So skurril das klingt: Für mich ist es in diesem Jahr ein Osterfest wie in den vergangenen Jahren auch. Zehn Jahre lang habe ich Ostern – wie auch Weihnachten – nicht am Altar verbracht, sondern in der Übertragungskabine. Vor dem Mikrophon. Gründonnerstag, zwei Messen. Karfreitag die ganze Papstliturgie. Ostern die Osternacht und dann der Sonntag mit Urbi et Orbi. Alles aus der Kabine. Ostern in Distanz.
Es waren also zehn Osterfeste vor dem Schirm, nicht direkt beteiligt. Und ich habe mich auch nie beklagt. Das gehörte zu meinem Beruf. Aber gefreut hatte ich mich schon, dass es dieses Jahr anders wird. Anders werden sollte.
Ostern in Distanz
Stattdessen nun wieder der Bildschirm. Zwar ohne Mikrophon, aber die Trennung vom Geschehen bleibt mir erhalten. Ja, ich bin Priester, ich könnte das auch alleine feiern. Und dich im Augenblick wirklich alleine lebe, hieße alleine auch alleine, nicht in Gemeinschaft mit anderen Jesuiten unter Vorsichtsmaßnahmen.
Aber Ostern alleine? Nach langer Überlegung habe ich mich für das Fern-Mitfeiern entschieden. Also wieder Bildschirm-Ostern. Wie in den vergangenen Jahren auch: vom Gründonnerstag bis in die Osternacht.
Bildschirm-Ostern
Dabei geht natürlich was verloren. Ostern ist das Fest der Gemeinschaft und der Begegnung, und das meine ich nicht soziologisch oder liturgisch, sondern theologisch. Wir werden erlöst, nicht nur ein Ich. Und dass die Begegnung mit dem Auferstandenen der Kern der Botschaft sind, ist offensichtlich. Das kommt zu kurz.
Aber wenn diese Dimension zu kurz kommt, dann gibt es vielleicht den Weg frei für anderes. In unserem Fall für Distanz. Nicht nur auf die soziale Distanz, ich meine vielmehr die Distanz des Osterfestes.
Distanz der Erfahrung: Wir wissen ja eigentlich gar nicht, was das war oder ist, eine Auferstehung. Zwischen dieser Wirklichkeit und unserer Erfahrungswelt liegt eine Distanz, die auch nicht zu überbrücken ist.
Distanz zum Auferstandenen: Mit dem Fest Himmelfahrt markieren wir den Moment, der uns von der Erfahrung der Begegnung mit dem Auferstandenen trennt. Die erste Generation war Christus noch begegnet, wir können das so nicht mehr. Da ist Distanz.
Distanz untereinander: Wie wir hier feiern ist zu tiefst kulturell geprägt. Das ist es woanders auch. Die Feier ist dieselbe und der Herr auch, aber kulturelle Einfärbungen prägen das Fest. Da entstehen Distanzen.
Distanz zu Gott, die nur Gott von sich aus überwinden kann und überwunden hat. Oder auch Distanz des Verstehens. In den Worten des Credo von Papst Paul VI.: „Sein und Liebe bezeichnen in unaussprechlicher Weise die gleiche göttliche Wirklichkeit dessen, der sich uns zu erkennen geben wollte und der, da Er „in einem unzugänglichen Lichte wohnt”, in sich selbst jenseits jeglicher Bezeichnung, über allen Dingen steht und alles geschaffene Denken übersteigt. Gott allein kann uns von sich eine angemessene und volle Erkenntnis mitteilen, indem Er sich als Vater, Sohn und Heiliger Geist offenbart.“
Oster-Distanzen
Distanz gehört zum Osterfest dazu, auch wenn diese Dimensionen vielleicht bei der normalen Feier etwas hintenan stehen. Und da wir dieses Jahr nicht so feiern können, wie es richtig und angemessen wäre, ist es vielleicht Gelegenheit, das neu zu entdecken.
In diesem Sinn darf ich Ihnen ein frohes und gesegnetes Osterfest wünschen.
Der Herr ist auferstanden, wahrhaft auferstanden, Halleluja!
Ich fragte mich als Kind in der Kirche öfter, wie der Organist zur Kommunion kommt, weil er so eine wichtige Rolle hat, und die meisten Orgelspieler doch sehr gute und gläubige Katholiken waren und sind. Der Pfarrer hatte es mir dann irgendwie so erklärt, er reiche dem Organisten die Hostie desöfteren nach der Messe in der Sakristei. Ganz zufriedenstellend war damals die Antwort für mich nicht.
Ich war sehr sehr lange Organist und es war kein Problem, am schlußder Hl. Kommuniko0n nach vorne zu gehen und der Gemeinde eine „stille Auszeit“ zu gönnen, zum beten, nachddenken, wie auch immer. Das hat niemanden gestört. Ich hatte Zeit – und dann, als der Priester sich hingesetzt hat, ein Danklied.Das gab für alle genügend Zeit. Und ob dadurch die Hl. Messe 2 Minuten länger dauert ? Ich habe auf Nachfrage dann schon mal gesagt: Wir sind doch nicht auf der Flucht … Ob nun eine Sonntagsmesse 45 oder 50 Minuten dauert ? Ich denke: Heute würden das manche Zeitgenossen anders sehen und gerne auch 1 stundein der Kirche verweilen, könnten und dürften sie. Vielleicht hilfts etwas zum Umdenken !
Ich hab einen guten alten sehr humorigen Freund, der spielt seit ca 1960 an der Orgel, es geht ihm nicht mehr ganz so gut. Ich werde ihn mal fragen, wie er es so sieht. In vielen kleineren Kirchen sitzt der Organist ja doch „im Obergeschoss“ (chor).
In meiner Stammkirche ist es so, dass der greise aber sehr agile Priester (86) nach dem Segen schnell aus der Sakristei geht, außen zum Portal der Kirche, damit er mit den Gläubigen noch reden kann. Den Handschlag beim Rausgehen wird es so schnell auch nicht mehr geben.
Ich hab aber nie die Szene gesehen (und als Kind war ich viel in Sakristeien), wo der Priester wirklich dem Organisten die Kommunion reicht. Dass ein Priester, wenn Zeit ist, zu einem Kirchenchor geht und fragt, ob wer die Hostie nimmt, das hab ich vereinzelt in Erinnerung.
Mit diesem Priester, also 86. LJ, hab ich am Karsamstag telefoniert. Schon schlimm in 2020 für alte einsame Priester, ich kenne seine Wohnung, aber ich darf ja jetzt nicht hin, und halte das genau ein. Ganz senioren-gerecht ist das alles nicht, wie alte Priester leben. Er wird bestimmt gut durch die Zeit kommen, da bin ich guter Hoffnung.
Musik ist als Begleitung der Liturgie extrem wichtig. Und irgendwie sind wir eben in diesem Jahr in der Rolle des Organisten (als Vorbild), deswegen war es trotzdem Ostern.
Ja, die Hlg Messe kann durchaus an 1h dauern.
A propos, zum Vergleich
Meine Bekannte, die bei den amerikanischen Mormonen (Kirche Jesus der letzten Tage…, an die 20 Mio weltweit) eingeheiratet hat, sagte, die hatten früher 4h Gottesdienst inkl. Bibeltraining oder so am Sonntag. Die Bibelkunde wurde vor wenigen Jahren auf digital umgestellt, so dass sie am Sonntag nur mehr 3h in der Kirche sein müssen, 1h macht dann vor allem die jugend per Videotraining am Nachmittag, die Jugend wurde eben in den Gemeinden unruhig. Das ist jetzt in der Krise eine Hilfe, weil sie viel mit Video machen.
Außerdem ist jeder Mormone auf Katastrophen gut vorbereitet und hat für 3 Monate Grundnahrungsmittel im Keller, als vor allem Mehl/Öl und Reis etc. Gut, viele Amis halten sich einen teuren Bunker.
Sie haben aber keine direkte ERklärung für das Virus, freuen sich aber sehr auf das baldigen Wiederkehr von Jesus auf diesen Planeten. Hier wird es im orthodoxen Glaubensabgleich doch sehr schwierig, weil sie offensichtlich die Auferstehung auch auf diesem Globus sehen.
Naja, wollen wir es nicht übertreiben mit dem Erfahrungsaustausch. 1h ist wirklich nicht lange, zumal bei uns es auch so ist, dass oft das Sitzen im Pfarrcafé langwieriger ist als das Sitzen im Gottesdienst
Lieber Pater Hagenkord,
diesen Beitrag möchte ich gerne nutzen, Ihnen nachträglich für die außerordentliche Präsentation und Übersetzung der verschiedensten PF. Events (Messen, Knäste, Begegnungen etc.) zu danken.
Ganz besonders auch an diese ganz besondere Gründonnerstag Messe mit den Migranten vor den Toren Roms!!
Es ist eine Kunst ganz engagiert zu sein,aber dennoch mit eigenen geistlichen Vorlieben zurückhaltend agieren!
Auch in einer Karfreitagsliturgie NIE ein „weinerlichem” Unterton..
Warum betone ich dass: weil aus meiner Sicht Franziskus einerseits mit einem stark mitfühlenden Herz mit und bei den Menschen ist, die Liturgie aber ohne irgendeinen Pathos feiert!
Da ich leider nur ein bruchstückhaftes „Musik-italienisch“ verstehe , bin ich leider auf Übersetzungen angewiesen..
Gerade bei den Frühmessen wo F. So ganz spontan meditiert würde ich lieber nur den Orginalsound verstehen…
Also nochmal besten Dank für so manche „Sternstunde “..