Was so alles bei uns passiert. Ein Selbstversuch.
Heute ist ein RG Tag, ein Radiogiornale-Tag, wir die Nachrichtenmagazine bei Radio Vatikan heißen. Aus der Redaktion ist immer einer verantwortlich dafür, und heute stehe ich auf dem Plan. So ein Tag beginnt um 8 Uhr mit dem ersten Blick in die online-Ausgaben der Zeitungen. Griechenland allüberall, keine kirchlichen Themen in Sicht. Mal sehen, was wir daraus machen.
8.20 Uhr: Ein Scannen der üblichen Quellen und ein Gespräch mit dem Kollegen von Kempis hat einiges an Themen ergeben:
– Irland schließt offenbar aus Spargründen seine Botschaft beim Heiligen Stuhl
– Papst empfängt Botschafter der Elfenbeinküste
– Französische Bischofskonferenz reden bei ihrer Herbstvollversammlung in Lourdes über die Finanzkrise
– Interview mit dem Sprecher der Bischofskonferenz, Der Generalsekretär der lateinischen Bischofskonferenz im Hl. Land zur derzeitigen Lage Israel-Palästina
– Neuer Bischof von Lausanne / Genf, Charles Morerod OP
– 40 Jahre Organspendeausweis in Deutschland
– Kongress in Assisi: Kirchen schaffen „grüne Wallfahrtsorte“
– Luther aus katholischer Sicht
Jetzt geht es daran, zu sichten, was für uns in Frage kommt. Und der Tag hat ja gerade erst begonnen.
8.40 Uhr: Die erste Nachricht ist geschrieben – ein neuer Metropolit für die Orthodoxen Österreichs – und es wird Zeit, die Abendsendung von gestern noch mal zu hören, für die Manöverkritik nachher.
9.00 Uhr: Der erste Bericht ist bearbeitet, Israel-Palästina wird auf jeden Fall in die Sendung kommen. Die italienischen Kollegen haben ein Interview gemacht, gekürzt und überarbeitet kommt das in die Sendung. Schließlich ist das eine andauernde Geschichte, über die man wegen all der Geldgeschichten im Augenblick wenig hört oder liest.
9.20 Uhr: Die erste Meldung ist geschrieben, Irland ernennt keinen neuen Botschafter für den Heiligen Stuhl weil es sparen muss. Es ist diplomatisches Gebiet, das heißt für uns: kompliziert zu schreiben.
9.30 Uhr: Sitzung aller Redaktionsleiter mit Blick auf die nächsten Wochen. Der neue Redaktionsleiter der arabischsprachigen Redaktion wird begrüßt, angesichts der aktuellen Ereignisse im Nahen Osten nicht unwichtig. Die Kollegen zwei Zimmer weiter sind immer eine gute Informationsquelle auch für uns, sie sind die „Religions-Dialog-Versteher“.
Und dann zurück an den Schreibtisch. Der nächste Bericht: Die Religionen treffen sich wieder in Assisi, dieses mal um über Ökologie zu sprechen. Kein Spitzentreffen, ein Treffen auf Arbeitsebene: es geht um „grüne“ Wallfahrtsorte. Warum sollte man nicht einmal darüber nachdenken, dort, wo Millionen von Menschen hinkommen, Ökologie zu einen Markenzeichen zu machen?
10.20 Uhr: Telefonat mit einem Online-Kollegen. Es geht um eine neue Sendung, die wir produzieren, und die es in Zukunft täglich im Internet und nur im Internet geben soll. Jede kirchliche Website soll das in die eigene Seite integrieren können, den Content liefern wir dann frisch, täglich. Das will geplant sein. Und da ich technisch nicht wirklich versiert bin, verlasse ich mich auf die Kompetenten. Ein gutes Gespräch, hoffentlich wird es bis Ende nächster Woche was. Es soll dann „Weltkirche kompakt“ heißen.
12.00 Uhr: Redaktionssitzung. Assisi fliegt aus der Sendung und landet morgen, dafür ausführlich. Jetzt geht es an den Computer: Hören, übersetzen, Moderationen schreiben, nachhören, ausrechnen, Meldungen schreiben, gegenlesen.
12.45 Uhr: Ein Interviewtermin mit Erzbischof Schick, der im Iran unterwegs ist, mit der Kollegin Preckel wird arrangiert. Ein Telefoninterview der spannenden Sorte, vor allem erst einmal technisch. Eigentlich müssen wir vom Studio aus anrufen, um ein Interview machen zu können. Erzbischof Schick kann aber nur selbst anrufen. Jetzt geht das arrangieren los.
13.40 Uhr: Das Interview hat geklappt, was für mich bedeutet, dass sich meine Sendung wieder ändert. Was bleibt, was fliegt raus? Schöner wäre es ja, einfach die Sendung verlängern zu können. Nun ja, Mut zum Schnitt.
14.10 Uhr: Immer wieder ganz beliebt sind Bewerbungen bei uns für einen Praktikumsplatz. Heute gab es bereits zwei Nachfragen, die letzte gerade per Telefon. Ein Platz bei uns scheint beliebt zu sein.
14.30 Uhr: Unsere Nachbarn, die Redaktion Englisch für Afrika und Portugiesisch für Brasilien, feiern, denn zwei von ihnen haben sich geheiratet. Grund für ein Gläschen Sekt und auch zwei.
15.10 Uhr: Die Sendung ist immer noch zu lang. Ein Luxusproblem, denn zu viele Themen zu haben ist immer noch besser, als sie verzweifelt zu suchen. Trotzdem. Es bleibt die Möglichkeit, sie entweder alle zu kürzen oder noch ein weiteres Thema zu streichen. Mein Motto heute: Lieber Ausführlich als häppchenweise. Also wandert der Beitrag über das Urteil zum Samen- und Eizellenspendegesetz Österreichst in den Abend.
16.00 Uhr: Die Sendung, live. Immer der Höhepunkt des Tages. Was aus meiner Sendung geworden ist, kann man hier nachhören:
http://209.172.44.13/vaticanradio-ca.org/webcast/rg_tedesco_1_1
16.15 Uhr: Nachbesprechung der Sendung. Manöverkritik, Lob und Tadel, Anmerkungen etc. Und natürlich noch einmal ein Blick darauf, was die nächsten Tage passiert.
16:37 Uhr: Der Schreibtisch ruft. Der Verein der Freunde von Radio Vatikan plant seine Präsenz beim Katholikentag in Mannheim, für das Münchner Kirchenradio mache ich in der nächsten Woche die täglichen Impulse, es ist noch eine Buchbesprechung für morgen zu machen (nur noch schreiben, zum Glück, gelesen ist schon). Ach ja, dann ist da ja noch Assisi, das es nicht in meine Sendung geschafft hat. Dafür gibt es dieses Thema dann morgen Abend, ausführlich.
19:17 Uhr: Sendeschluss. Ein voller Tag, ein guter Tag.
P.Hagenkord am Abend, erquickend und labend.
OK, die „Freunde“ können auch einen Tag warten. Die Sendungen sind wichtiger !!!,
Ich kenne ja dieses Problem, das ihr täglich habt. Immer ein Rotieren, was ist im Moment das Wichtigere. Und als Hörter hier draußen bekommt man das nicht mit: Professionell läuft die 16 Uhr wieder durch, wie jeden Tag. Und was alles dahinter steckt, WER kanns erahnen ?
In sofern ist ein online-Tagebuch wie hier von einem ganz normalen Arbeitstag für viele sicher mal interessant ! Wenn man das mal erlebt hat, wie 15.59 der Diensthabende nach oben spurtet ins Studio, manchmal etwas außer Atem, den Kopfhörer drüber, ein kurzes „bongiorno“ zum Techniker und – hau es raus 🙂 Es fehlt eigentlich die LIVE-CAM.
Wie viel hinter diesen 15 Minuten stecken, die soooooooooooo schnell vorbei sind kann man nur etwas nachempfinden, wenn man das mal miterlebt hat.
Also: AUGURI, lieber Bernd und Kollegen. Ihr macht schon einen tollen Job !
Ich bin auch der Ansicht, dass P Hagenkord ein freies Wochenende, oder den freien Montag mindestens verdient hat. ;-)Ich fahre nun etwas weiter weg in die Regina Maria Martyrum Kirche.Einen schönen Sonntag wünsche ich allen Bloggern und Lesern hier.
Lieber Pater Hagenkort! Hiochachtung vor Ihrer täglichen Leistung und vor der Kompetenz und Qualität Ihrer Anmerkungen und Kommentare. Das hätte einen breiteren Leserkreis längst verdient! Danke nach Rom!