Die Synode steckt in den Kleingruppen, von denen wir wenig hören und sehen werden; außer den Papieren natürlich, die sie an die gesamte Synode richten. Daneben gibt es die „modi“, also die Beiträge zum Arbeitsdokument, 473 davon gibt es allein zum ersten Teil des Dokumentes. Und jetzt – zum zweiten Teil – werden es sicherlich auch nicht viel weniger.
Das ist nicht fürchterlich spannend. Es ist kein Showdown, kein großer Konflikt. Es geht um Kirche und Familie, um Herausforderung und Sendung, es geht um die Worte Jesu und die Wirklichkeit der Menschen heute.
Und auch wenn einige lieber vom Thema ablenken und über Prozesse sprechen – wer entscheidet was? – wird am Ende doch ein Dokument stehen, dass in großen Teilen positiv über die Familie und die Kirche spricht. Es wird, da bin ich mir ziemlich sicher, das Rad nicht neu erfinden, es wird anders als von einigen befürchtet die Welt nicht in Erstaunen und die Gläubigen nicht in Verwirrung versetzen.
Die Frage ist, ob das schon ein Teil dessen ist, was Papst Franziskus mit seiner Reform, wenn ich das Wort hier einmal gebrauchen mag, erreichen will. Mit dem „Projekt Franziskus“. Ein Teil bei ihm ist immer der Weg, die Dynamik. Das hat er erreicht, Zeit ist wichtiger als Raum, also das Vorangehen ist wichtiger als das Besetzen von Positionen. Mehr Kleingruppen bedeutet mehr Debatte, nicht Vorlesen von vorbereiteten Statements, sondern aufeinander Eingehen. Aber bislang steht am Ende wieder ein langes Papier das – seien wir ehrlich – die wenigsten wirklich lesen werden. Und je länger es wird, desto weniger Leser wird es haben.
Keine Reform von oben
Also wird die Öffentlichkeit nach der 13-Kardinäle Geschichte und all den geweckten Erwartungen am Schluss da drauf schauen und sagen „das war alles?“ Wo sind die Entscheidungen? Wo die Öffnung? Wo die Reform? Er hat doch gar nichts erreicht!
Doch, hat er. Nur ist der Papst nicht jemand, der Ergebnisse vorschreibt. Er hat das Kirchenrecht in einem Punkt massiv geändert, nicht nur im Inhalt sondern in seiner Ausrichtung. Das heißt er ist durchaus willig, klare Entscheidungen zu treffen, wo klare Entscheidungen gefragt sind.
Im Rest der Fälle geht es aber um die Dynamik. Es geht darum, dass die Beteiligten mitmachen. Es geht darum, sich einzulassen, auch wenn es innere Widerstände gibt, die durch Erwartungen oder Befürchtungen genährt sind.
Nehmen wir uns einen Punkt vor: Die Synode wird – sehr wahrscheinlich – etwas zur Begleitung und Vorbereitung von Ehepaaren sagen. Jedenfalls würde mich nach der bisherigen Debatte verwundern, wenn nicht. Um zu sehen, ob das funktioniert, wird man es ausprobieren müssen. Nicht warten und sagen, dass das nicht reicht. Dass man etwas anderes will. Dass einen das Thema nicht interessiert. Dass man selber keine Zeit hat, sich an sowas zu beteiligen. Man kann den Papst nicht verstehen, ohne durch den Prozess zu laufen, den er anregt.
Ob die Struktur der Synode, so wie sie ist, sich dann auch weiter entwickeln wird, wird abzuwarten sein. Viele Instrumente können vielleicht ein wenig Kreativität vertragen. Der Vorschlag aus dem Saal, doch Prä-Synoden abzuhalten und sich vor dem Kommen nach Rom lokal oder kontinental zu treffen zeigt, dass einige Synodalen mitdenken, was den Ablauf angeht. Aber wie genau das stärkere Einbeziehen der Ortskirche und ihrer Bischöfe in die Entscheidungsprozesse der Weltkirche aussehen wird, ob es wirklich „nur“ durch das Verabschieden von Papieren geschieht, das wird sich zeigen.
Auch wenn die Schritte langsam sind und manchmal vor all den Erwartungshaltungen und Konflikten das Ziel etwas aus dem Blick gerät, glaube ich doch, dass der Papst gut auf seinem Weg ist. Auch in dieser Synode.
Ich glaube genau darin liegt die Herausforderung speziell dieser Synode, sie fordert ein aufeinander Zugehen in der Form, wie sie durch Papst Franziskus ins Leben gerufen wurde. Am Ende werden wohl weniger die Ergebnisse aus dieser Synode für einen pastoralen Fortschritt Ausschlag gebend sein, als vielmehr die Erkenntnisse aus dem Umgang miteinander und der Akzeptanz der tatsächlichen Gegebenheiten, die durch tägliche Anforderungen aus dieser Synode als Entwicklungsprozess ins Alltagsleben einfließen können. Die Synode dient ihren Teilnehmern also auch dazu, neue Wege zum selben Ziel zu finden, das für alle gleich formuliert sein muss, um dann auch wirklich Ertrag abwerfen zu können. Vielleicht glauben Kirchendiener zu wenig an die irdischen Inhalte Gottes, damit sie jeden Menschen durch Jesus reflektiert so sehen, dass daraus ein laufender Entwicklungsprozess durch ihre täglichen Handlungen entstehen kann, um dem menschlichen Werden nicht Unmündigkeit zu unterstellen sondern im bestehenden Glauben anzuleiten. Natürlich sollte Kirche ein Auge auf die globale Entwicklung des Menschen werfen, um dessen Gegenwart zu reflektieren, doch auch Kirche ist Teil dieser Gegenwärtigkeit, die nicht immer nur fördert sondern sicher auch manchmal behindernd wirkt. Auch Kirche ist also nur eine weltliche Gemeinschaft im Kampf um christliche Nächstenliebe für den alltäglichen Gebrauch. Das Hauptproblem scheint die fehlende Akzeptanz der menschlichen Eigenschaften zu sein, die auf dieses Leben einwirken indem sie Lebensenergie durch Ausgrenzung rauben oder durch Integration einbringen. Das Leben an sich bildet den reflektierbaren Raum ab, den sich Menschen ganz individuell bewusst machen können. Auch für diese Synode gilt also, der Raum ist immer nur durch die eigene Sichtweise begrenzt und niemals durch andere. Horizonte lassen sich nur eröffnen, indem man sie sich selbst erschließt und nicht indem man sie für andere beschließt.
danke Rosi Steffens für den ausgewogenen aber auch POINTIERTEN Brief:
Wenn Morallehre nicht mit der LEBENSWIRKLICHKEIT kommuniziert, dann
ist das auch eine Sünde gegen die Liebe.
ich habe noch kein neu-verheiratetes christliches Ehepaar kennengelernt ,welches aus oberflächlichen Motiven (vorübergehender Libido oder-Entschuldigung-Orgasmus Problemchen..) auseinander sind..
zumeist haben oft ALLE Beteiligten die “Hölle” gespürt und sind unendlich traurig..
ja, nicht die Gesunden brauchen den Arzt.. und ist die Eucharistie nicht AUCH ein “Medikament” ?
mit einer rigiden ABSTRAKTEN “schwarzen Pädagogik (vgl A.Miller )kommen wir damit nicht weiter..
Pater Hagenkord,
Sie sagen, der Papst hat das Kirchenrecht in einem Punkt massiv geändert, nicht nur vom Inhalt her
sondern auch von seiner Ausrichtung her.
Können Sie das nochmal etwas genauer erläutern? Inwiefern hat er es inhaltlich geändert und inwie-
fern in seiner Ausrichtung?
im Newsletter 2 Beiträge die mein Anliegen untersteichen..
Schönen Abend noch
Ulli Hopfener
..grad eben noch den neuen Blog von Abt Jeremias gelesen..
wunderbar dass es bei uns in Bayern nicht nur Seehofer aber
auch diesen exemplarisch-humorvollen Christen gibt!!
DANKE ABT Jeremias
Nochmal der Abtpräses:
http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/der-papst-will-dass-bei-der-synode-was-rauskommt