Es ist morgen mal wieder Jahrestag. 2013, Rosenmontag, Sie wissen schon. Papst Benedikt XVI. kündigt an, dass er am Ende des Monats seinen Amtsverzicht erklärt. Der Rest ist Geschichte.
Seitdem ist immer wieder der Hut vor der Entscheidung des Papstes gezogen worden. Inklusiver meines Hutes. Ich finde es beachtlich und von Größe zeugend, wenn jemand einsieht, dass er zu schwach ist und das eigene Amt beschädigen könnte.
Dadurch, dass Benedikt XVI. der erste Papst war, der das in dieser Form getan hat – wir lassen die mittelalterlichen Päpste weg, das war ein ganz anderes Papsttum – hat er der Kirche einen Dienst erwiesen. Das heißt nicht, dass dieser oder der nächste Papst auch zurück treten müsste. Aber sie haben mindestens die Option. Damit hat Papst emeritus Benedikt dem Amt etwas von dem verklärt überhöhtem genommen, was eigentlich einem Priesteramt schadet. Damit hat er eine lange Entwicklung fortgesetzt, die vielleicht mit Paul VI. begann, der vom Tragesessel herunter stieg und die Tiara ablegte.
Aber es war nicht der einzige Dienst, den Benedikt XVI. damals geleistet hat. Der zweite Dienst für die Kirche war und ist, dass der Papst emeritus diese Entscheidung auch durchhält. Dass er seinen Lebensabend in den vatikanischen Gärten verbringt, ruhig und ohne viel Aufhebens. Dass er nicht wie Politiker noch ein Betätigungsfeld gesucht hat.
Damit hat er nicht nur das Papsttum um eine Option bereichert, sondern diese Option auch mit Leben gefüllt. Zukünftige Päpste, die zurück treten, mögen vielleicht andere Lebensformen für sich wählen, das Maß des Rücktritts wird aber Papst emeritus Benedikt XVI. sein. Rücktritt heißt Still, heißt Rückzug.
Wobei dieser Rückzug sehr menschlich verläuft. In den Worten von Papstsprecher Pater Federico Lombardi: „Er ist ja kein Gefangener.“ Er empfängt Gäste, er schreibt noch ein wenig, oder besser, er schrieb. Er bekommt Besuch von Menschen, die ihm Musik schenken, ab und zu tritt er auch noch an der Seite von Papst Franziskus öffentlich auf, aber sehr selten. So er eben kann.
Auch das hat Größe. Und ein Blick in die Politik zeigt, dass das nicht selbstverständlich ist. Auch emeritierte Bischöfe sind oft noch aktiv und ermahnen ihre Nachfolger. Nicht so Benedikt XVI.
Und wenn morgen mal wieder Jahrestag der Ankündigung ist, dann gilt das nicht für diesen zweiten Teil des Doppeldienstes. Der dauert noch an. Möge er das noch möglichst lange tun!