1Ab heute gilt in Bayern: „Im Eingangsbereich eines jeden Dienstgebäudes im Freistaat [Bayern] ist als Ausdruck der geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns deutlich wahrnehmbar ein Kreuz als sichtbares Bekenntnis zu den Grundwerten der Rechts- und Gesellschaftsordnung in Bayern und Deutschland anzubringen. (…) Das Kreuz ist das grundlegende Symbol der kulturellen Identität christlich-abendländischer Prägung.”
Wenn ich hier in Roma durch die Straßen gehe, begegnet mit eine solche geschichtliche und kulturelle Prägung an fast jeder Straßenecke. Madonnen vor allem, seltener Kreuze, aber auch sehr viele Kirchen und Klöster.
Das gibt es in Bayern auch, der Unterschied ist nur, dass jetzt Kreuze aufgehängt werden, wo vorher keine waren.
Wir sind uns glaube ich einig darin dass wir sagen können, dass das Aufhängen von Kreuzen noch niemanden zum Christen macht. So meinte die bayerische Regierung das ja auch, es soll ein Zeichen von kultureller Identität und christlich-abendländischer Prägung sein. Kein religiöses Symbol.
Was hängt bei mir an der Wand?
Nun mag ich die Debatte darum nicht noch einmal aufmachen, jedenfalls nicht hier und heute. Ich möchte aber eine andere Frage stellen, die auch hierher gehört. Wir sollen uns auf uns selbst zurück besinnen, empfiehlt der heilige Ignatius in seinen Gebetsübungen: Was hat das alles mit mir zu tun?
Habe ich ein Kreuz aufgehängt? Eine Ikone oder ein anderes eindeutig christliches Zeichen? Warum? Warum nicht? Habe ich Hemmungen, mein Christsein offen zu zeigen? Mache ich im Restaurant ein Kreuzzeichen? Warum? Warum nicht? Und so weiter und so weiter.
Wenn die Kirchen das Kreuz als religiöses Zeichen verteidigen, oder Christen das Aufhängen von Kreuzen in Amtsräumen gut finden, dann darf die Frage schon gestellt werden, was das Kreuz bedeutet. Nicht allgemein, abstrakt, sondern konkret, für mich.
Wie hältst du es mit dem Kreuze?, abgewandelt mit Gretchen gefragt.
Bayern sieht es als Ausdruck der eigenen historisch gewachsenen Identität. Ist das auch bei mir persönlich so? Ist das Teil meiner eigenen Identität?
Als Spekulation stelle ich mir das auch als Diskussionsgegenstand vor, an diesem Freitag, bei der Audienz von Papst Franziskus für Ministerpräsident Söder.
Ich versuche mein Kreuz ganz bewusst verständlich zu machen, denn ich kann es nicht alleine tragen und möchte dennoch niemanden damit überfordern. Jesus ist dieses Kreuz, denn er stellt als Kirche meine Liebe zu Gott in Seinen Auftrag. Das Leben ist für mich im Kreuz sichtbar geworden, denn dieses Kreuz forderte meinen Sohn, den nur Jesus durch seinen Vater bekehren kann.
Es ist der Vater von Jesus, der mit mir teilt was den Lebenssinn beschreibt, der mir durch den Herrn täglich bewusster wird. Einzig in der Hoffnung, dass dieses Bewusstsein aus der Einigkeit über Gott aus dem Gewissen jedes Menschen erwächst, lebe ich von Tag zu Tag.
Das Wort Gott belegt dabei die Einzigartigkeit mit einem Gedächtnis das sich über den Namen des Herrn auf Menschen übertragen lässt, denen es ins Gewissen geschrieben ist, das sich in seiner Reinheit durch Jesus verständlich macht.
Mir haben heute die Worte von Papst Benedikt auf Vatican News in Bezug auf den Missbrauch in Irland sehr geholfen, aber auch die Schreiben von Papst Franziskus, die mich immer wieder im Herz berühren. Beide offenbaren darin ihr Innerstes, im Wissen um die Anforderung an den Glauben, den der Herr für seine Kirche in Anspruch nimmt, um ihren Auftrag zu erfüllen. Als katholische Kirche lebt die Reinheit des Glaubens, der sich an Jesus Christus bindet, um in ihm, durch ihn und mit ihm ein Leben zu führen, das sich aus seiner Heiligkeit selbst ergibt.
Früher wurden in den Justizpalästen Statuen der Göttin Justizia mit verbundenen Augen in der Linken die Waage, in der Rechten das Richtschwert aufgestellt. Heute hängen in den Gerichtsräumen noch Kreuze, was nicht viel Anderes ist: Erst die Hände in Unschuld waschen und dann die Wahrheit ans Kreuz schlagen…
Ich habe das Kreuz in meiner Wohnung abgehängt. Ich will keinen Toten im Wohnzimmer haben.
In meiner Gebetsecke habe ich eine Christus Ikone hängen. Auf Augenhöhe. Wenn ich dort im Beet verweile möchte ich in seinem Augenblick verweilen. Und dieser Zusammenhang erinnert mich den Tag über, wenn die die Ikone sehe, mich in seinem Augenblick zu wissen.
Religiöse Zeichen trage ich nicht am Körper. Ich halte mein Morgengebet im Zug auf dem Weg zur Arbeit. Dabei bekreuzige ich mich nicht groß, sondern klein … Die drei Kreuze wie vor dem Evangelium in der Messe. Ich will in meiner inneren Kammer beten micht af dem Markt, dass alle es sehen.
So halte ich es auch mit dem Kreuzzeichen vor dem Essen.
Wenn ich allerdings Kirchen besuche, dann verehre ich den Ort die Eucharistie, Heiligenbilder oder Reliquien auch gerne mit Kreuzzeichen, Verneigung, Niederwerfung oder Kuss. So wie ich Spaß dran habe. Und manchmal kann ich mir auch ein halblautes Gebet nicht verkneifen. Etwas Pharisäer sollte man, so finde ich, doch in sich pflegen.