Das Böse hat auf einmal einen Ort: Trisulti. Wer in den vergangenen Monaten die Berichterstattung um Kirche und Populismus beobachtet hat, dem wird dieser Name schon einmal begegnet sein. Verbunden mit einem anderen Namen, dem Namen einer Person: Steve Bannon.
Allen ehrbaren Menschen sollte an dieser Stelle der vorgesehene Schauer über den Rücken laufen.
2017 war ich mal dort, im März war das, zu einer Wanderung im benachbarten Höllental. Dabei ist auch das Foto entstanden. Eigentlich eine wunderbare Gegend, weit weit ab von allem, da kommt nicht mehr viel. Herrlich zum Wandern, man kommt nur schwer hin.
Kirche und Populismus
Bannon – das ist seit dem Wahlsieg Trumps die Erklärung für vieles. Dass dieser Mann Präsident der USA werden konnte, das muss einfach an den Fähigkeiten dieses Mannes gelegen haben. Eine Mischung von Machiavelli und Darth Vader, irgendwie sowas. Rau und so überhaupt nicht angepasst, rein ästhetisch schon nicht, da muss was Gefährliches dran sein.
Und der kommt jetzt nach Europa, um hier die Politik aufzumischen. Zuerst war da die Nachricht, seine wilde Nachrichtenplattform BreitbartNews würde auch in Europa den Medienbetrieb aufmischen wollen. Erst war da Aufregung, aber daraus wurde dann wohl nix. Oder haben Sie nach den Aufregern jemals wieder was davon gehört? Eben.
Nach den Aufregern
Jetzt also der Meister persönlich. Dass auch in den USA BreitbartNews keinen Schnitt mehr macht, lassen wir mal beiseite. Verschiedene Medien berichten, die Besucherzahlen auf der Webseite hätten sich halbiert. Was aber dem Ruf Bannons nichts anhaben kann.
Und nun kommt Trisulti ins Spiel. Eine Stiftung, Dignitatis Humanae Institute, hat dieses Kloster gepachtet und will dort eine Gladiatorenschule für Kulturkämpfer einrichten. Gefahr im Verzug für die Demokratie in Europa? Kirche und Populismus, ist da eine Verschwörung im Gange?
Verschwörung geht immer
Es scheint so, verfolgt man die Berichterstattung. Hier würde sich die dunkle Seite der Macht in der Kirche verbünden, Namen fallen, Projekte werden gemutmaßt, der sprichwörtliche Teufel an die sprichwörtliche Wand gemalt. Und die Gladiatorenschule lässt dann junge, dynamische, gut ausgebildete Streiter für die dunkle Seite ahnen und befürchten.
Ein beliebiger Artikel aus dem Netz, nehmen wir mal NBC: „Strolling through St. Peter’s Square, the heart of the Roman Catholic Church, Steve Bannon surveyed the enemy camp.“ Und so weiter.
Dabei fällt kaum auf, wie schwach diese Geschichte ist.
Eine schwache Geschichte
Ein Beispiel: Um überhaupt eine Verbindung zum Vatikan herstellen zu können, wird die Verbindung zu Kardinal Raymond Leo Burke gezogen. Die hätten sich bei der Heiligsprechung Johannes Paul II. getroffen, heißt es. Leute, das war 2014! Da war noch längst keine Rede von Trump und Breitbart und dergleichen. Der sei ein Freund von Steve Bannon. Wirklich?
Außerdem, warum fällt niemandem auf, wie krass dieses Duo ist? Burke der klare Konservative, der bewahren will was war. Bannon der selbsterklärte Zerstörer, das genaue Gegenteil eines Konservativen. Wie das zusammen gehen soll, hat noch niemand erklärt. Kirche und Populismus, etwas komplexer ist das dann doch.
Den meisten reicht es leider, Namen zu nennen. Und Lagerdenken wachzurufen. Und dann kommt er schon, der Schauer auf dem Rücken.
Der Zerstörer und der Konservative
Zweitens: Trisulti, die Kartause. Die ist für 19 Jahre gepachtet, für eine jährliche Pacht von 100.000 Euro, wird berichtet. Hier werde dann der Kampf gegen Säkularismus geführt, gegen Islamisierung, gegen antikirchliche Kräfte, gegen überhaupt alles. Benjamin Harnwell, Vertreter der Stiftung und Brite, von Bannon öffentlich gelobt, erklärt viel und gerne, was er so alles vorhabe. Und gerne bezieht er sich auf Bannon, lobt Bannon, weiß um die Macht, die Bannon über die Vorstellungskraft von Journalisten hat.
Nun gibt es da aber ein Problem. Und zwar hat die Stiftung für den Unterhalt einer Bildungseinrichtung im Kloster gar keine Betriebserlaubnis für das Projekt. Die Idee widerspräche dem Abkommen zur Pacht, erklärte der zuständige Mann des italienischen Kultusministeriums – einer populistischen Regierung – bei einer Anhörung im Parlament. Die Ausschreibung schließt eine Bedingung ein, die nicht erfüllt sei, da geht es um das Betreiben eines Museums, das (nicht erfüllte) Voraussetzung sei. Das ist also noch bar nicht entschieden, ob das Institut das überhaupt darf, was aber die Berichterstattung über Darth Bannon nicht beeinträchtigt.
In einigen Blogs finden in Trisulti schon Veranstaltungen statt, Bannon sei per Video dabei. Außerdem sei das Kloster schon umgebaut und so weiter. Alles Schall und Rauch, alles falsch.
Eine Nebenbemerkung, bevor ich zu meinem dritten Punkt komme: Eine Kritik an Papst Franziskus lautet, er sei zu politisch. Und jetzt wollen genau diese Kritiker ein kulturkämpferisches Institut mit kirchlichem Label bauen. Ironie, wer sie denn versteht.
Das Problem der Betriebserlaubnis
Drittens: und überhaupt. Anfang April gab es in Mailand auf Einladung von Matteo Salvini von der Lega ein Treffen europäischer Populisten. Die AfD war dabei, der ehemalige Front National, und so weiter. Alles, was sich in Europa populistisch bewegt. Wer war nicht dabei: Bannon. Er war offenbar nicht eingeladen.
Anfang Dezember war Bannon noch dabei, jetzt nicht mehr. In der TAZ gab es einen wunderbaren Artikel, in dem dem angeblichen Einfluss Bannons nachrecherchiert wurde. Überschrift des Artikels: „Total Loser“. Mehr braucht es eigentlich gar nicht, aber der Artikel lohnt sich zu lesen. Kurse? Gladiatoren? Fehlanzeige.
Keine Gladiatoren in Sicht
Vor einigen Tagen im Guardian: Bannon habe Salvini geraten, Papst Franziskus anzugreifen, wegen seiner Haltung zu Flüchtlingen. Die Lega konnte sich gar nicht schnell genug distanzieren. Wie gesagt, keiner will was mit ihm zu tun haben, dem Faszinosum Darth Bannon.
Eine schwache Geschichte, ein überschätzter Gegner, dieser Bannon. Keiner will mit ihm was zu tun haben. Er taucht in Rom auf, lässt sich interviewen in Hoffnung auf den Schauer auf dem Rücken, passieren tut aber nicht viel. Außer Berichten in den Medien, die mit dem Grusel spielen.
Kirche und Populismus ist das nicht. Dieser Kaiser hat keine Kleider an.
In einem der vielen Interviews sagt Bannons Statthalter Harnwell zum Abschluss, dass er bis vor kurzem völlig unbekannt gewesen sei. Er verstehe die ganze Aufregung nicht.
Ich auch nicht.
Leider veschwiegen:zum Dignitatis Humanae Institut:
Präsidentschaft
Leiter und Präsident ist der Brite Benjamin Harnwell,[5] ein früherer Mitarbeiter des EU-Parlaments.[6] Ehrenpräsident ist Renato Raffaele Kardinal Martino.[10] Bis 2009 war er Leiter des Päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden, seit 2010 ist er Großprior des Konstantinordens.
Beirat
Zum Beirat gehören unter anderen die Kurienkardinäle Peter Turkson und Robert Sarah sowie Kardinal Walter Brandmüller.
(Quelle: Wikipedia)
Das ist leider veraltet. Martino hat sein Amt nieder gelegt, mit direktem Verweis auf die populistische Ausrichtung des Klosters. Andere – wie Turkson – sind dabei, weil Martino Garant für die Ernsthaftigkeit war.
Danke für diese interessanten Hintergrundinformation.
Ein Aspekt will ich aber auch noch nennen:
„Verschwörung“
„Zweitens: Trisulti, die Kartause. Die ist für 19 Jahre gepachtet, für eine jährliche Pacht von 100.000 Euro, wird berichtet.“
Verschwörer, die öffentlichkeitswirksam kundtun, wo sie sich die nächsten 19 Jahre treffen wollen und ihre Ideen kundtun wollen?
Sowas gibt es eigentlich nicht und das ist sofort offensichtlich.
Was immer die da machen wollen und was immer daran gut oder schlecht ist, es ist keine Verschwörung.
Am lustigsten war da mal ein Fall letztes Jahr; Fernsehbericht über Treffen von Rechten, die sich europaweit vernetzen wollen, um gegen Abtreibung, für Ehe=1 Mann + 1 Frau und ähnliches; mit dabei von Storch von der AfD; und die Journalisten berichten, dass sie an ein Strategiepapier gelangt sind, zitieren daraus, so als würden sie damit die konspirativen Motive offen legen.
Das lustige daran: die Autoren des Strategiepapiers haben das ganze auf ihrer Webseite kommentiert ala: Wir haben das Papier seit Jahren online für jeden abrufbar; aber schön, dass ihr es endlich auch bemerkt habt.
Es gibt da wirklich Tendenzen, Leute „böser“/bedrohlicher zu machen als sie sind; und dann ist halt sowas wie öffentlichkeitswirksam für 19 Jahre etwas als möglichen Schulungsort anzumieten oder ein Strategiepapier online zu stellen und sich auf im Internet beworbenen Veranstaltungen zu treffen eine „Verschwörung“, völlig egal wie der Begriff auch definiert sein mag.
Es muss eben noch „böser“/bedrohlicher gemacht werden.
„Die Idee widerspräche dem Abkommen zur Pacht, erklärte der zuständige Mann des italienischen Kultusministeriums – einer populistischen Regierung – bei einer Anhörung im Parlament. …
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Anfang April gab es in Mailand auf Einladung von Matteo Salvini von der Lega ein Treffen europäischer Populisten. Die AfD war dabei, der ehemalige Front National, und so weiter. Alles, was sich in Europa populistisch bewegt.
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Eine Kritik an Papst Franziskus lautet, er sei zu politisch. …
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Anfang April gab es in Mailand auf Einladung von Matteo Salvini von der Lega ein Treffen europäischer Populisten. Die AfD war dabei, der ehemalige Front National, und so weiter. Alles, was sich in Europa populistisch bewegt. …
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Vor einigen Tagen im Guardian: Bannon habe Salvini geraten, Papst Franziskus anzugreifen, wegen seiner Haltung zu Flüchtlingen.“
Ich weiß: Populismus ist seit wenigen Jahren ein inflationär verwendeter begriff. Doch was ist Populismus überhaupt? Politik im Sinne des Volks und damit der Geber des politischen Mandate ?? Populismus ist dann trotzdem eine „schlechte“ Ausrichtung der Politik ?
Ich meine, es kommt darauf an, inwieweit berechtigte Interessen des jeweils vertretenen „Volkes“ und diese aber auch ausgewogen mit Interessen der Staaten sowie aller Menschen auf dieser Welt verfolgt werden.
Der Papst darf nicht politisch sein ? Doch darf er; muss er nach meiner Auffassung sogar, auch wenn man seine (scheinbar keine Einschränkungen kennende) Auffassung zur Flüchtlingspolitik wirklich nicht teilen muss !
Es ist dasselbe Thema wie beim letzten Artikel hier im Blog: Die Sichtweise Jesu, die ich absolut teile, muss umgesetzt werden in unsere praktische Welt. Und diese Umsetzung ist das Problem und über die richtige Umsetzung scheiden sich die Geister !!
P.S.: Ich habe bereits in 2013 als Teil eines kleineren Kreises den Flug eines syrischen Kindess nach Deutschland ein klein wenig mitfinanziert, damit das Kind – schwer verletzt von Granatensplittern – operiert werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt hatte die deutsche Regierung ihr (später behauptetes) Herz für Syrien noch nicht entdeckt, keine Fluglinie wollte (unter Hinweis auf Aspekte der eigenen Sicherheit) helfen und eine OP wäre ohne uns nicht möglich gewesen.
Unsere Welt sollte und muss zusammenstehen, wenn es Not gibt. Und wer kümmert sich (mit Taten und entscheidend) um Rentner z.B. in München, die sich keine Wohnung und auch Arznei nicht mehr leisten können ???
Theorie ist das Eine … und die praktische Arbeit zur Erreichung wichtiger Ziele ist das Andere, über die wir nach meiner Auffassung gerne streiten sollen, ohne den willigen Diskussionspartner zu diffamieren !
Ich denke Populismus greift aktuelle Themen auf und verarbeitet sie durch einfache Antworten für seinen Bedarf, die Öffentlichkeit zu gewinnen. Die populistische Strategie verbindet einzelne Menschen gleicher Denkweise miteinander indem sie alle medialen Möglichkeiten ihrer Zeit nutzt und für populistische Zwecke einsetzt.
Je nachdem wer darauf anspringt, er oder sie findet eine Verbindung sich über gleiche Themen durch gemeinsame Antworten miteinander auszutauschen.
Im Grunde genommen nutzt Populismus die Gunst der Stunde für das Zusammenführen seiner individuellen Interessenten.
Politik tut das nicht, sie baut auf Interessen und tut das offenkundiger, nicht über den einzelnen Bürger sondern in öffentlichen Räumen, die jedem zur Verfügung stehen. Dadurch verpflichtet sie den einzelnen Bürger sich selbstständig über seine Interessen zu informieren. Aus eigener Motivation heraus Themen zu finden, in die er oder sie sich einbinden lassen wollen. Das braucht mehr Zeit, ist dafür jedoch meist nachhaltiger, da es auf die eigene Verantwortung vertraut und auf den Zusammenhalt als Volk baut.
Mir scheint, Populisten verfolgen nur ein einziges Ziel und das ist es, den Zusammenhalt des Volkes zu zerstören, der konstruktive Politik erst möglich macht.
Ein Zitat aus dem recht gut recherchierten österreichischem Addendum von gestern, die Auflage widmet sich dem 1. Mai. Übrigens ist ja der „Tag der Arbeit“ doch der weltweit am meisten zelebrierte „Feiertag“. Ein Beleg, dass wir in einer krassen Neuzeit nach Religions(?)philosophie Bauart Marx-Engels-Hegel dahin darben (ich provoziere da immer mit dem schönen Pro-Nomen aus der Apokalypse: Anti,
z.B. Anti-Humanismus, weiter will ich nicht gehen.
Harald Martenstein: „die Linke hat seit Jahrzehnten fast immer gesiegt. Sie sitzt in den meisten Machtpositionen, das ist ihr nicht gut bekommen. Sie verhält sich so, wie Mächtige sich meistens verhalten, denkfaul, arrogant und autoritär“.
Der Umgang aller Kommunisten mit Widerstand, genannt Konterrevolution, war im übrigen besonders inhuman.
Amerikas Politik seit der Deutschen Einheit ist gut mit dem Strategen der Demokraten zu erklären. Das ist radikaler Imperialismus.
Die Republikaner, hier sogar Trump, haben diesen Eroberungsanspruch eigentlich NICHT. Man soll auch erinnern, dass selbstverständlich die Demokraten die Atombombe auf Japan warfen und dass im Bürgerkrieg die Republikaner gegen die Sklaverei und die Demokraten für die Sklaventreiber kämpften.
Warum die EU das Heil immer in den Demokraten Amerikas sucht, ist eines der grossen Rätsel. Ich hab schon eine einfache Erklärung, aber das erspar ich mir.
https://www.amazon.de/Die-einzige-Weltmacht-Strategie-Vorherrschaft/dp/B0161TM7NG/ref=pd_lpo_sbs_14_t_2?_encoding=UTF8&psc=1&refRID=8FGTM9324R2CX06Q6YZC
Die Flüchtlingswelle ist eine Folge DER KRIEGE, die Nato und EU führten. Und den Widerstand gegen Krieg und Militär kann ich leider auch seitens Vatikan, Jesuiten oder z.B. Europäische Bischofskonferenz (Eminenz Herr Marx, sic!) nie lesen.
Die Kriege, die wir in den letzten Jahren führten, waren unter anderem
1. Krieg in Jugoslawien: 120 Tsd Tote – vermutlich 1 Mio Vertriebene oder Geflohene
2-. Krieg in Irak („wo sind die Massenvernichtungswaffen?“)
3. Afghanistan
4. Libyen
5. Syrien
Wer übernimmt mal die Verantwortung für die Anwendung der Kirchenpolitik in der EU
Aber die Bischofskonferenz der EU darf man schon mal vor der EU-Wahl ersuchen, die Toten und die Flüchtlinge der letzten 30 Jahren transparent zu summieren.
usw. usw.
Widerstand gegen den Krieg können Sie nicht finden? Von den Päpsten gibt es viel, sehr viel, seit Johannes Paul II., etwa gegen den Krieg im Irak. Von den Jesuiten dauernd, wenn Sie uns schon nennen, wir haben an unserer Hochschule in München ein eigenes Institut dazu, und die Bischöfe sind da auch nicht stumm, im Gegenteil, man legt sich hier immer wieder mit der Politik an.
Ich gebe Ihnen recht, die Kriege dort beginnen auch bei uns, aber dass die Kirche hier still sei, das stimmt schlicht nicht.
Ja, aber 99 von 100 Aussendungen der Europäischen Bischofskonferenz bzw. des Vatikans in Sachen Militär und Europapolitik gehen in Richtung „Flüchtlinge gut behandeln“. Das kann man akzeptieren.
Wenn man Fluchtursachen anspricht, macht man sich verdächtig. Ich will das aber tun.
Auf die Kriege geht man nie ein. Aber dass es eine Logik gibt „Syrienkrieg ==> Flüchtlinge aus Syrien“ oder „Libyenkrieg ==> Anarchie an der afrikanischen Nordküste“ ist wohl unbestritten, das wird aber nie so deutlich angesprochen.
Auch den Aufruf zum Frieden findet man eher verklausuliert. Krieg und Waffenhandel schaffen Not, Elend, Vertreibung… Das wissen wir seit Jahrtausenden. Das kann man sogar auf das Weihnachtsevangelium zurückführen. Die Heilige Familie musste wegen Gewalt fliehen.
Und gestern war doch zu lesen, wie die Rüstungsausgaben wieder steigen. Da sind sich Republikaner und Demokraten in Amerika einig, das Geschäft soll boomen.
Wenn ich das richtig gelesen habe, und da hab ich mich fürchterlich geärgert, schrieb vor einigen Wochen der Kardinal des großen Bistums München-Freising, eben Eminenz Herr Marx: er versteht nicht, warum die Leute in Europa nicht EUPHORISCHER für die europäische Idee kämpfen. Jetzt sinngemäß. das war irgendwann im Winter. Und er leitet die europäische Bischofskonferenz
Also ich versteh das schon. Mit dem Blick der kleinen Laien versteht man das. ZB, wenn man solche Fragen zum Krieg mal stellt.
Nur eine Randnotiz, der heilige JPII, den ich sicherlich sehr „verehre“, hat im Bosnienkrieg zu einer Form von „gerechten Gegenschlag“ (Sarajevo Einkesselung) aufgerufen. Ob das richtig war, weiß man heute nicht mehr. Ich hab die Notiz kurz in einem an sich schlechten Geschichtebuch meiner Kinder gelesen und hatte das verdrängt. Also die Kirche hat in den 1990 klar die Nato-Position mitgetragen. Dennoch hat Europa aus meiner Sicht in Jugoslawien das erste Mal die Sackgasse eingeschlagen, denn man hätte das Zepter nicht aus der Hand geben müssen. Jugoslawien hätte man mit guten Willen und Gebet beruhigen können.
Ich will nur, sicherlich populistisch, zB von der Kirche einfordern, dass wir eine Bilanz der letzten 30 Jahre rechnen (denn das welthistorische Ereignis war 1989 die Deutsche Einheit; unterschrieben in Camp David). Und dann das richtige ableiten.
JPII ist natürlich immer heilig, was aber nicht heißt, über manche seiner Maßnahmen später nachzudenken oder auch zu kritisieren. Heilige sind Menschen. Sogar der Heilige Apostel Paulus hat bestimmt einige Fehler gemacht und zu Papier gebracht. Wissen wir heute alle, der Kontext war ein anderer.
Ich hab ja einen Traum:
Neugründung eines richtigen humanistischen Europas mit Betonung der christlichen Kultur, Versöhnung mit den alten Zeiten. Als ersten Populismus: für alle den 15. August als Feiertag des richtigen Europas. Das ist an sich der schönste älteste Feiertag.
Aber es ist ein Symbol: der 1. Mai ist wichtig und der 15. August geht unter (in dieser EU)
Ich feiere morgen natürlich NICHT!
Die Brüsselaner haben aber erkannt, dass es etwas zu propagandistisch ist, diese EU als Friedensprojekt zu titulieren. Das traut sich keiner mehr.
Jetzt macht man sich zum obersten Klima-Schützer des Globus. Das ist durchaus interessant. Aber auch dieses Thema ist sehr propagandistisch. Mit CO2-Statistiken alleine wird man die Welt nicht retten.
Vielleicht gibt es einen Klima-Populismus, der dann wieder eine populistische Gegenbewegung schafft.
Sehr geehrter Dietmar, das stimmt so schlicht nicht. Die Kirche spricht immer wieder sehr deutlich gegen Kriege, und zwar ganz konkret und nicht nur allgemein. Das ist mehr, viel mehr, als „Flüchtlinge gut behandeln“. Thema Irak, Thema Balkan, Thema Libyen, Thema Elfenbeinküste, und so weiter. „Auf die Kriege geht man nie ein“ stimmt nicht. Dass das nicht berichtet wird, steht auf einem anderen Blatt, aber an der Klarheit – angefangen bei den Päpsten – liegt es nicht.
Und was das Friedensprojekt Europa angeht: Natürlich ist es das, aber für die meisten Menschen ist das nicht mehr interessant, Krieg und dergleichen ist trotz Krim zu lange her, Menschen vergessen schnell. Deswegen kommen aus Brüssel wohl andere Narrative. Aber gerade hier ist die Kirche – sind die Kirchen – immer vorne weg gewesen.
Kurze Info: Kardinal Marx ist nicht mehr Vorsitzender der Comece, schon etwas länger nicht mehr.
Gut, dann hab ich eine Bitte an COMECE oder Frau AKK oder Herrn Weber (als Vertreter der C-parteien):
symbolisch muss man die EU/Nato/Brüssel in einigen der offensichtlichen Kriegsverbrechen der letzten 30 Jahre anklagen. ich werde, wenn ich mehr Zeit habe, mich mit einem befreundeten Kirchenrechtler unterhalten, ob man als Laie eine Chance hat, sowas bei einem kirchlichen Gericht vorzubringen. Vermutlich muss ich dann die comece anklagen, was ich eigentlich aber nicht will, aber wenn es der Sache nützt. So wie beim anderen leidigen Thema, dass sie „vertuscht“.
Das Erhängen von Saddam im Irakkrieg (mit europ. Beteiligung und der Lüge „Grund = Massenvernichtungswaffen“) fußte ja noch auf einem Militärtribunal, kirchenrechtlich muss es schon ultimativ ein Verbrechen sein. Wie sich die Spirale weiterdrehte, sah man, dass man in Libyen Gadafi – ohne Prozess (da beginnt das Kriegsverbrechen spätestens) – zum Pfählen übergab. Danach folgte Syrien.
usw. usw. Es werden sich viele Fälle finden. Wenigstens ein Mord der letzten 30 Jahre muss verhandelt werden, zumindest kirchenrechtlich, um die hohe Opferzahl aus Kriegen und Waffenhandel, am Kontinent Europa und rundherum, zu sühnen.
Ich finde, wir sind als Katholiken – vor allem mit Erinnerungen an Deutsche und Österr. Geschichte des 20. jh., -verpflichtet, auf Auswüchse hinzuweisen, wenn das von Propaganda vernebelt wird.
ich bleibe dabei. Europa muss sich neu definieren. Symbolisch muss eine neue Hauptstadt her. Egal ob: Bonn (gute Idee, dort gibt es noch feine Infrastruktur), Wien (dem jungen österr. Bundeskanzler trau ich das leider nicht zu, der frönt zu 99% seiner Eitelkeit) oder warum nicht Rom oder Madrid.
Dann kann auch dieser absurde Brexit (absurd von beiden Seiten, weil in einigem hatten die Briten schon Recht) abgeschlossen werden, indem sie der neuen … wie nennt man es… Allianz der Europäischen Länder beitritt.
Aber nach 30 Jahren wäre Zeit für eine kritische Bilanz. Und das erwarte ich mir in der Kirche von der Comece.
Und diese Bilanz mündet in eine Anklage. Symbolisch: die Hintergründe des Libyenkrieges müssen geklärt werden. Ich meine noch immer, dieser Krieg ist der dubioseste.
Ich will die letzten 30 Jahre Außen- und Kriegspolitik der EU anklagen. Und dass die Comece da einiges vertuscht hat und sich zu sehr der eigentlich unchristlichen Politik Brüssels angelehnt hat!
Soweit halte ich mich für einen demokratischen Widerstandskämpfer.
ich gebe zu, ich gleite selbst in die Eitelkeit und den Größenwahn ab. Werde mich wieder beruhigen.
Demokratische Widerstandskämpfer sind mir sehr sympathisch !