Es ist zehn Jahre her, dass im Vatikan das „Jahr des Priesters“ begangen wurde. Benedikt XVI. hatte es einberufen und damals von einem „neuen Frühling“ gesprochen. Wir alle haben nicht geahnt, dass es gerade in diesem Jahr zur Aufdeckung von so viel Missbrauch und dem Beginn einer immer noch andauernden Debatte um Macht in der Kirche kommen würde. Priester und Missbrauch, das wurde das Thema.
Papst Franziskus schreibt zehn Jahre nach diesem Priesterjahr allen Priestern einen Brief. Und er spricht den Missbrauch direkt und als erstes an. So verliebt unsere kirchliche Öffentlichkeit auch in die Zölibatsdebatte ist, es ist der Missbrauch, der das Leben von so vielen Priestern prägt. Selbst wer sich nie etwas zu Schulden hat kommen lassen, wer treu und hingebungsvoll arbeitet, der muss sich damit auseinandersetzen. Und nicht selten wird er mit den Tätern und den Wegschauern in einen Topf geworfen.
Priester und Missbrauch
Papst Franziskus tut in seinem Brief zwei Dinge. Erstens dankt er ausführlich und ausgiebig. Das ist der Beginn und das Ende und auch mit einer kleinen Dank-Litanei das Mittelstück des Briefes. Viele Priester sagen ja, dass sie vom Papst immer nur Kritik hören, Kritik am Klerikalismus und so weiter (ein Wort, dass in dem Brief nicht fällt). Dank ist wichtig, Wertschätzung ist wichtig, und das tut Franziskus ausführlich.
Zweitens aber zieht sich durch den Brief auch der Schmerz und die damit verbundene lähmende Traurigkeit. Vorsichtig spricht der Papst über das wieder gewinnen von Mut und Lebensfreude, von den Herausforderungen der Traurigkeit und von Gebet und Nähe zur Gemeinde.
Keine fertigen Rezepte
Er geht von Schwierigkeiten aus, vor allem von der Lähmung, bietet aber keine fertigen Lösungen an, wie mit dieser „Traurigkeit“ umzugehen ist, nur Wege dahin.
Anders beim Missbrauch selber, hier sind die Worte deutlich: „Wenn in der Vergangenheit die Unterlassung zu einer Form der Antwort werden konnte, so wollen wir heute, dass die Umkehr, die Transparenz, die Aufrichtigkeit und die Solidarität mit den Opfern zu unserer Art und Weise werden, Geschichte zu schreiben, und uns helfen, aufmerksamer zu sein gegenüber allem menschlichen Leiden.“ Die „Kultur des Missbrauchs“ dürfe keinen Platz haben, dafür arbeite er an der „Umsetzung der notwendigen Reformen“.
Geistliche Aussage
Die Aussagerichtung des Papstes ist und bleibt aber geistlich. Der Einsatz gegen Missbrauch gehört hier hinein, genauso wie das Überwinden der Lähmung, die einen bei der Debatte überfallen kann.
Papst Franziskus legt keinen Entwurf fürs Priestersein vor, keine Vision, kein Projekt. Er leitet geistlich, er hilft auf dem Weg, er ermutigt. Einfacher werden Priester, davon ist der Papst überzeugt. Die Krise, der Schmerz und die Scham werden zu einer Erneuerung führen. Aber nicht durch ein Hauruck, sondern geistlich, allmählich. Durch Umkehr, Gebet und Gemeinschaft.
Papst Franziskus bietet keinen Beitrag zur Zölibatsdebatte oder zur Weihe von Frauen, das ist überhaupt nicht sein Thema. Er will denen schreiben, die Priester sind ihnen geistlich helfen. Als Bischof, weswegen der Brief als Ortsmarke auch seine Bischofskirche trägt, nicht den Vatikan. Hier wird nichts festgelegt, hier wird ermutigt und vor allem gedankt.
Einen „neuen Frühling“ haben wir noch nicht. Aber Papst Franziskus erinnert (uns Priester aber dann auch alle) daran, dass aller Umgang mit den schwierigen Themen auch immer geistlich sein muss.
Warum wird Papst Franziskus vom katholischen Laientum wie vom Clerus immer mieder angegriffen.
Es ist gut, dass Papst Franziskus hier in diesem Fall nun geistige und geistliche Unterstützung anbietet, ermutigt und vor dankt für nicht nur die immer schwieriger werdende Priesterarbeit.
Warum sollte der Papst bei seinen Briefen immer aus gleich „alles“ eingehen – wie hier bemängelt “keinen Beitrag zur Zölibatsdebatte oder zur Weihe von Frauen“,
Zeitgeist ist nicht nur Papst Franziskus zuwider – auch sehr vielen tiefgläubigen Christen. Katholiken sollten weder Jasager zu Allem was der Papst sagt sein, aber auch nicht ewige Debattierer und Protestler und Demonstranten, die über ihren Protest Jesus Christus vergessen und einst bass erstaunt sein werden, dass sie den Kern der Dinge und des Katholizismus total übersahen.
Ein „oh – sorry – lass mich zurückgehen und das korrigieren“ wird’s nicht geben.
Bestgruß
Brun Schulz
Ich meine, die Zölibatsdebatte und der Streit über die Weihe von Frauen würden sich erübrigen, wenn eine einzige von Jesus überlieferte Ermahnung endlich ernst genommen würde: „Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder.“ Der bekannte tschechische Priester Tomás Halik drückt dies so aus:,“Jesus fordert seine Jünger auf, aufzupassen, dass sich unter ihnen nicht eine Kaste von Übergeordneten bilde“. (Quelle: Zur Situation des Christentums in Europa heute. Zwischen Skylla und Charybdis, Herder-Korrespondenz 8/2019.) Dem Zeitgeist einer gewissen Zeit entsprechend glaubte man an den Vorzug der Kaste der Männer. Auch dem Zeitgeist einer gewissen Zeit entsprechend glaubte man an der Vorzug der Kaste der Unverheirateten. Und heute hält man an diesen zeitgeistigen Verirrungen mit aller Gewalt fest. Warum zieht man nicht die Geistbegabung als entscheidendes Kriterium für die Ausübung bestimmter Aufgaben heran ?
Vielleicht deshalb, weil das nicht so einfach ist wie sie das hier darstellen wollen.
1. Nicht jede Begabung wird zu dem Zeitpunkt erkannt zu dem sie gebraucht wird.
2. Nicht jeder Begabte will sich für das Einsetzen wozu seine Begabung nötig ist.
3. Das Leben nimmt keine Rücksicht auf derartige Animositäten, geht aber auch nicht ungehindert darüber hinweg.
Ich finde die Kirche hat sich über 2 Jahrtausende ganz wacker geschlagen in Anbetracht des Gegenwindes, der ihr insbesondere von weltlicher Seite entgegengesetzt wurde. Heute steht sie an einem Scheideweg, den sie nicht selbst wählte sondern, der durch das Leben bestimmt ist. Nun die Unterscheidung zu treffen wer für die Katholische Kirche sein allumfassendes Zeugnis ablegt, unter Berücksichtigung des derzeitigen Wissensstandes und wer diese Kirche bloß für sich instrumentalisiert, um damit einen großen Schaden anzurichten, der das ganze Volk schwächen soll, das kann jeder Christ selbst, indem er versucht zu verstehen was diesem Volk wirklich dient und wer sich durch dieses Volk zum Herrscher aufschwingen will.
Im Abschnitt „geistliche Aussage“ steht der Halbsatz „Einfacher werden Priester, davon ist der Papst überzeugt. “
Fehlt da was? Verstehe ich nicht.
Grüße,
Susanne O-H.
Ich bitte um Nachsicht, wenn das vielleicht etwas zu informell formuliert ist, quasi in Sprechsprache: „Dass Priester einfacher werden, davon ist der Papst überzeugt.“
1. Da gibt es erstens eine Passage „Weltlichkeit beschmutzt“:
Zitat:
„Wir wissen, dass es nicht einfach ist, vor dem Herrn zu stehen und zuzulassen, dass sein
Blick unser Leben begleitet, unser verwundetes Herz heilt und unsere von der Weltlichkeit
beschmutzten Füße wäscht“
Ist hier die deutsche Übersetzung so scharf oder ist wirklich im Original das Verb „beschmutzen“ gemeint. Es geht doch um Geistlichkeit vs. Weltlichkeit. Letztere beschmutzt. Wie ist das in der täglichen Arbeit in einer Pfarre gemeint. Beschmutzen die Ansichten von Laien, Frauen etc.?
Der 4. August wendet sich ausschließlich an geweihte Priester, ständige Diakone oder auch gottgeweihte Schwestern werden ja im Brief nicht angesprochen.
2.
Zur Traurigkeit finde ich die Passage auf Seite 9 unten (am pdf-Ausdruck) interessant und eindeutig, es wäre ja z.b. auch die Frage, ob der vereinsamte Priester sich mit einer sehr erfahrenen Schwester austauschen soll/darf. Im Brief ist das nicht erwähnt. Zitat:
In diesem Sinne möchte ich Euch ermutigen,
die geistliche Begleitung nicht zu vernachlässigen, einen Bruder zu haben, mit dem Ihr in
vollem Vertrauen und mit großer Offenheit sprechen, debattieren, diskutieren und
Entscheidungen für euren persönlichen Weg treffen könnt. Es sollte ein weiser Mitbruder
sein, mit dem man die Erfahrung der Jüngerschaft machen kann. Sucht ihn, findet ihn und
genießt die Freude, Euch von ihm betreuen, begleiten und beraten zu lassen. Dies ist eine
unersetzliche Hilfe, um den Dienst erfüllen zu können und so den Willen des Vaters tun (vgl.
Hebr 10,9); wir haben sie nötig, um im Herzen »so gesinnt [zu sein], wie es dem Leben in
Christus Jesus entspricht« (Phil 2,5). Wie gut tun uns die Worte des Kohelet: »Zwei sind
besser als einer allein […] Denn wenn sie hinfallen, richtet einer den anderen auf. Doch wehe
dem, der allein ist, wenn er hinfällt, ohne dass einer bei ihm ist, der ihn aufrichtet«
***
Ok, der Pflicht-Zölibat ist (auch) in diesem Pontifikat deutlich bestätigt. Das war aber schon vorher klar. (Paraguay et.c) Z.B. für mich in der Schärfe in der Instruktion zum Umgang mit Priesterkindern.
ROMA LOCUTA – CAUSA FINITA !?
Zu 1.: das ital. Wort ist „impregnati“, das ist sehr farbig und schwer zu übersetzen. Aber im Sinn dessen, was Papst Franziskus alles in der Vergangenheit zu Weltlichkeit gesagt hat, ist „Schmutz“ nicht falsch. Imprägniert, durchtränkt, durchblutet wäre die wörtliche Übersetzung, die aber im Deutschen nicht wirklich funktioniert.
Und mit Verweis auf das, was der Papst über „Mondanità/Weltlichkeit“ bisher alles gesagt hat: das hat nichts mit Geistlichen vs. Laien zu tun. Oder Männern vs. Frauen. Das liegt auf einer ganz anderen Ebene.
Zu 2. Auch hier eine Übersetzungsfrage: „fratello“ heißt es da. Darunter kann man das deutsche „Geschwister“ verstehen. Ich nehme einmal an, dass dem Papst hier ein geistlicher Begleiter, also in der männlichen Version, vorschwebt, aber ich glaube nicht, dass das beschränkend gemeint ist. Das kommt aus der Erfahrung der Vergangenheit, ich sehe das aber offen für Formen, die es bislang eher weniger gegeben hat. Also keine Einschränkung was die „weise Schwester“ angeht.
danke für die schnelle Erläuterung.
Ich bin jetzt adhoc nicht gebildet genug, ob die geweihten Schwestern und Diakone „eigene Festtage“ im Jahreskalender haben. Übrigens gab es früher am Land auch eigene Einkehrtage und Dankes-Tage für die Köchinnen/Pfarrerassistentinnen, fand ich auch gut. Aber auch von denen gibt es immer weniger
Es ist aber sicherlich so, dass der Dank auch diesen Gruppen gebührt, die ja gewisse Ebenen der Priesterlichkeit ausüben und ohne die Strukturen in der Weltkirche noch angeschlagener wären.
Lassen Sie mich einen kleinen Gedanken hinzufügen zur „Traurigkeit“.
Ich will nicht behaupten, dass dieser Gedanke direkt auf die heutige Situation der Kirche Anwendung finden kann.
Trotzdem muss ich bei dieser „Traurigkeit“ – ich glaube Sie nannten es auch einmal eine „Hoffnungsmüdigkeit“ – auch immer an den klinischen Begriff einer Depression denken.
Depression hat auch viel mit seelischer Erschöpfung zu tun.
Wenn man dem Glück nachläuft und es aber nie erreicht.
Vielleicht, weil man sich seiner Ziele nicht bewußt ist, vielleicht weil man die falschen Mittel einsetzt .
Vielleicht, weil man zu viel von sich erwartet.
Nur Denkanstöße
Meint
Euer Christoph
Ich danke weitaus den meisten Priestern für ihren treuen Dienst, ihr Zeugnis und ihren pastoralen Dienst für uns Gläubige. „Der Zölibat ist der Lebensstil Jesu Christi!“ Wir sind am Scheideweg in der Welt angekommen. Wir müssen beklagen, dass „Verbrecher unter uns bis hinauf in den Kardinalsrang auch die Mutter Kirche selbst vergewaltigt haben“; das können wir nicht verschweigen. Die Herausforderung aber, über Verbrechen und Verirrungen im Innern der Weltkirche unerschrocken und fair zu berichten, erscheint inzwischen schon fast gering im Vergleich zu einer Aufgabe, die man kaum erahnen konnte. Als ein Opfer ohne Opferschutz, was kaum je erwähnt oder bedauert und betrauert werden darf. Schuld und Sünden sind immer persönlich, bei dieser Schar der Opfer aber hat der Albtraum des Missbrauchs und der Vertuschung auch eine satanische Note.
Hat die Kirche Christi nicht jeden Kredit verloren? Fliehen Katholiken sie nicht zu Recht in Scharen? Die Kirche, wie wir sie kennen, scheint als Vermittlerin des Glaubens, d.h. in einer ihrer vornehmsten Aufgaben, wie kaum je zuvor geschwächt und verwundet. Das Vertrauen in sie fast tödlich verletzt.
Die Nachricht von der Menschwerdung Gottes als der größten Neuigkeit, die die Welt je gehört und gesehen hat – kann das Lehramt kaum noch verkünden, denn es hat seine Wahrhaftigkeit verloren. „Hütet euch davor, den Geist auszulöschen'“ 1 Thess 5,19. „Die gestörte göttliche Ordnung, schreibt Hergenröther, „rächt sich an ihren Feinden. Das wird die Zukunft so gut beweisen, wie es die Vergangenheit beweisen hat.“ vgl. Hergenröther, III, 1124f.
Die Verfolger von heute können auch auf die Unterstüzung durch „fünfte Kolonnen“ im Innern der Kirche zählen, die dem Feind die Tore öffnen wie bei der Belagerung Roms durch Alarich und wie bei beim Angriff der Türken auf Konstantinopel.
„Wenn sich der Hirt in einen Wolf verwandelt, kommt es vor allem der Herde zu, sich selbst zu verteidigen. … Aber im Schutz der Tradition gibt es wesentliche Punkte, die jeder Christ notwendigerweise kennen un gebührend bewahren muss, weil er Christ ist.“. Tu es Petrus, et super hanc petram aedificabo ecclesiam meam, et portae inferi non praevalebunt adversus eam“ „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen“ Mt 16,18
Die Christen sind von neuem eine Minderheit, mehr als sie es je seit dem Ende der Antike gewesen sind. Die wissenschaftliche Theologie an den Fakultäten entleeren die Frohe Botschaft (Evangelium) und setzen durch eigene Lüge die Gebote Gottes außer Kraft vgl. Mk 7, 1-2.
Das Lehramt ist tatsächlich nicht ein in sich autonomes theologisches Subjekt, sondern eine „Vollmacht“ oder eine „Funktion“ der Kirche. Auch angesichts der Angriffe durch den Modernismus und später durch die Nouvelle Theologie schien es aber im 20. Jahrhundert dringlich, die Rolle des Lehramtes der Kirche – Enzyklika Humani Generis fest, dass es allein dem Lehramt der Kirche zukommt. Häresie ist für die Kirchenväter das, was „neu“ ist und sich von der Tradition entfernt. Das Kriterium der Wahrheit beruht gemäß der berühmten Formel des hl. Vinzenz von Lerins auf dem, was überall, jederzeit und von allen überliefert wird: quod ubique, quod semper, quod ab omnibus vgl. Vinzenz von Lerins. So ist das Lehramt eigentlich die Lehrvollmacht der Kirche. Die Kirche kennt keine „Neuheiten“, sondern lediglich die Entfaltung, die Klärung und die Definition der Traditionen, die den Aposteln von ihrem göttlichen Meister übergeben worden sind. Obwohl diese Überlieferung durch Menschen übermittelt wird, ist sie nicht nur menschlich, sondern übernatürlich und vom Heiligen Geist garantiert. Die Kirche ist nicht deshalb unfehlbar, weil sie eine Autorität ausübt, sondern weil sie eine Lehre weitergibt.
Hier zeigt wie falsch dr. marx und seine Genossen liegen. Vgl. Röm 12,4f.; Apg 6,1-7
Angriffe durch die Nouvelle Theologie? Sie suchen sich da ziemlich ihre Argumente zusammen. Das war kein Angriff, das war das, was das Konzil und zum Beispiel auch Papst Benedikt durch und durch geprägt hat.
Eine zweite Bemerkung: Theologie an den Universitäten ersetzen durch Lüge die Gebote Gottes? Geht’s noch?
Was die Frage nach „Neuheiten“ angeht liegen sie schlicht falsch. Es hat immer wieder Tradition und Wandel zusammen gegeben. In verschiedenen Formen und durch alle Jahrhunderte. Eine Vorstellung von Kirche und Lehre und Glaube, wie Sie ihn hier vertreten, hat es nie gegeben und ist auch nicht überlebensfähig.
@ schaaf drdr michael joseph
Ich sehe auch viele Dinge in vielen theologischen Fakultäten im Argen, alles selbst erlebt: viele ProfessorInnen, die nicht mehr an die Wunder Christi glauben (die Wunder seien alle „metaphorisch“ zu verstehen), ganz allgemein eine weit verbreitete spirituelle Dürftigkeit, gepaart mit intellektueller Unzulänglichkeit: unfähig zu logischen Schlussfolgerungen, starke Minderwertigkeitskomplexe gg Naturwissenschaftler, nicht in der Lage, einen geraden Satz heraus zu bringen, dabei aber von einer Arroganz, wie sie bei wirklich fähigen und intelligenten Menschen, derer ich zum Glück einige kenne, fast nie anzutreffen ist: Nein, anziehend ist das nicht.
Das bedeutet weder, dass alle so sind, noch, dass ich dem freien Gedanken abschätzig gegenüber stehe; im Gegenteil.
Auch das Lehramt muss mir erst einmal erklären, ob und inwiefern der eine oder andere dogmatische Ansatz konsistent ist.
Aber eine unkritische Anpassung an die Gegenwart, zb. durch ein völlig falsches Verständnis von Naturwissenschaft und Wirtschaft, bei gleichzeitiger Anbiederung an dieselben (siehe NLP, oder die Leugnung der Wunder Christi als „naturwissenschaftlich bewiesen“. freilich konnten sie den „Beweis“ nicht erbringen, nur ein paar persönliche Untergriffe), wird niemanden überzeugen.
Es ist mir unverständlich, wie Sie hier mit Vorurteilen nur so um sich werfen. Sind Sie selber akademischer Theologe?
Den Glauben anderer zu beurteilen halte ich schon einmal grundsätzlich für falsch, daraus dann auch noch eine Bewertung abzuleiten für unmoralisch. Intellektuelle Unzulänglichkeit: Das riecht – pardon – nach Arroganz.
S.g. P. Hagenkord,
Vor-Urteile sind Urteile, die man fällt, beVOR man die Sache kennt, und als solche ablehnt. Ich aber habe, NACHdem ich Hobby-Weise ein paar Semester Theologie studieren wollte, meine Meinung gebildet. Ich würde also in dieser Sache von Nach-Urteilen sprechen. Oder ganz einfach von Urteilen.
Es steht Ihnen selbstverständlich frei, meine Ehrlichkeit in Zweifel zu ziehen. Wenn aber nicht: Wie können Sie sich ein Urteil anmaßen, ohne dabei gewesen zu sein?
PS.: Ich bin in meinem Beruf und Privatleben mit vielen Agnostiikern, Atheisten, Moslems etc, unterwegs, und mit den meisten verstehe ich mich blendend. Niemanden von diesen verurteile ich persönlich.
Daher verurteile ich auch niemanden, der persönlich, zb. an die Brotvermehrung nicht glaubt.
Es verhielt sich vielmehr umgekehrt: Ich sagte, ich glaube daran. So ließ ich diesen Satz stehen. Die Antwort lautete dann, ich wolle dadurch (ich habe gar nichts gewollt) „den Glauben verflachen, indem ich ihn um seine soziale Dimension bringe.“ Eine vortragende Person meinte dann (die nichts von meinem beruflichen Tun wusste), ich solle mich wenigstens eine Woche in irgendein „naturwissenschaftliches Seminar“ setzen.
Diesen Ratschlag ließ ich dann aber unkommentiert, aus vielleicht verständlichen Gründen.
Eine Person, eine Antwort, und Sie erlauben sich grundsätzliche Urteile?
Ein paar Semester Hobby Theologie macht Sie zu einem Experten für alles? Was Sie schreiben kommt sehr grundsätzlich und apodiktisch daher, sie beziehen sich nicht auf konkrete Geschichten sondern verallgemeinern. Ergo: Vorurteile.
1) Es war dies nur EIN beschriebenes Beispiel, es gab mehrere.
2) Ich habe selbstverständlich auch positives erlebt, aber eben auch viel negatives. Nicht nur von einer Person.
3) Selbstverständlich nenne ich niemandem beim Namen. Warum? Ich habe keine Lust, Echo-Blasen aufzumischen. Wenn sich entsprechende Personen in ihrer jeweiligen Verfasstheit wohl fühlen, mögen diese unter sich bleiben.
4) Das wäre aus meinem ersten Post bereits ersichtlich gewesen, da ich schrieb, es liegen VIELE (nicht alle!) Dinge im Argen, daher ist das Vor-Urteil ganz bei Ihnen.
„viele Professoren“, „ganz allgemein: unzulänglich, unfähig, dürftig“, nein, sie sprechen nicht über Einzelbeispiele. Sie sprechen allgemein. Und so gerne Sie den Spieß auch umdrehen wollen, das passt hier nicht.
@ Schaaf dr dr , @ Johannes Wald – nur für denFall, dass Sie es noch nicht kennen: Zur Erhellung von ‚Funktion‘ und ‚Vollmacht‘ des ‚magisterium ecclesiae‘ für die ‚una sancta …‘ sei empfohlen, neben Hergenröther (1824-1890) und „Humani generis’ (1950) auch ‚lumen gentium‘ (1964; besonders 1-7. 25) zur Kenntnis zu nehmen und zu bedenken. Sehr lesenswert!
Danke für den Tipp, „lumen gentium“ kenne ich freilich, aber nicht auswändig. 1-7.25 werde ich googeln!
Ich mach‘ jetzt mal Pause mit diesem Blog
Danke, dass Sie bislang dabei waren, und willkommen wenn Sie zurück sind.
Alles Gute auch meinerseits, ich hab Ihre Gedanken stets gerne gelesen.
Kritik am aktuellen Zustand der Kirche und gleichzeitig das Wunsch- Bild einer idealisierten Kirchengemeinschaft. Oder lernen in der Krise?
Gibt es zudem einzelne kritische Gedanken aus Drewermann `s „ Kleriker“ über die es sich lohnt nachzudenken? Ohne diese Gedanken im Vorfeld schon zu verwerfen? Papst Franziskus spricht im vergangenen allg. Brief vom Juni vom apostolischen Köper und der Heiligkeit einer streitenden Kirche! Papst Benedikt würde dies mögl.weise als notwendiger Dialog verstehen. Mir scheint zusätzlich wichtig die gereifte Sichtweise von Romano Guardini in so manchen aktuellen Debatten mit hineinzunehmen.
In Bezug auf Roswitha Steffens „Begabungsgedanke“ möchte ich auf einen hochbegabten Musikschüler hinweisen, der nie übt.
Leider scheint die Instanz „Priester“ heute sehr in Frage gestellt – und nicht nur durch die Missbrauchsdebatte. Der Priester als Vertrauensperson scheint heute in der Gesellschaft nicht mehr in der Rolle eines gottgedachten Vermittlers („göttlichen Arztes“ – siehe Drewermann in „Kleriker“) zu sein. Auch im Hinblick heterogener Strukturen von Gemeinden, den finanziellen Einschränkungen, den vielen Veränderungen und Abgängen in einer Gemeinde. Wo hat „Seelsorge“ noch Platz in der Gemeinde?
Das NT schreibt sehr wohl auch vom allgemeinen Priestertum. Vielleicht scheint es gut zu sein, hier auch immer wieder differenziert zu sehen- auch im Kontext der Kirchengeschichte.
Ob sich eine Priester – Kaste (siehe Friedrich Griess) damit entwickelt hat, dies mag ich nicht wirklich zu erkennen.
Da würde ich die Frage stellen, wie es eine neuere Freikirche (NAK) schafft, deren „Priester“ und „Bischöfe“ zusätzlich in tw. hochqualifizierten Berufen tätig sind und allein schon deswegen eine geachtete, kompetente Stellung in ihrer Gemeinde haben. Diese Gemeinden sind in vielen Kommunen präsent, wachsend und nehmen sehr wohl auch öffentlichen Einfluss.
In der aktuellen Debatte in diesem Blog sehe ich eher die vielen einzelnen katholischen Priester, die trotz Engagement an vielen wunden Stellen leiden, die nicht immer nur primär von der Kirche verschuldet sind. Viele sind Einzelkämpfer in einer auseinanderbrechenden Gesellschaft mit vielen Widersprüchen und Subsystemen. Im Grunde scheint es ein gottgerufener Allround- Manager mit Priesterweihe, dem viele unterschiedlichste Grenzen gesetzt sind.
In der Zölibatdebatte wird die Ehe häufig als Lebensform idealisiert dargestellt, was sie oft nicht leisten kann. Es scheint auch Wunschvorstellungen nach Beziehung zu geben, die gefärbt sind von früheren Wünschen und Erfahrungen, die zu Projektionen auf den Partner werden – die aber der Partner nicht lösen kann. Konflikte bahnen sich an.
Vielleicht gibt es verstärkt mögliche (neue) Lebensformen vor Ort für Priester: unterstützend, auch umfassend versorgend, als spiritueller Rückzugsort in einer Gemeinschaft und Quelle für den täglichen Dienst. Ob dies zu idealisierend ist, weiß ich nicht.