Ein ganz schlichter Wunsch. Irgendwie klingt das ein wenig wie das „Buongiorno“ des Papstes, „auf Wiedersehen“. Nur dass der Schlussgruß von Kardinal Karl Lehmann war. Es ist der Abschluss seines geistlichen Testaments. Gesprochen mit dem Blick auf den Tod, aber dann auch darüber hinaus.
Die zwei Worte haben mich nachhaltig beeindruckt, und nicht nur mich. Aus ihnen spricht als erstes eine Zuversicht und ein Glauben, der mit beiden Beinen auf der Erde steht. Zweitens aber hat Karl Lehmann damit auch Worte gefunden, die wir verstehen.
Für Theologen ist es oft nicht einfach, Glauben zu erklären, vor allem wenn es um Dinge geht, von denen wir in unserer Erfahrungswelt keine Ahnung haben. Auferstehung etwa. Keiner von uns hat je einen Auferstandenen gesehen, wir wissen nicht, wie wir uns das vorstellen sollen. Das Glauben daran ist eben das, ein Glauben. Und ein Hoffen, und ein Lieben. Anders kann man das nicht glauben.
Aber auch Nichttheologen finden nicht immer die richtigen Worte, obwohl in meiner Erfahrung hier das unbeholfene Ausdrücken manchmal näher an meinem Glauben ist als abstrakte Aussagen aus den Lehrbüchern.
Etwas ganz Normales
Und deswegen haben die Lehmann-Worte solche Resonanz: das ist der Gruß, den wir täglich verwenden. Etwas ganz Normales. Und angewendet wird er auf etwas ganz und gar nicht Normales, auf die Auferstehung. Anders ergeben die Worte ja keinen Sinn.
Unser Glaube kommt manchmal sehr abstrakt daher. Muss er auch, Gott, Schöpfung, Erlösung sind ja nicht Dinge, die sich sofort jedem erschließen. Das so weiter zu geben, dass es jeder versteht, ist eine Kunst. Unser Papst kann das. Und Kardinal Lehmann eben auch.
Innerkirchlich nennt man das oft ‚herunter brechen‘ auf die konkrete Wirklichkeit. Aber genau das machen diese Worte nicht. Sie bleiben auf der Höhe der Theologie, sie nehmen von Zuversicht und Hoffnung nichts weg, und sprechen doch unsere Alltagssprache. Das ist das, was mich daran so packt.
Es ist ein Glauben, der auf dem Boden steht. Eine Zuversicht, die im hier und heute und jetzt gründet. Eine Hoffnung, die keine Vertröstung auf ein Jenseits ist sondern mit den Menschen hier um uns herum zu tun hat: Das ist die Brücke, welche der Gruß zur Auferstehung schlägt.
In diesem Sinne Ihnen allen ein gesegnetes Osterfest.
Es ist wirklich ganz einfach, wie Sie schreiben, wer schon einen nahen und geliebten Menschen verlieren musste, weiss das ganz selbstverständlich. Es ist grausam, das jemandem nehmen zu wollen. Besonders cool finde ich bei dem Thema auch die Gemeinschaft der Heiligen, die sich auch um unsere Lieben kümmern.
Kardinal Lehmann in seinem Testament:
„Unter zwei Dingen habe ich immer wieder und immer mehr gelitten: Unsere Erde und weithin unser Leben sind in vielem wunderbar, schön und faszinierend, aber sie sind auch abgrundtief zwiespältig, zerstörerisch und schrecklich. Schließlich ist mir die Unheimlichkeit der Macht und wie der Mensch mit ihr umgeht, immer mehr aufgegangen. Das brutale Denken und rücksichtsloses Machtstreben gehören für mich zu den schärfsten Ausdrucksformen des Unglaubens und der Sünde. Wehret den Anfängen!“
Unglaublich wahre wie harte Wort … und eine Aufforderung an den Christen, politisch zu denken und zu handeln und auf diese Weise die Mächtigen zu kontrollieren und zu beeinflussen!
Die Welt wird also nicht allein durch Theorie Jesus gerecht! Man muss sich auch selbst einbringen und sich für seinen (christlichen) Standpunkt stark machen !
…leider wird manchem Zeitgenossen erst nach Karl Lehmanns Tod bewusst,welchen Tiefgang dieser exemplarische Christ hatte…
Denke an den Zelibranten der Gedenkmesse in Rom…
… dem ist nichts hinzuzufügen.
Lehmann war ein Großer Hirte.
🙂
Ich glaube eher nicht, dass es richtig verstanden worden ist …