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Immer wieder Rücktritt

Veröffentlicht am 10. Februar 201810. Februar 2018

Es ist wieder soweit: Der Jahrestag der Ankündigung von Papst Benedikt XVI., von seinem Amt zurück zu treten. Fünf Jahre ist das nun her und für die meisten war klar und ist klar, warum das eine bedeutende Entscheidung war, auch wenn nicht alle einverstanden waren und sind. Die Bedeutung bestreitet niemand.

Es ist wieder soweit, zweiter Teil: was soll man heute noch über den Rücktritt schreiben? Alles ist gesagt, das meiste mehrere Male, Würdigung und Ablehnung gleichermaßen. Aber etwas muss geschrieben werden, also wird leider wieder versucht, ein Geheimnis zu lüften. Und um es zu lüften muss man erst mal sagen, dass es eines gibt. Das Geheimnis: Warum ist er wirklich zurück getreten?

 

Drängt sich da wirklich eine Frage auf?

 

In der Zeit-Beilage Christ und Welt wird dieses Unterfangen von Wolfgang Reinhardt unternommen, Professor in Fribourg in der Schweiz und Autor zahlreicher Bücher über zahlreiche Päpste, auch von mir geschätzt. Nur leider schreibt er ein Stück, dem ein Satz zu Grunde liegt, „Es drängt sich die Frage auf, warum Benedikt XVI. wirklich zurücktrat.“

Mit Verlaub, diese Frage drängt sich nicht auf. Wenn wir im Sprachspiel bleiben, wann wird sie aufgedrängt. Der Vergleich mit Papst Coelestin, der seit 2013 immer wieder bemüht wird, hinkt. Dass ausgerechnet ein Historiker Motivation und Umstände eines hochmittelalterlichen Papstes mit einem aktuellen vergleicht, verwundert.

Papst emeritus Benedikt XVI.
Papst emeritus Benedikt XVI.

Das alles ist aber nur Anlauf für das Argument von Prof. Reinhardt: Benedikt XVI. habe eine Kampfansage an die „Gegenwart als Zeit der Auflösung“ unternommen, habe gesehen, dass er diesen Kampf verlieren würde, und sei gegangen um Schaden abzuwenden.

Drei Punkte erlaube ich mir: Sowohl der Vorgänger als auch der Nachfolger von Benedikt XVI. haben sich immer wieder an der Gegenwart gerieben, die aktuellen Sätze von „diese Wirtschaft tötet“ und der „Kultur des Wegwerfens“ klingen uns in den Ohren. Das war kein Benedikt-Projekt. Er hat es auf seine ganz eigene und besondere Weise geführt, aber das spricht für seine besondere Prägung, die er ins Amt mitgebracht hatte, nicht für das Projekt.

 

„Vermenschlichung“

 

Zweitens spricht sich Reinhardt dagegen aus, den Rücktritt als „Vermenschlichung“ des Amtes zu verstehen. Also tatsächlich als die Einsicht eines Papstes, das seine Kräfte nicht mehr ausreichen, das Amt auszuüben. Und hierzu dient der Vergleich mit Papst Coelestin: „körperliche Gebrechen“ als Grund sei damals wie heute nicht ausreichend gewesen, außerdem habe damals wie heute keine „geistige oder gar geistliche Schwäche“ bestanden. Ergo: es kann nicht der Grund gewesen sein. Wow.

Wer beobachtet, was ein Papst tagtäglich tun muss und tut, welche Auswirkungen auch nur das kleinste Wort und die kleinste Geste haben, der kann spüren, welche Last auf einem immerhin über 80 Jahre alten Mann liegen. Einem Mann, der nach langer Reflexion zur Überzeugung kommt, seine Kräfte reichten nicht mehr, diesen Grund schlicht abzusprechen, ist schon steil.

 

Zukünftige Historiker

 

Und das führt mich zum dritten Punkt: Vielleicht war das Motivations-Gemisch ja nicht eindeutig, lassen wir also Spielraum. Aber durch die Hintertür zu verlangen, dass ein Papst sich bitte durchquälen solle und aus der Entscheidung von Johannes Paul II., seine Schwäche durchzuleben, eine moralische Pflicht zu machen, halte ich dann doch für etwas weit her geholt.

Der Autor wirft Benedikt XVI. vor, sich wie die Päpste des 17. Jahrhunderts gekleidet zu haben. Mir scheint eher, dass das Papstbild des Autors noch nicht wirklich im Heute angekommen ist. Das Amt ist nicht nur einem Menschen anvertraut, ist wie Reinhardt richtig sagt „individuelle Erwählung und Nachfolge“. Es muss auch immer unter sehr konkreten Umständen umgesetzt werden. Das kann mal weniger gelingen und mal mehr, die sehr lesbaren Bücher von Volker Reihnard erzählen genau davon. Aber dann sollte man etwas vorsichtiger sein, „wirkliche“ Motive für den Rücktritt zu postulieren. Oder vielleicht das historische Urteil kommenden Generationen von Historikern überlassen, die wirklich mit zeitlicher Distanz urteilen können.

 

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Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Geschichte, Kirche und Medien, Rom

9 Kommentare zu “Immer wieder Rücktritt”

  1. carn sagt:
    10. Februar 2018 um 17:39 Uhr

    „Aber dann sollte man etwas vorsichtiger sein, „wirkliche“ Motive für den Rücktritt zu postulieren.“

    Zustimmung; das landauf landab irgendwelchen Leute irgendwelche Motive unterstellen nervt; es gilt als erstes das, was die Person selber als Motive angibt; und wenn keine gegenteiligen Indizien erkennbar sind, dann ist das anzunehmen, sowohl aus Gründen des Anstandes als auch der Wahrscheinlichkeit.

    Allerdings muss man sagen, dass die von Papst Benedikt XVI. angegebenen Gründe sehr wohl den Raum lassen, dass gewisse Konflikte eine Rolle gespielt haben:

    http://www.spiegel.de/panorama/papst-benedikt-xvi-ruecktrittserklaerung-im-wortlaut-a-882616.html

    „Aber die Welt, die sich so schnell verändert, wird heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von großer Bedeutung sind, hin- und hergeworfen. Um trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Körpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, dass ich mein Unvermögen erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen.“

    Es gab also aus seiner Sicht gewisse Fragen, deren Auswirkungen auf die Kirche so erheblich waren (bzw. sind), dass eine gewisse Stärke für den Pontifex notwendig ist, um das richtige zu tun; diese Stärke sah er nicht mehr bei sich.

    Welche Fragen waren das? Keine Ahnung.

    „Sowohl der Vorgänger als auch der Nachfolger von Benedikt XVI. haben sich immer wieder an der Gegenwart gerieben,“

    Vielleicht das; wenn „an der Gegenwart reiben“ extrem wichtig für die Führung der Kirche ist und JPII hat das gut hinbekommen, BXVI auch gut, sah aber dann seine Fähigkeit dafür schwinden und nun macht eben FI weiter, dann war der Grund der Schwäche nicht vorgeschoben, sondern ehrlich; aber es stand eben in Bezug auf weitergehende Problematiken.

    Blos spekulieren, was das für Problematiken das waren/sind, ist ziemlich sinnlos, denn BXVI hat dazu nichts gesagt und die Menge an schwierigen Konfliktfeldern ist groß.

    Antworten
  2. Eskilcgn sagt:
    10. Februar 2018 um 22:39 Uhr

    Jepp Herr Pater, ich stimme Ihnen zu, es ist eigentlich alles gesagt. Und wer nach 5 Jahren etwas Neues sagt, der hat wohl eher Schwierigkeiten mit sich und den Tatsachen.
    Frei nach dem Motto: Was Peter über Paul sagt, sagt mehr über Peter aus, als über Paul.
    Ich kenne Herrn Reinhardt jetzt nicht und habe auch keine Lust gerade zu googeln, aber ich vermute mal sehr, dass er Schwierigkeiten bekommen wird, wenn seine Kräfte Schwinden und er sein Amt afgeben muss. Wir dürfen also auf schlimme Verspriritualisierungen gefasst sein.

    Und Apropos historische Tat. Auch nach 5 Jahre empfinde ich es immer noch so. Ähnlich wohl wie der Sekretär von Benedikt, der ja dieses Jahr davon berichtet hat.
    Ich weiß noch ganz genau wo ich war, als ich die Nachricht bekam. Es war herrlicher Sonnenschein. Ich war etwas verspätet auf dem Weg zum Rosenmontagszug in Köln als mir an unserem Treffpunkt Freunde entgegenkanen (alles Ausgeretene) die fast euphorisch sagten „Dein Chef dankt ab!“ Es hat etwas gebraucht, bis ich begriffen habe was sie sagen und was es bedeutet (War ja auch die Zeit von der Resignation von Kardinal Meissner). Aber dann haben wir mit einem leckeren Kölsch am Zugweg auf diese historiche Tat angestoßen.

    Seit 5 Jahren schon hebe ich, nicht am Jahrestag, sondern am Rosenmontag in Köln mein erstes Kölsch am Zugweg hoch und sage: Benedikt! Dat häste jood jemaat!

    So wie jeder weiß wo er / sie am 11 September 2001 war. Wissen KatholikInnen sicher alle wo sie waren als sie vom Rücktritt Benedikts erfuhren.

    Erzählen Sie doch mal. Wo waren Sie? Das wäre dann wirklich mal was Neues!

    Antworten
    1. Pater Hagenkord sagt:
      11. Februar 2018 um 10:27 Uhr

      Das wäre mal einen Post wert, ich schreibe das mal für das kommende Jahr auf … . Nur so viel: bei der Arbeit war ich. Ganz prosaisch.

      Antworten
    2. carn sagt:
      11. Februar 2018 um 18:48 Uhr

      „Aber dann haben wir mit einem leckeren Kölsch am Zugweg auf diese historiche Tat angestoßen.“

      „Benedikt! Dat häste jood jemaat!“

      Warum stößt man darauf an, wenn jemand, der eine Aufgabe eigentlich noch machen wollen würde, schlicht dafür nicht die Stärke mehr hat?

      Ich finde sowas grundsätzlich eher bedauerlich, außer „jemand“ und/oder „Aufgabe“ haben irgendwelche fragwürdigen ethischen Konnotationen.

      Antworten
      1. Pater Hagenkord sagt:
        12. Februar 2018 um 08:15 Uhr

        Man stößt an, weil jemand einer richtigen Einsicht gefolgt ist. Die Konsequenzen oder Gründe dazu mag man bedauern, aber das Altern ist nun mal eine Tatsache in unserem Leben, auch dei Schwäche.

        Antworten
      2. Eskilcgn sagt:
        12. Februar 2018 um 13:54 Uhr

        Jepp, der Herr Pater hat mich und meine Freunde verstanden.
        Sie sollten auch mal die wichtigste Tradition eines echten Katholiken pflegen und Karneval feiern. Ich habe schwer das Gefühl, dass Ihnen das mal richtig gut täte!

        Antworten
        1. carn sagt:
          12. Februar 2018 um 23:01 Uhr

          „Ich habe schwer das Gefühl, dass Ihnen das mal richtig gut täte!“

          Ihr Gefühl irrt sich; sowas kommt öfters vor; mein Gefühl irrte auch hinsichtlich der Umstände des Anstoßens auf den Rücktritt.

          Antworten
  3. bernard sagt:
    11. Februar 2018 um 10:45 Uhr

    „mir scheint, dass das Papstbild des Autors noch nicht wirklich im Heute angekommen ist.“ Zustimmung. Volker Reinhardt hat wunderbare Bücher zur Papst- und zur Rom-Geschichte geschrieben (mein Lieblingsbuch: „Im Schatten von Sankt Peter“). Und auch seine neue, gut 900-seitige, allgemeine Papstgeschichte („Pontifex“) ist großartig – jedenfalls, was die ersten 1870 Jahre der Kirchengeschichte betrifft. Zu sämtlichen Päpsten des 20./21. Jahrhunderts fällt Reinhardt definitiv nichts ein: er behandelt sie dürr, knapp, hölzern, oberflächlich, lieblos; eine einzige, für ihn offenbar sehr harte Pflichtübung.

    Antworten
    1. Pater Hagenkord sagt:
      11. Februar 2018 um 11:11 Uhr

      Das Buch kenne ich noch gar nicht, ich habe mich durch seine Renaissance-Päpste gelesen, vor allem Piccolomini. Sehr gut, das. Danke für den Hinweis.

      Antworten

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