Die Kirche muss pastoral handeln, in konkreten Situationen und nicht abstrakten Begriffen. Das ist eine der Richtungen, die bei der im Augenblick ablaufenden Synode immer wieder debattiert wird. Das gibt es in der Spielart der Dezentralisierung, Entscheidungen etwa zur Zulassung zu den Sakramenten sollten lokal getroffen werden. Das gibt es in der Spielart des „Forum Internum“, also vor allem der Beichte: Hier sei der Ort, zu unterscheiden, ob ein Sakramentenzugang möglich sei.
Es geht auf jeden Fall um pastorale Unterscheidungen. Seitdem Kardinal Kasper vor mittlerweile eineinhalb Jahren seinen berühmten Vortrag vor dem Konsistorium gehalten hat, ist das einer von vielen möglichen Wegen, aus der vertrackten Debatte um gescheiterter Ehen und den Zugang zu den Sakramenten wieder heraus zu kommen. Seitdem wird debattiert und polemisiert, und auch wenn Kardinal Kaspers Name damit verbunden ist, ist er längst nicht der einzige, der darüber spricht.
Seit Monaten wird diese Frage nun geknetet und reflektiert, mir selber sind da auch einige Überlegungen gekommen. Machen wir ein Beispiel: Ein Mann heiratet, bekommt Kinder, lässt dann aber seine Frau mit den Kindern sitzen. Diese muss, um den Kindern einen Vater zu geben und selber überleben zu können, eine neue Partnerschaft eingehen. Nun darf sie aber nicht zu den Sakramenten, er aber schon, weil er nicht wieder geheiratet hat.
Wie sage ich „Nein“?
Die entscheidende Frage, und auch die entscheidende pastorale Frage lautet nun: Wie sage ich „Nein“? „Ja“ sagen fällt einfach, dafür gibt es immer pastorale Gründe. Aber eine Unterscheidung und Prüfung hat ja nur dann einen Sinn, wenn es auch die Alternative eines „Nein“ gibt.
Nun – bleiben wir hypothetisch – hat aber eine der beiden Parteien einen Bruder im Kirchenvorstand oder der Stadtverwaltung, der entscheidende Pfarrer muss also Rücksichten nehmen, er entscheidet nicht im luftleeren Raum. Will er sich seine Situation vor Ort nicht ruinieren, dann fließt das alles in die Entscheidung ein. Aus einzelnen pastoralen Entscheidungen können als schnell Zwickmühlen entstehen, die weit mehr Faktoren in die Unterscheidung einbeziehen, als den Ideengebern lieb ist.
Außerdem hat der einzelne Gläubige ja auch Rechte, er und sie haben das Recht, nicht willkürlich behandelt zu werden, das ganze Kirchenrecht ist unter anderem dazu da, diese Rechte der einzelnen Gläubigen gegenüber der Institution Kirche festzuschreiben.
Die einzige Lösung, dieses Problem zu umgehen, scheint mir darin zu liegen, Verfahren einzuführen. Verfahren haben Kategorien, an denen man ablesen kann, ob etwas gilt oder nicht gilt. Sie stellen fest, dass alle Menschen – zumindest in Theorie – gleich behandelt werden und dass der Bruder im Kirchenvorstand keinen Einfluss hat. Verfahren sichern Rechte.
Und das schützt auch den Priester, wenn wir einmal in dem Beispiel bleiben. Wenn er einmal „Nein“ sagt, dann kann er auf etwas verweisen. Man kann ihm nicht den Vorwurf machen, er handle ungerecht, beachte Freundschaften nicht, er müsse doch mal eine Ausnahme machen können. „Einen Zaun um das Gesetz ziehen“ heißt das in der jüdischen Tradition, kleinere Regeln und Vorschriften (und Verfahren, füge ich hinzu) schützen davor, gegen das eigentliche Gebot zu verstoßen.
Aus pastoral wird schnell legal
Aber schwups wird damit aus einer pastoralen Unterscheidung ein legales Verfahren. Einzelentscheidungen werden und müssen in Legalität überführt werden. Es bildet sich Recht.
Das will noch nicht sagen, dass der Vorschlag einer pastoralen Unterscheidung schlecht ist. Ich denke nur, dass es zur Debatte gehört, die praktischen Konsequenzen zu bedenken. Und zu denen gehört auch die Überlegung, dass es klare Kriterien braucht, um Ungerechtigkeiten und Willkür – dem einen tue ich einen Gefallen, dem anderen nicht – auszuschließen.
Will man pastorale Lösungen, kommt man schnell an legale Verfahren. Das ist gut so, aber ein Problem für die Debatte um Ehe und Familie. Das nur als kleiner Beitrag eines Beobachters am Rande.
Was nützt denn all das Recht, wenn dabei der Leib in seine einzelnen Bestandteile zerrissen wird und nicht als ein Ganzes zusammenfindet? Jeder einzelne Mensch muss doch am Ende selbst die Konsequenzen aus seinem Leben ertragen, denn er steht vor Gott und erfährt durch ihn seine wahre Schuld. Ich denke, wem es so wichtig ist den Leib Christi in sich zu spüren, um dadurch Vergebung zu finden, dem sollte kein Mensch verwehren, diesen Akt der Nächstenliebe zu Jesus Christus nicht vollziehen zu dürfen. Mir persönlich stellt sich auch immer die Frage, wie kann ein Priester einen gemeindefremden Christen und dessen Zulassung zur Kommunion erkennen? Im Anfang steht Gott und Er entscheidet über Leben und Tod des Menschen und nicht die Kirche. Sollte man so nicht jeden Menschen als göttliches Geschenk annehmen, um den eigenen Weg im Labyrinth all der Anforderungen zu finden, die Gott in den Raum stellt, um unsere Menschlichkeit in Liebe zu fördern und sie nicht durch menschliche Vorgaben zu etablieren?
Was ich bei der ganzen Diskussion nicht verstehe, ist die Fixierung auf diejenigen, die wiederverheiratet sind. Ob jemand nach einer Scheidung wieder heiratet, entscheidet sich auch (manchmal vor allem) an Faktoren wie Steuern, Unterhaltspflichten usw.. Nehmen wir mal an (bei ihrem Beispiel), für die Frau und den neuen Partner bringt es keine materiellen Vorteile zu heiraten. Wg. Vorsorgevollmacht, Erschaften etc. gehen die beiden zum Notar, weil die automatischen Regelungen aufgrund einer zivilen Eheschließung eh nicht passen würden. Die beiden sind unter einer Adresse gemeldet, kümmern sich gemeinsam um die Kinder der Frau usw. Jeder weiß, dass dies eine neue Partnerschaft ist. Dürfen diese beiden nach offizieller Meinung der Kirche zur Kommunion? Früher hätte ich gesagt, dass sie natürlich genauso nicht zur Kommunion dürfen, doch nach den ganzen Diskussionen, die sich immer und ausschließlich auf Wiederverheiratete beziehen, habe ich da Zweifel. Wie schaut es also hier aus?
Lieber P. Hagenkord,
Sie schreiben „Seitdem Kardinal Kasper vor mittlerweile eineinhalb Jahren seinen berühmten Vortrag vor dem Konsistorium gehalten hat…“
Hier finde ich wichtig, dass dieser Vorschlag von ihm schon wesentlich älter ist als eineinhalb Jahre. Ich zitiere aus der NZZ (http://www.nzz.ch/feuilleton/buecher/geschieden-wiederverheiratet–und-katholisch-1.18270273): „Kasper hatte 1993 mit seinen Bischofskollegen Karl Lehmann und Oskar Saier einen Vorstoss zu einem pastoral sensibleren Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen nach Rom geschickt. Dieser Vorstoss, der auf der Grundlage des Gewissensurteils der Betroffenen in bestimmten Fällen eine Wiederzulassung zu den Sakramenten vorsah, scheiterte am Einspruch Joseph Kardinal Ratzingers….“
jaja, und dann kommt womöglich noch die kirchliche „dezentralisierung“ dazu: ein bischof lässt es in seiner diözese zu, dass pastorale wege gefunden werden, der nachbarbischof lehnt das ab – womöglich nicht einfach, weil er theologisch bockbeinig oder politisch konservativ ist, sondern weil auch er seinem gewissen gehorcht. was dann? gibt’s dann einen beicht- und kommuniontourismus von einem bistum zum anderen? oder können katholiken der einen diözese – da kommen wir, pater hagenkord, auf Ihre vollauf berechtigten rechtlichen einwände zurück – in der anderen diözese eine gleichbehandlung einklagen? vor welchem kirchengericht notfalls? oweia…..
Genau das ist ja mein Punkt: es braucht nachvollziehbare Verfahren. Jetzt schon mit einem „jaja“ den Teufel an die Wand zu malen ist nicht wirklich eine Lösung.
Aber wieso braucht es nachvollziehbare Verfahren?? So wie es jetzt ist, ist es doch völlig in Ordnung. Es ist der Gewissensentscheidung jedes Einzelnen überlassen ist, ob er zur Kommunion geht oder nicht. Ein recht konservativer Priester hat mal zu mir gesagt, er würde nie einer Person die Kommunion verweigern die herzutritt. Es könnte ja sein, dass diese Person gebeichtet hat und entschieden hat sich der Akte zu enthalten, die den Eheleuten vorbehalten sind. Außerdem: Es gibt viele wvG die bereits zur Kommunion gehen und sich rundweg weigern würden, sich einem „nachvollziehbaren Verfahren“ zu unterwerfen – zumindest einem Verfahren, wo die Antwort auch „Nein“ lauten könnte.
Na, da haben sich ja die beiden Richtigen gefunden … .
Meine Vision für in einhundert Jahren: Papst entscheidet über eine Vereinfachung des Verfahrens zur Zulassung von geschiedenen Wiederverheirateten zur Kommunion.
Ich fasse da Alles nicht. Da ist es doch besser, wir haben einen Pfarrer, der die Kommunion schon längst erteilt. die in anderen Gemeinden haben dann eben Pech gehabt, ohne einen solchen Pfarrer. Und sollte sich ein kirchenrechtliches Verfahren durchsetzen, müsste man denn dann die barmherzigen Pfarrer nicht verwarnen bis suspendieren, wenn sie von ihrer Praxis nicht abweichen?
Sehr schön von Shakespeare , zitiert von Kardinal Marx:
Die Art der Gnade weiß von keinem Zwang. Sie träufelt wie des Himmels milder Regen zur Erde unter ihr; zwiefach gesegnet. Sie segnet den, der gibt, und den, der nimmt.
Man könnte auch sagen, sie weiß von keinem Verfahren.
@Lieber Bernard, nach der Lektüre ihres Beitrags und vieler anderer, ist mir klar geworden, wie fremd mir diese ganzen „Verrechtlichungen “ geworden sind.. gerade beim eucharistische Abendmahl wie auch in der innigen Körperlichkeit( Freude am lustvollen SEX) wenn ich jetzt ein paar Gedanken schreibe, habe ich nicht im Sinn und das Bedürfnis eine Debatte oder ähnliches auszulösen
ICH WILL NIEMAND VERLETZEN…!!
Jeder braucht seinen eigenen Atem mit der er in der Gemeinschaft
der Kirche(n) bedingungslos von JESU Wärme berührt wird.
Also nach den Lektüren hab ich mir einfach mal mit „geschlossenen Augen“ intensiv das „Gesicht Jesu“ vorgestellt,-jeder hat da so ganz eigene Assoziationen-und ich konnte da nur wohlwollende. keine angstbesetzenden Augen erkennen.
Das mag auch damit zusammenhängen,dass mir vor langer Zeit ein Jesus-Freund so ähnlich begegnete.. ( vgl. das Bild von Franziskus auf der heutigen Website mit Dieser jungen Frau!!)
das hat mich ganz stark daran erinnert..
mit meiner-vor einem Jahr erlösten(Krebs) evangelischen Lebensgefährtin haben wir die Kommunion in beiden Teil-Kirchen
empfangen. dazu kommt, dass wir sozusagen in einer „wilden Ehe“
-ein herrliches Wort…? lebten.
interessant war aber auch DIE Erfahrung, dass wir bei nicht gelöstem Stress etc. die Eucharistie nicht mitfeiern wollten.
mit anderen Worten: wir können es in uns spüren.., viele diese Kirchengesetze können eher lähmen..
im zivilen Leben natürlich ,da können wir dankbar sein über unser beste Verfassung die wir je hatten, aber in diesem Bereich
Liebe-Sexualität-Eucharistie bitte nicht!
das ist meine ganz persönliche Erfahrung – und das bedeutet ABER AUCH die Wertschätzung anderer Wege also auch einer „Josefsehe“ wenn sich ein Paar SELBER dazu berufen fühlt,
PS. ich frage mich allerdings oft warum man diesen-durchaus heroischen Mann-auf fast allen Bildern so „alt“ aussehen lässt….
In der Praxis, jedenfalls bei mir in der Stadt, wird es doch schon lange so oder ähnlich gehandhabt.
Im Prinzip geht es doch für uns (in meiner Stadt) doch nur darum, die schon lange existierende Praxis zu legalisieren, damit die Hardcorekatholiken dem Pfarrer daraus keinen Strick drehen können.
@Silvia Brückner: Nehmen wir mal an ich wäre so eine Hardcorekatholikin. Was genau könnte oder müsste ich tun um dem Pfarrer „einen Strick drehen“ zu können, weil er einer Person die Kommunion gereicht hat, die vor ihm gestanden ist? Irgendwie ist diese Vorstellung für mich jenseits dessen was überhaupt möglich wäre.
@ Eleasund, vor dem 13. März 2013 war Denunziation gerade in solchen Fragen leider gang und gäbe und konnte einen Priester sein Amt kosten, wenn er bei einem sehr konservativen Bischof von seinen „Schäfchen“ denunziert worden ist.
Ich meine Fälle, in denen der Pfarrer es einem WvG nach einem Gespräch gestattet hat, zur Kommunion zu gehen, so etwas spricht sich rum.
Noch vor einem Jahr hat ein Vertretungspriester an Ostern bei uns in der Kirche gesagt ÖFFENTLICH, dass ALLE eingeladen sind, zum Tisch des Herrn zu gehen, egal in welcher Lebenssituation sie sich befinden und wurde darauf hin auch angegangen.
Diese Hardcorekatholiken sind zwar in der Minderheit, aber sehr aggressiv und übelwollend in ihrer „Rechtgläubigkeit“.
Es geht mir darum, dass nicht mehr heimlich „gemauschelt“ werden muss sondern dass dies öffentlich geschehen kann mit Rückendeckung – auch öffentlich – von Papst und Bischof.
Ich hatte in letzter Zeit das „Vergnügen“ mit solchen wenigen Hardcorekatholiken, die übrigens im Kirchengemeinderat sind.
Was glauben Sie, wie die einem Pfarrer das Leben zur Hölle machen können bis er aufgibt und die Stelle wechselt bzw. Denunziation beim Bischof, wenn der selbst ein Hardliner ist.
Die deutsche Bischofskonferenz in ihrer Mehrheit wird von Hardcorekatholiken sowieso nicht als „rechtgläubig“ akzeptiert.
Wenn der gute Aushilfspriester ÖFFENTLICH ALLE eingeladen hat, dann hat er damit ja nicht nur die geschiedenen Wiederverheirateten eingeladen sondern z. B. Evangelische, Ungetaufte, Ausgetretene und die, die nicht so genau wissen, was dieses Mahl jetzt bedeutet. Genau das habe ich auch einmal erlebt. Meine atheistischen und aus der Kirche ausgetretenen Bekannten fanden diese Einladung sehr seltsam….
Ich habe noch nie von einem Fall gehört in dem ein Pfarrer sein Amt verloren hat, weil er einem WvG nach einem Gespräch gestattet hat, zur Kommunion zu gehen. Vielleicht habe ich das überlesen, wenn es schon vor dem 13. März 2013 war. Ein konkretes Beispiel wäre toll. So lange fällt es mir einfach sehr schwer das zu glauben.
Dass Gemeindemitglieder dem Pfarrer das Leben zur Hölle machen können ist zweifellos richtig.
Eleasund, diese Einladung zur Eucharistie wurde in der Osternacht ausgesprochen und am Ostersonntag wiederholt.
Sie galt und gilt zweifellos auch evangelischen Christen. Atheisten, falls zufällig in einem Ostergottesdienst, würden sich davon kaum angesprochen fühlen und Ungetaufte wahrscheinlich auch nicht.
Diese Aufforderung war eine EINLADUNG, kein Zwang.
Wie sehr die Priester seitens der Hardcorekatholiken unter Druck stehen,das muss man einfach selbst im Gemeindeleben mitkriegen, falls Sie da eher weniger integriert sein sollten, kriegen das natürlich nicht mit.
Ich kann Ihnen jetzt auch kein diesbezügliches explizites Beispiel liefern, dazu müsste ich das ganze Internet gezielt durchstöbern.
Die Denunziationsunkultur in unserer Kirche kennt jeder Insider.
Pater Klaus Mertes (SJ), der die Missbrauchsskandale aufgedeckt hat, hat für diese Spezies einmal den Begriff „Dunkelkatholiken“ geprägt.
Das Internet ist voll von diesen Leuten.
Ach ich halte mich schon für einen Insider und finde es deprimierend, wie Katholiken manchmal im Gemeindeleben miteinander umgehen. „Dunkelkatholiken“ kenne ich eher nicht, lt. Definition von Mertes SJ „Sie begreifen jede Kritik als Illoyalität und desavouieren Leute, die Fragen haben, mit dunklen Verdächtigungen. Sie denken in Lagerkategorien.“ Also da würde ich sagen, wenn mich jemand als Dunkelkatholikin bezeichnen würde, hätte ich bei dieser Person sowieso keine Chance mehr irgendetwas zu sagen oder zu tun. Mit Internet bin ich vorsichtig. Das ist ein Raum wo jeder alles behaupten kann.
Zum Gemeindeleben: Ja, war schon in unterschiedlichen Gemeinden (durch Wohnortwechsel). Der Pfarrer hat es nie besonders einfach mit seinen „Schäfchen“. Die Konflikte waren und sind aber nie so einfach wie Hardcorekatholiken gegen liberale Priester. Das erlebe ich tatsächlich nicht so.
Die Denunziationsunkultur ist überwiegend im Internet zu finden denn da trauen sich die meisten eher andere zu beleidigen und anzugreifen, gerade von sogenannten Hardcorechristen. In den Ortskirchen wird meistens nur beobachtet was Papst, Bischof Priester usw machen dann im Internet sich darüber ausgelassen. Früher gab es das auch in den Wirtshäusern und auf der Straße hinter vorgehaltener Hand meist nie direkt öffentlich und Argumente kennen die meisten nicht nur Beleidigungen.
Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich diesmal sehr angetan bin von dem Text der deutschen Sprachgruppe, der ernsthafte Austausch scheint mir außerordentlich fruchtbar gewesen zu sein. Es sind viele verschiedene Themen sehr differenziert betrachtet, ich sehe darin auch keine Kompromisse, sondern echte Weiterentwicklungen.
Auch das Thema der Wiederverheirateten ist sehr interessant dargestellt, ich möchte aber anmerken, dass die im Text vorgeschlagene Lösung keineswegs der Lösung von Kardinal Kasper entspricht, es ist hier auch weder von Dezentralisierung, noch von Einzelfallentscheidung oder Zulassung durch den Pfarrer die Rede. Es ist am Ende davon die Rede, dass jeder sich selbst prüfen muss, ob er es vor „Gottes Gericht“ für sich verantworten kann, auf der Basis der Enzykliken und den Gesprächen mit dem Beichtvater. Es stellt sich die Frage, ob diese Entscheidung zu treffen nicht auch für den Betroffenen eigentlich eine Zumutung ist. Das Thema ist hochkompliziert, aber Radio Vatikan und katholisch.de haben doch eigentlich den nötigen Hintergrund, um das korrekt darzustellen. Das scheint mir etwas schiefgegangen zu sein, oder Sie haben andere Infos als wir. Aber es wäre schon schade, wenn die Ergebnisse der Synode hier nur verzerrt und heruntergedampft auf wenige Punkte ankommen würden, und die nichtkirchlichen Medien werden da keine große Hilfe sein können, sondern sie übernehmen von den kirchlichen Medien, das die anbieten.
Zu Ihrem Beispiel eine Anmerkung. Es werden von allen Seiten gerne Beispiele verwandt, um die eigene Fragestellung zu illustrieren. Zum Beispiel das bis in den Tod treu füreinander sorgende homosexuelle Paar mit den hohen moralischen Werten, und im Gegensatz dazu die Frau und Mutter, die unter den jahrelangen Mißhandlungen des gewalttätigen Ehemanns leidet und sich daraus nur durch Flucht in eine neue Ehe retten kann. Nicht dass es diese Fälle nicht gibt, aber sie sind in ihrer Polarität eher die Ausnahme als die Regel.
Auch Ihr Beispiel hat den kleinen Haken, sofern wir von Deutschland sprechen, dass hierzulande kaum eine Frau eine zweite Ehe speziell deswegen eingehen würde, um den Kindern einen Vater und Ernährer zu präsentieren, dafür ist schon die Rolle des leiblichen Vaters zum Glück hoch genug bewertet. Die Regel ist, dass sich der Prozess vom Kriseln der ersten Ehe über Trennung, Scheidung, neue Partnerschaft, neue Ehe über mehrere Jahre hinzieht – es gäbe auch in dieser Phase schon viel Zeit für Gespräche mit dem Beichtvater, das kommt in solchen Beispielen nie vor, sondern eher die arme Frau, die sich urplötzlich der Härte der Kirche gegenüber erlebt, die auf ihre Situation nur eine verweigernde Haltung hat. Oder wie in Ihrem Beispiel eine zu einseitig wohlwollende ohne konkrete Kriterien. Aber das ist wie gesagt auch nicht das, was die deutschsprachigen Bischöfe bisher vorgeschlagen haben, und schon gar nicht der Inhalt der dritten Relatio.
Die beschriebene Problematik ist sicher da. als Italiener muss ich aber sagen:
Diese Überlegungen sind typisch deutsch. Da werden einfach immer gleich Regeln gefordert und gefördert bis ins Detail anstatt mit pastoraler Klugheit im Forum Internum zu handeln. Im besten Fall bedeutet „Forum Internum“ dass die „Abmachung“ zwischen Seelsorger und Frau abläuft, bzw. dass diese Abmachungen sei es vom Priester als auch von der Frau nicht nach außen getragen wird.
Typisch deutsch ist natürlich auch, dass der Kirchengemeinderat über alles informiert werden will und überall mit entscheiden will.
Forum Internum heißt aber nicht Kirchengemeinderat.
Hier braucht es eben klare Absprachen und Priester mit Rückgrad die in pastoraler Klugheit handeln. Das kann dementsprechend auch in der Ausbildung der Priester berücksichtigt werden.
PS Ich denke das mit der Dezentralisierung ist so ein Traum von ist heute nicht mehr zu verwirklichen. Der Begriff wurde jetzt vor allem von deutscher Seite aufgegriffen und promoviert, als gesehen wurde, dass es für die „deutschen Anliegen“ keine Mehrheit bei der Synode gibt. So liest sich auch der deutsche Synodentext. Die Vertreter der Deutschen Amtskirche wollen damit nicht primär das Wohl der Kirche, sondern eigene Wege gehen (das geben sie ja auch unumwunden zu). In einer globalisierten und immer mehr zusammenwachsenden Welt ist das mE der komplett falsche Ansatz und ist wie gesagt, durch Partikularinteressen getrieben. Ich frage mich wer das dem Papst eingeflüstert hat? Ob er selbst diese Ideen hat oder einfach nur schlechte Berater…
Meines Wissens nach stammt die Idee einer Dezentralisierung in Form von mehr Kompetenzen für die Ortsbischöfe vom 2. Vatikanum.
Wie ich bereits weiter oben schrieb, ist es für alle Beteiligten, vor allem aber für die Priester, wichtig, dass die offenbar weit verbreitete Praxis in eine rechtlich verbindliche Form gefasst wird.
@ Paolo Ich möchte auf das PS in Ihrem Beitrag eingehen. Dezentralisierung ist nicht nur in der Kirche ein wichtiges Thema. Im Zuge der wild um sich greifenden Globalisierung ist und bleibt die Dezentralisierung auch politisch ein wichtiges Thema. Die Welt wächst nicht unbedingt zusammen sie wuchert zusammen. Dieses Zusammenwuchern unterliegt der Politik der multinationalen Konzerne. Bei der deutschsprachigen Gruppe geht es nicht primär um die deutsche Amtskirche sondern um den deutschsprachigen Raum, der erheblich größer ist als Deutschland. Die Partikularinteressen spekulieren sie da aber gewaltig rein. Ebenso die angeblichen Mehr-und Minderheiten. Und nun die Gegenpolemik: ich bin sehr dafür die zentralisierte römische Kirche zu entmachten. Es hätte zur folge, dass die gefühlten 190 italienischen Vatikanister arbeits-und informationslos würden und ihren oft hanebüchenden Unsinn nicht mehr herauströten könnten. Dem deutschen Ordnungswahn gegenüber steht die Liebe der Italiener zu Verschwörungstheorien…… Nicht falsch verstehen : ich liebe Italien und die Italiener. Nun ernst weiter: der letzte Satz ist respektlos unserem Papst gegenüber.
Ehrlich gesagt, ich bin fassungslos über Ihre Beispielsituation einer geschiedenen wiederverheirateten Frau, lieber Pater Hagenkord! Wo leben wir denn als deutsche Sprachgruppe? Überwiegend sind Frauen heutzutage in Europa nicht mehr wirtschaftlich abhängig von ihrem sich zur Trennung entschlossenen Ehemann, sondern sie haben einen Beruf. Mitunter trennen sich die Frauen auch selbst, entschlossen und überzeugt, sich nicht mehr selbstherrlicher männlicher liebloser Autorität unterordnen zu müssen, und dass dies auch nicht Gottes Wille sein kann. In der Regel können sie sich ihren Lebensunterhalt verdienen, und müssen nicht aus solchen Gründen einen neuen Mann heiraten.
Mich gruselt’s, dass die deutsche Sprachgruppe der Bischofssynode möglicherweise solche Beispiele im Kopf hatte. Es gibt sicher diese Fälle, aber ich empfinde es als ganz unglückliches Beispiel. Der Grund dafür, sich heutzutage nach einer gescheiterten Ehe wieder zu verheiraten, ist doch wohl überwiegend allein Liebe, sprich: Miteinander und größtes Verständnis für den neuen Partner, Geborgenheit gebend und empfangend, sowie Verantwortung füreinander und Vertrauen zueinander, und wenn Kinder da sind, natürlich die Gewissheit, dass die Kinder eine zuverlässige, liebevolle neue Familiensituation in der zweiten Ehe finden.
Ebenso schlimm: die im Beispiel geschilderten gesellschaftlichen Abhängigkeiten und Gefälligkeitsverpflichtungen. Es schüttelt mich!
Und ganz außer acht werden in der deutschen Sprachgruppe leider diejenigen Ehepaare gelassen, die sich ohne den Zweck „Kinder“ nochmal geheiratet haben, weil die Kinder vielleicht inzwischen selbständig und aus dem Haus sind, eben einfach nur aus reiner Liebe (siehe oben!), nicht aus niederen sexuellen Gründen.
Da fehlt mir was ganz Wichtiges: die Realität!
Wer redet denn hier von Europa? Im Rest der Welt sind es vor allem Frauen, die von ihren Männern verlassen werden und die dann sehen müssen, wie sie durchkommen. Gleich auf Europa zu schauen ist viel zu kurz geblickt. Ihr Gruseln hat kein Fundament, hier geht es nicht schon wieder um uns.
Pater Hagenkord,
in dem Maße, wie die Frauen außerhalb Europas Zugang zu Bildung, Verhütungsmitteln und eigenem Einkommen haben werden, erledigt sich das auch. Und das hoffen wir ja Alle!
@Micaela Riepe Bitte was meint „außerhalb“ Europas? Zugang zu Bildung also Bildung ist immer eine gute Voraussetzung für kritisches Denken ob innerhalb oder außerhalb Europas. „Verhütungsmittel“ was soll der Gebrauch oder auch nicht Gebrauch an der Situation ändern. Auch hier ist die Voraussetzung, dass deren Gebrauch überhaupt gewünscht wird. Mein persönlicher Erfahrungshintergrund sind Afrika und Lateinamerika, dort haben – außer in weit abgelegenen Gebieten oder Kriegsgebieten die Frauen durchaus Zugang/Kenntnis von/zu Verhütungsmitteln – deren Gebrauch ist aber nicht unbedingt gewünscht. Kinder sind sehr willkommen. Sie sind wichtiger Bestandteil der Familienverbände in beiden Kontinenten. Sie möchten den Menschen, die so leben doch nicht vorschreiben wie sie leben.Oder doch??? Eigenes Einkommen für Frauen? Na ja dass ist so eine bürgerliche Vorstellung. Zuerst gilt – ich bleibe in Lateinamerika/Afrika- überhaupt ein Einkommen, überhaupt genug zum Leben. Nun könnte ich endlos zu weitermachen, aber ich denke zum weiter nachdenken ist ein Anfang gemacht…. Ach so wie ist das eigentlich in Deutschland: na ja ein eigenes Einkommen habe die Frauen oft, seit Einführung des Mindestlohns ist es ein bisschen besser geworden. Aber gleichen Lohn für gleiche Arbeit? Fehlanzeige. Aber Sie meinen ja die schicke Rechtsanwältin oder BWL’erin oder??
@chrisma, ich bin zwar nicht Frau Riepe, aber jetzt werde ich auch mal ein bisschen polemisch.
Vielleicht ist ja auch die „schicke Fachärztin“ mit dem ebenso „schicken Arztgatten“ gemeint, die immer so belehrend aus ihrer guten sozialen Sicherheit heraus spricht und sich ganz selbstverständlich zur Elite dieses Landes zählt.
@Silvia Brückner danke das Sie meinen Mann und mich für „schick“ halten. Was immer „Elite dieses Landes“ meint kann ich nicht nachvollziehen. Ob wir „gutsituiert“ sind lasse ich dahingestellt. Wir waren und sind Krankenhausärzte und haben vier Söhne großgezogen……“Belehrend“ ziehe ich mir nicht an, klar ich beziehe Position und das wird so bleiben.
Ich dachte, die deutsche Sprachgruppe beschäftigt sich mit der Situation in ihrem Sprachbereich… daher auch meine enge Bezugnahme. Ansonsten bin ich mir sehr bewusst, dass woanders andere Problemlagen sind und daher auch andere Prioritäten. Ich hätte nicht gedacht, dass die deutsche Sprachgruppe sich beispielsweise in der Familiensituation von Afrikanern oder Asiaten so gut auskennt, dass sie dazu in ihrer Arbeitsgruppe inhaltlich gearbeitet hätten.
Da muss ich wohl was falsch verstanden haben unter diesem Thema.
Vielleicht braucht man im Leben zwei Beziehungen, um sie entsprechend differenzieren zu können, denn nach der ersten Beziehung sucht man in der zweiten vielleicht das, was man in der ersten vermisst hat. Ich bin nur der Auffassung, dazu muss man nicht heiraten, man kann auch so zusammen leben, um festzustellen wo die unwägbaren Tatsachen in einer Beziehung offen liegen und in keinen gemeinsamen Weg führen sondern getrennte Wege vorschlagen. Wie oft muss ich einen Partner hintergehen und mit falscher Liebe hinters Licht führen, um zu wissen wonach ich ganz persönlich im Leben suche? Es ist mir zu einfach, die Schuld beim Partner zu suchen, denn im Leben geht es um das Selbst, das sich zu einem Ich formt indem es sich damit auseinandersetzt und nicht andere Menschen für diese Auseinandersetzung nutzt. Natürlich kann ich nur auf mein Leben zurückgreifen, doch es hat so viele Inhalte, die es mir ermöglichen den Blick auf das zu richten, was ich für wesentlich erachte. Liebe ist kein Verhütungsmittel, sie ist die Bereitschaft zur Konfrontation mit den Dingen des Alltags, um dadurch eine Einsicht zu finden, die man alleine oder zu zweit tragen kann. Wer sich allerdings für Kinder ausspricht, der sollte sich selbst so gut kennen, dass er die nachfolgenden Generationen nicht damit belastet. Das hat etwas mit Werten und Wertschätzung, auch Respekt zu tun, der aus vielen Generationen vor unserer Zeit in das Leben getragen wurde, das uns heute zur Verfügung steht. Gott trägt dieses Leben in seine Verantwortlichkeiten, doch der Mensch selbst muss diese Verantwortung ins Leben tragen. Ich frage mich immer wieder, warum Menschen kirchlich heiraten wollen, wo es ihnen doch frei gestellt ist. Was bringt Menschen zueinander und was trennt sie voneinander? Ist es nicht die eigene Lebenseinstellung, die dieses wertvolle Geschenk einer Beziehung erst zu dem macht, was man sich daraus erträumt?
Dies passt zum Thema, auch wenn es sich um homosexuelle Menschen handelt, deren Anliegen ja auch nach Kardinal Marx während der Synode vernachlässigt wurden. Dieser Brief ist ein Schreiben aus dem Vatikan an einen schwulen Politiker aus der Schweiz, der wohl ganz herzzerreißend an Franziskus geschrieben haben muss, was die Antwort nahelegt. Er ist mit seinem Schreiben und der Antwort von Franziskus an die Öffentlichkeit gegangen, weil ihn diese zutiefst kränkt und er das teilen möchte.
Katholischseits sagt man sicher, selbst schuld. Warum lebst Du auch Deine Form von Sexualität. Hier der Brief aus dem Vatikan, meine Anmerkungen dazu in Klammern:
Sehr geehrter Herr Portmann,
hiermit bestätige ich Ihnen den Erhalt Ihres Schreibens, mit dem Sie den Heiligen Vater von Ihrem Leben berichten und um eine persönliche Begegnung bitten.
Im Namen seiner Heiligkeit danke ich Ihnen für das Zeichen Ihrer Verbundenheit. (Schrecklich, diese Verbundenheit, sie ist selbstverletzend.).
Ihr Anliegen wurde eingehend geprüft. Aufgrund der großen Inanspruchnahme Seiner Heiligkeit mit universalkirchlichen Aufgaben ist eine Privataudienz leider nicht möglich. Ferner zeigen Sie mit Ihren aufrichtigen Ausführungen, dass Sie gerade unter der Diskrepanz von kirchlicher Lehre und Ihrer persönlichen Lebensführung und Überzeugung leiden. (Intelligent erkannt.)
Mit Rückgriff auf die Heilige Schrift hat die Kirche „stets erklärt, dass die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind“ (CDF, Erkl. „Persona humana“ 8). (Huonder lässt grüßen. Dann soll man doch die wirklich knackigen Zitate aus dem alten Testament anführen.)
Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. (Wie so oft, je nach Standard der medizinischen Versorgung.)
Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen.
(Klare Kante! Solche deutlichen Worte sind so wichtig, damit sich homosexuelle Menschen katholischen Glaubens endlich von ihrer Unterwerfung unter eine für sie unhaltbare Diskriminieren trennen können! Das wäre ein solcher Akt der Selbstaufwertung. Raus aus dieser Kirche!)
(Katechismus der Katholischen Kirche 2357).
Gerade die Lehre Christ und die Gebote der Kirche wollen uns helfen, unser Leben immer mehr nach seinem Willen und seinem liebenden Plan auszurichten. Papst Franziskus weist entschieden darauf hin, dass wir keine menschliche Person verurteilen dürfen.
(Wer durchschaut endlich, was für ein Eiertanz das ist, was es letztlich für lustvoll praktizierende Homosexuelle bedeutet, und nicht nur für die. Der liebende Plan Gottes drückt sich aus in der katholischen Lehre, aha.)
Zugleich bekräftigt er immer wieder, dass die christliche Ehe ein lebenslanger Bund zwischen einem Mann und einer Frau ist (Ansprache an die Bischöfe von Südafrika und Swasiland anlässlich des Ad-Limina-Besuchs 30. April 2014) und warnt vor „neuen Ideologien, welche Partnerschaft und Familienmodelle präsentieren, die mit dem christlichen Glauben unvereinbar sind (Ansprache an die Bischöfe von Togo anlässlich des Ad-Limina-Besuchs, 11. Mai 2015).
(Das ist gut zusaammengestellt von dem unrzeichneten Assesor. Ich weiß garnicht, wie jemand das überhören kann. Und niemand soll mir erzählen, Franziskus habe doch einen schwulen Freund samt Geliebten empfangen. Es bedeutet Nichts!)
Der Heilige Vater bittet Sie um Ihr Gebet – aha – . Gerne schließt Papst Franziskus auch Ihre Anliegen in sein Beten ein -aha – und erbittet Ihnen und allen, die Ihnen nahestehen, Gottes Schutz und sein Geleit.
Mit besten Wünschen und freundlichen Grüßen
Prälat Peter B. Well, Assessor
http://www.srf.ch/news/schweiz/post-vom-papst
Es ist die scheinbar liebevolle Art, die Menschen an der Kirche kleben und sie gegen ihr eigenes So-sein denken, fühlen und handeln lässt , viel schlimmer als durch wenigstens ehrliches Verdammen. Inhaltlich steht in diesem Brief nichts Anderes.
Ich finde hier erwartet jemand von jemand anderem, dass er ihn so annimmt wie er ist, nicht mehr und nicht weniger. Die Kirche hat nie einen Hehl daraus gemacht wem sie Folge leistet, sie spricht nicht als Person sondern als Institution und tut dies in bester Absicht, davon gehe ich zumindest aus. Der Papst verkörpert als Oberhaupt dieser Kirche das Zeugnis für den bestehenden Auftrag Gottes, um ihn in eine Menschheit zu führen, die sich dieses Auftrags mit annehmen darf. Der Mensch ist das Schöpfungsglied, dessen Ausprägung den Fortbestand der geistigen Schöpfung auf einzigartige Weise mit prägen kann, wenn er dies will. Wenn er es nicht will, dann sollte er dafür nicht andere Menschen verantwortlich machen, sondern sein eigenes Leben hinterfragen, sodass daraus eine Einheit entsteht, die am christlichen Leben Teil haben kann so denn sie dies auch will. Ich denke, man muss sich auch ein Stück zurücknehmen, um einen gemeinsamen Weg gehen zu können, den man vielleicht erst durch diese Rücknahme der eigenen Bedürfnisse erkennen kann. Es geht im menschlichen Leben darum, dass Jesus durch jeden Menschen in einen Körper führt, der das wiedergibt, was er durch Gott als Vater in Liebe empfangen durfte. Das daraus entstehende Leben wird Gott selbst offenbaren indem Er es mit Hilfe der Zeit vollendet. Das Leben endet nicht mit dem Menschen, der Mensch fängt gerade an, sich als das zu etablieren, was er verkörpern kann, wenn er seinen Willen frei zu sein an Gott bindet und nicht selbst zu verwirklichen sucht.
@Micaela Riepe Ohne wenn und aber halte ich die Haltung der katholischen Kirche im Bezug auf Homosexualität für falsch. Ich möchte Ihnen aber doch sagen dürfen, das wir hier an dieser Stelle nicht den Originalbrief von Herrn Portmann lesen dürfen, den Antwortbrief aus dem Vatikan, von wem auch immer geschrieben, zerhacken Sie mit Polemiken. Das ist nicht hilfreich. Wirklich nicht…….
Na gut, Chrisma. Doch es ist einfach mit mir durchgegangen, sehen Sie´s mir bitte nach.
@Micaela Riepe Alles gut, wirklich alles gut. Ich kann es verstehen
@Micaela Riepe @Ullrich Hopfener
Hier für Sie ein – wie ich meine – hilfreicher Ansatz zur Frage „Umgang mit Homosexualität“ in der Katholischen Kirche. Wichtig ist, das in der deutschen Kirche ein sehr sehr sehr vorsichtiger Paradigmenwechsel einsetzt. Wir werden noch einige Zeit brauchen, aber diskutieren wir sachlich aber bestimmt in der Sache. Wappnen wir uns mit guten bis sehr guten Argumenten. Briefe wie die von Herrn Portman an den Papst und auch die sehr unglückliche Antwort des Prälaten – die in der Frage Bindung der Sexualität an die Reproduktion hinter Vatikanum II zurück geht – sind wie bereits gesagt nicht hilfreich. Hier finden Sie liebe @Micaela auch einen kleinen Hinweis auf die angeblich so klaren „Stellen“ im AT.
http://www.moral.kath.theologie.uni-mainz.de/Dateien/FUCH_WIEN_Goertz.pdf
Für Sie lieber @ Ullrich eine kleine Leseprobe auch aus Mainz (Quelle ewiger Freude für mich, wir haben aber auch noch andere….) Feed back zu Drevermann: so ganz und gar nicht meins
http://www.moral.kath.theologie.uni-mainz.de/Dateien/kath-im-umbruch-2-leseprobe.pdf
Maria’s Schutz für Sie
@liebe Micaela. Danke für Ihre Einlassung!!
Artikel 1 der Verfassung: Die Würde des MENSCHEN ist unantastbar!!und das gilt! da wird nichts SELEKTIONIERT.
unser Grundgesetz ist nicht nur von den Werten des Humanismus, der Aufklärung aber auch durch jüdisch- christliche Wurzeln inspiriert..
so und nun dieser Prälat! und das schlimme ist ja nicht dieser einzelne.
mir ist wieder bewusst geworden, dass viele Religionen-die Buchreligionen allemal- zur Sexualität überhaupt KEIN WIRKLICH VÖLLIG NATÜRCHES UND ENTKRAMPTES Verhältnis haben! und das ist das GRUNDPROBLEM auch der Kirchenmänner. den kausalen Zusammenhang dieser Art Kleriker hat E.Drewermann
in seinem gleichnamigen Buch-trotz mancher Polemiken- sehr deutlich belegt!
ich hatte einige Zeit den Eindruck wir wären da durch, aber dieser Prälat Well ist ja nur ein Vollzugsbeamter SCHADE!!
da gibt’s im AT diese wunderbar erotische Liebeslyrik: besser bekannt als das hohe Lied der Liebe!!
welche Kastraten haben das vergessen; im Kanon ist es nicht enthalten!…
unsere Grunderfahrungen sind doch die S I N N -Suche- die S E X U A L I T Ä T (mit ihren ganzen Verwurzelungen bis hin zu ALLEM Schöpferischen Tun kulminiert in der Eucharistie)
und schließlich der Prozess des T o D E S.
Und alles hängt doch irgendwie zusammen. die Franzosen sprechen im Kontext der erfüllten liebe hier auch vom „kleinen Tod“..
und ich bin wieder bei diesem unsäglichen Brief dieses Kirchen-Beamten: ich hoffe für ihn,-dass er vielleicht gar nicht spürte welcher versteckt brutale Sadismus! in diesem Brief steckt.
ob wir wohl noch erleben können dass diese Verklemmungen ihr Ende finden??
wann wird die Kirche liebevoll die jungen ChristInnen in ihren ersten auch (sex.)Liebeserfahrungen positiv und diskret ermutigend, ohne moralisches „Totschlagen“(Keuschheitswahn etc.) begleiten?
in meiner beruflichen Tätigkeit in einer Musik-Buchhandlung hatte ich mit vielen schwulen Künstlern zu tun ,die-gottseidank- ihre Liebe nicht versteckt haben. Allerdings haben die meisten Christen unter ihnen den Kontakt zur Kirche verloren..
einmal hat ein junges Männerpaar rhetorisch gemurmelt: „warum sprechen wir nicht einfach von MENSCHEN, die sich lieben und ein Paar sind und vermeiden einfach mal homosexuell ,denn schließlich wird ja kaum von heterosexuellen Paaren gesprochen“
kann man dem nicht zustimmen?
Last but not least ein DANKE an P. Hagenkord, dass er es in seinem Blog ermöglicht auch kontroverse Einstellungen mit der Blog Gemeinde Zu teilen ;immerhin ist sein Blog ja auf der offiziellen Website CHAPEAU !!!
Freischalten tue ich es, aber auch kommentieren. Ihr Kommentar ist übergriffig, schwer übergriffig. Allen Klerikern – also auch mir – grundsätzlich ein Grundproblem zu unterstellen, ist intellektuell nicht sehr reif. Die Thesen von Dr. Drewermann sind es auch nicht, das Leben ist zu reich und zu komplex, als dass man das in einigen Thesen dahin-psychologisiert bekommt. Merken Sie nicht, wie herablassend das wirkt, was Sie da schreiben?
„Welche Kastraten haben das vergessen, im Kanon ist es nicht enthalten“ schreiben Sie. Jetzt bin ich versucht, genau so niveaulos zurück zu schimpfen, belasse es aber bei der Bemerkung, dass Sie wohl das falsche Buch in der Hand haben. Selbstverständlich ist das Hohelied der Liebe Teil des Kanon. Erst informieren, dann schimpfen.
1.Sorry P Hagenkord falls ich Sie persönlich verletzt habe tut mir das wirklich aufrichtig leid ,und dafür bitte ich um Verzeihung! das war doch NICHT PERSÖNLICH gemeint….
2,hab ich mich vielleicht falsch bzw. missverständlich ausgedrückt:
unter dem Kanon versteht man natürlich die gesamte Bibel. Sorry, ich meinte die Lesungen und Gesänge der Messe: ist da das Lied da enthalten? ich bin Musiker und natürlich theologisch interessiert aber mein GRUNDANLIEGEN haben Sie ja auch gelesen und dazu stehe ich. also der ganze Brief..
ich meinte das einfach grundsätzlich! ich bin ein suchender und fehlender Christ und habe als 66jähriger mit dem MIR BEGEGNETEN Bodenpersonal auch meine ganz eigene Erfahrungen..
ich stehe da offensichtlich nicht mehr auf dem Boden der tradierten Lehre(?) aber fühle mich doch-zumindest- als Gast in der kath. Kirche auch aufgehoben-Franziskus spielt da eine nicht unwesentliche Rolle. Thema AUSGRENZUNG ua… aber diese „sexuelle“ Doktrin ist mir wesensfremd geworden, und trotzdem!!! geht es auch mir um die Tiefendimensionen.. und das hab ich auch geschrieben oder..? die „Spontanität“ ist einfach diesem Antwortbrief des Herrn Well geschuldet: schwulen Mitchristen Liebe und Achtung zu zollen und gleichzeitig ein GANZHEILICH ERFÜLLTES Leben(also auch Sex) zu verbieten ist doch irgendwie mindestens absurd oder?
die Causa Drewermann ist zu komplex und das hab ich ja auch angedeutet. trotzdem bleibt :ich verdanke ihm gerade seiner Exegese( seine Polemiken haben ja auch Ursachen -seine Haltung bezüglich einer BIOLOGISTISCHEN Deutung der Jungfräulichkeit) viel :vor allem der Umgang mit diesen Drohgeschichten und
da bitte ich wenigstens um Toleranz – nichts für ungut U.H.
Lieber Herr Hopfener, wir sind fast gleichaltrig und ich kann Ihre Erfahrungen, speziell mit der kirchlichen Sexualmoral, leider bestätigen, auch, ohne jemanden persönlich beleidigen zu wollen.
Auch sonst finde ich mich in vielen Ihrer Posts wieder.
Ich bin eine gläubige und praktizierende Katholikin, aber nach „der Lehre“ habe ich auch nicht mein ganzes Leben lang gelebt und hatte dadurch sehr lange Konflikte, die ich niemandem wünsche.
Dass Ihre Lebensgefährtin gestorben ist, tut mir sehr leid und ich wünsche Ihnen viel Kraft.
Einzelfallentscheidungen in grundsätzlichen Dingen sind oft hochgradig problematisch. Das Beispiel mit dem Verwandten eines der Betroffenen innerhalb der Kirche ist sehr wichtig.
Es gibt innerhalb der Kirche auch Laien, die eine erhebliche Macht besitzen. Und diese Macht kann in sehr subtiler Form ausgeübt werden.
Nehmen wir nur einmal an, einer der Verwandten der Betroffenen hat Verantwortung im kirchlichen Baumanagement. Kirchenbauämter sind in der Regel personell recht dünn besetzt, es gibt immer mehr Arbeit, als Mitarbeiter da sind. Nun schiebt der dort arbeitende Verwandte des betroffenen Paars aus Verärgerung über die Einzelfall-Entscheidung des Pfarrers Akutmaßnahmen in der Gemeinde zeitlich nach hinten (objektive Gründ gibt es dafür immer, die Mitarbeiter dort sind überlastet). Die Folgen können gravierend und für alle spürbar sein. Wenn beispielsweise Donnerstags im Kindergarten oder im Gemeindezentrum die Heizung ausfällt, aber erst am Dienstag oder Mittwoch jemand kommt, dann hat der Pfarrer am Ende den Stress und den Ärger. Ihn wird man in der Gemeinde verantwortlich machen, er ist ja „die Kirche vor Ort“. Die Folge: solche Verstrickungen wird der Pfarrer zwangsläufig in seine Überlegungen mit einbeziehen. Die Folge: er kann in diesem extremen Fall nicht objektiv sein, er ist in gewisser Hinsicht erpressbar. Und zwar durch eine sehr subtile Form der Machtausübung. Und so einer Form der Machtausübung ist oft sehr schwer beizukommen.
Die Welt ist eben sehr komplex.
liebe @Chrisma und @Silvia.
danke für die „Leseprobe“ ein Kumpel, der meinen PC technisch betreut,wird mir das in Kürze ausdrucken und dann werde ich mich zeitnah vertiefen.. zu Drewermann: ich kann es deswegen respektieren, weil Sie das für sich selber sagen und das ist doch OK; mich hat er „gefunden“ wahrscheinlich weil es mir ziemlich gut getan hat, nach einer eher orthodoxen Psychoanalyse, seiner wirklich therapeutischen Exegese zu begegnen; und ich konnte alles nachvollziehen..überhaupt nicht künstlich oder abstrakt. in Kindertagen war alles was mit „Glauben“ zu tun hatte eine einzige“ schwarze Pädagogik“;im Heimatort war der Religionsunterricht geprägt von Angst und Skrupel. der Teufel etc. etc. war Realität! Später-viel später- hab ich sein Grab besucht und mich post mortem mit ihm „versöhnt“
Maria ist mir HEUTE durchaus vertraut.: die Worte des Evangelisten:
und sie bewahrte(BEWEGTE) alles in ihrem Herzen sind mir oft beim AKTIVEN Zuhören sehr präsent.. ja die Worte des wunderbaren Songs LET IT BE
ja: WORDS OF WISDOMS.. sie sind stimmig
Silvia, ich freu mich über jeden, jede die das trotz Narben überstanden haben und neu den „Blick!“ Jesu entdeckt haben. Danke dass sie meiner viel zu früh verstorbenen-für sie wars nur noch Erlösung- Lebensgefährtin gedacht haben
Lieber Herr Hopfener,
ich bin schon wieder eine andere Generation als Sie (sie könnten mein Vater sein 🙂 ).
Unser Religionsunterricht war immer liebevoll gestaltet. Mein erster Religionslehrer war unser Pfarrer, der war ziemlich locker drauf. Kratzte sich immer lustig am Bart und am Bierbauch und ließ uns ordentlich viel malen, weil er selbst gerne malte. Naja, Schluss und endlich hatte er dann was mit einer verheirateten Frau und Mutter von was weiß ich wie viel Kindern und wurde strafversetzt. Er war aber bei allen beliebt und hat super Predigten gehalten. Wir liebten ihn wirklich sehr.
Zweiter Relilehrer war ein absolutes A… Er war auch Pfarrer, ein Monsignore und Doctore. Ich habe ihn gehasst. Er benutzte den Reliunterricht dazu um uns seine Gesangkunst zu demonstrieren. Was für ein Tr…
Mein nächster Relilehrer war eine Frau. Die war am coolsten: total durchgeknallt, aber unglaublich nett. Ihr Mann war auch ein Religionslehrer und musste ihre selbstgemalten Krawatten tragen. Die waren scheußlich. Grins! Die Frau war aber echt der Hammer. Also der Religionsunterricht von heute (naja, eher von gestern…ihre Enkelin könnt ich schließlich nicht sein) ist echt in Ordnung. Das heißt, wenn man ein paar Dödel in Kauf nimmt – aber so ist die Welt… Oder mit Forest Gump gesprochen: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man kriegt.“ 🙂
Liebe Grüße
Liebe Amica, was Sie über Ihren Religionsunterricht berichten ist aber auch nicht das, was man sich unter RELIGIONSunterricht vorstellt:
Lehrer, die Ihrer Schilderung nach schräge Typen waren, alle irgendwie mehr auf dem Selbstverwiklichungstripp als dass sie was über den Glauben, Werte usw. vermittelt hätten.
Und der Pfarrer, der „was mit einer verheirateten Frau hatte“, war ja wohl alles andere als ein Vorbild für seine Schüler.
Sorry aber das müssten Sie mir näher erklären weshalb kann der Pfarrer nicht „Vorbild“ sein, zeigt er nicht das er ganz Mensch ist mit allem was dazugehört.
Oder anderes gefragt wäre er ein besseres Vorbild wenn es im geheimen gelebt würde?
@KRP, das ist doch jetzt wohl nicht Ihr Ernst sondern eine polemisch gemeinte Frage, oder?????
Das überlasse ich Ihnen zu entscheiden.
Danke, Pater, für Ihre klaren Gedanken! Gott vergelt’s!