
Die Erwartungshaltung an die Versammlung der Bischofssynode könnte kaum größer sein. Wenn sich die Bischöfe in den kommenden Wochen im Vatikan treffen, dann setzen sie eine Debatte fort, die offiziell seit dem vergangenen Konsistorium, also seit Februar, geführt wird, aber schon viel älter ist.
Nun werden aber schon seit einiger Zeit Klagerufe darüber laut, dass es ungebührlichen Einfluss auf die Beratungen gibt. An dieser Stelle nur ein Artikel dazu, der aber die Haltung sehr gut zusammen fasst: Eine überwältigende Erwartungshaltung würde die Ergebnisse verfälschen, weil sie Druck ausübe. Eine Synode solle im Heiligen Geist den Willen Gottes erforschen, nicht politisch zwischen Meinungen abwägen.
Es geht um veröffentlichte Bücher, um medial ausgetragenen Streit, es geht um das Hochschrauben von Erwartungen und so weiter.
Die Klage ist schon alt. Bereits das Erste Vatikanum hatte den Einfluss der damals neuen Massenmedien zu spüren bekommen, beim Zweiten Vatikanum war das schon Alltag geworden, die Vorgeschichte und Debatte von Humanae Vitae kann auch ein trauriges Lied davon singen.
Aber die Debatte ist müßig. Die Welt ist nun einmal so. Auch früher mussten sich die Theologen und Bischöfe vor Einfluss schützen, vor Fürsten und vor Geld, vor Druck von oben und von unten. Manchmal ist es geglückt, manchmal auch nicht, die Kirchengeschichte ist voll davon.
Jetzt quasi Laborbedingungen für die Debatte zur Familie zu verlangen, ist weltfremd. Von Bischöfen dürfen wir Leitung erwarten in der Welt, wie sie nun einmal ist. Leitung zeigt sich nicht unter Idealbedingungen, sondern konkret im Umgang mit all dem, was an Ideen und Kräften und Vorschlägen und Debatten nun einmal da ist. Leitung zeigt sich in der Moderation der Unterschiede der Kulturen. Sie zeigt sich im Umgang mit der Öffentlichkeit und mit den Erwartungen der Menschen. Wenn alles ideal wäre, bräuchten wir keine Leitung.
Macht Euch lieber schmutzig, geht auf die Straße, probiert was aus. Und wenn das schöne Gebäude der Kirche eine Beule bekommt, dann ist das immer noch besser, als wenn ihr es gar nicht versucht hättet. So etwa sagt es Papst Franziskus in Evangelii Gaudium. Er ist dafür, Dinge auszuprobieren, herauszugehen auf die Straße, an die Peripherie. Er will, dass Kirche was aufs Spiel setzt.
Das geht nicht heute und sofort und dass es Erwartungen gibt heißt noch nicht, dass man ihnen auch entsprechen muss. Aber sie gehören nun einmal zum Beratungsprozess dazu. Angst zu haben braucht man davor nicht.
Was mich persönlich stört ist, dass Bischöfe und Kardinäle im Vorfeld der Synode ihre Meinungsverschiedenheiten gerade auch zum Thema Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene öffentlich über die Medien ausgetragen haben wie Politiker im Wahlkampf.
Das Ganze dann noch gesteigert durch Behauptungen wie „Der Papst wird nicht …..“ bzw. „der Papst wird…“, „der Papst hat dies und jenes gesagt, nicht gesagt usw…..“
Auf diese Weise haben die Kontrahenten ihre Anhänger um sich geschart, die dann die Kontroversen auf ihre Weise im Internet ausgetragen haben, wobei dann – wie üblich – die selbsternannten „Rechtgläubigen“, „Verteidiger der wahren Lehre“, „Verteidiger des Ehesakraments“ usw. besonders aktiv und aggressiv aufgetreten sind.
Dh., wie üblich ging und geht mal wieder ein tiefer Riss durch die Reihen der Katholiken, an dem diesmal hochrangige Kirchenmänner gewaltig mitschuld sind.
Dass dabei gegen die so genannten „liberalen“ Bischöfe gewaltig gepöbelt wird, gehört bei solchen Debatten schon lange zum unguten Ton, ist aber immer noch steigerungsfähig.
Und ganz besonders schräg finde ich es, wenn ein neuer Bischof, kaum gewählt und noch unerfahren im Amt, ständig via Facebook Moralpredigten hält und auch auf andere Weise der Öffentlichkeit kategorisch mitteilt, warum sich rein gar nichts ändern dürfe am Sakramentenausschluss für wiederverheiratete Geschiedene.
Kurz und gut, m.E. haben unsere Bischöfe und Kardinäle im Vorfeld der Synode einen schlechten Stil bewiesen und die Gläubigen aufgehetzt.
Ich bin froh, dass wir jetzt mitverfolgen können, was und wie unsere Bischöfe dazu etwas zu sagen haben. Der heilige Geist möge uns alle dabei leiten, die Realität mit liebevollem Blick wahrzunehmen! Das wünsche ich und bitte Gott darum mit Blick auf uns Außenstehende als auch auf diejenigen, die an der Synode teilnehmen werden. Ich stimme Pater Hagenkord zu, dass die jetzt angekündigten „Laborbedingungen“ während und nach der Synode / Teil 1, weltfremd sind, nach der öffentlichen Debatte vor der Synode, nach eineinhalb Jahren des Pontifikats von Papst Franziskus. . Wollen wir uns nun der Welt öffnen und mitteilen, was wir denken, – oder lieber doch nicht?! Der Geist weht doch sowieso, wo und wie er will – oder nicht??! Warum auf einmal diese Verzagtheit? Die Bischöfe und die weiteren TeilnehmerInnen an der Synode werden sich wohl Ruhe zur Meinungsfindung verschaffen können. Außerdem Ist ja jetzt erst mal „Analyse des Ist-Standes“ angesagt. Warum soll das geheim bleiben? Dazu gehören sicher nicht nur die Umfrageergebnisse unter den Christen, die sich beteiligt haben, sondern auch weitere geistliche Aspekte. Die Konferenz sollte einen Stil finden, uns (das Kirchenvolk oder wie immer man es nennen will) teilhaben zu lassen an ihren Beratungen. Irgendwo habe ich gelesen, dass die interessierten Journalisten sehr wohl sachlich arbeiten, und dass vor allem mangelnde Transparenz zu Phantasien und Vermutungen anregen, die dann wiederum sinnlosen Lärm und Rummel um Nichts erzeugen könnten.
Sehen Sie doch bitte in Ihrer Barmherzigkeit einem neu gewählten Bischof seine Unerfahrenheit nach, dass er ohne Ihre Erlaubnis einzuholen, sich via Facebook offen zur katholischen Lehre bekennt. Und dann haben wir noch den Papst, der so ur-katholisches Zeug von sich gibt, indem er vor dem Teufel warnt… Nein, also wirklich…
Liebe Silvia, sieh sprechen mir aus dem Herzen! Es ist schon befremdlich was da gerade so im Vorfeld der Synode an Aussagen einiger Bischöfe und Kardinäle so vertreten wird und aufeinander eingedroschen wird. Und ich hoffe Bischof Oster nimmt sich diese Worte von Franziskus zu Herzen „Bischöfe sollten sich „nicht durch die Zahl der Medien, über die sie verfügen“, auszeichnen, „sondern durch den inneren Raum, den sie anbieten, um Menschen und ihre konkreten Bedürfnisse in sich aufzunehmen“. Diesen Menschen müsse „die Ganzheit und Großzügigkeit der kirchlichen Lehre“ vermittelt werden „und nicht ein Katalog von Vorwürfen“. „Und bitte, verfallt nicht in die Versuchung, eure Freiheit zu opfern, indem ihr euch mit einem Hof oder mit zustimmenden Chören umgebt.“
@Carmen Fink: Zu Bischof Oster: Ich habe jetzt mal die Facebookseite von Bischof Oster angeschaut und finde sie recht gelungen. Und WOW „empfängnisverhütung im allgemeinen und kondome im besonderen“ … Interkommunion …. „wiederverheiratete Geschiedene“ … So die ganzen „heißen Eisen“ spricht er an. Ich habe nur wenig gelesen und bin auch sicher, dass ich manches anders sehe und auch anders lebe. Mein Eindruck ist, dass er versucht „die Ganzheit und Großzügigkeit der kirchlichen Lehre“ zu vermitteln „und nicht ein Katalog von Vorwürfen“. Und die Kommentare (auch sehr lesenswert) sind mit „zustimmende Chöre“ auch nicht zutreffend beschrieben. Vielleicht hat sich dieser Bischof die Worte vom Papst bereits zu Herzen genommen.
Es gibt wirklich Kräfte im Episkopat, gerade auch im deutschen Episkopat, die
massiv versuchen, im puncto wiederverheiratet Geschiedene sogenannte pa-
storale Lösungen zu protegieren. Ich denke da besonders an die Bischöfe
Ackermann, Bode, Marx und bis zu seiner Emeritierung auch Erzbischof Zollitsch.
Auch die Tatsache, dass die DBK ein eigenes Papier zum Thema veröffenlichen
will, untermauert diese These. In Interviews u.a. Verlautbarungen haben diese
Herren ihre Absichten immer wieder mal durchblicken lassen. Daher finde ich
es nur allzu gerechtfertigt, dass auch diejenigen Hirten sich öffentlich zu Wort
melden, die der Meinung sind, dass Geradlinigkeit und glasklare Unter-
scheidung zwischen Sünde und Nichtsünde die beste Pastoral sind . Ich habe
mich jedenfalls immer über die Wortmeldungen von Kardinal Müller und Bi-
schof Oster gefreut, denn hier strahlte sie wieder auf: die glasklare Katholizität.
Die Vermischung von Gut und Böse haben wir in der Welt schon mehr als genug.
In der Kirche Christi aber soll auch weiterhin klar unterschieden werden. Ich hoffe,
dass die Synode und vor allem auch der Papst letztlich zu dieser Erkennt-
nis gelangen. Andere Orientierungen werden die Kirchenbänke mit Sicherheit
auch nicht voller machen und langfristig der Kirche durch Relativierung der
Glaubenslehre schweren Schaden zufügen. Nein Frau Brückner, es geht bei
dieser Synode um zu viel, als dass die glaubenstreuen Hirten ihre liberalen Kollegen unwidersprochen ihre Duftmarken setzen lassen.
@ Herr Werner, ich habe mit meinem Beitrag nicht nur die sogenannten „glaubenstreuen“ Hirten gemeint sondern ALLE, auch diejenigen, die nach einer pastoralen Lösung suchen.
Beide Parteien haben im Vorfeld der Synode schlechten Stil bewiesen.
Fast möchte ich sagen: Typisch Männer eben!
@Silvia: Dieser Gegensatz von Ihnen zwischen „glaubenstreuen Hirten“ und denjenigen die „nach einer pastoralen Lösung suchen“ ist auch schon Teil des Problems. Ich würde auch dem konservativsten Bischof/Kardinal nicht absprechen wollen, dass er an pastoralen Lösungen interessiert ist und letztlich den Menschen dienen will. Es gibt halt unterschiedliche Vorstellungen, was dem Seelenheil dient. —- Und das ist doch genau das Problem: Die Jungs unterstellen sich gegenseitig nicht verstanden zu haben was Barmherzigkeit ist oder ungenügend theologisches Verständnis zu haben etc. So jedenfalls mein Eindruck. — Für mich persönlich habe ich die Entscheidung getroffen diese Synode zu ignorieren. Falls ein Abschlussdokument raus kommt, werde ich es lesen. Die Machtspielchen und Grabenkämpfe zuvor muss ich nicht weiter verfolgen. (Und mein Beileid an alle (Journalisten) die diesen „Luxus“ nicht haben…..)
@Elasund, nicht ich sondern Herr Werner, dem ich geantwortet habe, hat den Gegesatz zwischen so genannten „glaubenstreuen “ hirten und denjenigen, die an pastoralen Lösungen interessiert sind, aufgetan. Nicht umsonst habe ich „glaubenstreu“ deshalb in Anführungszeichen gesetzt.
Ich werde die Synode ganz bestimmt nicht ignorieren, nur weil ein paar Herren sich gegenseitig ans Kollar gehen werden.
Letzteres ist natürlich nicht wörtlich gemeint.
@Silvia, na ja, Herr Werner hat den Gegensatz zwischen – sogenannten – pastoralen Lösungen und glaubenstreuen Hirten aufgetan. Sie unterscheiden – sogenannte – glaubenstreue Hirten und pastorale Lösungen. Ist doch höchst interessant, oder? Das Wort „sogenannte“ ist auch schon ein Kampfbegriff, oder?.
Übrigens, weil wir hier gerade über Bischöfe sprechen:
Der Bischofsstuhl von Berlin ist zu besetzen. Mein Wunschkandidat ist P. Klaus Mertes SJ
Pater Mertes hat sich 2010 um die Aufklärung der Missbrauchsskandale mehr als verdient gemacht und kennt Berlin sehr gut, weil er zehn oder elf Jahre lang das Canisiuskolleg in Berlin geleitet hat.
Inzwischen ist er im Schwarzwald tätig, wohl deswegen, weil man im Orden dachte, dass P. Mertes dort in der „Pampa“ weniger „gefährlich“ ist als in Berlin.
Es wäre ein Akt der Gerechtigkeit und ein Glücksfall für die Kirche, wenn P. Mertes als Erzbischof nach Berlin zurückkehren würde. Die Berliner wären glücklich!