Ein großartiges Bild: Der Papst und sein Vorgänger. Als ich gestern Abend die Ansprache von Pietro Parolin übersetzte, in der er den Anwesenden Papst emeritus begrüßt, musste ich erst zweimal hinsehen. Es war die erste öffentliche Anwesenheit Benedikt XVI. nach seinem Amtsverzicht bei einer Feier im Petersdom.
Keiner wusste etwas davon, die vor der Feier einziehenden Kardinäle waren sichtlich überrascht und erfreut, schnell bildete sich eine Traube. Beim Einzug in die Basilika machte auch Papst Franziskus einen kleinen Umweg und ging zu seinem Vorgänger. Der hatte entschieden, dass er unter den Kardinälen sitzen wollte, also nicht extra für sich. Allein das ist eine Geste.
Benedikt nimmt sein Pilelolus – das kleine weiße Scheitelkäppchen – ab, er zieht sozusagen respektvoll den Hut. Eine herzliche Umarmung, dann nimmt das Konsistorium seinen Lauf.
Die Kirche feiert heute “Kathedra Petri”, und ein Konsistorium ist quasi das päpstlichste aller vatikanischen Ereignisse. Papst Benedikt hatte vor seinem Rücktritt gesagt, dass er nicht weglaufe, sondern auf andere Weise dem Amt zur Verfügung stehen würde: betend. Genau das haben wir heute gesehen. Hut ab, möchte ich das sagen.
Kleine Nebenbemerkung: Papst emeritus Benedikt gibt damit auch allen Nachfolgern ein Beispiel. Die nächsten Päpste, die sich mit Rücktrittsgedanken tragen, werden in ihm ein Beispiel finden, dass das gut gehen kann. Dass man nicht eingesperrt sein muss und dass trotz Mediengesellschaft mit Hype-Versessenheit man auftauchen kann, ohne den Nachfolger zu stören.
Mich hat dieses Konsistorium heute sehr beeindruckt. Eine sehr würdevolle Sache.
Das kann ich bestätigen. Das war eine sehr beeindruckende Feier in ihrer Schlichtheit und Größe.
Ich bin auch immer noch aus dem Häuschen uns. geleibten Benedikt zu sehen. Das war für mich heute wie Weihnachten und Ostern zusammen!
Wunderbar
Bei der Einführung wurde darum gebeten nicht zu applaudieren.
Während der Grußworte von Kardinal Pitro Parolin: ” Wir grüßen mit gleicher Zuneigung und Ehrerbietung den emeritierten Papst, seine Heiligkeit Benedikt XVI., froh über seine Anwesenheit unter uns”.
Nach diesen Worten hielt sich keine/r an diese Anweisung, alle applaudierten. Wie schön die Zuneigung für B16 zu zeigen. Es ist rührend , herzlich dieses heute zu erleben.
Ich bin Benedikt dankbar, dass er vor einem Jahr wagte zu emeritieren. Und ich bin Benedikt dankbar, dass er es heute wagt, zu experimentieren, was er und eben auch seine zukünftigen Nachfolger als Emeriti tun können, ohne dem amtierenden Papst Arbeit und Amt schwer zu machen.
Lb. Bernd Hagenkord, danke Ihnen für die kompetente Berichterstattung aus Rom. //cw
Ja, unser lieber hochverehrter Benedetto! Als Papst Benedikt Papst wurde, dachte ich, oh ja, da ist jemand, der den totalen Durchblick hat, jetzt wird die katholische Kirche endlich Gottes Kirche auf Erden.! Ich bin, bis dahin ein eher kirchenfeindlich gesinnter Mensch, in die katholische Kirche eingetreten, aber – so wie es mir jetzt scheint – scheint die Kirche sich auf dem Weg zu befinden, nicht als ein weltlicher Verein zu werden.(und zu wollen)
Kleiner Tippfehler: Scheitelkäppchen, nicht “Schädelkäppchen”. Ansonsten: Vielen Dank; ich lese Ihre Berichte aus Rom sehr gern!