Vor genau einem Jahr war ich im Urlaub in Großbritannien, genauer: in London. Die Jesuitengemeinschaft, bei der ich zu Gast war, hat ihr Haus in Clapham im Süden der Stadt. Ich wurde Zeuge, wie nach dem Tod eines Jugendlichen die Stadt in Unruhen versank, so muss man das glaube ich ausdrücken. Immer mehr Gebäude in Flammen, Plünderungen, ganze Kaufhäuser wurden vor den Augen der hilflosen Polizei leer geräumt, bis dann 10.000 Polizisten in die Stadt gebracht wurden, um die Gewalt und die Plünderung einzudämmen, bevor sie auf andere Städte übergreift.
Mir erschien das damals unbegreiflich. Und auch die nächtelangen TV-Sendungen und Talkshows, in denen ein Experte oder Betroffener nach dem anderen versuchte, dem Ganzen eine Erklärung abzuringen, halfen ganz und gar nicht.
In der Nacht auf den 7. August war Mark Duggan von der Polizei erschossen worden, Tottenham, Croyden, Clapham sahen danach Unruhen wie seit den 80er Jahren nicht mehr. Und dann fiel allen ein: In einem Jahr ist ja Olympia! Was, wenn die Unruhen dann wieder ausbrechen? Was, wenn wir die sozialen oder ökonomischen Brüche in der Gesellschaft nicht in den Griff bekommen? Weiterlesen “London: Es brannte die Stadt, nicht die olympische Fackel”