Ein Journalist soll sich mit keiner Sache gemein machen, auch nicht mit einer guten. So in etwa hat sich Hajo Friedrichs ausgedrückt, und das wird seitdem als Mantra des Journalismus zitiert. Der Satz zieht die Trennung zwischen einem Berichter und einem „Agenten“, also jemandem der eine Agenda hat, der durch das Berichten etwas anderes erreichen will als den Bericht. Insoweit ist das ein guter und richtiger Leitfaden.
In den letzten Jahren gerate ich zunehmend in Unterhaltungen – meistens informell, unter uns – zwischen Journalisten, die bemerken, dass wir uns nicht immer und nicht wirklich daran halten. Dass auch die besten Vorsätze, unabhängig zu berichten, auf einem Satz von Vorannahmen aufruhen. Und dass das die Berichterstattung prägt.
Das fliegt uns jetzt um die Ohren. Das ist kein schlechter Journalismus, aber er braucht mal wieder eine Korrektur, eine Reflexion, und die findet allüberall statt.
Nun hat der Papst selber aber Journalisten gebeten, einen „Journalismus für den Frieden“ zu üben. Ist das nun schon so eine „gute Sache“, mit der man sich nicht gemein machen soll? Oder ist Frieden nicht was Anderes, die Grundlage des Zusammenlebens, ohne das es Kommunikation gar nicht gibt, weil Macht und Waffen zählen?
„Ich möchte daher alle dazu einladen, einen Journalismus für den Frieden voranzutreiben, womit ich nicht einen Journalismus meine, dem es nur um „Schönfärberei“ geht, der das Vorhandensein schwerwiegender Probleme leugnet und einen süßlichen Tonfall annimmt. Nein, ich meine einen Journalismus, der sich nicht verstellt; der der Unwahrheit, der Effekthascherei und dem prahlerischen Reden den Kampf ansagt; ein Journalismus, der von Menschen und für Menschen gemacht ist; der sich als ein Dienst versteht, der allen Menschen zugutekommt, vor allem jenen – und das ist in unserer heutigen Welt der Großteil –, die keine Stimme haben; ein Journalismus, dem es nicht nur darum geht, Nachrichten so schnell und lukrativ wie möglich „an den Mann zu bringen“, sondern der die tatsächlichen Ursachen der Konflikte zu erforschen sucht, um ihre Wurzeln verstehen und durch die Anregung guter Handlungsweisen überwinden zu können; ein Journalismus, der sich nicht vom Strudel der Sensationsgier und der verbalen Gewalt mitreißen lässt, sondern lieber nach alternativen Lösungen sucht.“
(Papstbotschaft zum 52. Welttag der Kommunikation, veröffentlicht am 24. Januar, kursiv im Original)
Dieser Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel – der Medien – ist an diesem Sonntag, dem siebten Sonntag der Osterzeit.
Aufbauen, nicht zerstören
Journalismus und überhaupt weiter gedacht Kommunikation soll konstruktiv sein, so verstehe ich das. Soll aufbauen, nicht zerstören. Nicht Schönreden, sagt der Papst, aber eben auch nicht nur kaputt machend. Auch wenn das gekauft, geklickt, angeschaut wird.
Es gibt Medien, denen sogar nachgesagt wurde, extra Kriege angezettelt zu haben, um dann berichten zu können, von William Randolph Hearst geht so eine Geschichte um. So extrem muss es gar nicht sein, aber die Formulierung des „konstruktiv sein“ gefällt mir gut. Der Papst formuliert das so:
„So mag eine schlüssige Argumentation zwar auf unleugbare Fakten gestützt sein – wird sie aber dazu genutzt, den anderen zu verletzten, ihn in den Augen Dritter abzuwerten, dann wohnt ihr nicht die Wahrheit inne, wie richtig diese Argumentation auch erscheinen mag. Die Wahrheit der Aussagen erkennt man an ihren Früchten: daran also, ob sie Polemik, Spaltung und Resignation auslösen – oder eine gewissenhafte und reife Diskussion, einen konstruktiven Dialog und ein fruchtbares Schaffen.“ (ebd.)
Noch mal die Frage: ist das schon ein sich gemein machen mit einer guten Sache? Oder müssen wir nicht einfach ein wenig unsere Vorstellung von Medien und Journalismus umdenken? Neu denken?
Wir entscheiden selber
Es gibt seit einigen Jahren die Bewegung des „constructive journalism“, in Dänemark gibt es sogar einen Lehrstuhl dazu, besetzt von dem Journalisten, der mit diesem Prinzip seine Nachrichtensendung wieder attraktiv gemacht hat. Es ist also nicht nur der Papst, der so denkt.
Kauputtmachen, runtermachen, dagegen sein, das gibt es immer noch und dank Internet in steigendem Maße. Wir entscheiden aber, ob das auch Wirkung hat. Wie geht man mit destruktivem Jouranlismus um, mit destruktiver Kommunikation? Einfach nicht hinschauen. Aufmerksamkeit ist hier die Währung, wenn ich meine nicht gebe, dann hat die Destruktion keinen Erfolg.
Es hängt also nicht nur an Redaktionen und Sendern, sondern ganz einfach auch an uns, was wir uns antun und was nicht, wen wir mit unserer Aufmerksamkeit belohnen und wen nicht. Da kann jede und jeder anfangen.
Ich glaube es ist sehr schwer Frieden in Gebieten zu kommunizieren, in denen die Waffen des Krieges als Zeitzeugen auftreten und den Frieden immer weiter verdrängen. Niemals jedoch sollte man die Suche nach Frieden aufgeben, denn der Frieden ist es wert ihn zu erhalten, ihn täglich zu erneuern und an ihm festzuhalten, bis er einem seine Hand reicht.
Pater Hagenkord, Sie haben mir in den vergangenen Jahren im Kampf um meine Seele die Hand gereicht indem sie mir für ihren Frieden Ihre Möglichkeiten zur Verfügung stellten, die sich aus diesem Blog für mich ergeben haben. Dafür möchte ich Ihnen und all denen danken, die mich hier mehr oder weniger „laut“ begleitet haben.
Es ist schön zu spüren von einer Gemeinschaft getragen zu sein, die eine Sprache teilt und im Ringen um deren Inhalte bemüht ist sich als wertvollstes Gut durch gemeinsamen Geist im Sinn von Jesus selbst erfüllen können.
„In den letzten Jahren gerate ich zunehmend in Unterhaltungen – meistens informell, unter uns – zwischen Journalisten, die bemerken, dass wir uns nicht immer und nicht wirklich daran halten. Dass auch die besten Vorsätze, unabhängig zu berichten, auf einem Satz von Vorannahmen aufruhen. Und dass das die Berichterstattung prägt.“
Gut, dass Sie und die entsprechenden Kollegen es bemerken. Denn es gibt meinem Eindruck nach auch solche Journalisten, die nicht bemerken/sich bewusst sind, an welchen Punkten sie sich nicht mehr an die „Vorgabe“ halten.
„Das fliegt uns jetzt um die Ohren.“
Ich denke gerade in Deutschland fliegt uns um die Ohren, dass D eine wehrhafte Demokratie sein will und die Journalisten ihren Beitrag liefern wollen.
Damit werden sie aber bereits unbewusst sich immer fragen: Ist derjenige/diese Sache Teil dessen, was vielleicht die Demokratie bedrohen könnte?
Und wenn ja, dann wirkt das sich auf die Berichterstattung aus.
Womit dann die, über die die Berichterstattung geht, völlig zu recht sagen, dass über sie nicht neutral berichtet wird (was vor allem ein Problem ist, wenn es eine Fehlidentifikation gab; also z.b. jemand dem Journalisten als Verfassungsfeind gilt, obwohl er dieses nicht ist).
Das Dilemma ist aber nicht auflösbar, denn über ‚Feinde‘ der Demokratie und damit der Meinungs- und Pressefreiheit kann ein Journalist kaum neutral berichten und sollte es vielleicht auch nicht.
Helfen kann Bewusstsein dafür, vor allem, dass bei der obigen Frage, obs denn ‚verfassungsfeindlich‘ ist oder nicht, viel Sorgfalt geboten ist.
Helfen kann auch, den hl. Franz von Sales anzurufen und ihn zu lesen…
ejournal.communicatio-socialis.de/index.php/cc/article/viewFile/1235/1233
„Man sei immer so sanft wie möglich und bedenke, dass man mit einem Löffel Honig mehr Fliegen herbeilockt als mit hundert Tonnen Essig.“
(Franz von Sales)
Konstruktiver Journalismus, ist wie sauberer Sex. Ob Sex schmutzig ist? Wenn mans richtig macht schon. (Woody Allen)
Mit einem Ohr letztens mitgelauscht:
„Aber immerhin haben die in … etwas ausgewogener berichtet, haben immerhin erwähnt, dass …“
„Ja, nicht ganz so einseitig wie sonst üblich.“
Unterhaltung zwischen 2 hauptberuflichen Parteileuten. Und nein, nicht AFD; sondern eine auch manchmal an Bundesregierungen beteiligte Partei.
Und derem Tonfall hörte man an, dass aus deren Sicht Journalisten normalerweise scheinbar parteiisch berichten.
Ist bedenklich, wenn „normale“ Parteien den Eindruck haben, die Mehrheit der Medien würde regelmäßig in parteiischer Weise über sie berichten. Und zwar sogar dann, wenn die Parteileute sich das nur einbilden, über sie würde nicht fair berichtet.
Aktuelles Thema aus dem Vatikan Newsletter:
https://www.vaticannews.va/de/welt/news/2018-05/heiliges-land-bischoefe-gaza-proteste-tote-vermieden.html
Vielen Dank, katholische Bischöfe in Israel, für diese deutlichen Worte. Israel´s politische Führung kennt derzeit – leider Gottes – keine Grenzen !
Ärzte-ohne-Grenzen sagen übrigens dasselbe.
Das ist die Stärke unseres christlichen Glaubens: Auch politische Aussagen aufgrund einer richtigen Analyse !