Es ist einfacher, mit dem Finger auf Menschen zu zeigen, als komplexe Zusammenhänge zu sehen, in die man selber möglicherweise drin steckt. Das ist die aktuelle Formulierung eines Problems, das uns Papst Franziskus 2015 auf den Tisch gelegt hat. Christen können sich nicht zufrieden geben mit der Welt, so wie wir sie uns geschaffen haben. Heute müssen wir aktualisierend sagen: dafür tragen aber nicht irgendwelche geheimen Weltregierungen die Verantwortung, sondern wir selber.
Da ist zum einen die Ausbeutung der Natur über die Maßen hinaus, der Earth Overshot Day rückt im Kalender immer weiter nach vorne. Dann ist da die soziale Ungerechtigkeit, die Umverteilung, der Zugang zu den die Welt verändernden Entscheidungen. Und dann ist da die kulturelle Hegemonie, die individuelle Vorteilssuche, die bis in die letzten Regionen der Welt vordringt und Kulturen durchdringt und verändert.
Komplexe Zusammenhänge
Das ist aber nicht unsere – christliche – Welt. Unsere Welt wie wir selber auch verdanken uns Gott. Der Papst gibt uns auf, diese „Logik der Schöpfung“ zu verstehen. Das ist eben nicht die Logik des Besitzens. Besitzen, das bedeutet letztlich auf Nutzen abklopfen. Und was nichts nutzt, kommt weg. Kultur des Wegwerfens lautet eine der immer wieder kehrenden Vorwürfe, die Papst Franziskus seit 2013 unseren Gesellschaften vorwirft, Menschen die keinen verwertbaren Nutzen haben, werden weg-geworfen, wörtlich.
Sprechen wir von der Ausbeutung der Natur: Der Schutz der Schöpfung ist für Christen nicht optional. So formuliert es Papst Franziskus in Laudato Si’ (LS, 5, 64, 159). Verschmutzung, Klima, Wasser, Biodiversität, immer wieder bezieht sich der Papst ausdrücklich auf Experten, die er zu Rate gezogen hat. Breit aufgestellt ist die Beschreibung der Probleme, die ich hier nicht zu wiederholen brauche. Aber der Kern ist eben seine nicht in allen katholischen Kreisen beliebte Feststellung, dass der Schutz der Schöpfung nicht optional sei. Und dazu braucht es eben sämtliche Wissenschaften.
Unbequem, immer noch
Damit landet der Papst mit einem fünf Jahre alten Text mitten in den aktuellen Debatten von heute. Und bleibt unbequem.
Schon damals hatte es Kritik gehagelt: das sei nicht Kernbestand des Katholischen und so weiter. Da schwingen sich gerne einige zu unfehlbaren Kritikern auf, daran hat sich auch heute nichts geändert.
Dabei führt Laudato Si’ viele christliche Themen zusammen. Über das schon Genannte hinaus die Frage, ob wir Gott ins Zentrum unseres Handelns setzen. Das ist die Frage hinter der Gebetsinitiative, die auf Laudato Si’ aufbaut. Oder die Frage nach dem Lebensschutz, der eben kein ideologisch eng geführter Konflikt ist, sondern viel mehr Dimensionen hat, als es die Kulturkrieger wahr haben wollen.
Gottes Auftrag an uns
Am 24. Mai oder eine Woche später am Pfingstfest wird die Enzyklika nun fünf Jahre alt, je nachdem, wie man zählen will. Die Lektüre lohnt auch heute noch, eben weil so viele Konflikte oder Fragen von heute schon da drin stecken.
Es ging und geht dem Papst um Schöpfung und Geschenk, um Hüten als Auftrag Gottes, es geht um den Sündenfall als Bruch der Balance der Schöpfung und darum, dass die Menschen danach ein Verhältnis zur Wirklichkeit haben, das von Macht und Unterwerfung geprägt ist. Um zerstörerische Wirtschaftsordnung. Um Wegwerfen von Mensch und Schöpfung.
Und so schwer uns das fällt: wir sind daran beteiligt.
Zeit, sich diesen Text noch einmal vorzunehmen. Mit der Brille von heute.
Beredtes Schweigen
Die Themen hier im Blog finden unterschiedliche Resonanz. Dass Laudato Si bislang aber überhaupt keine Kommentierung erfährt, gibt Anlass zum Nachdenken.
Laudato Si macht sich die Sorgen der Welt zu eigen und lädt aus der biblischen Offenbarung heraus zum Dialog mit Wissenschaft, Politik, Gesellschaft und andere Religionen ein. Ein großartiges, zukunftsweisendes Gesprächsangebot, das aber von unserer Seite aus (genauer: von den Lesern dieses Blogs) anscheinend kaum Interesse findet.
Woran mag das liegen? Meine Vermutung: Man hat zu sehr mit sich selbst zu tun, möchte zunächst einmal die eigenen Hausaufgaben erledigen, bevor man sich auf den komplizierten Dialog mit der Welt einlässt. Das ist aber ein Fehlschluss.
Ein System und seine soziale Umwelt können sich nur gemeinsam und im Austausch miteinander weiterentwickeln (Ko-Evolution). Papst Franziskus nennt das Evangelisierung: In der Evangelisierung der Welt evangelisiert sich die Kirche selber (Evangelii Gaudium, z.B. 122). Beides kann nur gemeinsam und gleichzeitig gelingen.
Abschließend kommt mir nun der Gedanke, ob nicht auch der synodale Prozess grundsätzlich dialogorientiert, als Austausch zwischen Kirche und Gesellschaft aufgebaut werden sollte: In gemeinsamer Sorge um unser gemeinsames Haus (Laudato Si, 1).
Pater Hakenkord, Sie schreiben:
„Aber der Kern ist eben seine nicht in allen katholischen Kreisen beliebte Feststellung, dass der Schutz der Schöpfung nicht optional sei.“
Papst Franziskus schreibt es. In der Bibel steht es. Aber die religiösen Wirtschaftsethiker aller Religionen sagen, so genau soll man das nicht nehmen. Spaß muss sein, das ist wichtig für die Verbraucherwelt. Es kann am Freitag die Zeitschaltuhr auf Samstag 9.00 Uhr gestellt werden um heißes Kaffeewasser zu haben. Dann zu sagen, ich habe den Ruhetag des Herrn eingehalten ist doch Spott. Ich höre das Kopfschütteln des Unendlichen. Wichtig sind zwei Sätze der Bibel. Sie sind nicht geschrieben um uns Menschen zu traktieren oder zu schinden, werden aber von uns Menschen so empfunden.
1.Mose 3:18
„Mit Kummer sollst du dich darauf nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und sollst das Kraut auf dem Felde essen.“
Ja, kümmern soll man sich schon was man isst! Vor jeder Raiffeisen- und Baywa-Verkaufstelle sollte stehen, wir machen ihr Gehör und den Blick frei für die Schöpfung.
Bayernei, Gammelfleisch, Schlachthöfe mit Corona-Sklaven, Unkrautvernichter, was ist das?
1.Mose 3:19
„Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis dass du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.“
Fitnesscenter, was ist das? Die Gesellschaft müsste als Anbau und Erntehelfer auf dem Land vierzehn und mehr Tage arbeiten. Jeder würde erkennen, wie schwer es ist Brot wachsen zu lassen. In keiner Mülltonne wäre dann so ein Stück Arbeitsschweiß. Die Landwirte hätten es nicht notwendig sich Sklaven von unseren Nachbarländer zu holen.
Viele würden fragen Bluthochdruck, Diabetes, was ist das? Ballermann Buchungen wären nicht gefragt, Die Kinder könnten nach so einem Ökourlaub erzählen, dass Gänse keine vier Füße haben, und der Papa schwitzte als wäre er ins Wasser gefallen. Schwarzes Brot hat er gegessen und gelacht hat er und wollte gar nicht ans Fliesband denken.
Aber wir wollen den Alten austricksen und tricksen uns selbst aus.
Man könnte ja das Freiwillige soziale Jahr so ausweiten, dass u.a. auch ein Einsatz in der Landwirtschaft möglich wäre, zumindest auf einem Biobauernhof.