat, hat schlicht nicht ein falsches, sondern gar kein Verständnis für die Theologie der Gottesdienste im Speziellen und Theologie im Allgemeinen. 2 Promille – um diese Größe geht es nämlich – der Katholiken sind Liturgienostalgiker und soviele sind es nämlich auch, die schreien, als wären sie 200%. Ich muss den Vatikan schon auch kritisieren, denn die Evaluation von Summorum Pontificum – der Wiederzulassung der unreformierten Liturgiebücher, die ja nach 3 Jahren in Aussicht gestellt war, kam nie. Weil man wusste, dass man mehr als 99% der Katholiken für 2 Promille vor den Kopf stößt (und die Juden wegen der Karfreitagsfürbitte übrigens gleich mit)?
Ich denke nicht, dass P. Hagenkords Meinung zu Mosebachs Verbalentgleisung mit dem Nazivergleich sich ändert, wenn 99,8 % der Katholiken diese Entgleisung guthießen. Ich würde Ihnen daher nahelegen wollen, hier auch wie der Verfasser des Artikels es tut: auf inhaltliche Aspekte zu schauen und nicht mit dann völlig gleichgültig Mehrheitsverhältnissen zu argumentieren.
Ich denke nicht, dass P. Hagenkords Meinung zu Mosebachs Verbalentgleisung mit dem Nazivergleich sich ändert, wenn 99,8 % der Katholiken diese Entgleisung guthießen. Ich würde Ihnen daher nahelegen wollen, hier auch wie der Verfasser des Artikels es tut: auf inhaltliche Aspekte zu schauen und nicht mit dann völlig gleichgültigen Mehrheitsverhältnissen zu argumentieren.
Übrigens sind es z. B. nicht 99,8% der Katholiken, sondern etwa 9 %, die im ‘Neuen Ritus’ feiern – darin zudem auch noch einige Messen in Latein (wie vom Sel. Paul VI. vorgesehen). Die ‘Alten Messen’ sind da (logischerweise auch statistisch) in vieler Hinsicht gewichtiger als Sie das darstellen.
“etwa 9 %, die im ‘Neuen Ritus’ feiern”. Also wenn ich mir die Anzahl der Gottesdienste im neuen Ritus anschaue und die Besucherzahlen, dann sind das sicher mehr als 9 %. Und es sind 2 Promille. Auch sonst sei nur bemerkt, dass der selige Paul VI. schon seit einem halben Jahr heiliggesprochen ist. Aber in tridentinischen Kreisen dauert es manchmal eben länger, bis man in der Gegenwart angekommen ist.
Interessant ist doch, dass Martin Mosebach Hitler und Stalin als “starke Männer der Moderne” bezeichnet. Das waren keine starken Männer, sondern kleine Egozentriker und grausame Mörder. Ich kenne Martin Mosebachs Romane und weiß er ist der Sprache mächtig, um so widerlicher ist dieser Vergleich. Aber auch Martin Mosebach ist wohl ein ewig Gestriger mit einem Hang zum modernen Populismus. Denn genau durch solche Äusserungen versucht man doch heute sein Produkt zu vermarkten. Ich kaufe kein Buch mehr von ihm und versuche seinen Namen zu vergessen.
Merkt Herr Mosebach nicht, dass sein abstruser Hitler- und Stalin-Vergleich sich gegen ihn wenden und man seine Wortmeldung nach dem gleichen Muster mit Goebbels und “Prawda” vergleichen könnte?
Ich bekam die aktuelle “Herder Korrespondenz Spezial”, in der das Streitgespräch zwischen Herrn Sternberg und Herrn Mosebach abgedruckt ist, als Abonnentin erst vor drei Tagen zugestellt. Ich finde das Interview im Ganzen und im Original sehr interessant, und mir erschließt sich nicht, weshalb Herder Korrespondenz es nicht abdrucken sollte.
Nach Ihrem Thema, Herr Pater Hagenkord, war ich sehr gespannt auf das Heft und seinen Inhalt.
Ich frage mich jetzt, WER diese Zeitschrift überhaupt liest. Was befürchten Sie denn für deren Leser, dass Sie diese für mich so wichtige Zeitschrift so runterziehen müssen? Dass diese Leser nicht selbstständig denken können?
Ich bin nicht Theologin, sondern interessiere mich einfach für unsere (wohl gemeinsame) Römisch – Katholische Kirche. Dass Sie irgendwo in diesem Ihrem Blogthema Thomas Sternberg als Streitgesprächsteilnehmer erwähnt haben, ist mir nicht in Erinnerung. Leider, denn DER vertritt ganz verständlich eine ANDERE Sicht! Und auch die Interview-Fragen sind neutral … und lassen beiden Teilnehmern ihren Raum.
Herrn Mosebachs “Werken” widme ich keine Zeit, dafür habe ich als noch aktive Familien-Groß-Mutter keine Kapazität. Interviews mit Thomas Sternberg dagegen lese ich IMMER… das mag was sagen über meine katholische Ausrichtung.
Ich empfinde es nun, nachdem ich es selbst in der “HK Spezial”- schwarz auf weiss – lesen konnte, nicht gut, dass Sie hier ein Thema in abgekürzter Form präsentieren. Es erinnert mich irgendwie an “Fake News”!
Erst einmal danke für die konstruktive Lektüre meines Textes.
Dann darf ich aber kurz darauf hinweisen, dass es mir in meinem Stück vor allem um die Werbung geht, die der Verlag mit dem Hitler-Stalin-Vergleich macht. All das Ausgewogene passiert da nicht.
Und darf ich nachfragen: Sie finden es ok, einen Nazi-Vergleich zu ziehen? Und abzudrucken?