Es war der Geburtstag des innerkirchlichen Dialoges: Die Antrittsenzyklika Papst Pauls VI., „Ecclesiam Suam“. Wenn wir heute das Wort vor lauter Übernutzung nicht mehr hören können oder es als Statthalter für allerlei herhalten muss, dann war das vor genau 50 Jahren noch anders. Damals war das Wort ein Fremdwort im Sprachgebrauch der Kirche.
Noch während des Konzils veröffentlichte der Papst sein Schreiben, da er aber den Ergebnissen des Konzils bewusst und ausdrücklich nicht vorgreifen wollte, ist es nicht eines der sonst üblichen thematischen Schreiben geworden, sondern nachdenklich, fast meditierend. Sie wurde am 6. August 1964 veröffentlicht, dies ist also eine etwas verspätete Geburtstagswürdigung.
Kirche dürfe kein Selbstzweck sein. Kirche muss gesprächsbereit sein. Aber auch: Dialog darf nicht in der Aufgabe der eigenen Identität bestehen. Alles Aussagen, die so das erste Mal gemeinsam und gesammelt fallen. Als Kriterien für den Dialog der Kirche nennt der Papst Klarheit, Sanftmut, Vertrauen und Klugheit. Paul VI. will aber auch, dass dieser Dialog nicht nur von der Kirche, sondern auch innerhalb der Kirche geführt wird.
Für uns heute klingt es befremdlich, dass das etwas Neues gewesen sein soll, aber damals war es ein großes Türen Öffnen, während und für das Konzil. Die Kirche, wie sie durch das Konzil geprägt wurde, findet auch hier ein Fundament.
Die Konzilsdokumente haben den Text überschattet, vielleicht Zeit für eine Relecture in Zeiten, in denen Papst Franziskus innerkirchlich – in der Bischofssynode – und außerhalb – in Begegnungen und Friedensgebeten – ganz klar und deutlich auf den Dialog setzt.
Den offiziellen Text des Schreibens gibt es im Internet leider nicht auf deutsch, hier die englische Überstzung.
Am 8. und 9. Juli 2011 fand in Mannheim eine Auftaktveranstaltung der Deutschen Bischofskonferenz statt. In seiner Begrüßungsansprache sagte Erzbischof Dr. Robert Zollitsch:
“Papst Paul VI. hat im Jahr 1964 mit seiner Enzyklika „Ecclesiam Suam“ dem Dialog in der Kirche eine besondere Bedeutung verliehen.
Er zitierte dann aus der Enzyklika “Ecclesiam Suam”:
„Der Dialog ist nicht hochmütig,
verletzend oder beleidigend.
Seine Autorität wohnt ihm inne
durch die Wahrheit, die er darlegt,
durch die Liebe, die er ausstrahlt,
durch das Beispiel, das er gibt.
Er ist weder Befehl noch Nötigung.
Er ist friedfertig und meidet die heftigen Ausdrücke;
er ist geduldig und großmütig.“
Quelle:
http://www.dbk.de/themen/gespraechsprozess/dokumentation-mannheim/
Es gibt eine – allerdings nicht autorisierte – deutsche Übersetzung der Enzyklika
Ecclesiam Suam
http://www.kathpedia.de/index.php?title=Ecclesiam_suam_%28Wortlaut%29