Es wollte ja keiner glauben. Der Vatikan müht sich um Transparenz. Gleichzeitig achtet er die Rechte von Verdächtigen und wirft sie nicht den Medien vor, um gut da zu stehen. Beides zusammen gehört zu der Art und Weise, wie man sich zivilisiert verhalten sollte.
Vatileaks kommt an einen Wendepunkt; am Montag hat der Vatikan die Anklageschrift gegen den egemaligen Kammerdiener Paolo Gabriele und eine weitere Person veröffentlicht.
Was haben wir nicht alles gehört und gelesen: Von Verschwörungen hier oder da, von Absichten gegen den Papst oder seine Mitarbeiter, alles Mögliche wurde herbei gedacht und geschrieben, um das Erscheinen von Dokumenten zu erklären. Alles, außer dass es vielleicht ratsam wäre, zu warten, was denn die Ergebnisse der Untersuchung ergeben.
Dass es einen zweiten Namen gibt und dass es auch um Diebstahlt geht – der ehemalige Kammerdiener Gabriele wird auch angeklagt werden, Wertvolles gestohlen zu haben – das hat keiner von den angeblich so viel mit Insiderwissen gefüllten Vatikankennern gewusst.
Vertrauen wir dem Prozess: Dem Prozess der Untersuchung wie auch dem Prozess, der jetzt herausfinden wird, was genau Paolo Gabriele getan hat und warum. Das füllt zwar nicht unser Bedürfnis nach sofort-haben-wollen von Information, wie er uns überall sonst angeboten wird. Aber es wird uns irgendwann in der Zukunft sagen, was wirklich passiert ist.
Aufklärung ist eben nicht durch das schnelle Schreiben und skepulieren gedient. Sondern durch Geduld und Arbeit.
Und so schön diese Verschwörungsideen auch vielleicht klingen mögen: Die Wahrheit ist allemal besser.