Es hat mich einen Monat lang in den Fingern gezuckt. Einen Text zu schreiben über die Berichterstattung zur Synode und genereller über kirchliche Konfliktthemen. Wir haben das auch oft diskutiert, wie Leute, die ausschließlich destruktive Absichten haben, so viel Aufmerksamkeit und Wichtigkeit bekommen können. Der Stil guten Journalismus wird verdorben, und weil „normale” Journalisten sich die Themen vorgeben lassen, haben die auf einmal viel Macht und machen großen Lärm.
Und dann habe ich doch nicht geschrieben. Oder besser: ich habe geschrieben, mindestens sechs, sieben Artikel, nur um sie abends dann wieder zu löschen. Die waren schon hier im System, bevor ich dann auf den Knopf gedrückt habe. Nein, nicht. Nein, nicht heute.
Und es ist ja schon eine Frage: wie können wir über das passieren, was in der Kirche passiert und die nötige Offenheit und die nötige Neugierde bewahren? Wie können wir uns wehren gegen diejenigen, die ein Narrativ schon mitbringen in das dann alles nur noch eingefügt wird? Die mit viel Geld hantieren? Die mit ihrem Lärm dann auch andere in ihren Bann ziehen?
Bei den Pressekonferenzen und Briefings während der Synode zum Beispiel wurden von Vertretern dieses Narrativs heraus nur zwei Typen von Fragen gestellt: Erstens warum nicht über Humanae Vitae gesprochen worden sei, die Wertung schon im Kopf, und zweitens waren es Verfahrensfragen, wer wann wie wo was entscheidet. Und Verfahrensfragen sind immer Machtfragen. Die wollten Machtgeschichten schreiben, nicht Jugend-Synoden Geschichten.
Die Wertung schon im Kopf
Das pendelte in meinem Kopf dann immer zwischen Amüsement, Zorn und Hilflosigkeit: Wie reagiert man darauf? Immer mehr Debatten auch in der Kirche werden von derlei Kommunikation beherrscht, da ist kaum Interesse, kaum Neugierde, da werden Ereignisse und vor allem Personen – auch der Autor dieser Zeilen – gerne einfach in die vorgefertigten Narrative eingefügt. Gut und Böse, für und gegen. Da werden journalistische Standards auch mal einfach über Bord gewischt, schließlich geht es ja um eine angeblich gute Sache.
Was zum Kern des Problems führt: hier heiligt der Zweck die Mittel. Dieses teuflische Prinzip steckt hinter all der Diffamierung, Verkürzung, Umschreibung. Hinter den „gehaltenen Augen”, wie es die Schrift nennt.
Nicht mitmachen
Und auch zum ersten Schritt zur Lösung, bzw zur richtigen Reaktion. Nicht mitmachen. Nicht auf derselben Ebene mitspielen. Nicht auch den Zweck die Mittel heiligen lassen. Ja, das ist nicht angenehm, aber in diesem Fall kommt aus der Schwäche die Kraft. Nicht aus der Stärke.
Wie Sie merken: Ich spreche nicht von „konservativ” und „progressiv”, das wird dem nicht gerecht. Hier geht es um destruktiv, um negativ.
Dagegen mein eigener Plan: positiv bleiben. Das hier, was ich hier schreibe, ist schon grenzwertig aber man muss schon die Dinge beim Namen nennen. Aber in den Stücken zum Thema mag ich lieber positiv bleiben, nicht negativ auf negatives reagieren. Das trägt nur zur vergifteten Debatte bei.
Auch ich bin ein Freund der Polemik, des offenen Kreuzens der Klingen. Das darf auch alles sein. Das darf aber nicht alles sein. Und selbst wenn es mal vorkommt: positiv wirken kann es selten. Das habe ich bei meinen eigenen polemischen Stücken hier im Blog sehr deutlich bemerkt.
… die nur Skandal suchen
Anfang September, als der erste der unsäglichen Briefe des ex-Nuntius Viganò durch die Öffentlichkeit gereicht wurde, sagte der Papst in seiner Morgenpredigt: „Mit Menschen, die keinen guten Willen haben, mit Menschen, die nur Skandal suchen, die nur Spaltung suchen, die nur Zerstörung suchen, auch in Familien, da braucht es Stille und Schweigen.“
Das ist diese Kraft die aus der Schwäche kommt. Nicht aus dem Versuch, die Debatte zu dominieren. Das ist die Kraft, die positiv bleibt.
Vielen Dank Pater Hagenkord für diesen Beitrag!
“De=struktiv” für die Kirche Gottes waren und sind doch die ahnungslosen und vertrauenseligen Kinder, die von Priestern zu ihrer Lustbefriedigung mißbraucht werden!
Statt dessen nun den Schaden den “unsäglichen Briefen” des seiner Verantwortung verpflichteten Nuntius zuzuschreiben, zeugt von *wilder Logik* — ne quid gravius dicam.
Sie haben Recht, da sind viele junge Menschen Opfer geworden. Da bin ich völlig Ihrer Meinung. Nur wage ich zu bezweifeln, dass es dem ehemaligen Nuntius auch darum gegangen ist. Er sagt zwar, es ginge ihm um Missbrauch, wenn man seine Briefe liest, dann bekommt man einen ganz anderen Eindruck.
Die Briefe sind selbstgerecht und homophob, und sie benutzen das Thema Missbrauch, um eine ganz andere Agenda zu setzen. Das ist beklagenswert.
>> Das sehe ich anders! <<
Der Nuntius weist doch minutiös nach, wie seine detaillierten Berichte und seine konkreten Aufzählungen im Vatikan in den Wind geschlagen wurden.
°°° Hätte er sich *nicht* zu Wort gemeldet, so wäre wahrscheinlich noch heute der Mantel der Verdunklung über diese Vorfälle ausgebreitet. °°°
Ich vermag auch nicht zu erkennen, wie Selbstgerechtigkeit oder Homophobie aus den Darlegungen des Nuntius hervorscheint. Selbstgerechtigkeit sehe ich in diesem Zusammenhang eher in den vatikanischen Dikasterien.
Jedenfalls gewann (nicht nur) ich den Eindruck, dass man hier in alter Manier den Arzt verdammt, anstatt auf die Krankheit zu schimpfen..
Erstens: die Sache war schon öffentlich, als Viganò seinen ersten Brief schrieb. Zweitens: lesen Sie den Antwortbrief von Kardinal Ouellet, der widerlegt die Aussagen von Viganò. Und Drittens: die Hokoohobie ist mit Händen zu greifen, Homosexualität wird als „auszurottende Seuche“ bezeichnet, wie deutlich muss das denn werden?
Geht es Ihnen um die “Verurteilung” eines Menschen aufgrund seiner Handlungsweise oder wollen sie etwas zur Kultur der Debatte um den Missbrauch in der Kirche beitragen? Das ist mir aufgrund Ihres Kommentares nicht klar ersichtlich, denn sie mühen sich um die Schuld/Unschuld einer Person, die Sie selbst gar nicht feststellen können. Viel sinnvoller wäre es doch da, sich um die Informationen zu kümmern, die eine Verbesserung im Umgang mit dem Missbrauch von Macht und Sexualität hervorrufen können. Dazu gehören für mich Handlungsweisen, die übrigens von der Kirche bereits eingeleitet sind, um präventiv dem Missbrauch entgegenzuwirken indem man auf die Machtkonstellation innerhalb der Kirche eingeht und ihre Strukturen zu lösen versucht. Auch wird den Opfern mittlerweile Gehör verschafft, sie werden nicht mehr als Ankläger der Kirche gesehen sondern als missbrauchte Kirchenglieder angenommen, im Bemühen um Wiedergutmachung der unsäglichen Schuld.
Was nützt es den missbrauchten Kirchengliedern, wenn Personen bloß gestellt werden, die vielleicht! im Umgang mit Infromationen falsch gehandelt haben und damit die wahren Täter aus dem Blickfeld nahmen indem sich die Kirche mehr mit sich selbst beschäftigte als mit den Menschen, die ihr zum Opfer fielen? Die Uhr kann nicht zurückgedreht werden, was falsch war, das bleibt falsch und sollte in Zukunft richtig gemacht werden, zumindest im gemeinsamen Wachsen an einem würdigen Umgang mit dem eigenen, wie auch mit dem fremden Menschenleben.
Ich sehe eine Schwierigkeit darin, dass rein an dem gebrauchten Wortlaut an einer z.b. Frage nicht zwangsläufig erkennbar ist, was die Absicht ist.
Z.b. die Frage:
“Wieviel Sprit verbraucht das von ihnen vertriebene Fahrzeug?”
kann darauf abzielen, Aussagen zu erhalten, die sich dann in Gerichtsprozessen nutzen lassen; z.b. wenn man halt anschließend klagen will und aus der Aussage zum Spritverbrauch den Klagegrund herleiten will.
Aber eventuell man plant z.b. eine längere Fahrt und will ausreichend Tankstops etc. einplanen, damit man nicht im Nirgendo stehen bleibt.
Diesselbe Frage, einmal destruktive Intention, einmal nicht.
Mir selber würden mehrere Fragen bezüglich einiger kirchlicher Dinge einfallen, die ich mit nicht destruktiver Intention stellen könnte, die aber von anderen wohl als destruktiv aufgefasst würden.
Kontext. Es geht um den Kontext. Den zu erkennen darf ich mir schon zutrauen, oder?
Natürlich kann es mit Kontext klappen, die Intention richtig zu erkennen.
Nur ist mein Hinweis darauf, dass Intention falsch verstanden werden kann im Kontext (!) mit meiner Aussage, dass ich nicht destruktiv intendierte Fragen stellen könnte, die andere destruktiv auffassen würden,
eigentlich schon eine klare Aussage, dass ich bereits die Erfahrung gemacht habe, dass der Kontext wenigstens bei mir auch schon falsch interpretiert wurde.
Ehrlich gesagt, wenn ich Fragen zu heiklen Themen stelle, dann ist es aus meiner Sicht der absolute Normalfall, dass meine Intentionen falsch interpretiert werden. Da kann ich so ziemlich machen, was ich will.
Oh, wie clever!
Aber was Sie da beschreiben ist kein Argument für nichts. Was wollen Sie damit sagen? Dass man sich missverstehen kann? Und dass ich deswegen nicht klagen darf, dass es destruktive Medien gibt? Oder worauf wollen Sie hinaus?
“Was wollen Sie damit sagen?”
Dann halt direkter:
“Kontext. Es geht um den Kontext. Den zu erkennen darf ich mir schon zutrauen, oder?”
Ihre Fähigkeit bei Leuten, die Ihren Haltungen nicht sehr nahe stehen, richtig Intention und Hindergedanken zu erkennen, ist aus meiner Sicht eher schlecht.
Dass Sie z.b. bei mir richtig tippen, mit welcher Intention ich was sage, fällt eher unter Glückstreffer.
In Bezug auf riverrunner vermute ich das auch.
Relativ sicher bin ich mir auch bei:
Dubia-Kardinälen, Vigano, Weinandy, Rod Dreher und ggf. Teilen der AFD und der AFD-Wählerschaft.
Nur die, die mir spontan einfallen.
Das ist nebenbei kein schlimmes Manko, Ihre Hintergedanken sind z.b. mir ein Rätsel.
Der Hintergrund ist eher, dass man bei Leuten mit in Teilen erheblich anderer Ansicht zwangsläufig oft daneben liegen muss, denn die haben ja gerade andere Ansichten, weil sie irgendwas grundsätzlich anders sehen.
Und geht mir genauso, ich würde mir z.b. nicht zutrauen bei riverrunner oft zu verstehen, was er/sie eigentlich meint oder warum er/sie ein paar Sachen sagt oder schreibt; ebenso Eskilcgn; und irgendwelche Leute, die Sozialismus für in der realen Anwendung sinnvoll halten, sind für mich ohnehin ein Buch mit sieben Siegeln.
Man sollte sich meiner Ansicht nach nur bewusst sein, wie oft und leicht man da daneben liegen kann; und dessen scheinen Sie sich nicht bewusst zu sein.
Etwas weniger Selbstgewissheit, dass man die Motive und Hintergedanken des anderen durchschaut hat, ist aus meiner Sicht immer sinnvoll.
(wobei beim Beurteilen von anderen Journalisten und deren Motiven und Hintergedanken Sie vermutlich besser sind, da Sie ja in dem Bereich arbeiten und viel mit denen zu tun haben).
Das ist ja mal deutlich formuliert. Nur gebe ich zu bedenken, dass Selbsteinschätzung und Fremdeinschätzung gerne mal weit voneinander entfernt liegen und dass das nicht unbedingt bedeutet, dass die Selbsteinschätzung Recht hat.
Was Ihre Aufzählung angeht: das sind wirklich sehr unterschiedliche Motivlagen, die Sie in den Personen – und den damit verbundenen Ereignissen – ansprechen. Zu einigen habe ich mich hier verhalten, und dazu stehe ich auch. Nehmen Sie Viganò, nur als Beispiel: Sie vermuten ehrliche Absichten und sehen deswegen die Anschuldigungen als gerechtfertigt an, die Widerlegungen als Gegenstandslos. Ich hingegen nehme die Unwahrhaftigkeit der Aussage wahr, sehe die Homophobie in seinen Aussagen und kann deswegen die selbsterklärte aufrichtige Intention, die mit dem Pathos und der Selbstgerechtigkeit à la Luther (ich kann nicht anders) daher kommt, nicht akzeptieren.
Dubia ist eine andere Geschichte, hier geht es um Zwang. Selbst wenn die Kardinäle ihrer Intention nach etwas anderes als Ziel vor Augen haben, der Effekt ist der des Zwanges. Weinandy ist eine komplexe Geschichte, bei der man auch in die Vergangenheit des Herrn schauen muss. Was er für sich selber reklamiert, hat er jahrelang anderen verweigert. Und so weiter.
Interessant finde ich aber, dass Sie trotz der Diagnose, ich sei schlecht in all dem, hier weiter lesen und kommentieren. Wie Sie wissen, nicht immer erfolgreich (weil ich einige Kategorien habe, nach denen ich Kommentare moderiere). Ich finde das ausdrücklich gut. Die Schwerter zu kreuzen, wenn ich das so ausdrücken darf, tut der Debatte ja gut. Nur müssen Sie mir dann auch zugestehen, dass ich weiter davon ausgehe, dass meine Fähigkeiten zur Erkenntnis von Motivation oder Tathergang so schlecht nicht sind und Sie leider eine auswählende Brille aufhaben. Nicht ich.
Sehr schön, spricht mir aus der Seele. Die Macht des destruktiven Narrativs, der den Missbrauchsskandal als Folge von Amoris laetitia hinstellen möchte und für schwulenfeindliche Ziele instrumentalisiert, ist schon sehr krass. Dieselben Leute, die bis vor kurzem alle Vorwürfe heruntergespielt und als kirchenfeindliche Propaganda hingestellt haben, benutzen das Thema jetzt, um den von ihnen gehassten Papst anzuzählen.
Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass der Vatikan spätestens seit jetzt ein ernsthaftes rechtliches Problem hat. Ihnen dies zu sagen, ist konstruktiv, weil betriebliche Verbesserungsvorschläge immer konstruktiv sind. Eventuell kommen sie aber zu spät. Das liegt dann aber am Management. An mir liegt es nicht:
Nachweislich habe ich in den letzten Wochen der Bischofssynode die Abschaffung des Unfehlebarkeitsdogmas vorgeschlagen. Das wurde nicht umgesetzt. Es gab auch keine noch so minimale Demokratisierung der katholischen Kirche. Und jetzt? Der Papst ist Stand heute immer noch ein absoluter Monarch.
Daher hat mich die Schlagzeile auf katholisch „US-Bischöfe: Wir sind keine Filialleiter des Vatikan“ heute verwundert, da katholisch die offizielle Webseite der Katholischen Kirche in Deutschland ist:
https://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/us-bischofe-wir-sind-keine-filialleiter-des-vatikan
Die Lösung des Rätsels habe ich dann heute in einem in der Washington Post erschienenen Artikel gefunden:
„U.S. Catholic church hit with two national lawsuits by sex-abuse victims
Class-action suit names Holy See in Vatican as defendant, cites federal racketeering laws
In dem Artikel heisst es:
„The suit filed in Washington notes that the Holy See has successfully avoided liability in the United States by claiming it did not have direct authority over priests. But then on Monday, as the bishops were meeting at their national conference in Baltimore to address the issue, they were directed by a letter from Vatican to stop the discussion, and did.
„If that’s not command responsibility, I don’t know what is“ seid Mitchell A. Toups, one of the lead attorneys in the class-action case.
In anderen Worten: Der Papst selbst hat durch sein Verhalten, den US-Bischöfen direkte Befehle in eine schon laufende Konferenz zu geben, den letzten Beweis dafür erbracht, dass er überall in der Kirche durchgreifen kann. Das weiss zwar jeder sowieso schon, und die Führungsstruktur des Jesuitenordnes ist bekannt: 500 Jahre Literatur zum aboluten Gehorsam. Aber wie der US-Staatsanwalt sagt, dies vor der Weltöffentlichkeit durch eine Zusatzanweisung in eine laufende Konferenz zu tun, ist der Beweis der „command responsility“
Nach weltlichem internationalen Recht, handelt es sich um Themen wie „Wo ist der Ort des Managements?“ und „Wo ist die tatsächliche Geschäftsleitung?“ Könnte es sein, Herr Hagenkord, das diese tatsächliche Geschäftsleitung in Rom ist?
Falls die tatsächliche Geschäftsleitung der Weltkirche in Rom sein sollte, haben die US-Bischöfe ein Problem: Sie sind weisungsgebundene Filialleiter des Vatikan.
Auf der Bischofssynode, die kürzlich stattfand, war auch zu sehen, dass alle Bischöfe weltweit die gleich violette Uniform tragen. Auch dazu gibt es Rechtsprechung.
Die Weisung in die US-Bischofskonferenz war dann wohl eine autoritäre Spontanaktion des Papstes zuviel.
Eine Analyse wird aber ergeben, dass es an Jahrhundertelang eingeübten Strukturen liegt: Die Untergebenen wagen es nicht, zu widersprechen, und den Jesuitenpabst hat sein Leben lang nichts andere gelernt.
Als Lektüre, was jetzt zur unmittelbaren Schadensbegrenzung noch getan werden könnte, empfehle ich die Anregungen in dem Buch von Hans Küng Unfehlbar?
Ergebnis vorweg: Dezentralisieren, denzentrlisieren, und das sofort.
Siehe auch:
Hans Küng
https://www.deutschlandfunk.de/zum-90-geburtstag-von-hans-kueng-bis-an-den-rand-der.886.de.html?dram:article_id=413072
und
https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2018/38247/hans-kueng-zum-90-geburtstag-am-19-maerz-2018
Das ist mit Verlaub eine ziemlich unterkomplexe Lesart.
Erstens handelt der Papst nicht aus der von Ihnen ziemlich vereinfachend dargestellten Gehorsam der Jesuiten heraus. Sondern nach dem Kirchenrecht. Dort gibt es zweitens klare Ebenen, wer was darf und wer für was zuständig ist. Drittens aus der Farbe der “Uniform” auf Autorität zu schließen und dazu auf irgendwelche Rechtsprechung zu verweisen, das ist schwach. Viertens hat der Papst vor mit allen Bischofskonferenzen gemeinsam dieses Thema zu besprechen. Das ist der Grund weswegen er nicht will, dass jetzt eine vorprescht und die anderen unter Druck setzt. Die US-Bischöfe hatten 20 Jahre Zeit, das zu tun, und haben es nicht oder ungenügend getan. Der Vatikan hat gewisse Verantwortung, aber nicht alle. Und schon gar nicht sitzt die “Geschäftsführung” hier.
Sehr geehrter Pater Hagenkord,
Es ist vollkommen richtig, dass Papst Franziskus dieses Thema erst einmal mit ALLEN Bischofskonferenzen besprechen will, Andernfalls entwirft jede Bischofskonferenz ihr eigenes Konzept, was nur zur Verwirrung beiträgt. Die Entscheidung von Papst Franziskus hat meiner Meinung nach nichts mit autoritärem Gehaben zu tun, sondern nur mit Vernunft.
Bezüglich zum Thema “Destruktiv-Medien” möchte ich anmerken, dass mir einmal ein Journalist eines Printmediums gesagt hat, dass sich Negativ-und Skandalnachrichten viel besser verkaufen, als positive Berichte. Er meinte, dass es für die Verkaufszahlen günstiger wäre, zunächst einmal eine Negativnachricht, auch wenn sie noch nicht verifiziert ist, herauszugeben; man könnte ja hinterher noch immer eine Berichtigung veröffentlichen, wenn sich der “sogenannte Skandal” ger nicht als solcher erweisen würde. Dann ist aber die hohe Auflage der “Skandalnachricht” schon verkauft. Skandalnachrichten erscheinen meistens auf der Titelseite, Berichtigungen irgendwo im Inneren, relativ kleingedruckt.
Die Beobachtung zu “nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten” stimmt, und hat auch viel damit zu tun, dass das Vertrauen in Medien allgemein sehr gering ist. Es gibt mittlerweile auch eine eigene Denkschule, die bewusst “konstruktiven Journalismus” propagiert und damit auch wirtschaftliche Erfolge erzielt, das ist in Dänemark entstanden.
Trotzdem glaube ich immer noch, dass es ein Qualitätsunterschied ist: es gibt Medien, die benutzen die schlechte Nachricht, um Auflage oder Sendezeit an Mann und Frau zu bringen. Und es gibt Medien, die auf Biegen und Brechen das Schlechte und nur das Schlechte suchen und bringen, denen Spaltung Einnahmen bringen. Und die nenne ich Destruktiv-Medien.
Ich teile Ihre Meinung. Es gibt destruktive Haltungen.
Und auf Anhieb habe ich auch keine Lösung wie man am Besten damit umgehen kann und soll.
Da ich nicht zur schreibenden Zunft gehöre kann ich einfach aufhören zu lesen, wenn es mir zu destruktiv wird. Aber ich denke, dass es wichtig ist zu widersprechen und die sachlichen und logischen Fehler aufzuzeigen.
Ich danke Ihnen, dass Sie mir und anderen Einblick geben, dass es auch in Rom und im Vatikan eben nicht nur destruktiv zu geht. Das macht Mut.
Als ich Ihren Artikel las, erinnerte ich mich anbei Leichentuch von Kardinal Meisner hier in Köln von Gereon zum Dom, bei dem ich Zaungast war. Kardinal Meisner und die Inszenierung dieses Zuges spiegeln für mich das wieder, was Die hier mit destruktiv beschreiben.
Als der Zug an mir vorbei ging kam in mir sehr deutlich das Wort aus dem Evangelium hoch: Lass die Toten ihre Toten begraben …. Du aber verkünde das Evangelium.
Ich konnte mich getrost vom Geschehen abwenden und das tun, worin ich meinen Auftrag sehe. Vielleicht ist das generell ein spiritueller Hinweis dieser destruktiven Seite zu begegnen “Lass die Toten ihre Toten begraben. Du aber verkünde das Evangelium.”