„Trotz weiterhin bestehender theologischer Differenzen in zum Teil fundamentalen Fragen ist ein Miteinander gewachsen, das zunehmend zu einem Grundstock gelebter Gemeinschaft im Glauben und in der Spiritualität zwischen Lutheranern und Katholiken wird.“
So Benedikt XVI. vor genau einem Jahr, bei der Gebetswoche zur Einheit der Christen 2011. Er hatte damals die Leitung der EKD empfangen. Selten wird das Zusammen so präzise ausgedrückt wie hier: Es gibt noch Differenzen, und zwar fundamentale. Aber es gibt gleichzeitig gelebte Gemeinschaft. Es kann also bei Glaubensunterschieden eine gelebte Gemeinschaft geben.
Oder anders ausgedrückt: Die Gemeinschaft auch dann eine gelebte Gemeinschaft sein, wenn sie noch nicht die vollständige Einheit erreicht hat.
„Das bereits Erreichte stärkt unsere Zuversicht, im Dialog weiterzugehen, und so auf dem gemeinsamen Weg zu bleiben, der letztlich Jesus Christus selber ist. Insoweit ist die Verpflichtung der katholischen Kirche zur Ökumene, wie mein verehrter Vorgänger Papst Johannes Paul II. in seiner Enzyklika Ut unum sint gesagt hat, keine bloße Kommunikationsstrategie in einer sich wandelnden Welt, sondern eine Grundverpflichtung der Kirche von ihrer Sendung her”.
Das sind ähnliche Worte, wie sie der Papst in seinen Worten zur Zentralität der Verkündigung und Mission der Kirche am Mittwoch gebrauchte: Keine Option, sondern Teil des Selbstverständnisses. Keine Mode, keine Taktik, um Bedürfnisse zufrieden zu stellen, kein Zugeständnis auf Kosten der Theologie. Im Gegenteil, er macht Ökumene am Auftrag Jesu selbst – der Sendung der Kirche – fest. Viel zentraler kann man das nicht verorten.
Nun ist das nicht neu, warum also das noch einmal wiederholen? Weil ich irgendwie das Gefühl habe, dass nach der Enttäuschung der zu hohen Erwartungen jetzt gar nichts mehr passiert. Oder man macht es wie diverse Politiker und schraubt die Erwartungen noch einmal in die Höhe: Die Entscheidungsstrukturen der Kirche – der katholischen selbstverständlich – müssten sich ändern, damit sich überhaupt etwas ändert. So Norbert Lammert.
Da sind mir die Worte des Papstes über den ‚Grundstock’ gelebten Glaubens doch lieber. Glaube wächst, er wird nicht über das Ändern von Entscheidungsstrukturen ermöglicht, sondern eben über gemeinsam gelebten Glauben. Dort wird er weitergegeben. Und das ist Quelle der Zuversicht. Meine Zuversicht in Struktur-Entwicklungen hält sich dagegen arg in Grenzen.
Die Gebetswoche zur Einheit der Christen in diesem Jahr ist vorüber, aber das Projekt lebt, gegen alle Unkenrufe.
Noch einmal zurück zum letzten Jahr, der Audienz für die EKD: Auch wenn vielen das gemeinsame Ziel der vollen und sichtbaren Einheit der Christen viel zu weit entfernt schiene, rief der Papst dazu auf, die Früchte des bisherigen Dialogs – vor allem im Hinblick auf das Kirchen- und das Amtsverständnis – mehr als bisher zu rezipieren. Trotzdem werde es auch immer wieder Schwierigkeiten geben, fügte der Papst an.
Die gibt es, die Frage der verschiedenen Konfessionen in einer Ehe und andere Schwierigkeiten seien hier nur angedeutet. Also keine Zeit, sich zurückzulehnen. Zuversicht: Das heißt eben auch etwas tun. Wer zuversichtlich ist, lehnt sich nicht zurück.
Betrachten, was uns eint. Nicht, was uns trennt.In Berlin gibt es nicht nur Katholiken und Protestanten,Altkatholiken, sondern auch Moslems. Orthodoxe, Buddhisten..etc.Atheisten und Religionshasser.Wir haben die lange Nacht der Kirchen und der Moscheen.In staatlichen Schulen sind alle miteinander.Im restlichen Erzbistum sind zum Beispiel in Greifswald, Universitätsstadt, 85 Prozent Nichtgetaufte.
Ich halte die haltung des Papstes zur Ökumene für den einzig gangbaren Weg in die Zukunft des Christentums. Z.B. werde ich im Februar mit befreundeten Gläubigen, sowohl Protestanten als auch Katholiken, eine gemeinsame Rom- und Vatkianreise antreten. Zu keinem Zeitpunkt war die Ausrichtung unseres Glaubens ein Thema bei der Plaung des Aufenthaltes. Selbstverständlich sind wir davon ausgegangen, dass wir alle gemeinsam einen Gottesdienst besuchen werden und die Gruppe nicht aufspalten..
mfg
Paul Seifert
Was in jedem Fall stimmt, egal, ob man in einer Großstadt mit anderen Voraussetzungen lebt oder im Vatikan..Oekumene und Gebet sind ein gutes Team.