„Hoffnungsmüde“: ein Wort von Papst Franziskus, gesprochen in Panamá bei seiner Reise zum Weltjugendtag. Er hat es zu Ordensleuten und Priestern gesagt, aber mir scheint es ein guter Begriff zu sein um die Debatten hier bei uns zu verstehen, die sich um Kirche und Erneuerung drehen. Was tun? Muss sich Kirche wandeln? Sich neu erfinden oder nicht? Ist die alte Zeit zu Ende? Was passiert mit Kirche und Veränderung?
Die Zitate in den Fragen stammen aus den vergangenen Wochen aus den Debatten um den Umgang mit Missbrauch, Autorität und die Frage, wie sich Kirche angesichts all dessen verändern muss.
Kirche und Veränderung
Dass eine Zeitenwende eingetreten sei, das sagt Bischof Franz-Josef Oberbeck (Essen). Es brauche eine „ernsthafte Erneuerung der Kirche“, alles müsse auf den Tisch, Priesterbild und Weiheamt, Hierarchie, Zölibat, Frauenamt und Sexualmoral. Nun gehe es nicht darum, eine bestimmte, vertraute Gestalt der Kirche zu retten, sondern „nach neuen Wegen zu suchen, um mit Gott in Berührung zu kommen“.
Bischof Rudolf Voderholzer (Regensburg) sagt dagegen, Kirche müsse sich nicht „neu erfinden“. Kirche sei Projekt Gottes, und dürfe nicht organisatorisch-menschlich verstanden werden. Neue Wege: Ja, Bekehrung: auf jeden Fall. Aber eben keine Zeitenwende.
Damit hatte Voderholzer – direkt oder unabsichtlich – auf Bischof Georg Bätzing (Limburg) reagiert, der von „neu erfinden“ gesprochen hatte. Es brauche Veränderung. Kirche müsse sich vermehrt daran orientieren, was Menschen bräuchten, eine milieu-gestützte Weitergabe des Glaubens gebe es fast nicht mehr.
„Neu erfinden“?
Interessant ist eine Erfahrung, die Bätzing aus seinem Bistum berichtet und die den Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Missbrauch und der Erschütterung der Kirche darüber herstellt. Es habe es ansprechen müssen, von selber sei die Sprache nicht darauf gekommen. Aber sobald es angesprochen worden sei, hätten die Leute „gesprudelt“. Da sitzt also was tief drin, das von sich aus nicht artikuliert werde, Aggression, Enttäuschung, Wut.
Daraus ziehet ich den Schluss, dass wir keine Debatte um Erneuerung führen können, ohne diese Dimension aktiv in die Debatte einzubringen.
Die verschiedenen und zugegeben etwas wahllos heraus gegriffenen Wortmeldungen (ich habe nur die letzten Wochen berücksichtigt und auch nur Bischöfe) können zu einer Art von Lähmung führen. Wenn ich eine Lösung suche, die all die verschiedenen Ansätze und Überzeugungen vereint, dann sind wir schnell blockiert. Und hier kommt dann für mich beim Thema Kirche und Veränderung das Papstwort von der „Hoffnungsmüdigkeit“ ins Spiel.
„Es ist eine lähmende Müdigkeit“
„Es ist eine lähmende Müdigkeit. Sie beginnt damit, dass wir vorausschauend nicht wissen, wie wir angesichts der Intensität und der Ungewissheit des Wandels, den wir als Gesellschaft durchmachen, reagieren sollen“. Der Papst sprach davon, wie schwer es sei, unter den Bedingungen von heute Ordensleben zu leben, aber ich lese das auch als Schlüssel für das leben als Christin und Christ in Gemeinschaft, in Kirche, überhaupt.
„Die Hoffnungsmüdigkeit kommt von der Feststellung, dass die Kirche durch ihre Sünde verwundet ist und dass sie viele Male die zahlreichen Schreie nicht zu hören vermochte, in denen sich der Schrei des Meisters verborgen hatte: ‚Mein Gott, warum hast du mich verlassen‘ (Mt 27,46).“ Damit meint der Papst auch den Missbrauch, den geistlichen, den sexuellen, und den Missbrauch von Macht und Autorität.
Fallen und Enttäuschungen
Die Falle sei nun ein „grauer Pragmatismus“. „Enttäuscht von der Wirklichkeit, die wir nicht verstehen oder in der, wie wir meinen, kein Platz mehr für unser Angebot ist, geben wir einer der übelsten Häresien unserer Zeit „Bürgerrecht“, nämlich zu denken, dass der Herr und unsere Gemeinden in dieser neuen Welt, wie sie abläuft, nichts zu sagen noch zu geben hätten (Evangelii Gaudium, 83).“
Wie da heraus kommen? Rezepte gibt es keine, vielleicht sind die Realitäten auch zu verschieden, um mit einer Lösung darauf reagieren zu können. Überhaupt, von einer Lösung zu sprechen ist vielleicht sogar falsch, es braucht Antworten.
Ein Hinweis vom Papst bekommen wir, wenn wir in der Zeit etwas zurück gehen und das Wort „Hoffnung“ aufgreifen. Der Papst hat es einmal in einer Videobotschaft so ausgedrückt: „Paulus sagt nicht „der Herr hat zu mir gesprochen und gesagt“, oder „der Herr hat mir gezeigt oder mich gelehrt“. Er sagt „er hat mir Barmherzigkeit erwiesen“.“
Antworten, nicht Lösungen
Eine Antwort auf die Müdigkeit liegt also darin, darauf zu schauen, wie Gott mit uns umgeht. „Es ist keine Idee, kein Wunsch, keine Theorie, schon gar keine Ideologie, sondern Barmherzigkeit ist eine konkrete Art und Weise, Schwäche zu „berühren“, sich mit anderen zu verbinden, einander näher zu kommen.“
Hoffnung entsteht mit Gott. „Um zu verstehen und zu akzeptieren, was Gott für uns tut – ein Gott, der nicht aus Angst denkt, liebt oder handelt, sondern weil er uns vertraut und erwartet, dass wir uns wandeln – muss vielleicht dieses unser hermeneutisches Kriterium sein, unser Modus Operandi: „Geht und handelt genauso“ (Lk 10:37). Unser Umgang mit anderen darf deswegen niemals auf Angst aufbauen, sondern auf die Hoffnung Gottes in unsere Umkehr.“
Noch einmal zurück zur Panama-Ansprache: Die Müdigkeit lasse sich nur durch die immer neue Begegnung mit Christus in Hoffnung verwandeln. Und das bedeutet die Begegnung mit dem, der uns barmherzig ansieht. Das bedeutet akzeptieren, dass wir – einzeln und in Gemeinschaft – verwandelt werden müssen.
Wir müssen verwandelt werden
Und damit verschieben wir das Problem der Veränderung nicht ins Spirituelle. Damit gehen wir den vielleicht harten Entscheidungen nicht aus dem Weg. Bischof Overbeck hatte es so gesagt: Neue Wege suchen, mit Gott in Berührung zu kommen. Und die Voraussetzung dafür ist, zu schauen, wo Gott schon in Berührung mit uns war und ist.
Kirche und Veränderung – das wird in der Zukunft nicht einfacher. Lösungen und Rezepte gibt es nicht. Aber wenn unser Christsein von dem geprägt ist, wie Gott sich zu uns verhalten hat, in Barmherzigkeit, dann ist er erste Schritt gemacht und dann kann man auch die verschiedenen Wege vorwärts ideologiefrei besprechen. Dann lähmt das nicht in Müdigkeit, sondern dann bewegt sich da was.
auch wenn der Gedanke anmaßend ist.
ist es mit die Sache mit dem Kirchenrecht zum „(Pflicht)zölibat“ bzw. zur Sexualität generell vergleichbar mit der Auslegung/Diskussion der Sabbat-Vorschriften zu Zeiten Jesu. Waren damals manche gläubige Juden auch ermüdet?
Dem kann ich voll zustimmen, habe aber an einer Stelle bedenken: Dass uns nämlich der Begriff der „Barmherzigkeit“ hier weiterhilft. Dieser Begriff ist für die rechten, ängstlichen Gruppierungen der Kirche zum Kampfbegriff geworden, um Papst Franziskus zu diffamieren. Darin sehen sie alle Befürchtungen gebündelt, Lehre und Moral zu verwässern, zu verändern, die Kirche „zu verraten“. Gerade dieser Begriff lässt nicht ideologiefrei Wege suchen. Ich sehe den Punkt in genau dem, was der Papst in Panama gesagt hat: Allein durch die tägliche Begegnung mit Christus wird der Weg angstfrei und voller Hoffnung in die Zukunft gehen – egal, wie sehr Strukturen sich verändern müssen oder in sich zusammenfallen. Die Quelle ist das geistliche Leben.
Vielleicht wäre es hohe Zeit, mal wieder an die Kirchenkonstitution des Vatikanums zu erinnern: Die Kirche besteht aus ZWEI Wirklichkeiten – der sichtbaren, institutionellen Struktur und der unsichtbaren, spirituellen Wirklichkeit. Letztere ist der eigentliche Kern der Kirche, der nicht zerstört werden kann. Wer daraus lebt, fürchtet keine Veränderung. Oder, um es mit P. Lacordaire nach der frz. Revolution zu sagen: „Was kratzt mich der Schiffbruch, wenn Gott der Ozean ist, in dem ich treibe?!“
Meine Beobachtungen geben Ihnen Recht, Barmherzigkeit ist zu einem innerkirchlich umkämpften Begriff geworden. Nur frage ich mich, wie es soweit kommen konnte, wie ein so zutiefst jesuanischer und biblischer Begriff umkämpft sein kann. Das zeigt irgendwie, wie traurig die Situation gerade ist.
Könnte es sein, dass es eben auch Katholik*innen gibt, die sich daran stören, dass Gott mit allen Menschen barmherzig sein will, nein: barmherzig ist? Und könnte es sein, dass sie dann deswegen die Grundeigenschaft Gottes, also die Barmherzigkeit, durch seine Gerechtigkeit ausgeglichen sehen wollen? Nur: Gottes Gerechtigkeit ist nicht unsere. Gerechtigkeit ist bei Gott nicht unterschieden von der Barmherzigkeit.
„Nur frage ich mich, wie es soweit kommen konnte, wie ein so zutiefst jesuanischer und biblischer Begriff umkämpft sein kann.“
Meiner persönlichen Ansicht nach spielt/spielte eine Rolle eine unklare Begriffsnutzung dahingehend, ob es um Barmherzigkeit für vergangenes oder um Barmherzigkeit für geplantes und voraussichtlich noch stattfindendes geht.
Letzteres ist für – hier fällt mir kein besserer Begriff ein – theologisch „konservativ“ denkendere etwas vollkommen absurdes, womit dann die Benutzung des Begriffes – wenigstens im beschriebenen unklaren Kontext – als absurd erscheint; was dann auf die Debatte um den Begriff selber abfärbt.
Ein Beispiel, wo es zu solcher Unklarheit, ob es nur um vergangenes oder auch um zukünftiges geht, kennen Sie natürlich – WvG und Kommunion. Da geht es ja nicht nur um vergangenes Verhalten der beiden, sondern auch um ihr zukünftiges; womit wenn eben der eine sagt, man müsse solchen Leuten gegenüber barmherzig sein und unklar bleibt, ob es denn um vergangenes oder auch um vorauswirkende Barmherzigkeit für zukünftiges geht, dieses in den Ohren eines theologisch „konservativ“ denkenden völlig absurd klingen kann.
WvG: damit meinen Sie wiederverheiratete Geschiedene. Das nur zur Erklärung für den Rest der Kommentatoren.
Wenn Gottes Barmherzigkeit größer, wenn sie Gottes Namen ist, dann macht Ihre Unterscheidung in vergangen und zukünftig wenig Sinn. Ich lese aus Ihren Ausführungen heraus, dass bei Ihnen Barmherzigkeit zu einem Bewertungsbegriff wird. Falsch oder richtig, Sünde oder nicht, erlaubt oder nicht. Sie wollen Barmherzigkeit einspannen und messbar machen. Aber genau das ist Gott nicht.
Selbst da, wo es klare und unmissverständliche Gebote gibt, sagt Jesus uns, dass wir doch bitte den ersten Stein werfen sollen, wenn wir selber sündlos sind. Barmherzigkeit ist erst einmal etwas, was ich selber brauche. Nicht etwas, was ins Koordinatensystem der Bewertung des Verhaltens anderer gehört.
Das Umkämpft-sein des Begriffs kommt meiner Ansicht nach nicht aus einer ungeklärten Nutzung, sondern aus einer Umdeutung.
„bei Ihnen“
Ich habe versucht meine Vermutung darzulegen, woran sich viele „Kritiker“ stören; bitte also nicht alles exakt mir zurechnen. Beschränke mich aber im folgenden nur auf meine Haltung.
„Wenn Gottes Barmherzigkeit größer, wenn sie Gottes Namen ist, dann macht Ihre Unterscheidung in vergangen und zukünftig wenig Sinn.“
Meinem bisherigen Kenntnisstand nach macht die Unterscheidung aber immer noch in der Beichte Sinn.
Es macht ja einen Unterschied, ob der Beichtende sagt:
„Ich habe bei meiner Steuereerklärung betrogen und zu versteuernde Einnahmen im erheblichen Umfang verschwiegen.“
oder ob er sagt:
„Ich plane bei meiner nächsten Steuererklärung zu betrügen und zu versteuernde Einnahmen im erheblichen Umfang zu verschweigen.“ (also zukünftiges Fehlverhalten im „Voraus“ beichten will)
„Ich habe bei meiner Steuereerklärung betrogen und zu versteuernde Einnahmen im erheblichen Umfang verschwiegen und ich plane bei meiner nächsten Steuererklärung zu betrügen und zu versteuernde Einnahmen im erheblichen Umfang zu verschweigen.“ (Also nicht nur Fehlverhalten beichtet, sondern die feste Absicht hat, das Fehlverhalten zu wiederholen)
Für ersteres kann in der betreffenden Beichte – voraussgesetzt Reue ist da, etc. – die Absolution erteilt werden.
Bei zweiterem und dritteren wird das mit der Absolution meinem Kenntnisstand nach eher schwierig. Da müsste der Beichtvater eigentlich den Beichtenden auffordern, von dem geplanten Steuerbetrug abzusehen bzw. sich vorzunehmen, den Steuerbetrug doch sein zu lassen; ist der Beichtende dazu nicht bereit, müsste der Beichtvater die Absolution wohl verweigern.
Wenn ich also jetzt nicht Unsinn geschrieben habe, ist in Punkto Beichte es schon relevant, ob es um Barmherzigkeit für vergangenes oder für zukünftiges geht.
„Ich lese aus Ihren Ausführungen heraus, dass bei Ihnen Barmherzigkeit zu einem Bewertungsbegriff wird. Falsch oder richtig, Sünde oder nicht, erlaubt oder nicht. Sie wollen Barmherzigkeit einspannen und messbar machen.“
Was ist daran „messbar machen“, wenn es mir erstmal nur darum geht, dass Absolution für vergangenes was anderes ist als Absolution für zukünftiges bzw. Absolution obwohl die feste Absicht besteht, die Sünde zu wiederholen?
Es macht doch einen Unterschied, ob man Gott um vergangenes um Vergebung bittet, oder ob man ihm die Absicht kundtut, weiterhin sündigen zu wollen, und dann um „Vergebung“ bittet („“, da nicht so ganz klar ist, worum man da eigentlich bittet).
Erstens: Ich bitte Sie. Verstecken Sie sich nicht hinter „man“. Sie posten hier nicht zum ersten Mal, bitte sprechen Sie für sich wie sonst auch oder lassen Sie es.
Und ihr Beispiel von der Beichte zeigt noch einmal, wie sehr „Barmherzigkeit“ bei Ihnen in die Handlungs-Bewertung übergeht. Darf ich, darf der, darf diese, jener, der Beichtvater … . Gott schaut jeden einzelnen Menschen in Liebe an. Bedingungslos. Das lässt sich nicht durch „darf ich“ oder „darf ich nicht“ klein machen.
„Und ihr Beispiel von der Beichte zeigt noch einmal, wie sehr „Barmherzigkeit“ bei Ihnen in die Handlungs-Bewertung übergeht. Darf ich, darf der, darf diese, jener, der Beichtvater … . Gott schaut jeden einzelnen Menschen in Liebe an. Bedingungslos. Das lässt sich nicht durch „darf ich“ oder „darf ich nicht“ klein machen.“
Dann würde mich doch mal interessieren, wie Ihrer Ansicht bei den von mir genannten Beispielen die Situation zu handhaben wäre; ist mir nämlich völlig unklar; was würden Sie machen, wenn Sie eine Beichte hören und heraushören, dass der Beichtende nicht nur wissentlich Steuerbetrug begangen hat, sondern das auch noch weitertun will.
Ferner, dass Sie darin, dass ich einen Unterschied sehe zwischen Beichten von vergangenem Fehlverhalten und Beichten von zukünftig geplantem Fehlverhalten, bereits quasi ein Fehlverständnis meinerseits von Barmherzigkeit sehen, werte ich mal als Indiz,
dass meine Eingangsbehauptung wenigstens insoweit zutreffend ist, als das es beim „Streit“ um den Begriff „Barmherzigkeit“ auch darum geht, ob und inwiefern mit vergangenem und zukünftigen geplanten Fehlverhalten von einem barmherzigen Standpunkt aus unterschiedlich umzugehen ist.
Momentan verstehe ich Sie so, dass es aus Ihrer Sicht beim Umgang mit Fehlverhaltem von eher untergeordnetere Bedeutung, ob es um vergangenes oder um zukünftig geplantes geht.
Ich unterhalte mich ungern über hypothetische Fälle. Wenn ein Mensch vor mir sitzt, konkret in einer konkreten Situation, dann verhalte ich mich dazu. Aber abstrakte Regeln – die Sie ja wollen – bin ich nicht bereit auf Hypothesen aufzubauen.
Und aus der Tatsache, dass ich Ihnen widerspreche zu schließen, dass Sie recht haben, ist schon sehr gewagt. Sie sprechen gar nicht über Barmherzigkeit. Sie wollen alles geregelt sehen. So geht das aber nicht. Sie möchten Handlungs-Bewertungen, darum geht es aber beim Thema Barmherzigkeit nicht.
„Sie möchten Handlungs-Bewertungen, darum geht es aber beim Thema Barmherzigkeit nicht.“
Mag Ihnen so vorkommen; mir geht es aber darum, dass zwischen vergangenen und zukünftig geplanten Fehlverhalten der fundamentale Unterschied besteht, dass man letzteres noch unterlassen könnte und SOLLTE (wenn denn irgendwie möglich).
Wenn es ernsthaft Ihrer Position entspricht, dass dieser Unterschied von eher untergeordneter Bedeutung ist,
dann kann ich mich den von mir ungenannten „theologisch“ konservativeren (und ich hatte da Namen im Kopf) im Voraus vollumfänglich anschließen, dass Ihre Position absurd ist.
Als wenn es nicht weiter wichtig wäre, ob ich Betrug oder Raub begangen habe oder plane, es demnächst zu tun. Absurd.
Er ist nicht von untergeordneter Bedeutung, er geht schlicht am Thema vorbei. Barmherzig zu sein war der Vorschlag als Antwort – nicht als Lösung – auf den Wandel der Kirche, eine Haltung, eine Sicht, ein „Name Gottes“, wenn Sie so wollen.
Was Sie hier tun ist mich zwingen wollen, mein Argument an Ihren Maßstäben zu messen. Ich glaube aber nach wie vor nicht, dass das, was Sie sagen, irgendwas mit konservativ oder sonstwas zu tun hat. Meine Position ist nicht absurd, nur weil ich glaube, dass Ihre Argumentation am Thema vorbei geht.
Die Steuererklärung als Inhalt der Beichte? ???
Das ist doch jetzt aber Satire, oder?
Auf diesem Niveau über Barmherzigkeit reden entbehrt in meinen Augen aber jeder ernstzunehmenden Grundlage.
Damit kann ich doch Menschen, die außerhalb einer irgendwie gearteten katholischen Blase leben nicht mehr kommen.
Bei aller Ernsthaftigkeit mit der über Barmherzigkeit zu reden und auch zu Streiten ist. Aber zeigt das Beispiel nicht eigentlich wie irrelevant katholischer Glaube und katholisches Denken für die Menschen ist ?!?
@Pater Hagenkord:
„Er ist nicht von untergeordneter Bedeutung“
Ok, dann nehme ich „absurd“ vollständig zurück.
Meinen Versuch Ihnen darzulegen, was meiner Ansicht nach einer der Ursache für das „Umkämpftsein“ von „Barmherzigkeit“ ist, ist wohl gescheitert, entschuldigung für den erfolglosen Versuch.
Vielleicht können Sie es einfach als meine private Einzelbeobachtung zur Kenntnis nehmen:
Aus meiner Sicht und bei manch anderem, erweckt die Verwendung des Begriffes „Barmherzigkeit“ manchmal den Eindruck, es ginge dem Verwender darum durch die Hintertür die Vergebung von Sünden im „voraus“ „einzuführen“ und/oder dass der Verwender das zumindest unabsichtlich befördert. Diese Wahrnehmung führt dann leicht zu einem gewissen Unbehagen gegenüber dem gesagten.
Eine notwendige Debatte, die längst überfällig ist. Wenn nur alle sich auf einen ehrlichen und offenen, tabufreien Gesprächsraum einlassen
möchten. Wir stehen am Ende einer Epoche (Michael Bordt SJ). Unsicherheiten gilt es zu akzeptieren. Und ER ist doch bei uns. Furcht ist nicht in der Liebe
Wer nach allen Seiten offen ist, kann nicht ganz dicht sein.
FJS
Noch einmal darf ich höflich anfragen, was Sie mit diesem Zitat zu sagen gedenken. Wen oder was meinen Sie?
Ich mache die Erfahrung, dass wenn wir die Einteilung in Ideologien mal versuchen aus dem Blick zu lassen und uns einfach zutrauen, dass wir nicht wissen, was die „Lösung“ ist und wie es weiter geht. Und wenn wir uns einfach gegenseitig zutrauen, dass wir uns aus unserer jeweiligen „Ecke“ etwas zu sagen, etwas zuzutrauen und zuzusprechen haben, dann passiert etwas.
Das klingt etwas apokryph. Ich meine: Wenn wir es schaffen, nicht dabei stehen zu bleiben: Der ist rechts, die ist links. Die liegt richtig, der hat unrecht. Sondern, wenn wir es schaffen im gegenüber einen Menschen zu sehen, der etwas von Gott, Glaube, Jesus, Kirche verstanden hat und daraus vor mich etwas lerne, dann passiert etwas, das über das hinaus geht, was wir machen können.
Ich hoffe, es wird etwas verständlich.
Ich glaube, je mehr wir von unserem persönlichen Erleben, Glauben, Erfahren, Brennen mitteilen, um so hilfreicher ist es.
Danke Pater Hagenkord für Ihr „Foto“ über den Ist- Zustand der deutschen- ich möchte es europäisch erweitert sehen.
ja Ok gut wie Marx,Oberbeck Bode, Genn, Heße und vor allem Wilmer(!) UA!!..
– sein beeindruckendes Gespräch mit dem Kölner Stadtanzeiger..-
Gute Nerven muss man -natürlich auch den Pfingstgeist- wünschen!!..
aber die Bischöfe sind natürlich vom amtierenden Papst besonders abhängig.
wenn – Gott schenke noch viele Kreativität..!!- Franziskus nicht mehr ist.. und im folgenden Konklave wieder ein „Hardliner “ im europäischen Raum denke ich an Männer vom Schlage des emeritierten Kardinal Müller..- Papst wird…???
was dann?…
ich erinnere mich an die früheste Kindheit -da gabs noch den „Monarchen“ Pius XII..-und die Katholiken verwechselten oft die DAMALIGEN Verlautbarungen des Vatikans mit dem Evangelium..
JA dann das kurze aber bahnbrechende Pontifikat Johannes XXIII..- um dann -gewiss in Wellen- eine eher -theologisch-„bleierne Zeit“ im Vatikan-
– die politischen Verdienste von Paul VI und JP.II um den Frieden und die Ereignisse 1989.. sind bleibend!-
für mich war damals der Katholikentag 1968 wegweisend!!- der beginnende Weg AUCH bei breiten Schichten AUCH der Katholiken hin zur „Freiheit des Christenmenschen“..
trotzdem bin ich sehr bei diesen Bischöfen. Vor allem bei Wilmer, weil er im diesem interview klar nicht nur vom fehl einzelner Christen aber auch der sog. ´“heilige katholische Kirche „-ich hoffe nur dass er nicht -bei einem Hardliner Papst zur Glaubens Behörde zitiert wird..
Der höchstwürdigste Herr Bischof Dr. Heiner Wilmer, SCJ sagte ja nur, daß Böses auch in der DNA der Kirche liege.
.
Wenn ich das richtig verstanden habe, dann zielte er auf die hochwürdigen Herren Priester ab, die eben die Messe gefeiert haben, und danach Ketzer mit glühenden Zangen quälten.
Mir fehlt bei Ihrem Beitrag etwas der Bezug zum Thema. Was wollen Sie damit sagen?
Hoffnungsmüdigkeit – der Psychologe würde wohl eher das Wort Depression verwenden – hat viel mit Erschöpfung zu tun.
Erschöpfung tritt ein, wenn wir uns anstrengen und TROTZDEM nicht unsere Ziele verwirklichen können.
Haben wir im Sinn, was Gott will?
Was erwarten wir von Gott?
Warum erwarten wir soviel von der Kirche?
Eine Stelle im Hochgebet, die auf mich immer schon einen großen Eindruck gemacht hat: „Du Herr schenkst das Wollen und das Vollbringen.
Meint
Euer Christoph
die Hoffnung ist eine schwierige Tugend, im Dreiklang „Glaube, Hoffnung, Liebe“.
Einen wesentlichen Text dazu stellt wohl die Enzyklika von Benedikt XVI „spe salvi“ dar.
Ich hab das mehrmals gelesen, nicht alles verstanden, aber war schwer beeindruckt. schon ein großer Theologe, dieser bayerische Papst. Und so viel Humanismus schwingt immer mit.
Barmherzigkeit: 2016 war doch das heilige Jahr der Barmherzigkeit. sind alle in der Weltkirche mit der Ernte zufrieden? Erinnern wir uns auch an ein ganz altes kurzes aber überaus mächtiges Gebet, an das Jesusgebet. Das sagt so viel.
„Herr Jesus Christus, erbarme Dich meiner Seele“.
Er, der Herr, ist der Quell aller Barmherzigkeit und spätestens im Tode brauchen wir das gute Pfand seines Kreuzopfers.
Das hab ich doch so richtig verstanden, als Kern des Auferstehungsglaubens.
Wir in Europa haben viele Privilegien. Genug zu essen, sitzen im Warmen, relativer Frieden und Zeit zum diskutieren. Alle dürfen wir in Frieden spinnen und ein bisserl klerikal streiten.
Wenn wir über Depression, zB Reform vs. Konservativismus diskutieren.
Eine Nachricht diese Woche auf Vatican News will ich wiederholen, weil es so plakativ ist: in Syrien gab es nach dem 2. WK 25% Christen und heute sind es vielleicht … 2%. Damaskus wird schon bei Abraham in der Genesis erwähnt und syrien kommt textuell in vielen Briefen vor, auch im berühmten Weihnachtsevangelium nach Lukas. das sehe ich schon symbolisch und konkret.
Viele sind zB seit dem Ereignis II. Vaticanum gestorben, nennen wir sie Märtyrer, in alter Tradition. Der ganze Vordere Orient erleidet eine Form von Christenverfolgung historischen Ausmaßes. und die Kriege, die wir befeuerten („der Krieg gegen den Terror, der zum Weltkrieg wurde), haben alles schlimmer gemacht. Klar war Saddam Hussein ein Diktator, aber im Irak der 90Jahre gab es zB noch eine Form von Religionsfreiheit, es wurden Synagogen geschützt, wie auch Kirchen, Suniten und Schiiten lebten einigermaßen friedlich zusammen. Es wurde alles schlimmer. Genauso Libyen, Libanon, subsahara, viele Beispiele. Am erstaunlichsten finde ich immer die Standhaftigkeit der großen christlichen Minderheit in Ägypten, einige Hunderttausend Katholiken und vor allem über 10 Mio Kopten.
das sind die wahren Probleme, die ggf. von der Universalkirche mit Perspektive Purgatorium oder „Himmel“ betrachtet werden. So vermute ich. und wenn wir gewisse klerikale Themen an den Problemen der Märtyrer und Verfolgten messen, dann kann es Erkenntnis bringen. Was ist wichtig und was ist relativ.
Die Verfolgten und Schwachen erwarten die Hilfe zu Recht. sie waren nicht hoffnungsmüde.
Die obige Diskussion um die Barmherzigkeit Gottes würde ich gerne aufgreifen, um ein paar Gedanken loszuwerden, und zwar zum Thema „über Gott reden oder mit Gott reden“.
„Über Gott reden“
Tatsächlich gibt es meiner Meinung drei Themen, mit denen jede Katechese beginnen sollte (in dieser Reihenfolge):
Gott —–> Christus —-> Kirche
Die „sympathischeren“ Themen Nächstenliebe, Solidarität, Umweltschutz, Option für die Armen usw. sind diesen Themen „nachgeordnet“, so wie man zuerst über die Begründung spricht und erst hernach über die Schlussfolgerungen.
Trotzdem muss jedes Reden über Gott im Stammeln enden. Gott als „den Barmherzigen“ festnageln zu wollen ist genauso falsch und genauso richtig wie ihn als den „Ich bin“ zu outen oder als „die Liebe“.
Vielmehr sollten wir einander im Gebet stärken (im Gespräch MIT Gott). Es ist tragisch, dass ALLE Mystiker Probleme mit der Amtskirche hatten. Spiritualität wäre DER Ansatz, um die „Kräfte des Lebens“ in die richtigen Bahnen zu lenken.
Meint
Euer Christoph
„Es ist tragisch, dass ALLE Mystiker Probleme mit der Amtskirche hatten.“
………………………………………………………………………………………………………
Wohl deswegen, weil sie auf direktem Weg zu Gott gelangen suchten.
In unserer heiligen Kirche geht der Weg zu Gott aber nur über die hochwürdigen Herren,
geweiht in der Nachfolge der Apostel.
Das ist so nicht richtig. Der Weg zu Gott erfordert keineswegs den geweihten Priester, Gott ist jedem und jeder zugänglich. Das gehört zum Christentum dazu.
Liebe Melani
Kein Mensch kann Gott finden, wenn sich Gott nicht von selbst offenbart.
Aber nicht nur der Mensch sucht Gott, sondern auch Gott sucht den Menschen. Und WIE weit uns Gott entgegenkommt, das wird offenbar in der Kirche, die ja nicht nur aus Priestern und Bischöfen besteht, sondern auch aus Dir und mir.
Gott kann sich offenbaren, wann immer und wo immer er will, aber in der Kirche haben wir ein sicheres Zeichen für seine Offenbarung. Auch, wenn es manchmal „menschelt“.