Folge 3 meiner kleinen Serie über Papstkritik
Wenn er auf seine Großmutter und die Jungfrau Maria zu sprechen kommt, wenn er über Verkündigung in Familie und kleiner Gemeinschaft spricht, wenn er Armut anspricht und sagt, dass wir daraus lernen können, dann wird Papst Franziskus mittlerweile der Vorwurf entgegen gehalten, dass das alles sehr oberflächlich sei. Damit ist gar nicht so sehr sein Auftreten und sein Stil gemeint, sondern die analytische Schärfe, die theologische Durchdringung oder die Konsequenz, etwa in Sachen Armut mehr und Stärkeres zu sagen.
Drittens: Das geht alles nicht sehr tief
Vorwurf 3: Der Papst sei ein Gutmensch. Seine Kapitalismuskritik sei analytisch schwach und eher schwammig. In seinem berühmten Interview mit Jesuitenzeitschriften komme das Wort ‚Gerechtigkeit’ nicht vor und auch sonst sei das ganze eher emotional als konzeptionell. So mag ich für den Zweck dieses kurzen Stücks einmal die Kritik am dem Umgang mit Armut zusammen fassen.
Die Kirche hat eine lange Tradition, sich zu sozialen Fragen und Fragen der Gerechtigkeit zu äußern. Mit Blick auf den Papst wird da gerne die Befreiungstheologie genannt, aber die katholische Soziallehre im Ganzen hat da auch was zu sagen.
Dabei hat die klassische Befreiungstheologie einen ganz eigenen Ansatz, kurz gefasst: Von oben. Man hat ein Konzept, man hat eine Analyse, und die wendet man dann auf die Wirklichkeit an.
Papst Franziskus – und übrigens auch das Dokument von Aparecida – geht da methodisch anders vor. Hier wird von der Realität der Menschen ausgegangen und von dort aus weitergedacht. Das erreicht dann meistens nicht die analytische Schärfe, die wir von Theoretikern gewohnt sind und bleibt meistens bei der Pragmatik des Alltages, hat aber durch aus etwas zu sagen.
Und was die Oberflächlichkeit angeht, die in dem Vorwurf liegt, es sei alles nur Geistlich: Dem erwidere ich, dass das Geistliche das ganze Gegenteil von oberflächlich ist. Es geht um den berühmten Dreischritt von Verhalten, Haltung und Halt. Verhalten ist das Tun, Denken, Handeln. Auf der Ebene der Haltung befinden sich Werte und so weiter. Aber der Kern liegt im Halt, hier ist die Begegnung zu Gott angesiedelt. Und wenn der Papst über diese Dinge spricht, dann will er zu diesem Kern des Menschen.
Nehmen wir zum Beispiel das Wort Bekehrung. Wer von Bekehrung spricht, lenkt ein Thema nicht vom „Eigentlichen“ ab. Wer von Bekehrung spricht, der will zum Selbst- und Gottesverhältnis eines Menschen vordringen. Natürlich mag es für säkulare Ohren zu wenig klingen, wenn der Papst angesichts eines Desasters wie dem von Lampedusa um Gebet bittet und die Menschen seiner Nähe versichert. Wenn man das in der politischen Sprache von heute hören würde, wäre es in der Tat schwach. Das alles deutet aber in die Richtung des Haltes, von dem ich eben sprach.
Beispiel Lampedusa-Besuch: Die stärkste Aussage war die, dass wir Europäer verlernt hätten, angesichts so vieler Toter zu weinen. Er hat nicht die Öffnung der Grenzen verlangt oder ein Sozialprogramm, sondern einen zutiefst menschlichen Mangel angesprochen. Wenn das Erfolg hätte, wenn wir das Trauern wiedergewinnen könnten, dann hätten wir von ganz alleine die Kraft, die Dinge zu sehen und dann auch zu ändern, dann wäre unser Halt ein anderer.
Der Papst ist kein Gutmensch, er ist auch nicht analytisch schwach. Er will den Kern des Menschlichen erreichen, unser Gebet, unsere Beziehung zum Nächsten, zu Gott und zu uns selbst. Und wie die vielen Menschen hier in Rom, die ihn direkt hören, merken, entfaltet das eine große Wucht und eine tiefe Bewegung. Das ganze Gegenteil von oberflächlich.
Wo Papst Benedikt in seinen Ansprachen und Reden zu “intellektuell” war laut Aussage einiger und nicht verstanden wurde, ist Papst Franziskus “scheinbar” zu einfach und Menschennah, jemand für das Volk und wird anscheinend wieder nicht, oder auch nicht richtig verstanden Ich frage mich ob man es mal irgend jemanden Recht machen kann. Wohl kaum weil es immer wieder neue Generationen und Menschen gibt.
Alleine dass das (Un)wort “Gutmensch” zum Schimpfwort geworden ist, wirft ein vielsagendes Licht auf unsere Gesellschaft.
Dass es Papst Franziskus in seiner jesuanischen Grundhaltung in manchen Kreisen schwer haben wird, konnte man leider erwarten.
Auch verstehen offenbar Viele seine jesuitische Spiritualität nicht.
Ich lese gerade das bei Herder erschienene Interview, das der Papst den Jesuitenzeitungen gegeben hat, da kommt man dem innersten Wesen des Papstes näher.
Eine Frage noch lieber P. Hagenkord was verstehen Sie unter “er ist kein Gutmensch”? Ich denke schon das er ein “guter Mensch” ist. Oder ist das “Gutmensch” anders gemeint. Analytisch ist er sicher, er will ja mit seiner jesuitischen Art den/die Menschen ínnerlich erreichen, er will alle Menschen zu sich selber führen und das heißt doch das sein Programm Neuevangelisierung und Mission, missionarisch ist, genau das was auch Papst Benedikt em. wollte Neuevangelisierung für das Abendland also unterscheiden die beiden sich doch gar nicht so großartig. Was ist daran eigentlich so schwer zu verstehen.
Pater Hagenkord, vielleicht können oder wollen Sie das Thema “Limburg” und Ihren gestrigen Kommentar dazu mal hier im Blog aufgreifen, damit man manchen Äußerungen wie z.B. von Bischof Ackermann (“Ein Bischof muss wahrhaftig sein.”) etwas entgegensetzen kann.
Ich finde es nicht gut, wenn ein deutscher Bischof mit solchen Worten einen – zumindest öffentlich – noch ungeklärten Vorgang mit solchen Worten über einen “Kollegen” würdigt und damit dem Papst vorgreift bzw. seinen Handlungsspielraum einengt !
Die Spitze der deutschen Kirche kommt anscheinend nicht zurecht mit dem Konflikt zwischen dem Druck der Öffentlichkeit, die – z u m T e i l – jemanden (wie in anderern Fällen auch) ganz schnell und dringend geopfert sehen will, einerseits und der geordneten Aufklärung und Würdigung eines für sie (also für die deutsche Kirche) bedeutsamen Vorgangs andererseits !
Ein Trauerspiel. Wenn es denn nur ein Spiel wäre.
Ich kann in allem Bischof Ackermann nur zustimmen. Ich könnte an dieser Stelle auch lange Papst Franziskus zitieren, der Ähnliches sagt. Oder den Apostel Paulus im 1. Timotheusbrief, Kapitel 3.
Mit allem gebotenen Respekt: ich glaube nicht dass jemand den Handlungsspielraum von Papst Franziskus einengen kann. Ich denke er wird so handeln, wie er es für richtig hält. Ich finde es bedenklich das fast die gesamte deutsche katholen Elite sich den Popo in Talkshows platt sitzt und “Bischof” diskutiert. Zu Lampedusa und der europäische Flüchtlingspolitik sind kaum Aussagen zu finden…..
Wenn es denn eine Diskussion wäre in diesen sogenannten Talkrunden, das ist doch nur ein Vorführen. Lampedusa macht doch Angst und führt an die Grenzen, dass verkauft sich schlecht in talkshows.
Das Thema Limburg gehört ja eigentlich gar nicht an die Stelle und doch auch gerade hierher. Ich verfolge täglich die Seiten von Radio Vatikan im Internet und gebe zu, daß ich am Anfang begeisterter war von Papst Franziskus als ich es jetzt bin. Ich schicke voraus, daß ich ein begeisterter Anhänger von Benedikt bin seit seiner Zeit als Kardinal in München. Bei aller Hochachtung vor und Wertschätzung für den neuen Pontifex: Dieses gebetsmühlenartige betonen der Armut bedrückt mich allmählich. Sicher ist der größte Teil der Welt arm. Hier wird gerade von der katholischen Kirche viel getan und muß noch viel getan werde. Es gibt auch bei uns bedrückendende Armut. Aber ist nicht gerade auch das, was in den zweitausend Jahren Christentum gerade in Europa an Bauwerken und auch an Kirchenmusik zu größeren Ehre Gottes geschaffen worden ist ein großartiges Glaubenszeugnis. Ist jetzt dann eine Sünde bei einer feierlichen Liturgie in einer alpenländischen Barock- oder Rokokokirche eine Messe von Mozart, Schubert, Rheinberger, Bruckner zu hören und dabei einen Blick ins Paradies zu tun? Man verzeihe einem barocken Bayern diese Äußerung! Hat nicht dieses ständig in den Vordergrund gestellte Reden von der Armut, den Autos, die ein Pfarrer zu fahren habe ( oder ein Kardinal ) mit den Boden für dieses Kesseltreiben gegen den Limburger Bischof zumindest begünstigt? War nicht einer der Vorwürfe ganz am Anfang, der Bischof würde zu viel Weihrauch in seinen Gottesdiensten verwenden? Sogar der Architekt, der vor wenigen Tagen nicht in der SZ gesagt hat, er halte das, was er gebaut hat nicht für einen “Protzbau”, schlägt nun in die gleiche Kerbe. Mich erinnert das ganze fatal an die die Affäre Wulf, von der letztlich dann noch die Einladung zu einem Abendessen übrig geblieben ist. Zurück zu Benedikt und Franziskus. Benedikt hat für jeden Tag des Jahres einen Spruch zu Papier gebracht. Franziskus beschert uns täglich eine ganze Predigt. Jeder kann sich heraussuchen, was ihm lieber ist.
Was für ein verqueres Kirchenbild muss wohl dahinter stehen, wenn eine Äußerung wie “Ein Bischof muss wahrhaftig sein” – man könnte Bischof auch durch Christ ersetzen – schon als problematisch angesehen wird. Was für eine “Nibelungentreue” gegenüber dem Bischof von Limburg…
Zu den Anwürfen gegen Franziskus aus der Ecke der Ewiggestrigen: Ich finde den Vorwurf mangelnder Tiefe unbegründet, aber nicht so schlimm. Man hat Ähnliches über populäre Päpste wie Roncalli oder Luciani gesagt. Wirklich perfide hingegen ist der Vorwurf, der Papst führe von der Wahrheit weg. Das hätte beträchtliche Konsequenzen für das Petrusamt und den Petrusdienst.
Eines sei den Ewiggestrigen, über deren Haltung übrigens Ratzinger (und nicht der “Neuerer” Bergoglio) schöne Dinge geschrieben hat, noch gesagt: “È passato il Carnevale.”
Erst einmal vielen Dank für diese interessanten Gedanken. Ganz wesentlich erscheinen mir die beiden letzten Absätze aus Folge 3 der Papstkritik – so sie denn als Botschaft unseres lieben Papst Franziskus verstanden werden sollen. Es ist das dringliche Anliegen uns alle an unsere MENSCHLICHKEIT zu erinnern. Da verstehe ich es so überhaupt nicht, wenn behauptet wird, all das sei zu oberflächlich. Besser “herunterbrechen” und näher an den Menschen bringen kann man es doch gar nicht mehr. Ich bin jeden Tag wieder angenehm überrascht wie klar diese Aussagen formuliert werden und was sich da an Möglichkeiten für eine Totalrenovierung der KIrche auf ganz breitem Fundament auftun. Mit herzlichen Grüßen nach Rom
http://www.kirchen.net/upload/44844_Dokument_Aparecida_2007.pdf Für mich wird im Dokument von Aperecida das Pontifikat von Papst Franziskus sehr deutlich sichtbar. Es ist ehrlich und deshalb schmerzhaft. Es ist aber auch hoffnungsfroh und ermutigt zu neuen Aufbrüchen. Ebenso wie in Lateinamerika steht die Kirche auch in Europa vor neuen Herausforderung und Veränderungen. Lässt sie sich von der lateinamerikanischen Ehrlichkeit anstecken, werden sicherlich auch Hoffnungsfunken über den Atlantik springen und vielleicht neue Aufbrüche entfachen.( Und wir haben einen Papst der uns dabei hilft.) Der bekannte methodische Dreischritt Sehen-Urteilen-Handeln prägt das Schlussdokument ebenso wie die erneut betonte Option für die Armen. Und es gibt bereits in der Einleitung eine auch für uns sehr wichtige Analyse: „Ein katholischer Glaube der nur als Last betrachtet wird, der nur als Katalog von Regeln und Verboten verstanden wird, sich auf einzelne Frömmigkeitspraktiken beschränkt, Glaubenswahrheiten nur selektiv und partiell akzeptiert, gelegentlich an einigen Sakramenten teilnimmt, bloß einige Prinzipien der kirchlichen Lehre nachbetet, Moralvorstellungen zurecht biegt oder krampfhaft vertritt….ein solcher Glaube wird den Auseinandersetzungen der Zeit nicht standhalten”. Für uns in Europa sehr passend und genau die richtige Analyse.
Da kann ich Ihnen zustimmen ein katholischer Glaube, der ja allumfassend ist, sein soll und nur als Last gesehen wird… . Bloß in einem Punkt hab ich einen Einwand, manchmal sind mir Menschen, die nur gelegentlichen an Sakramenten, jedoch ganz bewußt und intensiv teilnehmen wesendlich lieber, als welche die ständig von einer Veranstaltung, einer Messe zur nächsten laufen.
Jeden Tag lese ich die vatikanische Berichterstattung und die von kath.net sowie gelegentlich auch anderer kirchlicher und weltlicher Medien und hier vor allem sehr aufmerksam die Beiträge über Papst Franziskus und natürlich auch gerne die gelegentlichen Berichte über Papst Benedikt XVI. em. und denke oft auch sehr lange unter Hinzuziehung der Hl. Schrift darüber nach.
Zeit habe ich ja als Rentner und hoffe, dass mir der Dreifaltige Gott noch sehr viel davon schenkt.
Dabei muss ich feststellen, dass ich weder an den Aussagen von Papst Franziskus noch an den Aussagen von damals Benedikt XVI. bisher soviel Negatives erkennen kann, als es in den Reihen des Klerus und seiner Einrichtungen sowie seitens der kirchlichen und vor allem der weltlichen Presse ständig angeprangert wird.
Ich sehe bei beiden Päpsten, dass sie eher nach der Urlehre unseres Herrn „Jesus der Christus“ leben, missionieren und auch ihre Lehraussagen auf dieser aufbauen und sie in der Kirche der gläubigen Christenschar auf menschliche Art als Glaubensaussagen weitergeben.
Auch manche Beiträge in den Blogs machen mich manchmal sprachlos und zornig über die Art, Fakten zu verbiegen und den weltlichen Medien Steilvorlagen für gehässige Kritik zu liefern.
Eigentlich kann ich nur feststellen, dass mir sowohl die jesuanisch weltliche Art von Papst Franziskus, als auch die jesuanisch introvertierte Art von Papst Benedikt XVI. em. sehr viel Nachdenkliches bescheren und beschert haben.
M. E. werden die Aussagen beider Päpste deshalb missverstanden, weil viele zwar lesen, die meisten aber nicht groß darüber nachdenken.
Hier wäre aus meiner Sicht die Umsetzung in den Ortskirchengemeinden durch die Seelsorger und Diakone in Ihren Sonntagspredigten und in den diözesanen und örtlich kirchlichen Medien gefragt.
Doch allein mir fehlt aus aus Erfahrung der Glaube daran.
Leider werde ich ein Gefühl nicht los, dass die Rivalität und die eigene Behäbigkeit und Sattheit unter den klerikal Verantwortlichen immer größer wird.
Außerdem halte ich ein Blogen auf allgemein demokratisch christlichen Niveau nicht mehr für möglich, da der klerikale Anspruch der Verantwortlichen des kirchlichen Amtes bei der Masse überhand nimmt.
Deshalb lese ich meist nur in den Blogs ohne noch groß mit zu reden, weil ich mich nicht mehr zum Spielball kirchlicher Amtsträger machen werde.
Ich lebe also nun meinen Glauben, so gut es mir gelingt, nach der Hl. Schrift und der Lehre unseres Jesus der Christus mit dem Dreifaltigen Gott alleine ohne die Einflüsse des RKK-Kirchenamtes und seiner Kleriker noch an mich heranzulassen.
Über einen Kirchenaustritt habe ich zwar lange nachgedacht, habe mich aber endlich dazu entschlossen die Gemeinschaft der gläubigen Christen vorerst noch nicht zu verlassen, da mir das herzliche Verhältnis unserer beider Päpste wieder Hoffnung gibt, dass sich, so Gott will, diese vielen Unzulänglichkeiten und Ungereimtheiten in unserer Kirche wieder zum Besseren wenden.
Ich finde nämlich wir gläubigen Christinnen und Christen dürfen nicht mehr länger vom kirchlichen Amt und ihrer Klerikerschaft verwaltet und bevormundet, sondern in unserem Christlichen Glauben behütet, gefördert und gleichgestellt werden.
Lieber Pater Hagenkord,
ich stimme Ihnen zu
Nein, oberflächlich ist der Papst auf keinen Fall.
Ich würde hier aber gerne trotzdem auch über den Sprachstil des Papstes etwas schreiben: weil Stil und Inhalt immer zusammengehören, tatsächlich eine Einheit bilden. Das was gesagt wird, wird in einer bestimmten Art gesagt und wenn es anders (also stilistisch anders) ausgedrückt werden würde, würde das zu einer anderen Aussage führen (das glaubt immer keiner, aber das ist so).
Eine übertriebene Kunst der Rhetorik und Analytik verbunden mit oft übertriebener Kritik (die teils sogar ins Pessimistische und auch Zynische geht), die manche Leute sehr gut beherrschen, birgt nämlich auch ein Problem mit sich: Wenn die Zuhörer solcher Rednertalente diese Art zu Sprechen (also deren Stil und deren Gedankengänge) gewohnt sind, werden sie diese im Unterbewusstsein (so gut es geht) selbst übernehmen. Die heutige Gesellschaft übernimmt solche Sprechdukti wohl sogar vermehrt, weil diese ihr etwa in Talksendungen und im Fernsehen an sich ständig so demonstriert werden (und ja auch gefallen, d.h. nachahmenswert zu sein scheinen). Das kann dann auch bedeuten, dass man Dinge verkompliziert und vom Wesentlich (und schließlich sich selbst) immer mehr abdriftet.
Das Problem von gebildeteren/reichen Nationen ist vielleicht, dass sie nicht mehr fähig sind das Wesentliche zu erkennen um ihr Leben danach auszurichten.
Und da braucht es weise Menschen… aber weise Menschen, wie der Papst, sind keine Plappermäuler und können auch ohne die Verwendung von Fachtermini inhaltsstarke Aussagen machen. Im Gegenteil: Eine Person die zu viele Fremdwörter und zu komplizierte Satzkonstruktionen benutzt, hat meistens etwas zu verbergen: die eigene geistige Flachheit aber auch die Unfähigkeit/die Angst echte Gefühle zu zeigen (das kann man etwa in einfacher Sprache am besten)… man polstert stattdessen die Gedanken mit reichlich viel Decorum aus.
Aber eins würde ich jetzt noch gerne erfahren über diesen herrlichen “Dreischritt von Verhalten, Haltung und Halt”. Das ist ja schon allein stilistisch gesehen grandios konzipiert: Da geht’s auch um die Vereinfachung/den Weg hin zum Wesentlichen. Das Substantiv wird hierbei stetig reduziert: Verhalten wird zu Haltung und Haltung wird gekürzt auf Halt. Genialer kleiner Satz!
Wo ist die Quelle zu finden? Jesuitisch, da DREIsatz?
nein, nein… ich meinte “Dreischritt”
@ Veruschka Nur kurz: Guten Morgen liebe Veruschka, der Satz kommt ursprünglich aus der methodischen Sozialarbeit. Aber auch herausgelöst ergibt er einen Sinn, nur Vorsicht er muss mit den „richtigen“ Inhalten gekoppelt werden. Danke für Ihre Interpretation.
Wer in der Lage ist ein überlanges Statement über pessimistische zynische Rhetorik abzugeben wird sicher auch wissen was der jesuitische Dreischritt ist bzw. wo man entsprechende Literatur findet. Ansonsten empfehle ich das Exerzitienbuch von Ignatius von Loyola.
Der jesuitische Dreischritt lautet – glaube ich – ähnlich: wahrnehmen, bewerten, schlussfolgern. Auch mir war nicht so ganz klar, dass mein Zitat ursprünglich vom Hl. Ignatius stammt. Aber Frau wird so alt wie eine Kuh und lernt immer noch dazu. Nicht die Länge oder die Kürze eines Beitrages sagen etwas aus, sondern nur die Inhalte. Darum geht es, nur darum und wenn „mans“ nicht lesen mag, auch gut….. Ich persönlich finde Veruschka’s Ausführungen spannend. Ein offene Wort, mit liebevollem Respekt geschrieben: „da äußerst Du Dich zu Thema XY und kennst noch nicht mal WY“ ist leider keine schöne Form und disqualifiziert das Gegenüber.
Bin ich sicher hier nicht die einzige die mit den Aussagen anderer “spielen”
Also “Spielen” ist doch gar nicht so übel, oder? Im Lateinischen wird “ludus” mit “die Schule, das Spiel” übersetzt.
Ich betrachte Sie alle hier nämlich als meine Lehrer.
Und was die Länge meiner Kommentare angeht: Wenn Sie meinen letzten wirklich aufmerksam gelesen hätten, hätte Ihnen auffallen müssen, dass ich darin betont habe, dass ein weiser Mensch nicht viele Worte braucht. Ergo bin ich nicht weise, aber eben wissbegierig! In +/-30 Jahren bin ich vielleicht soweit meine Aussführungen in drei kurzen Sätzen zu formulieren oder vielleicht sogar in einem einzigen Dreischritt (Was immer das jetzt genau sein soll – ich muss die allgemeine Definition hierzu erst einmal in Wikipedia suchen. 🙂 )
Ach übrigens, liebe(!) KRP,
haben Sie gestern diese weitere Folge über die Benediktinerinnen im Newsletter gehört? Die fand ich sehr ansprechend. Ich muss meine vorschnelle Einschätzung über den “Film der Antworten” revidieren!
Viele Grüße!
Habe ich geschrieben das spielen schlecht ist, ich denke nicht nur das ich nichts anderes mache und mir das gleiche Recht herausnehme wie verschiedene andere auch. Ich habe aufmerksam gelesen und das auch sehr wohl verstanden. Das mit dem Dreischritt ist auch gar nicht so einfach zu erklären und ich würde empfehlen jesuitische Exerzitien zu machen, denn einfach nur das Exerzitienbuch des Ignatius von Loyola zu lesen ist auch nicht so einfach und braucht Begleitung. Übrigens ist das nicht der Newsletter sondern die tägliche Radiosendung, die ich gestern leider nicht gehört habe.
Zitat von Ignatius von Loyola:
„Ich setzte voraus, daß es dreierlei Gedanken in mir gibt: solche, die mein eigen sind und allein meiner Freiheit und meinem Willen entspringen, während die beiden andern von außen kommen: der eine vom guten, der andere vom bösen Geist.“
– Ignatius von Loyola: Exerzitien