Skip to content
  • Home
  • Über mich
  • Jesuiten

PaterBerndHagenkord.blog

Vatican News

powered by Logo des Jesuitenordens

Luther für einen Katholiken

Veröffentlicht am 24. September 201124. September 2011
Die Händer Martin Luthers, Lutherstatue vor der Marienkirche in Berlin Mitte
Die Hände Luthers auf der Bibel - Lutherstatue vor der Marienkirche in Berlin Mitte

Martin Luther lässt mich nicht los. Es gibt so viele Meinungen, Ansichten, Erfahrungen und Lesarten des gestrigen Tages, an dem der Papst in Erfurt im ehemaligen Augustinerkloster war – dem Kloster, in das Martin Luther eingetreten ist und in dem er bis zu seinem Wechsel nach Wittenberg lebte – dass ich genau überlegen musste, was eigentlich mich am meisten beeindruckt hat. Und das war die Gestalt Luthers, der irgendwie immer da war. Sei es durch den Genius Loci, sei es durch die Deutlichkeit der Worte des Papstes, sei es durch die Würdigung des Ringens um einen gnädigen Gott, die der Papst ausgelegt hat.

Im Studium musste und durfte ich mich an Luthers Übersetzung des Römerbriefes abarbeiten. In wenigen Lehrveranstaltungen habe ich so viel Theologie gelernt und auch betrieben wie in diesem Seminar. Wenn man Luthers Gedanken folgt und seine Übersetzung unter die Lupe nimmt, dann kann man gar nicht anders, als selber einen Standpunkt einzunehmen. Wie ist das nun mit Gottes Zorn zu verstehen? Stehe ich als Getaufter immer noch in Gefahr ewiger Verdammnis? Wie gehen wir nach Christus um mit den Verheißungen des Alten Bundes? Wir haben nicht nur Luther studiert, aber allein schon wegen seiner Gestaltmacht in der Sprache ragte er heraus.

Mich hat auch beeindruckt, wie Präses Nikolaus Luther als ein „Scharnier zwischen den Konfessionen“ bezeichnet hat, schließlich habe er ja beiden angehört. Im Frühjahr habe ich eine kleine Sendereihe zu ‚Luther in Rom’ gemacht. Der junge Mönch war entweder 1510 oder 1511 zu einer mehrmonatigen Pilgerreise in Rom, wann genau, das war der Gegenstand der Debatte. An der einfachen Jahreszahl – 1511 oder 1510 – hängt auch die Frage, warum er in der Stadt war und ob er damals schon, Jahre vor der Reformation, Kritik am Papsttum und der Gestalt der Kirche übte (wen die Sendereihe interessiert, dem sendet der Freundeverein von RV das gerne zu).

Ohne jetzt ein Ergebnis zu versuchen, hatte das Machen dieser Sendungen den Effekt, dass ich mich auch aus den Augen Luthers mit Rom, der Stadt und der Kirche dort, befasst habe. Und dabei lernt man. Als Katholik Luther in den Blick zu nehmen, ihn zu studieren, hilft. Kulturell war das spannend, überhaupt einmal die Stadt damals in den Blick zu nehmen. Aber auch die Hintergründe seiner Romkritik, seiner Reform, seines Mönchtums und seiner Suche helfen, neu die eigene Kirche zu sehen.

Später im Leben schimpft Luther ja nicht schlecht herum, in den Tischreden lässt er wenig Gutes am Papsttum und der Gestalt der Kirche. Wenn man das aber wegnimmt, denn schließlich ist es später geschrieben und bezeichnet nicht wirklich die Erfahrungen des echten jungen Luther, dann zeigt sich die Suche und das Tasten, aber auch die geistige Welt von damals, das theologische Denken und Streiten, die Welt der Mönche und der Pilger.

Das alles ging mir noch einmal durch den Kopf, als ich der Lutherwürdigung des Papstes noch einmal nachgegangen bin.

Jetzt, wo die Polemik eindeutig und hoffentlich endgültig außer Mode gekommen ist, lohnt es sich auf für Katholiken, Luther in den Blick zu nehmen und sich an ihm zu reiben. Ein Scharnier, kein Gegner. Ökumenischer Dialog eben.

  • teilen 
  • twittern 
  • teilen 
  • teilen 
  • E-Mail 
Kategorien Allgemein, Spiritualität / Geistliches Leben
Schlagwörter Erfurt, Kirche, Martin Luther, Ökumene, Papst

3 Kommentare zu “Luther für einen Katholiken”

  1. Pingback: Das Luther-Scharnier | Gutes aus Nazareth
  2. H.Sattel sagt:
    11. Januar 2012 um 12:34 Uhr

    Man darf nicht vergessen, dass Martin Luther ein katholischer Mönch gewesen ist, der eigentlich nur eines wollte: Neuevangelisierung, Erneuerung im, mit und durch den HEILIGEN GEIST: dem WORT GOTTES.. Deshalb auch seine Antwort an die kirchliche Obrigkeit:”hier stehe ich und kann nicht anders.” Katholischer geht es in diesem Moment nicht. Martin teilte halt nicht mehr die römische Auffassung des katholischen Glaubens. Und das wurde ihm zum Verhängnis. Letzten Endes denke ich, dass sich Rom durch dessen Vorgehensweise gegenüber Martin, endgültig vom katholischen Glauben verabschiedet hat und nur noch als römisch-vatikanischer Glaube gesehen und gewertet werden kann: also nicht mehr alles umfassend (katholisch). Und Martin Luther ist nicht der einzige, der die römische Sichtweise anprangerte. Da war man und ist man auch heute noch für Rom ein Ketzer oder Sektierer.
    Eine sehr bedenkliche Haltung, die alles andere, nur nicht katholisch ist.

    Antworten
  3. H.Sattel sagt:
    11. Januar 2012 um 13:49 Uhr

    Deswegen glaube ich, dass sich diese römische Sichtweise des katholischen Glaubens zu einem eigenständigen Glauben entwickelt hat und heranwachsen ist: der Papst also in der Tat der Vater und Urheber: das Oberhaupt dieser römischen Kirche und deren Glaubensweise ist: oberster Lehrer und Richter dieses Glaubens. Nicht aber CHRISTUS. Darum stellt Rom nicht Christus dar, sondern eben den Papst. Es ist ein absolut irdisch gesinnter Glaube, der dieserhalb nur das anerkennt und annimmt, was in den irdischen ( den römischen) Glaubensverstand passt. Alles andre ist nicht römisch, was man nunmehr mit “nicht katholisch” verwechselt, bzw. vertauscht. Wohl deshalb kehrt der Leib zurück zur Erde, weil diese römische Glaubensweise nicht dem uns offenbarten WILLEN GOTTES entspricht.
    So kocht jeder irgendwo sein eigenes Süppchen, so dass die vielen Köche den “Brei” den katholischen Glauben: das WORT GOTTES, verderben.
    Hat es also je eine wirkliche, rein katholische Kirche gegeben, die also wirklich alles umfasst? Momentan kann ich mich nicht an eine solche erinnern. Und selbst ein Paulus hatte schon mit diesem Problem zu kämpfen, da einige sagten, dass sie zu diesem gehören und andre wiederum zu jenen…
    Man kann also garnicht genug schief die Realität denken um zur Wirklichkeit zu gelangen….

    Antworten

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Links

  • Helfen Sie meinem Blog
  • Radio Vatikan
  • RV-Newsletter bestellen

Neueste Beiträge

  • „Wohin auch immer das führen wird“
  • Respekt!
  • Selbstkritik
  • Sammelpunkt der Dynamik des Zuhörens

Kategorien

  • Allgemein
  • Benedikt XVI.
  • Bischofssynode
  • Die deutschsprachige Kirche
  • Franziskus
  • Geschichte
  • Glaube und Gerechtigkeit
  • Glaube und Vernunft
  • Interview
  • Kirche und Medien
  • Kunst, Kultur und Können
  • Neulich im Internet
  • Ökumene
  • Papstreise
  • Rom
  • Spiritualität / Geistliches Leben
  • Sprechen von Gott
  • Vatikan
  • Zweites Vatikanisches Konzil

Artikelarchiv

  • Juni 2021
  • Mai 2021
  • April 2021
  • März 2021
  • Februar 2021
  • Januar 2021
  • Dezember 2020
  • November 2020
  • Oktober 2020
  • September 2020
  • August 2020
  • Juli 2020
  • Juni 2020
  • Mai 2020
  • April 2020
  • März 2020
  • Februar 2020
  • Januar 2020
  • Dezember 2019
  • November 2019
  • Oktober 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • Juli 2019
  • Juni 2019
  • Mai 2019
  • April 2019
  • März 2019
  • Februar 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • Oktober 2018
  • September 2018
  • Juli 2018
  • Juni 2018
  • Mai 2018
  • April 2018
  • März 2018
  • Februar 2018
  • Januar 2018
  • Dezember 2017
  • November 2017
  • Oktober 2017
  • September 2017
  • August 2017
  • Juli 2017
  • Juni 2017
  • Mai 2017
  • April 2017
  • März 2017
  • Februar 2017
  • Januar 2017
  • Dezember 2016
  • November 2016
  • Oktober 2016
  • September 2016
  • August 2016
  • Juli 2016
  • Juni 2016
  • Mai 2016
  • April 2016
  • März 2016
  • Februar 2016
  • Januar 2016
  • Dezember 2015
  • November 2015
  • Oktober 2015
  • September 2015
  • August 2015
  • Juli 2015
  • Juni 2015
  • Mai 2015
  • April 2015
  • März 2015
  • Februar 2015
  • Januar 2015
  • Dezember 2014
  • November 2014
  • Oktober 2014
  • September 2014
  • August 2014
  • Juli 2014
  • Juni 2014
  • Mai 2014
  • April 2014
  • März 2014
  • Februar 2014
  • Januar 2014
  • Dezember 2013
  • November 2013
  • Oktober 2013
  • September 2013
  • August 2013
  • Juli 2013
  • Juni 2013
  • Mai 2013
  • April 2013
  • März 2013
  • Februar 2013
  • Januar 2013
  • Dezember 2012
  • November 2012
  • Oktober 2012
  • September 2012
  • August 2012
  • Juli 2012
  • Juni 2012
  • Mai 2012
  • April 2012
  • März 2012
  • Februar 2012
  • Januar 2012
  • Dezember 2011
  • November 2011
  • Oktober 2011
  • September 2011
  • August 2011
  • Mai 2011

Schlagwörter

Barmherzigkeit Benedikt XVI. Bischofssynode Deutschland Deutschlandreise Dialog Evangelii Gaudium Familie Flüchtlinge Franziskus Frieden Gebet Generalaudienz Gesellschaft Glaube Glauben Gott Internet Jahr des Glaubens Jesus Kirche Kommunikation Kuba Liturgie Medien Missbrauch Neuevangelisierung Papst Papst Franziskus Papstreise Politik Predigt Radio Vatikan Reform Religion Rom Sommerreise Spiritualität synodaler Weg Synode Theologie Vatikan Verkündigung Öffentlichkeit Ökumene
  • paterberndhagenkord.blog
  • Kontakt / Impressum
  • Datenschutzerklärung
Der Blog von Pater Bernd Hagenkord   |   2011 bis 2023