Mir geht es gut. Ich kann in meiner Gemeinschaft von Jesuiten Messe feiern, nie allein, ohne Ticket und Beschränkung in unserem großen Haushalt. Ok, ohne Musik, das ist schade, aber sonst haben wir viel weniger Einschränkungen als die meisten anderen. Außerhalb des Schutzraumes unserer Hauskapelle ist Liturgie in Unordnung geraten. Immer schon ein Ort der Auseinandersetzungen in der Kirche wird dort nun sichtbar, wie schwach Kirche und kirchliche Bindung mittlerweile geworden ist.
Liturgie in Unordnung
Damit gehört auch die Liturgie, der Vollzug der betenden Gemeinschaft, fest in den Reformbereich. Wir müssen uns neu darum kümmern, sonst sind unsere Kirchen bald leer. Spätestens in einer Generation.
Zwei Nachrichten aus den vergangenen Wochen lassen mich aufmerken.
Zum einen gilt im Petersdom seit kurzem ein Verbot von Einzelmessen an den vielen Altären. Wer dort morgens die Messe feiern möchte, der muss das von nun an in Gruppen machen. Viel Protest gab es, Priester hätten ein Recht auf Einzelmessen und dergleichen. Abt Jeremias Schröder hat eine gute Erwiderung darauf: Mitarbeiter im Vatikan und dort vor allem die Priester brauchen mehr Erdung, und auch mehr liturgische Erdung, und keine Vereinzelung.
Mess-Verbote im Petersdom
Die zweite Nachricht ist etwas verwirrender, und zwar gibt es nach dem Ausscheiden von Kardinal Sarah erst einmal keinen neuen Präfekt für die Liturgie-Kongregation im Vatikan, also die Aufsichtsbehörde über Gottesdienste. Sondern erst einmal eine „beratende“ Visitation. Sehr ungewöhnlich.
Aber scheinbar ist Papst Franziskus nicht einverstanden mit der Organisation dort, so dass er den sehr ungewöhnlichen Schritt einer Evaluation von Außen macht. Verständlich, denn die eigentlichen Mitglieder der Kongregation – Bischöfe und Kardinäle aus der Weltkirche – haben sich während der Amtszeit von Sarah nur ein mal getroffen. Entscheidungen traf Rom, ohne Beratung. So soll es wohl – das ist das Signal dieser Visitation – nicht weiter gehen.
Ungewöhnliche Visitation
Beide Aktionen sind so etwas wie eine Liturgiereform im Kleinen. So denn die Schlüsse daraus gezogen werden, was im Vatikan wahrlich nicht immer der Fall ist.
Corona hat unsere Weise zu feiern erschüttert. Weil es nicht mehr geht. Weil sichtbar wird, dass diese Form des Feierns nicht zukunftsfähig ist.
Wenn wir uns an die Zukunftsfähigkeit unserer Kirche und die Weitergabe unseres Glaubens an kommende Generationen machen, wenn wir über dringende Reformen nachdenken, dann gehört die Liturgie auch dazu. Dringend.
Dringende Reform
Dazu braucht es vor allem ein Ernstnehmen von Liturgie. Wer ernst genommen werden will, der muss selber ernst nehmen, so wie alte Regel.
Oft genug scheint mir, dass Liturgie einen anderen Zweck hat als sich selbst, als die Feier des Glaubens. Da soll eine Vorstellung von Glauben hoch gehalten werden, welche die meisten Gläubigen nicht mehr mitgehen wollen und können. Und hier geht es nicht um Zeitgeist, hier geht es darum, verantwortet zu schauen, was dem Auftrag Jesu heute gerecht wird.
Der Auftrag Jesu
Die Auseinandersetzung darüber, was Liturgie sein soll, ist so alt wie die jüngste große Liturgiereform, die des Zweiten Vatikanums selber. 1966 hat beim Katholikentag in Bamberg der damalige Prof. Joseph Ratzinger sich die Kritiker an der Reform vorgenommen, diese Kritik bedeute,
„Liturgie ins Museum der Vergangenheit einreihen, in die ästhetische Neutralisierung abdrängen und von vornherein voraussetzen, dass sie in ihrer ursprünglich gemeinten Bedeutung heute gar nicht mehr gemeint sein kann. In diesem Sinn beruht das Skandalöse der Liturgiereform darin, daß sie durchaus naiv genug ist, Liturgie noch immer so zu meinen, wie sie eigentlich gemeint war: nämlich sie ernst zu nehmen als das, was sie ist.“
Liturgie ernst nehmen als das, was sie ist
Und was ist Liturgie? Eben nicht das, als was sie oft genug gefeiert wird, als Darstellung der Kirche. Der Hierarchie. Der Struktur.
Es ist wie bei dem liturgischen Element der Fußwaschung am Gründonnerstag, wo bis zu Papst Franziskus’ Entscheidung in den liturgischen Büchern vorgesehen war, dass nur Männern die Füße gewaschen werden sollen. Bis eben der Papst einer Frau und einer Muslima noch dazu den Dienst erwies.
Wie die Fußwaschung ist auch die gesamte Liturgie „Mandatum“, also Gebot. Weil sich hier ausdrückt, was Jesus als sein Gebot aufgetragen hatte: liebt einander, wie ich euch geliebt habe. Dient einander. Der erste soll euer Diener sein. Und so weiter. Und dieser Dienst ist nicht symbolisch, er ist real und hat mit sich Bücken und Waschen zu tun.
Liturgie, das ist muss bleiben die Feier des Glaubens, nicht die Darstellung von Kirche.
Wie müsste Ihrer Meinung nach die Liturgie verändert werden, um zukunftsfähig zu sein?
Das Verbot der Einzelmessen ist sehr interessant. Ich dachte eigentlich, dass – wohl die meisten – Priester eine Einzelmesse nur dann zelebrieren, wenn es nicht anders geht (z. B. zu Beginn von Corona, in eigener Krankheit und im Alter im Zimmer). Bei einem Verbot im Petersdom hatten die Einzelmessen dort vermutlich sehr zugenommen. Und da gibts ja sehr viele Altäre.
Ja, mich würde auch interessieren, wie eine Liturgie der Zukunft aussehen könnte: Nur Änderung von Kleinigkeiten – mehr/weniger Gesang? Mehr Lesungen? Oder eine komplette Änderung?
Was ich mir wünsche: bitte ordentliche liturgische Gewandung / meinetwegen auch nur Sonntagsgewand, mit Stola/- nicht nur Album (manchmal auch einigermassen zerknittert) mit Zingulum um die Mitte, öfters auch viel zu kurz, schnell die Stola drüber die Gitarre mit aus der Sakristei schleppend und am Altar abstellend. So macht das der für unsere Pfarrei als Moderator bestimmte Pfarrer. Später singt er nach einer zwar meist aktuellen Predigt noch den passenden Schlager / Song…. verändert auch das Hochgebet für ihn passend – in einer Woche ist er wieder dran… da bin mal neugierig? Alle in der Gegend kennen das schon…Sich dem Kirchenvolk angleichen könnte ja auch etwas anders gehen und kein Fußballspiel mit Kindern beinhalten…atten wir auch schon. Reformieren muss ja nicht alles auf den Kopf stellen heißen, könnte einfach nur stimmiger ans Leben angepassterText sein, Begrüßung aller Gottesdienstbesucher, vielleicht auch Orts- und Religionsfremder. Lektoren die runterleiern sind auch keine Freude, Darf bei fehlenden Ministranten eigentlich auch mal ein erwachsener Kirchenbesucher am Altar aushelfen? mir haben die Psalmen nach der Lesung immer sehr gut gefallen, hier werden sie einfach weggelassen. Das Kirchenvolk -viele ältere Menschen – sitzt bei uns meist, Das musste ich mir auch neu angewöhnen..Die Pfarrassisentin ist das pure Gegenteil zum Pfarrer und macht gottseidank immer feierliche und aktualisierte Liturgie.Spricht manches Mal auch einen kurzen erklärenden Text zu liturgischen Handlungen. Bin mal gespannt, was sich da aus Rom Neues tut….
@ Herlinde,
da gebe ich Ihnen hundertprozentig Recht. Wobei meiner Erfahrung nach die jüngeren Priester bzw. die, die erst vor wenigen Jahren geweiht worden sind ( bei uns sind es oft Spätberufene, die nicht mehr so jung sind), kaum noch dazu neigen, die Liturgie eigenwillig zu “verhunzen”. Dies tritt bei uns eher bei den älteren Jahrgängen auf.
Man macht es sich zu einfach, wenn man pauschal behauptet, in der Liturgie feiere sich die Kirche nur selbst und nicht den Glauben.
Ich verstehe diesen Drang nicht, alles jenen Menschen unterzuordnen, die nicht verstehen wollen oder können, statt es ihnen endlich mal zu erklären.
Und nein, es wurde/ist nicht erklärt und allen klar! Das Glaubenswissen ist quasi auf dem Nullpunkt, da sollte man mal reformieren!
@Lorenzo
Das deckt sich voll und ganz mit meiner Wahrnehmung. Ohne Glaubenswissen zu vermitteln, nützen auch Reformen jeder Art – egal ob Liturgiereform, Strukturreformen und was auch immer – nichts.
Meiner Beobachtung nach hinkt die Glaubensvermittlung schon seit rund 50 Jahren.
Das geht so nicht mehr. Es geht nicht mehr, dass A gegenüber B einfach was vermittelt. Glauben kommt auch nicht von Wissen, sondern von Vertrauen. Und da hat Kirche viel aufzuholen.
Wenn man Teil einer Glaubensgemeinschaft ist, sollte man wissen, was diese eigentlich sagt und behauptet.
Am Ende entscheidet der jeweilige Mensch, ob er dem zustimmen mag oder eben nicht.
Es wird dann aber reichlich lächerlich, wenn die Leute aber etwas ablehnen oder dem zustimmen, wenn das so gar nicht dem Inhalt der Gemeinschaft entspricht.
Das ist ein rein statisches Verständnis von Glauben. Das ist aber nicht das, wozu der Herr uns ruft. Das hat mit Suchen zu tun, mit Umkehr durch Seinen Geist. Mit Dynamik. Da geht es nicht um Zustimmung zu etwas, was in Büchern steht, sondern um eine lebendige Gottesbeziehung.
@ Pater Hagenkord,
das sehe ich ganz anders. Bevor ich jemandem, in diesem Fall der Institution Kirche, vertrauen kann, muss ich erstmal wissen, worum es dieser Institution geht.
ich habe auch im Glauben einen intellektuellen Anspruch, sonst hätte ich nicht seinerzeit “Liturgie im Fernkurs” absolviert und könnte mir die vielen theologischen Bücher sparen, die ich im Laufe der Jahre gekauft und gelesen habe.
Bei Glaubenswahrheiten, die ich mit dem Verstand nicht erfassen kann, z.B. weil sie nicht den Naturgesetzen entsprechen, Vertraue ich auf Gott, dass er Dinge bewirken kann, die mein Verstand nicht erfassen kann. Das bedeutet für mich Glaube und Vertrauen.
Und als Katholikin vertraue ich in letzter Konsequenz auch dem Lehramt, aber dazu muss ich wissen, was dieses Lehramt lehrt.
Die immer wieder geforderte Neuevangelisierung will ja auch Glauben vermitteln, dazu bedarf es aber einiger Erklärungen.
Als langjährige Lektorin habe ich auch die Auslegung der Lesungstexte auf bibelwerk.de nachgeschaut, weil ich den Anspruch hatte, zu verstehen, was ich lese.
Was Sie beschreiben, ist doch eine Suchbewegung. Ganz das was ich meinte. Sie fragen, wollen verstehen, nutzen ihren Verstand. Das ist doch das Gegenteil von nur Sätze glauben. Und was das Vertrauen in die Institution angeht: leider haben wir in den vergangenen Jahren gelernt, lernen müssen, dass es beim Vertrauen eben nicht nur um die Inhalte des Gelehrten geht, sondern auch um Strukturen, sondern auch um Personen.
Ja das mit dem Erklären des Glaubens – Tagesevangelium, Lesung, Tagesheilige? – versucht immer noch unser alter längst emeritierter Pfarrer, meist allzuzu ausführlich, aber sehr eingehend on der Werktagsmesse – da sind meist nur 10-14 ziemlich alte Gläubige. Die Pfarrassistentin hat auch begonnen, meist in der Predigt, bestimmte Inhalte des Tagesevangeliums leicht verständlich auf das tägliche Glaubensleben hin zu erklären und einzuladen -und das NT auch mal selbst nachzulesen zuhause und gegebenenfalls nachzufragen. Sie gibt ja auch in der Schule Religionsunterricht, den ich mir bestimmt icht langweilig vorstelle. Eine andere Wahrheit ist die, dass ausgebildete, eingeteilte Ministrant/innen einfach kurz vorher absagen,weil die Eltern gerade etwas anderes vorhaben etc. – das finde ich sehr traurig. Die Gestaltung des Gottesdienstes ist immer feierlich, unterschiedliche 4-er-Gruppen singen / musizieren sehr gekonnt, die ganze Gemeinde ist sehr musikalisch. In Corona – Zeiten haben wir meist nur bis zu 60 Personen Anwesenheitsmöglichkeit. Es gibt auch einen Vorabendgottesdienst.
Es fehlen aber sehr schmerzlich die sonst üblichen Gruppenaktivitäten wie Frühstück, Cafe,Lesungen, Vorträge, Schauspiel und Lichtbilder / Filme, Gruppentreffen aller Alterschichten…. Hoffentlich gelingt es uns Aktiven die Gemeinde wieder dafür zu gewinnen sobald es möglich ist. Damit steht und fällt das Gemeindeleben erheblich!
Für die Liturgie wünschen sich die meisten Kirchenbesucher gut zu verstehende Texte und einen feierlichen schönen Rahmen, auch mal eine kurze Erklärung vorneweg.
Vielleicht kommt man im Versuch eines Verstehens weiter, wenn man aus der Überschrift des Blogs das Wort “Liturgie” einfach streicht. 2017 ging Kardinal Müller, nun 2021, Kardinal Sarah. Beide hatten oftmals in ihren jeweiligen Verlautbarungen anklingen lassen, dass sie mit dem Tun oder Lassen des Papstes nicht einverstanden seien. Natürlich hatten sie ihr Unbehagen nicht so “Sodano”-mässig klar formuliert, doch konnte jeder, der nur ein bisschen zwischen den Zeilen zu lesen imstande war, mitbekommen, wer oder was gemeint war.. Und jetzt wird in der betroffenen Kongregation wieder einges zurechtgerückt. Das sollte doch bei einem ebenso grossen wie alten
und.erfolgreichen Unternehmen wie der Kirche Usus sein. Ohne Anpassung gehts auf Dauer eben nicht.
ja nun soll es wohl einige Änderungen geben – wenn wir die nota gegen die Reformen des Synodalen Wegs auf die Seite schieben und ENDLICH dem II.Vatikanum folgen statt es rückgängig zu machen- es sind weitergehende Neuerungen durchzusetzen! Wir “Laien ” waren da zuvor leider nie gefragt und gehört – die Vatikan-Monarchie in Rom wollte Pomp and Circumstances auf “Teufel komm raus” und nach außen den glänzenden Glauben und die glänzende Kirche demonstrieren. Die Gemeindepriester aber fühlten sich sehr oft zerrissen zwischen zwei Wegen – dem gangbaren neueren und dem des absoluten Gehorsams. Seit 2010 die MIssbrauchserschütterungen die “Laien” und das Volk Gottes wachgerüttelt haben sind viele Gläubige einfach aufgestanden und gegangen. Auch wenn in der Gemeinde Neuerungen versucht wurden, die Kirchen umarmt wurden, der glänzende Glauben glänzte nicht mehr, die neuerlich wieder eingeführte Lateinische Messe war nur gut für die rückwärts gewandten mittelalterlich orientierten und denkenden Gläubigen. Ich konnte als KInd und Jugendliche noch die komplette Messe in lateinisch mitfeiern und verstehen. Mir fehlt sie heute nicht! Mir persönlich fehlen die Psalmen in heutiger Sprache, die Lesungen und das Evangelium auch in dieser verständlichen Weise neu gelesen, der Sinn erschließt sich ja auch nicht wenn es eine neue Einheitsübersetzung gibt. Da wären schon einige Zusätze des Verständnisses halber angebracht. Kinder und Jugendliche werden das dann vielleicht auch wieder verstehen können. Wollen wir hoffen, dass in Rom einmal auch darüber beschieden wird. Bin schon neugierig was das kurz angekündigte Bischofs-Symposion Februar 2022 zum Leben, Charisma und Berufung von Priestern in Rom hervorbringen wird!
“Das ist ein rein statisches Verständnis von Glauben.”
Glauben ist bestenfalls ganzheitlich gelebter Vollzug. Davor sollte man aber wissen, was vollzogen wird.
Entweder hat die Kirche da Lehramtskompetenz oder jeder ist sich sein eigenes Lehramt und Kirche “begleitet” lediglich. Wozu ich beim letzteren Kirche usw. brauche, bedarf einer Erklärung, nicht ersteres.
Das ist eine falsche Alternative. Selbstverständlich hat die Kirche Lehrkompetenz, sie selber ist aber eine “pilgernde Kirche”. Keine statische Kirche. Und “ganzheitlich gelebter Vollzug” geht eben nicht so, dass ich nachschaue, was im Buch steht. Das geht bei eine Kochbuch so, nicht aber beim Katechismus oder bei der Heiligen Schrift.
“Und “ganzheitlich gelebter Vollzug” geht eben nicht so, dass ich nachschaue, was im Buch steht.”
Geht auch nicht, nur, wer hat das so behauptet?
Wenn ich nach Jerusalem pilgern möchte, komme ich dort nie hin, wenn ich nur in den Reiseführer gucke. Man muss sich schon auf den Weg machen. Aber trotzdem gucke ich in den Reiseführer um mir den Weg und Lage anzugucken. Ich komme auch nicht hin, wenn ich einen Passanten nach dem Weg frage und er mir antwortet: “Jerusalem ist überall!”
In diesem Sinne zitiere ich gerne Hans Urs von Balthasar zu den ignatianischen Exerzitien: “Zum wirklichen Verständnis reicht die Lektüre des durch einige Anmerkungen versehenen Textes nicht hin: man muss die Exerzitien machen, um sie kennenzulernen, und sie aufs gründlichste studieren, um sie geben zu können.”
Nur kann keiner die Exerzitien nachvollziehen geschweige denn praktizieren, wenn man diese keinem vermittelt.
@Silvia Brückner
Danke Frau Brückner,
wir verstehen einander.
Dies Jahr an Ostern in Litauen war auch alle Osterliturgie am Fernsehen. Alle? Das Fernsehen zeigte auch einen Dokumentarfilm: “Franziskus – Papst aus der Neuen Welt”, zu dem ich hier im litauischen Fernsehen verlinke. https://www.lrt.lt/mediateka/irasas/2000082670/dokumentinis-filmas-pranciskus-popiezius-is-naujojo-pasaulio
Das ist ein sehr berührender, mitreissender Film, weil er zeigt, wie die Liturgie beim Papst war: Denen Zuhören, die am wenigsten gehört werden, den Kindern, den Alten, den Ärmsten, den Kranken und vor allem, es tun, aus der Kirche raus damit, es praktisch tun. Jeder kann da versuchen mitzumachen, ganz praktisch. Ob es den Film auch in anderen Sprachen gibt, weiss ich nicht, aber ich meine, da sind auch die Bilder schon sprechend. Liturgie mit Sinn, nach draussen quasi, auf die Strasse und in die Hütten. Nicht allein im Petersdom.
@Stephan
was Sie schreiben “raus aus der Kirche” stimmt insofern, dass man dahin gehen soll, wo “die Menschen” sind.
Meine Vorstellung wäre aber, die sogenannten “kleinen Leute” wieder zurück in die Kirche zu holen. Was uns heute fehlt, ist ein Adolph Kolping. Sozusagen aktive Kirchenpolitik für die einfachen Menschen, die keiner Minderheit oder Randgruppe angehören. Als Beispiel wird immer die Kassiererin beim Aldi zitiert. Ich denke dabei auch z.B. an den Paketzusteller, den Briefträger, die Verkäuferin, der Pfandflaschen sammelnden Rentnerin usw.
Und was meiner Wahrnehmung nach auch fehlt, ist eine Partei, die Politik für diese breite Schicht der Gesellschaft macht. Eine Partei mitten aus dem Volk, an keinem der extremen Ränder angesiedelt.
Die SPD erfüllt diese Aufgabe schon lange nicht mehr.
Ich habe neulich ein Interview mit Sarah Wagenknecht gelesen, da sprach sie im Zusammenhang mit den heutigen linken Parteien von “Lifestyle Linken”, die längst den Bezug zu der von mir hier zitierten Bevölkerungsgruppe verloren haben.
Hallo Frau Brückner, wenn Sie auf einem Stuhl sitzen, von dem aus Sie beurteilen, inwiefern stimmt, was ich geschrieben habe, massen Sie sich einiges an. Kann man denn so in einen Dialog eintreten? Es kommt mir in Ihrem weiteren Text so vor, als ist für Sie die Kirche eine Art politische Partei. “Diekassiererinbeialdi” oder “Derbriefträger” “aus der Mitte” sind ja doch eher Stereotype, durch die hindurch Sie gar niemanden mehr sehen oder hören können und hinter denen Sie einsam sind. Ich hatte mit der Geschichte, die ich erzählt habe eher im Sinn, dass das Zuhören denen, die am wenigsten gehört werden ein Element einer Art liturgischer Handlung sein könnte, die Sie selbst verändern könnte, wenn Sie es mal probieren.
@ Stephan und @Frau Brückner
wshalb sitzt denn Frau Brükner auf einem falschen Stuhl? Ich kann mich noch gut erinnern, dass es früher viele Stellungnahmen der Bischöfe und auch des Pfarrers zu areitsrechtlichen Fragen und ähnlichen die “kleinen” Leute betreffenden in der Sonntagspredigt gab. Früher ging der Pfarrer auch in seiner Gemeinde herum, besuchte Leute, ebenso der Kaplan – der viel mit Jugendarbeit zu tun hatte. Und heute ? bei einm Pfarrer für derzeit 5 Pfarren hier, demnächst gibt es nur noch 1 Pfarrer für 12-14 Gemeinden hier entsprechend der neuen Gr0ssfarren-Ordnung, wir Laien-Ehrenamtlichen- nichtordinierten Verantwortlichen haben – WEIL UNBEZAHLT IM EHRENAMT — alle auch einen Beruf um Geld zu verdienen. Wir veranstalten einiges in unserer Freizeit in der Gemeinde, für Erstkommunionkinder, für Flüchtlnge, Senioren, Handarbeitsinteressierten Müttern, Pfarrcafé Ministrantenausbildung, Chorsingen …. Bibelabende gibt es nur noch in halbstündiger Autofahrt-Entfernung – da kannst Du nicht mehr zu Fuß hingehen…..Kolpingwerke gibt es inFelix Austria nicht aber dafür vom Arbeitsamt für arbeitslose jede Menge Angebote für fast kein Geld. Meine Tochter hat z.B. für gestig eingeschränkt lebende Personen Kurse zur ganz einfachen Lebensbewältigung gegeben. USW.
Das hat aber nun alles nichts mit Liturgie zu tun. Die findet nunmal z.b.in den alten Barock- und Rokkoko-Kirchen hier in Oberösterreich,statt mit einem nach vorne gerückten Altar in Volksnähe. Schöner wäre schon ein Altar um welchen sich das Volk herum scharen könnte und so näher an der Feier der Liturgie wäre- Ich sage bitte schön nichts gegen die meist sehr geliebten und wunderschönen denkmalgeschützten Kirchen (Vater und Großvater haben im Süddeutschen Raum davon viele restauriert, manchmal durfte ich als Kind bewundernd daneben stehen) – zu einem anderen Verständnis der Liturgie gehört vielleicht auch eine andere Art des Gottesdienstes, die Gläubigen mehr mitgestaltend einzubeziehen! Das wird aber bestimmt noch eine Weile dauern….
Habe erst jetzt Ihren Kommentar gesehen. Ich will kurz drauf eingehen. Mir kommt es vor, als wäre man, wenn man sitzt, unbeweglicher, als wenn man z.B. geht, ich meine das metaphorisch. Und dann noch auf dem richtigen Stuhl? Da scheint ja jemand rechthaben zu wollen?