Viel wichtiger als es der erste Satz der Bulle sagt, kann man Barmherzigkeit gar nicht nehmen: „Jesus ist das Antlitz der Barmherzigkeit des Vaters“. An diesem Samstag hat Papst Franziskus die Bulle – ein formaler päpstlicher Rechtsakt – veröffentlicht und zum Teil verlesen, mit der das Heilige Jahr zum Thema Barmherzigkeit einberufen wird.
Bereits seit dem Beginn seines Pontifikates spricht der Papst davon, Gott werde nie müde zu vergeben, Gott vergebe jedem, Gott vergebe alles, wir würden nur müde, danach zu fragen, hieß es bereits bei der ersten Ansprache zum Angelusgebet, direkt am Sonntag nach der Wahl.

Auch sein Papstmotto unterstreicht das, „Miserando atque eligendo“, frei übersetzt „durch barmherzigen Blick erwählt“. Der Papst hat sogar – noch als Kardinal – ein eigenes Wort dafür erfunden, ganz im Stil des Porteño, der Sprache Buenos Aires: „Miserecordiar“. Es sagt „¡dejáte miserecordiar!“, was man wahrscheinlich als „lasst euch be-barmherzigen“ übersetzen müsste. Akzeptiere die Barmherzigkeit Gottes, akzeptiere, dass du sie brauchst, so sagt der Papst. Und dann kann man auch selber barmherzig sein.
Barmherzigkeit ist eine innere Haltung des Gebens. Diese Haltung kann man aber nur einnehmen, wenn man arm ist, also wenn man nicht in der „Kultur des Komforts“ lebt, die zur „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ führt, um die Papstpredigt auf Lampedusa zu zitieren. Barmherzigkeit ist etwas, was zwischen Menschen passiert und was den Barmherzigen verändert. Für Christen bedeutet die Begegnung mit Jesu ein Hereinbrechen der Freude des Gottesreiches, die erfüllt und großzügig und großherzig macht.
Das Besondere an der christlichen Barmherzigkeit ist, dass sie keine Angst davor hat, als das genaue Gegenteil – als gottlos, gesetzlos, inkonsequent – missverstanden zu werden. Das zeigt sich sehr deutlich vor allem in der innerkirchlichen Debatte, wo viele der Barmherzigkeit Grenzen setzen wollen, eben weil sie verändert und wandelt. Ihre Anwendung trägt das Risiko, nein die Gewissheit in sich, dass sie den Barmherzigen verändert. Man kommt anders heraus als man hinein gegangen ist.
Die Gerichtsrede von Matthäus 25 und die Seligpreisungen, das sind die beiden Texte, die Papst Franziskus immer und immer wieder als das Zentrum des christlichen Lebens angibt. Und immer fügt er an: Daran werden wir gemessen werden.
Mit Ihrem Verweis auf die „innerkirchliche Debatte, wo viele der Barmherzigkeit Grenzen setzen wollen, eben weil sie verändert und wandelt“ deuten Sie etwas an ohne etwas zu sagen. -> Jetzt mal konkret: WER möchte WOMIT der Barmherzigkeit Grenzen setzen aus Angst vor Veränderung/Wandlung? Wenn das VIELE sind, können Sie Beispiele nennen?
Wenn das (be)-barmherzigen (barmherzig sein) für alle gilt, also nicht nur für Christen, ich gehe nun mal davon aus das es für alle Menschen gilt. Das jeder barmherzig sein soll. Dann aber verstehe ich nicht weshalb Menschen und ich meine alle Menschen sich gegenseitig Vorhaltungen machen, sich gegenseitig ihre Versagen, Fehler, Kriege und Ausrottungen vorwerfen. Damit meine ich alle Menschen, Christen, Juden, Moslems oder was auch immer. Müsste Barmherzigkeit nicht heißen sich gegenseitig zu vergeben, es ist nicht ein Volk es sind alle die Fehler gemacht haben und Fehler machen. Kann ein Mensch wirklich barmherzig sein, ich glaube das kann kein Mensch nur Gott kann barmherzig sein über seine ganze Schöpfung.
Nicht jeder weiß, was die Barmherzigkeit bedeutet im menschlichen Leben. Ich denke , dass diese GE fühl gut zu sein ,gute Werke zu tun zuFreude ,dass andere besser haben sollen ,es ist Vielen uunbekannt. Wir Sünder müssen unbedingt für einander, beten zu lehrne Gott komm zu uns mit seiner gnadevoller Hilfe.!!!
Ich habe jetzt erst einen Teil der Bulle gelesen, weil jeder Satz an mich gerichtet ist
Ein Gedanke dazu
Zuerst mal muss ich mit mir selber barmherzig sein, denn immer wieder falle ich in die Umbarmherzigkeit anderen Menschen gegenüber, die nicht so „ticken“, wie ich es gerne hätte – vor allem mir selbst gegenüber.
Damit verbunden ist die Barmherzigkeit diesen Menschen gegenüber.
Aber ich habe auch eine Frage: ich wusste bisher nicht, dass es Sünden gibt, die nur der Papst vergeben kann. Können Sie das bitte näher erläutern? Danke
Habe inzwischen die Erläuterung auf Radio vatican gelesen. Danke