Es klingt ein wenig wie Triumphgeheul: in der Zeitung „Die Tagespost“ hofft ein Kommentar auf ein „Versanden in Bedeutungslosigkeit“ des synodalen Weges. Das Unterfangen ähnle bereits einem „konkursreifen Betrieb“. Ist das so? Ist der synodale Weg vorbei, noch bevor er richtig begonnen hat?
Richtig ist, dass wir nicht einfach wieder zurück können zum Vorher. Jetzt ohne die in der Corona-Krise gewonnen Erfahrungen und Einsichten einfach weiter zu machen wäre fahrlässig. Deswegen bin ich eindeutig dafür, jetzt nicht eine zweite Vollversammlung abzuhalten, sondern einen Zwischenschritt zu gehen, der genau das ermöglicht.
Ist der synodale Weg vorbei?
Das ist kein autoritatives Entscheiden der Leitung, sondern ein verantwortungsvolles und reflektiertes Umgehen mit den Themen in einer außergewöhnlichen Situation.
Aber wie können wir weiter gehen? Jedenfalls nicht damit, dass wir uns in Gewinner und Verlierer aufteilen. Wer setzt sich durch? Wessen Ansicht von Kirche dominiert? Das ist die Einstellung hinter dem eingangs zitierten Kommentar, aber das bringt uns nicht weiter.
In der gleichen Zeitung wies vor einigen Tagen Kardinal Rainer Maria Woelki darauf hin, das für viele der synodale Weg gar kein offener Prozess sei, sondern klar auf bestimmte Vorgaben zusteuern müsse. Da stimme ich zu. Immer wieder gibt es Stimmen, die jetzt schon vorgeben wollen, was heraus zu kommen habe. Übrigens nicht nur auf der gerne als „progressiv“ beschriebenen Seite, diese Einstellung gibt es überall.
Offenheit ist gefragt
Wir brauchen aber das Risiko der Offenheit. Hinter all den Debatten steht doch die Frage, warum es sich heute lohnt, zu glauben. Die traditionellen Plausibilitäten brechen weg. Wir müssen neu entdecken, wie wir Kirche leben können. Dabei darf es dann nicht um Dominanz-Fragen gehen: Wer bestimmt? Wer sagt, was heraus kommen darf? Und dabei darf ich auch nicht Glauben gegen Reform ausspielen. Bischof Heiner Wilmer hat das auf sehr persönliche Art in der vergangenen Woche beschrieben.
Jetzt öffentlich Geschütze gegeneinander zu richten, bringt niemandem etwas. Viel mehr ist Knotenlösen gefragt, Geduld, Offenheit. Das ist und bleibt anstrengend. Ein fertiges Muster gibt es nicht. Den Weg müssen wir schon selber gehen. Aber es wird ein wenig einfacher, wenn wir uns zumindest nicht gegenseitig Steine in den Weg legen.
Die „Tagespost“
-übrigens mit langer Tradition wenigstens zurück in ca 1960-
hatte schon immer ihren pointiert- „Konservativen“Standort,
meinen Präfekten im Internat und dien Klerikern damals(!) war sie so was wie eine kirchliche Verlautbarung..
Heute ist die Auflage zwar ziemlich übersichtlich- aber der Einfluss bei Klerikern wie Müller oder Vorderholzer Ist nicht zu unterschätzen..
Auf DIEESN Kommentar möchte ich eigentlich eingehen, weil er dem Niveau von BILD (!!!) nahekommt..
( Vgl in diesem Medium die Verunglimpfung von Herrn Drosten))
Also – aus meiner Sicht- sollte man auch in diesem Falle auf die Pressefreiheit!! hinweisen und damit ist gut..
Es gibt wichtigeres als sich über SOLCHE Kommentare zu ärgern geschweige denn diese als RELEVANT für eine konstruktive Diskussion zu verwerten..
Ich meine wir sollten unsere begrenzte Energie nicht unnötig belasten!
„Auf DIESEN Kommentar möchte ich eigentlich NICHT (!!) eingehen..“
KORREKTUR
Wer eine Reformation in Deutschland will, ist beim synodalen Weg sicherlich gut aufgehoben. Allerdings hatten wir in Deutschland bereits eine Reformation.
Als deren Ergebnis gibt es in Deutschland kirchliche Vereinigungen, in denen alle strittigen Punkte des synodalen Weges seit langem realisiert sind. Wem diese Punkte wichtig sind, dem steht es frei, sich dorthin zu begeben. Ich respektiere das. Als jemand, der diesen Weg nicht gehen will, erwarte ich aber auch, daß diese Reformatoren akzeptieren, daß es eine Katholische Glaubenslehre gibt, die sich von ihren eigenen Vorstellungen unterscheiden kann. Und ich erwarte, daß sie die Toleranz aufbringen, es für die im Glauben verwurzelten Katholiken dabei zu belassen.
Dieses Land will bunt und divers sein. Nur nicht in Glaubensfragen. Da sollen es gefälligst nur noch einheitliche, mainstreamkonforme Wohlfühldiensteanbieter geben.
Mit Respekt, in dieser Vorwurfs- und Wagenburghaltung kommen wir im Glauben nicht weiter. Uns ist das Weitertragen, die Verkündigung aufgegeben. Da hilft es überhaupt nicht, sich hinter Mauern zu verziehen und zu sagen, so und so gehe das, alles andere sei von Übel.
Außerdem: beim synodalen weg geht es nicht um Reformation. Das ist eine völlig falsche Einschätzung.
@Gerda, wenn das „katholische , also weite Kirche sein soll., für die Sie apodiktisch stehen, dann wäre ich nicht mehr in einer solchen Gruppierung Zuhause bzw eingetragenes Mitglied
Was ich hier in den Kommentaren vermisse, sind die Vertreter einer “gemäßigten Mitte”, die sich alle Standpunkte anhören, auch die von den so genannten Rändern, abwägen, was für sie persönlich akzeptabel ist und das, was an Forderungen subjektiv nicht akzeptabel ist, erst mal zu tolerieren, ohne “den Anderen” gleich schlimme Absichten zu unterstellen.
Hier im Blog versucht man, Konservative mundtot zu machen, das ist genauso wenig akzeptabel wie das Gegenteil.
Laut katholischem Glauben ist es sowieso der Hl Geist, der die Kirche leitet, also sollten wir ihm nicht die Flügel stutzen.
Diese erbitterten Flügelkämpfe in der Kirche wirken auf Aussenstehende sicher nicht überzeugend geschweige denn anziehend. Solche Kämpfe gehören in die Politik aber nicht in die Kirche Jesu Christi.
Nach wie vor finde ich es wichtig, den Anlass für den synodalen Weg nicht aus den Augen zu verlieren. Es war der Missbrauchsskandal. Die MHG Studie hatte die Kirche erschüttert. Das ungeahnte Ausmaß und die Vertuschung hatten die Bischöfe veranlasst, diesen Weg zu wählen.
Bei aller Diskussion um Forderungen und deren Berechtigung scheint mir dieser Ursprung oft nicht mehr präsent zu sein.Ich halte es für gefährlich da in eine Geschichtsvergessenheit zu geraten. Denn es geht nicht um x- beliebige Reformen, sondern um eine Kirche, die in der Lage ist glaubwürdig das Evangelium zu verkündigen.
Stimmt, ich habe auch den Eindruck, dass der ursprüngliche Anlass, den synodalen Weg überhaupt zu beginnen, nämlich die Ergebnisse der Missbrauchsstudie, in den Hintergrund getreten ist. Zumindest hört man nichts mehr davon.
Dann hat man sich hoffnungsvoll an die Amazonassynode dran gehängt, in der Annahme, der Papst würde danach grünes Licht für viri probati und Diakoninnen geben, was allerdings nicht der Fall war, und stellt bis heute, diese Forderungen in den Vordergrund, während kein Mensch mehr von der Missbrauchsstudie spricht.
Dh., es geht mal wieder nur um die eigenen Belange.
Ja, es geht um die eigenen Belange. Denn die Kirche steckte in einem Desaster nach der Missbrauchsstudie.Die Forderungen nach Überlegungen, wie das Amt gestaltet werden kann, sind aus dieser Situation heraus entstanden. Ein Weiter so wie bisher kann ich mir nicht vorstellen.
Von daher finde ich die Diskussion um viri probati, Frauen in kirchlichen Ämtern und Sexualmoral und Macht wichtig.
Ich denke, es ist auch gut, die Erfahrungen aus der Coronakrise zu reflektieren. Aber eben nicht um den Preis des Vergessens.
Es ist nur aber so, dass die “großen Reformthemen” nur in Rom entschieden werden können, deshalb hat Bischof Bätzing den Vorschlag gemacht, Frauen mehr Einfluss in der Kirche zu ermöglichen aber diesen von einer – z.Zt. nicht möglichen – Weihe zu trennen.
Um die großen Reformthemen verbindlich für die ganze Weltkirche zu entscheiden, wäre ein neues Konzil notwendig.
Das Risiko, das ich beim synodalen Weg sehe, ist, dass man den Gläubigen Hoffnungen macht, die auf nationaler Ebene nicht erfüllbar sind.
Die Erwartungs-Frage ist spannend. Dem will ich mal nachgehen. Vielleicht erst mal so: ich würde genauer hinschauen wollen, wer da genau welche Erwartung weckt. Und mit welchem Ziel. Aber Sie haben recht, das gehört in den Bereich Risiko des Synodalen Weges
Ich denke, die Themen wecken quasi automatisch Erwartungen. Und nicht Jeder kennt sich so weit im Kirchenrecht aus um einschätzen zu können, was auf nationaler Ebene möglich ist und was “über Rom” gehen muss.
Maria 2.0 z.B. stellt Maximalforderungen, die müssten aber wissen, dass der synodale Weg diese Forderungen nie und nimmer erfüllen kann, aber alleine durch die Art ihres Auftretens wecken sie Erwartungen, dass doch was gehen könnte, wenn man nur lautstark genug fordert.
Oder Bischof Overbeck, der vor der Amazonassynode hoffnungsvoll erklärt hat, dass danach in der Kirche nichts mehr so sein wird wie vorher. Damit hat er auch Hoffnungen geschürt, die nach der Synode eben nicht erfüllt wurden. Das sollte zur Vorsicht mahnen.
Der Vorschlag von Bischof Bätzing in der “Frauenfrage” ist realistisch, wird aber viele Frauen nicht zufriedenstellen. Und ist auch nur ein Kompromiss.
Selbst eine Bischofssynode in Rom kann nur Vorschläge machen. Der Papst ist an diese Vorschläge nicht gebunden. Und was er im nachsynodalen Schreiben über die Frauen gesagt hat, war sicher nicht nur für mich schwer zu schlucken.
Andererseits hat er wieder eine Kommission zur Prüfung der Diakoninnenweihe eingesetzt, bereits die zweite in seinem Pontifikat. Damit sendet er widersprüchliche Signale.