Wie löse ich schwierige Fragen? Ich kann die Frage stellen und dann Standpunkte debattieren, Wege suchen, Traditionen würdigen, Antworten finden. Oder ich kann an eine Autorität appellieren, die dann für mich entscheidet und die Frage aus der Welt räumt. Katholisch gehört beides zusammen. Wir habe Autoritäten, aber wir sind auch gerufen, Antworten für heute zu finden. Dass das nicht einfach ist, zeigen die anhaltenden Debatten um den Synodalen Weg und die dort debattierten Konfliktthemen.
Leider gibt es auch den Versuch, das auf das Aufrufen von Autoritäten zu reduzieren. Wie jetzt in der Frage des Segnens von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften geschehen. Jemand hat dem Vatikan die offizielle Anfrage gestellt und die Glaubenskongregation hat gemacht, was sie halt so macht: sie antwortet auf der Basis der festgeschriebenen kirchlichen Lehre.
Konfliktthemen
Nun behaupte ich nicht, dass hier jemand die Debatten des Synodalen Wegs unterlaufen will. Aber andererseits wäre es auch naiv zu glauben, hier habe jemand wirklich eine Frage gehabt. Die „Dubia“ in dieser Frage haben nur dazu gedient, eine offizielle Antwort zu produzieren, die man dann als Autoritätsargument nutzen kann. Jeder weiß, was im Katechismus steht. So zu tun, als gebe es daran Zweifel (Dubium), ist unredlich.
Nun wissen wir aber auch, dass Autoritätsargumente derart verwendet keine Lösung bringen, sondern nur den Konflikt verhärten. Echte Autorität ist dazu da, wachsen zu lassen, generativ zu wirken. Und echte Autorität lässt sich auch nicht in Stellung bringen und reagiert nicht beschwichtigend auf Verlustängste.
Gegenstück Gehorsam
Nur eine solche Autorität hat dann Anspruch auf ihr Gegenstück: den Gehorsam. Es geht nicht um Verwaltung und Herrschen, auch wenn das sicherlich zwei Versuchungen dieser Autorität sind. Es geht auch nicht um eine Engführung des eigenen Verkündens auf das, was der Chef sagt. Das ist nicht Gehorsam. Beides gehört zusammen und beides gehört in die Kirche.
Die Diskussion wird weiter gehen, sie lässt sich – Gott sei Dank – nicht auf eine „nota“ reduzieren, als ob alle Fragen von heute mit Blick in die Bücher beantwortet werden könnten. Wir wollen den Glauben der Kirche weiter tragen, das gilt für die gesamte Debatte. Aber die Autorität dieses Glaubens lässt sich nicht mit den Methoden von gestern einfordern. Das beschädigt letztlich die Autoritär selber.
Ein Ansatz: die Weltkirche bräuchte 2 Kammern
a) die erste Kammer verteidigt den wahren Glauben, das Dogma, das Opfer Christi. Hier sollten nur geweihte Theologen wirken.
b) für politische und ethische Fragen kann es sowas wie ein „Parlament“ geben. in Rom und ggf. dann so dezentrale Parlamente in jedem Bistum. AUch hier haben die Theologen das Sagen, aber da können Ethiker usw. mitarbeiten. Also die Welt des Synodalen Weges (die ich nicht besonders gut verstehe)
Die erste Kammer ist wichtiger als die zweite. Denn die zweite behandelt Fragen, die im nachhinein eventuell „Windhauch des Kohelet“ sind.
Es würde meinem Seelenwohl auf Erden sehr gut tun, wenn es diese zwei Kammern gäbe. Denn die Katholiken politisieren halt gerne. Das muss man akzeptieren und man muss ihnen eine Bühne geben.
Wir sind eine starke konstitutionelle Monarchie und der Papst regiert über allem.
@Dietmar
WOW ..!- und wo ist bei Ihnen der KONKRETE Bezug zum Thema?
Übrigens , da war doch mal was apropos „dubia“ oder….
Jetzt hat mindestens ein „Dubia“-Einwerfer / deutscher bayerischer Bischof ? / der schon am Synodalen Weg nichts akzeptables finden kann ? der ja auch in der Glaubenskongregation seit 2014 tätig ist? endlich eine „nota“ veranlasst und damit gleich nochmals mit Unterstützung von oben keinen Zweifel aufkommen lassen will, wie dieser synodale Weg behindert werden kann.
Also jetzt wird wirklich endlich das Eingreifen des allgemeinen Gottesvolkes persönlich notwendig!! Brief und Mail-Posting-Proteste an die Glaubenskongregation und den Papst und den betroffenen Bischof! Dieser kann das untergebene Volk ja dann daraufhin ausschließen vom Sakramentenempfang eines Segens in seiner Diözese! Leider kann das Volk den betreffenden absoluten monarchischen Herrscher nicht von der Weiterarbeit ausschließen bis diese causa zumindest europaweit diskutiert und abgehandelt ist, das Volk hat den Herrscher ja nicht gewählt! Bis dahin dürfen auch nur noch im gültigen Stand der Ehe lebenden Paare den Schluss – Segen in der Messe erhalten????? Das auch nur wenn er von einem gültig geweihten katholischen Priester erteilt wird…??? Synodale Altkatholische Kirche nimmt die flüchtenden römischen Katholiken dann auch auf???
Wie lautete denn die konkrete Frage, auf die hin diese Antwort erfolgte? Kurz: Ob die Kirche die VOLLMACHT zum Segnen habe? Die Antwort: sie habe die Vollmacht NICHT!
Lt. Matthäus erteilte der HERR dem Petrus die SCHLÜSSELGEWALT (vom BINDEN und LÖSEN). Man könnte auch – übersetzt ins Heute – von einer Generalvollmacht sprechen, von der unsere Kirche über die Zeiten hinweg auch ausgiebig Gebrauch machte, insbesondere in den Fällen, zu denen unser Herr ausdrücklich nichts gesagt hat. Z.B. das Priesteramt, die Unfehlbarkeit, Ablass, und was weiß ich noch alles.
Die BEHAUPTUNG, sie habe keine Vollmacht zum segnen homosexueller Partnerschaften ist nicht einmal die halbe Wahrheit. Sie hat die Vollmacht. Sie will sie nicht in Anspruch nehmen. So auch JP II im Zusammenhang mit der Frage, ob die Kirche die Vollmacht habe, Frauen zu Priestern zu weihen.
Es ist nur peinlich, was aus Regensburg und Passau verlautet. Die Armen kenn nicht die eigene Lehre.
So ganz eifach ist es nicht, auch die Vollmacht ist gebunden an das, was Jesus lehrte und uns in der Tradition der Evangelien überliefert ist.
Mit Respekt: Was hat Jesus zu dieser konkreten Frage und vielen anderen gesagt? Und was die Tradition anbelangt, so hat doch ein nicht unbedeutender Papst gesagt, die Tradition bin ich. Und was ist mit den unsäglichen Aussagen zu Freiheit, Demokratie, Gewissen?
Jesus sagt: Liebe Gott und liebe deinen Nächsten und deine Feinde. Mehr ist – lat. Augustinus nicht notwendig. Es geht um nackte Macht – die – GOTT SEI DANK – jeden Tag mehr und mehr zerbröselt.
Segen auf alle, die dieser Weisung nicht folgen.
Zu keinem Thema gibt es so viele Aussagen Jesu wie zur Frage der Ehe, das verdient glaube ich Respekt und Genauigkeit, nicht das doch sehr holzschnittartige Vorgehen, das Sie vorschlagen.
„holzschnittartig“? – akzeptiert! Unser Herr hat sich zur Ehe zwischen Mann und Frau geäußert, das steht hier nicht zur Debatte, denn nach meinem Verständnis ist die Bezeichnung EHE allein für die Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau reserviert. Den Begriff „HOMOEHE“ halte ich für gänzlich daneben. Es ist etwas anderes. Deshalb können Menschen gleichen Geschlechts keine Ehe eingehen, wohl aber eine partnerschaftliche Verbindung, die gesetzlichen Schutz verdient. Wenn solche Menschen für sich selbst und für ihren gemeinsamen Lebensweg um den Segen bitten, dann darf dieser nicht verweigert werden. Wenn unsere amtliche Kirche befürchtet, dass dieser Segen mit dem Vorgang einer kirchlichen Eheschließung verwechselt werden könnte, dann soll sie sich gefälligst einen liturgischen Ablauf einfallen lassen, der solches Verwechseln ausschließt.
Zum Thema Homosexualität hat er aber nix gesagt.
noch eine nicht geringfügige Frage: Papst Franziskus eröffnet am 19. März 2021 das Jahr der Familie! Die ganz nebenbei gestellte Frage : ist das nun so eine “ liebenswürdige“ Unterstützung dieses Projekts das aus der Glaubenskongregation an alle kam wie die Unterstützung durch die Bucherscheinung von em. Kardinal Sarah kurz vor der Veröffentlichung des Schreibens zur beendeten Amazonas – Synode? Damit dem Papst ja nichts modernisierendes aus der Feder und aus dem Mund kommt??
Ich bin mit meiner Frau zusammen, genauer gesagt wir zusammen, noch genauer vielleicht unsere sich haltenden Hände, zweimal unerwartet und ungefragt von einem kath. Priester gesegnet worden. Einmal in einer Straße in Krakau, wir gingen handhaltend, ein älterer Priester kam uns entgegen, schaute auf unsere Hände, schaute uns in die Augen, blieb stehen und segnete diese verbundenen Hände und ging weiter. Ein andermal in Riga beim Verlassen eines spärlich besuchten aber festlichen Abendgottesdienstes am Ausgang war es genauso, noch in der Kirche. Beides fühlte sich warm, freundlich und ehrlich an, berührend, als hätte der Priester auf etwas, was wir ausstrahlten geantwortet. Beides sehr spontan. Mit keinem der Priester hätten wir in seiner Landessprache sprechen können, es wurde kein Wort gewechselt, war aber sehr gegenwärtig.
Manchmal bringe ich kleine Geschenke für meine Enkelchen vor dem Verschenken vor eine bestimmte schwarze Madonna. Aus ihr schaut Dich Gott direkt an (sie steht übrigens auf einer schmalen aufgehenden Mondsichel @Theodorus!). Ich erbitte den Segen und bin sicher, es bringt Segen für das Wachstum und Leben der Kleinen und auf die Verbindungen ihrer Eltern und der Familie (die davon gar nicht direkt erfahren). Sind so Hintergrundtätigkeiten eines Großvaters.
Wieder einmal zeigt die römische Glaubensbehörde, dass sie sich nicht für die Menschen interessiert. Wieder einmal heißt es: wir haben ein Gesetz!
Es geht Rom nicht darum, uns homosexuelle Christen zu integrieren, Rom will nicht wissen, wie ich lebe und liebe, es geht in der römischen Nota darum, dass gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht „rechtmäßig zum Gegenstand einer kirchlichen Segnung“ werden können.
Daran ist auch zu sehen, wie abstrakt Rom die Welt wahrnimmt. Eine Beziehung zwischen zwei Menschen wird zum Gegenstand rechtlicher Überlegungen.
Ich glaube, Rom ist sich oft nicht bewusst, dass es eben immer um Menschen geht. Und auch um gläubige Menschen (wen sonst sollte es interessieren, was Rom zu diesem Thema meint?).
Ich glaube auch, der Vatikan (und auch so mancher in der ganzen Weltkirche) hat gar nicht im Blick, dass es Homosexuelle gibt, die ihr Leben und damit auch ihre Beziehung(en) aus dem Glauben heraus leben wollen. Nicht gegen die Kirche, sondern mit ihr!
In einem – wie ich finde lesenswerten – Artikel zu der römischen Note von S. Goertz und M. Striet auf katholisch.de finde ich folgende Überlegung:
„Aber was wäre, wenn es nicht um fehlende Vollmacht, sondern um fehlenden Willen ginge?“.
Ich meine so ist es! Rom will nicht akzeptieren, dass meine homosexuelle ‚Tendenz‘, die nun schon über Jahrzehnte unverändert ist, in Wahrheit keine Tendenz, sondern eine zu mir gehörende und gottgegebene Eigenschaft und Eigenart ist.
Rom will nicht akzeptieren, dass auch homosexuelle Menschen grundsätzlich zur Liebe fähig sind. Oder wie die beiden o.a. Autoren formulieren: „Man sollte sich keinen Illusionen hingeben: Die Glaubenskongregation will nicht, dass in der katholischen Kirche homosexuelle Partnerschaften als Liebesbeziehungen gewürdigt werden.“
Und auch das ist so. Denn nur so kann die Abwertung nicht-heterosexueller Beziehungen aufrechterhalten werden.
Würde Rom sehen und akzeptieren, dass auch in gleichgeschlechtlichen Beziehungen die Liebe wohnen kann, müsste sie auch akzeptieren, dass auch Gott in ihnen wohnen kann, denn „ubi caritas…Deus ibi est!“ Könnte man dann noch so einfach von einer „irregulären Situation“ sprechen?
„Das Vorhandensein positiver Elemente – die in sich betrachtet dennoch zu schätzen und hervorzuheben sind – in solchen Beziehungen ist trotzdem nicht in der Lage, diese zu rechtfertigen…“.
Dieser Satz ist – für mich – wie ein vergiftetes Kompliment. Ich lese ihn so: Ja, es können „positive Elemente“ vorhanden sein, aber bildet euch ja nicht ein, dass diese Elemente eure Beziehungen in römischen Augen in irgendeine Weise „sittlich gut“ oder gar wert-voll machen.
Wie gut, dass Gottes Geist weht, wo Er will.
Ein letztes noch:
Papst Franziskus hat die Veröffentlichung des Responsums gutgeheißen. Und sicher heißt er auch den Inhalt der Note gut, entspricht sie doch geltender kirchlicher Lehre.
Mir kommt aber auch in den Sinn, ob er die Veröffentlichung nicht auch deswegen gutgeheißen hat, weil er zumindest geahnt hat, welche Reaktionen dadurch ausgelöst werden… Das ist aber reine Spekulation.
„Jeder weiß, was im Katechismus steht. So zu tun, als gebe es daran Zweifel (Dubium), ist unredlich.“
Ist das wirklich Ihr ernst?
Wenn es ja jeder weiß und keiner daran Zweifel hat, warum versucht man das (gerade im synodalen Weg) aufzuheben bzw. umzuändern?
Natürlich ist das mein Ernst! Sie setzen voraus, dass Buchstabengläubigkeit ausreicht und ich im Katechismus nachschlagen könne, was zu glauben sei. Das ist Geist-los. Mir geht es um die Pragmatik: die Anfrage im Vatikan hat einen Zweck, den gilt es zu benennen.
Und was die Absichten des Synodalen Wegs angeht: wir wollen reden. Was Sie offensichtlich nicht gut finden. Sie wollen Unterwerfung unter das Buch,
„Sie wollen Unterwerfung unter das Buch,“
Ich will Verständnis und Akzeptanz für gegebene Lehr- und Glaubensmeinung (die im KKK ja nur zusammengefasst ist), die ja offensichtlich von Seiten Roms erneut bekräftigt wurde. Diese ist vom Hl. Geist beseelt, oder etwa nicht?
Sag ich ja: Unterwerfung. So einfach ist das nicht mit Lehre, Theologie und Geist!
Ein homosexueller Mensch kann sich den Aussagen des KKK nicht unterwerfen.
Das wäre wider seine / ihre Natur!
Es gibt neue Verlautbarungen aus Köln, oder.
Etwas wird halt immer verklausuliert, ungefähr so: die Opfer sind in Mehrzahl Jungen. Richtig wohl: in größter Mehrzahl.
Prozentzahlen werden keine mehr angegeben, zu allem anderen schon. Interpretiert wird das auch nicht.
Ich bleibe ein scharfer Kritiker der MHG Thesen und überhaupt des Junktimierens von „Missbrauch im sexuellen Bereich“ und „Chance auf Verbesserung in der Amtskirche“ (Reformen will ich gar nicht mehr schreiben).
Die Fälle, jeder für sich, muss durch Staatsanwaltschaft und Kirchenjuristen geklärt sein. Wurscht, ob das 3 Monate, 3 Jahre oder 40 Jahre dauert.
Es ist eine Sackgasse, in welcher der Synodale Weg steckt. Meine Beobachtung.
Wollen Sie nicht sehen, dass Missbrauch strukturelle Gründe hat? Dass Vertuschung im System lag? Und liegt? Dass Fragen etwa von Macht, Rechenschaft und Transparenz dringend bearbeitet werden müssen? Oh, ich vergaß, es ist ja einfacher den Finger zu zeigen und die Aussagen der Fachleute zu ignorieren.
„die Opfer sind in Mehrzahl Jungen. Richtig wohl: in größter Mehrzahl.“
Die Täter sind auch in größter Mehrzahl Männer. In der Logik sind sie für das Verbot der Männerweihe.
Man hätte ja auch bei dieser römischen Behörde mal anhalten können, mal fragen, „Moment mal, was ist denn das, Homosexualität?“. Es ist ja erstaunlich, wie wenig wir darüber wissen in unserer Zeit. Der Umgang der kath. Kirche damit erinnert etwas an die Behinderung der Erforschung des Blutkreislaufes durch Verbote. Bis in`s 16. Jh. galt hier die Theorie eines Gladiatorenarztes und Leibarztes Marc Aurels namens Galen. Im Herzen war demnach ein Feuer, das das Blut erwärmte, der Rauch zog über die Lunge ab. In Arterien und Venen ebbte das Blut hin und her im Körper. In der internationalen Gelehrtenstadt Toledo veröffentlichte ein Gelehrter Priester (Serveto) eine Beschreibung des Lungenkreislaufes, er wurde von der Inquisition zum Flammentod verurteilt, Calvin persönlich schaute bei seiner Verbrennung zu. 100 Jahre später dann, durch Forschung und Vivisektion an Schweinen entdeckt, konnte der englische Arzt William Harvey, der zuvor die Ideen von Aristoteles über induktives und deduktives Denken (Forschung also) studiert hatte, den Blutkreislauf und seine Dynamik beschreiben. Aristoteles war unterdrückt und verboten gewesen bis der später heilige Albertus „Bundschuh“, Bischof von Regensburg (bis er sich vom Amt entpflichten ließ, um für die Forschung und Wissenschaft mehr Zeit und Mittel zu haben – so etwas gab es!) ihn hervorholte und gegen Widerstände auch mit Kommentaren versah. Also, man könnte sich fragen, was bewirken Verbote, Denkverbote. Was bewirkt die Unterdrückung des Denkens über Homosexualität, für die betreffenden, für alle, für die Unterdrücker. Also, die Frage könnte auch sein, „Moment mal, was ist das eigentlich, was machen wir hier?“ Die Geschichte zu erforschen ist auch interessant. Kann man nicht lernen, wie nötig es immer wieder ist, sich von Sprech-, Frage, Forschungs- und Denkverboten zu befreien? In vielen Bereichen?
Gehorchen kommt vom Hören, so horche ich also hin auf die Worte aus Rom und auch hin auf das, was diese Worte in mir auslösen:
Eigentlich könnte mich das kalt lassen, auch wenn mich das Thema persönlich betrifft. Schließlich kenne ich die römischen Verlautbarungen und weiß, dass lediglich bestätigt wurde, was schon immer feststand.
Was mich an diesem Responsum aus Rom aber besonders trifft, ist dieses kategorische, absolute und kalte „Nein!“
Nein!, wir können die gleichgeschlechtlichen Beziehungen, die Beziehung zweier Menschen, nicht segnen.
Segnen kommt von lat. signum, Zeichen. Also heißt das Nein: Wir können nicht das Zeichen des Heils, das Zeichen des Kreuzes über diese zwei Menschen machen.
Auch wenn man vom lateinischen benedicere (bene dicere = Gutes sagen, auch lobpreisen) für das deutsche Wort segnen herkommt, dann heißt das:
Nein!, über eure Beziehungen können wir nichts Gutes sagen. Wir können euch nicht die Güte Gottes zusprechen, Seine Begleitung.
Und es hilft mir auch nicht, dass ich als Einzelperson den Segen Gottes empfangen darf. Als Person in Beziehung darf ich das nicht mehr. Es werden doch die Menschen gesegnet; Beziehung, Partnerschaft, Ehe – diese Begriffe sagen doch gar nichts, wenn man die Menschen, (die Beziehung, Partnerschaft oder Ehe leben) weglässt. Es gibt doch immer nur diese konkrete Beziehung zwischen zwei Menschen und nicht die Beziehung „an sich“.
Auch wenn immer wieder betont wird, dass eine Diskriminierung nicht vorläge (wer stellt das eigentlich fest – der Diskriminierende oder der Diskriminierte?), ja nicht beabsichtigt sei – meine Person wird abgewertet. Meine Sexualität wird abgewertet. Dabei geht es doch nicht einfach um irgendein sexuelles Tun oder Lassen – es geht um meine (sexuelle) Identität. Diese wird zumindest als defizitär bezeichnet, wenn auch das homosexuell sein an sich nicht (mehr) als sündhaft gesehen wird.
Selbst daran, dass Rom sehen kann, dass es „positive Elemente“ in meiner Partnerschaft gibt, kann ich mich nicht wirklich freuen. Ich habe das schon im früheren Post erwähnt: Man muss sich die Formulierung genau anschauen. Es gibt „positive Elemente – die in sich betrachtet dennoch zu schätzen und hervorzuheben sind[…]“
Also: Treue ist zu schätzen, weil Treue zu schätzen ist – nicht, weil sie in diesen Verbindungen gelebt wird. Und das gilt für alle „positiven Elemente“. Sie sind „an sich“ gut und können der Verbindung zweier homosexueller Menschen keinesfalls auch nur einen Hauch von „etwas Gutem“ geben, sie nicht „rechtfertigen“, wie es heißt. (Wobei sich in Rom keiner die Frage zu stellen scheint, woher kommen denn letztlich alle diese „positiven Elemente“? „Hätte aber die Liebe nicht…“ schreibt schon Paulus. Kann ich treu sein, ohne zu lieben? Kann ich für den anderen sorgen, ohne ihn zu lieben? Was denn, wenn nicht die Liebe, ermöglicht es mir, mit meinem Partner auch schwere Zeiten und Zeiten des Zweifels durchzustehen und mit ihm weiterzugehen?!)
Durch die vielen Reaktionen, die – Gottseidank! – zurzeit möglich sind, fühle ich mich sehr bestärkt.
Nur eine Überlegung: vielleicht hat Rom jetzt auch, sozusagen, den Bogen überspannt? Die Aussage eines Papstes, dass die Kirche keine Vollmacht habe Frauen zu Priestern zu weihen ist das eine. Dass die oberste Glaubensbehörde nun behauptet, die Kirche habe keine Vollmacht die Verbindung zweier Menschen (und dass es eine Verbindung gibt, zwischen diesen beiden Personen wird sogar dort so gesehen) zu segnen (wo die Kirche schon den Segen Gottes auf Waffen herabgerufen hat!), das ist doch etwas anderes.
Rom sagt: Gott erlaubt es uns nicht und hat uns keine Vollmacht gegeben, Menschen – die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften leben – Seinen unendlichen Segen zu geben. Also: Gott will nicht, dass Sein Segen auf euren Verbindungen liegt.
Und eigentlich geht die Argumentation doch so: diese Beziehungen sind nicht gottgewollt. Also wird Er sie auch nicht segnen, ergo dürfen wir sie auch nicht segnen – da ist kein Segen drauf!
Ihr seid zur Keuschheit berufen, sagt Rom. Wobei Keuschheit bei einem heterosexuellen Paar „verantwortet gelebte Sexualität“ heißt.
Für den Homosexuellen bedeutet Keuschheit „nicht gelebte Sexualität“. Zölibat, das ist die einzige Möglichkeit. Innerhalb des moraltheologischen Lehrgebäudes völlig logisch. Und was bedeutet das für mein Leben? Bin ich etwa zur Ehelosigkeit „um des Himmelreiches willen“ berufen? Das kann es wohl nicht sein, denn wenn ich als offen schwul lebender Mann Priester werden wollte, würde mir das aufgrund „tiefsitzender homosexuellen Tendezen“ verwehrt.
Ich soll also als Zölibatär leben. Bin ich dazu etwa aufgrund meiner sexuellen Identität berufen? Und für mich gilt nicht das Wort „es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist“? Und mir traut die Kirche das zu, obwohl sie weiß, dass es viele Berufene gibt, die am Zölibat scheitern?
Im KKK wird eine „selbstlose Freundschaft“ empfohlen. Immerhin eine Beziehung. Und lieben darf ich meinen Freund sicher auch. Wie weit darf ich meiner Liebe dann körperlich Ausdruck verleihen? Und wenn es nun zum gemeinsamen (Er)Leben der Sexualität gekommen ist, dann muss ich beichten, dass wir uns geliebt haben? Und so soll ich leben, weil das Gottes Wille sei?
Wie schön, dass ich nicht so leben muss und auch nicht so lebe! Denn nicht Rom bestimmt mein Leben. Mein Lieben schon gar nicht. Denn die Liebe kommt nicht aus Rom, sondern von Gott!
In diesem Sinne – allen einen guten Sonntag!
Hallo @Mathias P., voller Überzeugung bin ich bei Ihnen soweit es die Schwulen ( und aller anderen LBSG verbindliche Paar Beziehungen), wobei das vermutlich eher wenige betrifft- wg. Austritt aus dieser Körperschaft öffentlichen Rechts..
Eine kleine aber wichtige Anekdote;
Gestern hab ich einen engen Freund besucht, der vor 2 Jahr seinen Mann standesamtlich heiratete.
Er ist beruflich arg eingespannt als Verantwortlicher Intensivpfleger auf einer COVID-19 Station…!!!
Die liebes Beziehung zu seinem Mann ua ( starke Beziehung zu Jesus)gibt ihm die nötige Kraft – ENGAGIERT
durchzuhalten..
Zur vatikanischem Instruktion sein Kommentar:
„weißt Du wir haben KZ und die Zuchthäuser der bleiernen(Adenauer Ära) überlebt – also was für eine Aufregung über eine – Behörde..“
Die beiden waren vielmehr
peinlich berührt, dass immer noch viele Katholiken da so HÖRIG sind!!
Ich glaube, dass das für sich selber steht..- andererseits ist’s doch wunder-bar, dass sich immer mehr Priester weiter segnen; überhaupt dieser „Kleine Frühling“, weil auch andere Verbände aber auch Maria 2.0 sich deutlich vernetzen – Großartig!!
Also @Mathias P. da gibts doch jetzt eine super Solidarität!- Weiterhin alles liebe und gute für Sie!!
Vielen Dank @Ullrich Hopfener fürs Mut machen & für Ihre Solidarität.
Ich glaube, in dem was Rom zurzeit als „Gegenwind“ erlebt, darf man ein Werk des Heiligen Geistes sehen.
Zu Ihrem Gespräch mit dem Freund: Die Tatsache, dass einem solche Bilder in den Sinn kommen im Zusammenhang mit dem Responsum, zeigt doch, wie heftig der Eindruck der Ausgrenzung in einem Betroffenen ist und sein kann.
„…vermutlich eher wenige betrifft.“ Das kann sein; es trifft aber auf jeden Fall jene, die bleiben und in und mit der Kirche ihr Leben gestalten wollen. Ich glaube eher nicht, dass diejenigen, die schon gegangen sind, die gehen und die noch gehen werden, dass diejenigen sich sehr an den römischen Entscheidungen stoßen.
Auch Ihnen alles Gute!
Danke und immer voran..@Mathias
Erich Fried sein Gedicht:
Was es ist!