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Prozesstag Eins

Veröffentlicht am 29. September 201229. September 2012

Auf dem Platz vor der Engelsburg, in Sichtweite meines Bürofensters, ist an diesem Morgen ein Gerüst aufgebaut. Ein Baugerüst, allerdings freistehend und nicht für den Bau gedacht, sondern für eine Fernsehkamera. So etwas gibt es sonst nur bei wirklich großen Ereignissen, zuletzt bei der Seligsprechung Johannes Pauls II., wenn ich nicht irre. Von diesem Standpunkt aus hat man einen wunderbaren Blick die Via della Conciliazione hinauf zum Petersdom.

Das Gerichtsgebäude im Vatikan, Außenansicht
Das Gerichtsgebäude im Vatikan

Warum steht die Kamera samt Übertragungswagen und Journalisten und Technikern dort? Weil heute der erste Tag im Prozess gegen Paolo Gabriele stattfindet. Die Kollegen können von ihrer frisch gebauten Aussichtsplattform aus über Kriminalität und Geheimnis, Vatikan, Priester und den Papst berichten. Aber da es keinerlei Bilder geben wird – wie bei jedem Prozess üblich wird nicht übertragen, noch sind Kameras zugelassen – wird es nichts zu zeigen geben und deswegen werden wohl wieder all die Spekulationen wiederholt, die wir uns schon in der Vergangenheit anhören durften.

Zugegeben, das ist selber auch Spekulation, aber sie hat ihre Gründe in den bisherigen Erfahrungen.

In unserer Redaktion haben wir schon öfters diskutiert: Was ist eigentlich so interessant an der letztlich doch sehr lokalen Affäre? Warum diese ungeheure Medienauftrieb? Der Fall selber gibt das doch gar nicht her. Außerdem: Wenn ich unterwegs bin, werde ich fast ausschließlich von kirchlichen Insidern und von Journalisten auf das Thema angesprochen, von sonst niemandem, selbst dann nicht, wenn meine Gesprächspartner wissen, dass ich für Radio Vatikan arbeite.

 

Medialer Herdentrieb

Es wird gemunkelt, dass es eine Verschwörung gibt. Aber das ist gar nicht der eigentliche Reiz. Der liegt meiner Meinung nach darin, dass es ein symbolischer Prozess ist. Genauso wie es bei den Piusbrüdern gar nicht um die Piusbrüder ging – ich meine jetzt die mediale Aufmerksamkeit – sondern um den Umgang mit dem Konzil und dessen Früchten, so wird auf den Fernsehschirmen und Leitartikelseiten der Welt die Frage nach dem Umgang mit Öffentlichkeit und modernem Umgang mit Information verhandelt.

Und das gibt dem Prozess eine Aufmerksamkeit, die der Fall selber meiner Meinung nach gar nicht her gibt.

An diesem ersten Prozesstag wird nichts passieren. Es ist ein Prozess, in dem es nicht um die Medien und die Sättigung der Bedürfnisse der Aufmerksamkeitswirtschaft geht, sondern um zwei Angeklagte. Alles, was passiert, wird sich an den Bedürfnissen eines Prozesses ausrichten, nicht nach der Öffentlichkeit. Das wird vielen nicht passen. Und es wird genau so die Symbolik des Prozesses füttern.

Seit Anfang der ganzen Angelegenheit „Vatileaks“ habe ich immer das gleiche Lied gesungen: Abwarten, was die Aufklärung bringt. Und die Ergebnisse haben mir – in aller Bescheidenheit – Recht gegeben. Niemand hat gewusst, dass es einen zweiten Angeklagten geben wird, all die super-informierten Journalisten, die eine Spekulation nach der anderen produziert haben („Wollen diese Kardinäle unseren Papst stürzen?“ und Ähnliches) wussten nichts.

Also singe ich das Lied weiter: Warten wir auf das Ende und das Ergebnis des Prozesses, ergeben wir uns nicht der Aufgeregtheit, die darum herum entsteht. Der Prozess um „Vatileaks“ ist keine Fernsehshow, es geht um Aufklärung.

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Kategorien Allgemein, Interview, Kirche und Medien, Vatikan
Schlagwörter Aufklärung, Gericht, Jorunalisten, Medien, Öffentlichkeit, Paolo Gabriele, Prozess, Vatikan

5 Kommentare zu “Prozesstag Eins”

  1. H.Sattel sagt:
    29. September 2012 um 13:18 Uhr

    Das einzige, was man darauf sagen kann ist:”Populismus macht dumm”, bzw. ist die fleischgewordene Dummheit. Aber was will man machen gegenüber der Sensatiosngier von Menschen, bzw. die ganz bewusste Zerstörung menschlichen Lebens – sei es im Einzelfall oder das Leben einer Gemeinschaft betreffend.
    Gerade die röm.-katholische Kirche muss sich oft den Vorwurf gefallen lassen,
    irgendwo im Mittelalter stehen geblieben zu sein. Das mag eine subjektive oder gar eine objektive Feststellung sein, die somit der Wahrheit entsprechen würde.
    Fakt ist aber, dass Populismus ein Spiessroutenlauf ist, eine moderne Art der Hetzjagd, die einer mittelalterlichen Hetzkampagne in nichts nachsteht, bzw. eine solche sogar übertrifft. Wer also heute Rom immer noch deren Treiben im Mittelalter anklagt und diese irgendwie- und wo immer noch dort sieht, der sollte einmal auf sich selbst achten, in wie weit er Mitschuld an diesem heute bestehenden extremen Populismus hat. Leider ist die Kirche, die jeweilig herrschenden Religionen, eine beliebte Zielscheibe für jenen Populismus, worin sich aber die Frage erübrigt, warum dass das so ist

    Antworten
  2. Lichter sagt:
    29. September 2012 um 15:01 Uhr

    Wäre es nicht DER Vatikan, wäre es sicher uninteressant.
    Eine Parallele könnte man VIELLEICHT ziehen – rein journalistisch-interessenmäßig mit dem Fall Guillaume / Brandt. Also: ein Vertrauter, der internes direkt von oben nach außen trägt – Hier sogar parallel von einem Staat in einen anderen – wobei es natürlich nicht mit der Stasi o.ä. vergleichbar ist.
    Aber ansonsten verstehe ich auch vieles von der Aufregung nicht, auch nicht, dass in der deutschen Tagensschau dauernd davon berichtet wird. Es gibt doch nicht wirkliches zu berichten außer der Tatsache des Prozessbeginns. Aber irgendwann wird sicher Radio Vatikan einen Anruf vom BR zur Stellungnahme erreichen …
    Anscheinend haben wir derzeit keine größeren Probleme, sonst wäre es sicher nur eine Randnotiz !

    Antworten
  3. Teresa_von_A. sagt:
    29. September 2012 um 16:25 Uhr

    Was wichtig ist und was unwichtig, weiß man hinterher. Wie eng auf einmal das Wort Pressefreiheit verstanden wird, wenn man selber betroffen ist.(Das Verbieten verbieten?) Der Papst hat nichts zu verbergen.Er ist Opfer, nicht Täter. Dass die Vatikanmauern nicht mehr so undurchdringlich sind wie früher, macht nervös.

    Antworten
    1. H.Sattel sagt:
      29. September 2012 um 21:04 Uhr

      Was ist wichtig oder unwichtig – für uns, die wir ausserhalb jener
      Mauern des Vatikans in Rom leben? Wenn diese Mauern aufweichen, warum nervös werden? Und wer hat Grund hierfür nervös zu werden: jene die hinter oder vor diesen Mauern wohnen – oder sogar beide Seiten?
      Heute feiert Rom das Fest der Erzengel, also gerade auch jenen Engel,
      der in den himmlischen Sphären aufräumt und wieder die göttliche Ordnung herstellt. Wir alle könnten jenen Helfer gebrauchen: vor wie auch hinter diesen Mauern…

      Antworten
  4. KRP sagt:
    29. September 2012 um 16:51 Uhr

    Was macht den Vatikan so interessant das man ständig darüber berichten muss? Der Geheimnisumwitterte Vatikan. Geheimnisse sind immer interessant, die Menschen sind neugierig und wollen alles wissen. Ob der BR Radio Vatikan anruft glaube ich nicht da der BR bestens informiert ist.

    Antworten

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