„Es gibt nichts Gutes / außer: man tut es“. Auch wenn dieses Epigramm Erich Kästners philosophisch vielleicht nicht auf sicherern Beinen steht, hat es doch einen wahren Kern: Wer die Hände in den Schoß legt und wartet, dass etwas passiert, darf sich nachher nicht darüber beschweren, dass nichts passiert.
Viel wird in diesen Tagen über Aufbrüche gesprochen, beim deutschen Katholikentag nächste Woche in Mannheim, hier in Rom bei der Vorbereitung der Bischofssynode zur Verkündigung in der modernen Welt, oder um den römischen Begriff zu benutzet: Bei der Neuevangelisierung, und überhaupt: Es braucht Aufbruch. Der wird aber nicht passieren, wenn man auf Projektgruppen und Umsetzungspläne wartet.
Ein erfolgreiches Projekt in Sachen Aufbrüche ist die Marke ‚YOUCAT’. Begonnen hatte es mit der Idee, dass der Katechismus der Katholischen Kirche eine Jugendversion brauche. Mittlerweile ist es eine erfolgreiche und medienübergreifende Bewegung, was sicher an den Machern liegt, aber mindestens so viel auch daran, dass hier offensichtlich ein Energiereservoir angezapft wurde, was viel Aufbruch ermöglicht.
Neben dem YOUCAT selbst, dem Katechismus in jugendgemäßer Form, hat sich diese Initiative vor allem im Internet bewegt. Stefan Ahrens ist Mitarbeiter dort und zuständig für die Vernetzungen und das Netz. Ich habe ihn gefragt, was Kirche von Initiativen wie dem YOUCAT lernen kann.
„Was man zuerst vielleicht lernen kann – um es etwas unbescheiden zu sagen – ist, dass man mit relativ wenigen Mitteln ins Internet gehen kann und auch mit wenigen Mitteln Menschen erreichen kann.
Im August 2011 sind wir mit dem YOUCAT online gegangen, wir haben die internationale Hompage youcat.org ins Leben gerufen, die mittlerweile in acht Sprachen online ist. Außerdem sind wir auf Facebook altiv und haben eine eigene YOUCAT Gruppe, in der etwa 27.000 User Mitglied sind. Angegliedert an diese Hauptgruppe auf Facebook sind so genannte „Study Groups“, d.h. es gibt Gruppen, in denen sich Jugendliche in Gruppen treffen, un in denen Sie über den Glauben sprechen können.
Wir haben seit August letzten Jahres über 170 Study Groups bei Facebook freigeschaltet – das waren immer Jugendliche, die sich bei uns gemeldet haben, um eine solche Gruppe zu gründen. Die Mitgliederzahl dieser Gruppen variiert, man kann sagen von zwei bis 2.000. Auf den Philippinen gibt es sogar eine Gruppe mit 12.000 Usern.
Da wird sehr lebendig über den Glauben gesprochen und auch mal kontrovers diskutiert. Wir haben mit sehr wenigen Mitteln sehr viele Leute erreichen können, die sich über den Glauben austauschen möchten.
Im Vorwort zum YOUCAT hat Papst Benedikt geschrieben, dass es sein Herzenswunsch sei, dass Jugendliche den Katechismus studieren, Lerngruppen bilden und sich im Internet austauschen. Hier haben wir den heiligen Vater beim Wort genommen.“
Die YOUCAT Initiative beschreibt sich selbst auf der Webseite als Marke, wobei Marken ja normalerweise sich selbst vermarkten. Was will diese neue Marke darüber hinaus bei jungen Menschen erreichen?
„Wir haben festgestellt, dass es wirklich einen großen Durst gibt – gerade unter jungen Menschen – nach Glauben und einen großen Durst nach Wissen über den Glauben. YOUCAT selber ist nicht nur der Katechismus, sondern unter dieser Marke YOUCAT entstehen gegenwärtig viele Buchprojekte. Im Herbst ist ein YOUCAT Gebetbuch veröffentlicht worden, im kommenden Herbst kommt ein YOUCAT Firmkursbuch heraus, und im nächsten Jahr kommt der „DO-CAT“ heraus, von to do, etwas tun. Damit soll die Soziallehre der Kirche verständlich gemacht werden. Sozialethiker schreiben Artikel zur Soziallehre und Jugendliche entwerfen To-Do-Listen, wie das im Alltag gelebt werden kann.
Das Internet ist der zweite Pfeiler. „Bei einer Tagung zum Thema ‚Gott im Web’ in Heiligenkreuz am vergangenen Wochenende hat Erzbischof Celli [Vatikanverantwortlicher für soziale Kommunikationsmittel] klar gesagt, dass die katholische Kirche im Internet mutiger agieren sollte. Er hat davon gesprochen, dass das Internet nicht einfach nur eine Sache ist, die man bedient oder nutzt, sondern man ‚ist’ wirklich im Internet. Es ist ein digitaler Kontinent, auf dem man sich bewegt. Bei Facebook sind 900 Mio User, das heißt, dass die Menschen wirklich im Internet sind.
Der dritte Eckpfeiler ist das YOUCAT-Zentrum, dass jetzt am Freitag eröffnet wurde. Da sollen sich Jugendliche auch wirklich treffen können und über den Glauben austauschen.“
Was ja eine interessante Entwicklung ist. Mit der Eröffnung dieses Zentrums in der Augsburger Innenstadt an diesem Freitag gehen sie noch mal einen Schritt zurück oder weiter, je nachdem, wie man das sieht: Vom Buch, also etwas Realem, erst in die Virtualität des Internets und nun wieder zurück oder weiter in die reale Welt. Was erhoffen Sie sich von diesem Schritt?
„Wir wollen zu einer Art Vollständigkeit gelangen. Wir wollen nicht den Fehler begehen und sagen, dass Glaubensverkündigung nur noch im Internet stattfindet. Wir wollen uns dann auch in der realen Welt um uns über den Glauben von Angesicht zu Angesicht austauschen.
Wir wissen, dass wir dabei Neuland betreten, aber wir sind gespannt, wie wir diesen Dreiklang zwischen der Buchmarke YouCat, dem Internet und der realen Begegnung hinbekommen. Aber wir sind da ganz hoffnungsvoll.“
Was müsste passieren, damit sie in zwei oder drei Jahren das Projekt rückblickend als Erfolg bezeichnen würden?
„Dass sich immer mehr Menschen inspiriert gefühlt haben, und sich mit wenigen Mitteln und nicht durch das Warten auf das Oben in der Kirche auf den Weg machen. Dass man sagt: Jeder kann etwas tun für den Glauben. Jeder kann eine Glaubensinitiative starten. Das ist das, was ich als Lehre aus dem YOUCAT Projekt ziehen würde. Man kann, ohne dass man dazu aufgefordert werden muss, etwas für den Glauben zu tun.“
Vom YOUCAT zum DOCAT, wenn das keine Bestätigung für Erich Kästner ist, dann weiß ich auch nicht.
Ich habe mir (Oma63) den Youcat gekauft und bin begeistert.
Wenn ich an den trockenen Katechismus meiner Jugend denke..
Meine Enkel bekommen ihn als Geschenk.
Hallo, Tilda, kann ich nur bestätigen. 😉
eine echte Erfoklgsstory; wenn sich sogar drei prubertierende Burschen dafür interessieren und jeden Tag ein paar Punkte lesen (=Augenzeugenbericht)..
Wünsch dem YouCat einen großen Erfolg!!
Der YOUCAT ist wirklich toll und er kommt sehr gut an wenn ich ihn empfehle oder verschenke.
Glaubensverkündigung und Präsenz im Netz ist inzwischen sehr wichtig, da man viele Menschen erreicht. Aber auch ruhig von Angesicht zu Angesicht mit anderen reden. Ich habe bisher sehr gute Erfahrungen gemacht, vorallem mit Jugendlichen. Die meisten Menschen haben mir sehr viele Fragen gestellt und ich war erstaunt wie wenig sie bisher über Jesus und den Glauben gehört hatten.