„Da kommt der Papst einmal in 1.000 Jahren, da müssen wir ihm schon eine gute Hütte bauen“. So kommentiert der Erfurter Wurstverkäufer meines Vertrauens den Aufwand, der im Augenblick in der Innenstadt von Erfurt betrieben wird. Riesige halb-offene Zelte für Altar-Insel und Chor sind schon aufgebaut, ich weiß nicht wie viele Kilometer Kabel verlegt, der Dom gesperrt, die Technik und die Dixies installiert: So viel Aufwand. Aber wir mir mein Wurstverkäufer sagt, das ist es Wert. Wenn man bedenke, wie viel Aufwand um Stars wir Lena oder andre gemacht würde, dann sei das nur Recht.
Aber es stellt sich schon die Frage nach dem Verhältnis zwischen Event und Interesse. Dass ich von der Domterasse aus auf die Vorbereitungen zu einem Massenevent blicke, das ist unbestreitbar. Aber es sind Kommentare wie die beim Grill oder auch in der Straßenbahn oder im Buchladen: Es gibt Interesse am Besuch des Papstes. Nicht alle wissen, was damit anzufangen ist. Andere sind begeistert. Und selbst die, die dagegen sind, sehen ihre Gelegenheit, endlich einmal ihre Argumente los zu werden. Event: Ja, aber nicht allein stehend. Um die großen Glaubensfeiern herum entsteht – um das Modewort zu benutzen – Dialog.
Glaubensfeiern
A propos Glaubensfeiern: Die Buchläden und die Auslagen sind voll von Benedikt-Literatur. Biographien und Bildbände, aber vor allem auch Bücher von Joseph Ratzinger / Benedikt XVI.. Wenig von seiner theologischen Fachliteratur, verständlicherweise, aber Meditationen, die Jesus-Bücher, die Interview-Bücher.
Das Interesse an Glauben und Kirche wird um den Besuch herum eben nicht nur durch die Großveranstaltungen und die vielen Fernsehübertragungen gefüttert, offenbar gibt es auch Interesse, sich selber kundig zu machen, sonst würden die Läden das nicht so groß ausstellen.
Das gehört eben auch zur Feier des Glaubens im weiteren Sinn dazu, das Fragen und Lesen, das sich Interessieren und Diskutieren. Und davon gibt es in Erfurt im Augenblick Einiges.
Talkshow und Straßenbahn
Am Montag Abend hatte ich das Vergnügen, in einer Talkshow aufzutreten, Fakt ist! im MDR. Auf einem anderen Kanal lief Hart aber Fair, zum selben Thema: Der Papst kommt. Das sind keine Pflichtübungen. Medien funktionieren wie ein Spiegel: Wenn sich niemand interessieren würde, dann würden die das alles nicht senden. Es gibt Platz für Glaubensgeschichten, auch für Widerspruch.
Mein Widersprecher in der Sendung war leider zu selbstgerecht, sonst hätte es ein interessanter Dialog werden können. Trotzdem lohnt es sich, nicht nur in TV-Studios das Gespräch zu suchen und Widerspruch auszuhalten und nachzufragen, das hilft mir jedenfalls, meine eigene Meinung zu den Dingen zu klären. So viel, wie ich in der letzten Zeit über den Papstbesuch gesprochen habe, so sehr kann ich jetzt schon sagen, dass es mir und meinen Überzeugungen und meinem Glauben gut getan hat.
Der Papst besucht die wirkliche Welt, nicht ein religiöses Disney-Land. Der Widerspruch, das Unwissen, die Fragen, die Zweifel, die Kritik, die Freude, das Erwarten, der Glauben, die viele Arbeit und die Vorbereitung: Deutschland wird sich mindestens für einige Tage über Religion, Gott, Kirche und hoffentlich auch über Hoffnung, Erlösung und Freude unterhalten.
Ich freue mich auf den Besuch.
Die Sendung im MDR war definitiv deutlich ruhiger und differenzierter als die bei Plasberg. Ich habe den Eindruck, der Besuch hat viel kritisches Potenzial und das ist gut so. Ich bin gespannt auf die Worte und Gesten des Papstes.
Bei der Sendung von Plasberg war ich wie auf Nadeln: Fast die ganze Zeit nur Negatives! Niemand hat IHN, den Herrn Jesus Christus, den liebenden Gott, in den Mittelpunkt gestellt, den zu verkünden der Papst ja ins Missionland Deutschland kommen soll. An einen solchen Gott, wie viele Zeitgenossen meinen, dass wir Katholiken glauben, an einen solchen verunstalteten Gott würde ich keine Sekunde glauben. Ich hoffe darum ganz ganz fest, dass der Heilige Vater, geführt und inspiriert vom Heiligen Geist, den wahren Gott, den wahren, liebenden Christus, der uns alle – nicht nur die Deutschen – so sehr liebt, dass er sein Leben für uns hingegeben hat, verkündigt! Diese Tat verstehen einfach viele nicht! Lesen wir doch einfach mal Joh 15, 18-27!