Es waren mal wieder harte Worte, welche Papst Franziskus in seiner Predigt am Palmsonntag wählte. Und die mich in den letzten Tagen auch begleitet haben.
„Und so erhebt sich der Schrei dessen, der sich nicht scheut, „Kreuzige ihn!“ zu rufen. Es ist nicht ein spontaner Schrei, sondern ein aufgesetzter und inszenierter Schrei, der die Erniedrigung und die Verleumdung begleitet, die durch falsche Zeugenaussagen herbeigeführt werden.
Es ist der Schrei, der aus dem Übergang von der Tatsache zur Berichterstattung entsteht, er entsteht aus der Berichterstattung. Es ist die Stimme dessen, der die Realität manipuliert, eine Geschichte zu seinem Vorteil erfindet und kein Problem damit hat, andere „in den Dreck zu ziehen“, um selbst davonzukommen.
Dies ist eine [falsche] Berichterstattung. Der Schrei dessen, der kein Problem damit hat, die Mittel zu suchen, um sich selbst zu stärken und die dissonanten Stimmen zum Schweigen zu bringen.
Es ist der Schrei, der aus dem „Frisieren“ und Schönfärben der Wirklichkeit entsteht, so dass sie schließlich das Antlitz Jesu entstellt und ihn zu einem „Missetäter“ macht. Es ist die Stimme dessen, der die eigene Position verteidigen will, indem er insbesondere denjenigen in Verruf bringt, der sich nicht verteidigen kann. Es ist der Schrei der in Szene gesetzten Selbstgefälligkeit, des Stolzes und des Hochmuts, der problemlos ausruft: „Kreuzige ihn, kreuzige ihn!“.“
Ich gebe offen zu, dass auch mir sofort die Ereignisse in den vergangenen Wochen einfielen. Hier im Blog und auch auf anderen Webseiten – sogar englischer und spanischer Sprache – meinten viele, mich anbrüllen zu müssen. Ich bin selber ja auch nicht immer zimperlich, aber ich war schon verblüfft, wie viele von so genannten Berichten im Internet erregt meinten, urteilen zu müssen.
Richter-Katholiken?
Und auch jetzt gibt es natürlich die Richter-Katholiken, die nichts lieber tun, als die Worte des Papstes gegen ihn selber in Stellung zu bringen. Die nichts lieber tun als spalten, Aggression schüren, Menschen gegeneinander ausspielen. Und das selbstverständlich unter dem Anschein, für Kirche und Christus zu stehen.
Das lässt auch mich nicht kalt. Auch ich spüre dann in mir die Aggression und möchte am liebsten zurück brüllen. Die Aggression ist ansteckend. Aber dann hätte ich schon verloren, wenn ich dem nachgeben würde. Dann würde ich den Aggressoren überassen, zu bestimmen, wie die Debatte auszusehen hat. Oder in biblischer Sprache: „Wer zum Schwert greift …”.
Nur kommt mir dabei immer die Frage des Papstes in Evangelii Gaudium in den Sinn: „Wen wollen wir mit diesem Verhalten evangelisieren?“ (EG 100). Was für ein Zeugnis über Christsein gibt das ab, wenn die inszenierten Gegnerschaften laut im Internet ausgetragen werden? Wenn wir gar nicht genug davon bekommen können, mit dem Finger auf andere zu zeigen?
Reflexion
Deswegen schlage ich für die Kar-Tage eine andere Lesart der Papstworte vor, nicht gegen irgendjemanden gerichtet, nicht als Waffe, nicht als Urteil. Sondern als Reflexion:
Was spricht er da in mir an?
Wen würde ich gerne verurteilen?
Wo ist meine Stimme im Ruf „kreuzige ihn“?
Auf welche Rufe höre ich gerne und ohne nachzufragen?
Einmal nicht mit dem Finger gleich auf andere Zeigen. Das wäre doch mal was, mindestens für die Kar-Tage. Ich nehme es mir jedenfalls vor.
Das ist schön. Das gefällt mir. Ich mache mit…
Danke
Pater Hagenkord, damit schreiben Sie direkt in mein Herz, denn es ist für dieses Herz nicht nachvollziehbar warum sich Christen gegen ihre Mitmenschen aufbringen lassen, obwohl sie wissen, dass es genau diese Fremdüberlassung ist, die Jesus über sich ergehen ließ, um sie uns als das Übel der Masse zu vermitteln, die namenlos das Wort führt, ohne es mit Gott im eigenen Namen zu erheben.
Jesus steht für die ein, die seine Geschichte schreiben und zu ihr stehen, denn Er bleibt im Gedächtnis von Gott und erfüllt dort den Sinn dessen Substanz zwar als Menschheit nach Gott ruft, die mit Jesus jedoch bereits in all den Personen erfüllt ist, die ihm ganz bewusst nachfolgen.
Diese Namen, die erfüllt von Jesus seinem Leben nachfolgen, das ohne wenn und aber im Evangelium, also seiner Geschichte beschreiben, was uns im Gedächtnis behält und die Namen fortführt, die sich Generation für Generation darin weiter zu vermitteln vermögen.
Ich danke Ihnen vielmals Pater Hagenkord für den Dienst am Leben, das Sie leitet, um auch uns, die wir daran teilhaben, mit Ihren Beiträgen dazu zu erreichen.
Wow, danke für Ihre offenen Worte.
Ich betreibe Seelenhygiene indem ich kath.net, katholisches.Info nicht mehr lese. Den Hass dem PF entgegenschlägt kann ich nicht mehr ertragen.
Leider können sie das als Journalist leider nicht immer.
Ich mache mit.
Ich wünsche Ihnen und allen hier im Blog eine gesegnete Karwoche und frohe Ostern.
“Ich bin selber ja auch nicht immer zimperlich, aber ich war schon verblüfft, wie viele von so genannten Berichten im Internet erregt meinten, urteilen zu müssen.”
Na ja, wenn sie im Internet einen Artikel veröffentlichen und Kommentare freischalten, dann setzen sie sich ihrem eigenen Urteil aus. Das sollte nicht verblüffen.
Zu den ersten beiden und der letzten Frage gehört m.E. noch die weiterführende Nachfrage: “Und warum?”
… denn dadurch eröffnet sich ein Weg, auch der Innenarchitektur des Gebäudes mit den Zimmern “Ich”, “Mir” und “Mein” ansichtig zu werden.
in dieser Woche für mich-ganz besonders- die Seligpreisungen..!!
vielleicht(?) das Einmalige im Christentum…
UND: DIE Antwort auf Kampfbegriffe
wie beispielsweise “die Rettung des christlichen Abendlandes”
und die Absage an die GEWALT..
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@Pater Hagenkord, ist eigentlich auch geplant die “Fußwaschung” mit deutschem Kommentar zu übertragen ?
DANKE für kurze Info..
Nein, die wird nicht übertragen, weder auf deutsch noch in einer anderen Sprache. Lediglich in unserem italienischen Radio-Programm wird das Audio live zu hören sein.