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Schlagwort: Anschlag

Die Antwort auf die Mörder

Veröffentlicht am 5. November 20205. November 2020
Meinen Hass bekommt ihr nicht! Wien: Die Kirche und ihre Sichtbarkeit

„Meinen Hass bekommt ihr nicht!“: diese Antwort war oft zu hören in den vergangenen Tagen, nach den Anschlägen von Paris und zuletzt in Wien. Da kommen Terroristen mit Waffen und Hass und wollen der Gesellschaft diesen Hass aufdrücken, durch Angst und Gewalt. Aber genau das verweigert man ihnen.

Es gibt aber auch die anderen Antworten, den Typ Antwort der selber auf Formen von Gewalt zurück greift, von Gegengewalt, wie er sich gibt. Auch hier zum Blog gab es einige sehr hässliche Wortmeldungen, die zwar laut auftraten, letztlich aber nur ängstlich waren.

Meinen Hass bekommt ihr nicht!

Letztere konzentrieren sich vor allem auf das „islamistisch“ in der Motivation der Täter. Radikalisierte Religion, ideologisch aufgeladene Gewalt, dieser sozial-religiöse Bereich wird mit einer ganzen Religion gleich gesetzt und zur Stärkung der eigenen, vermeintlichen Identität genutzt.

Was auch immer da dran ist: da müssen die Religionen auf den Plan. Und es gab eine ganze Reihe von Stellungnahmen dazu, auch wenn die vielleicht nicht immer gleich medial wahrgenommen wurden. Ein Zeichen, dass die vielleicht nicht mehr reichen. Dass man die schon oft gehört hat und dass man sich eine klarere Aussage wünschen würde.

Antwort der Religionen

Aber was kann das sein? Wir kann und soll Religion, wie soll der glaubende Mensch reagieren? Jedenfalls nicht nur durch das Aufsagen von Selbstverständlichem: Solidarität, Nächstenliebe, Hand reichen. Das ist wichtig, aber in dem Augenblick vielleicht nicht angebracht.

„Unser christlicher Glaube, der uns zum Gebet für unsere Feinde animiert, verbietet nicht die Tränen die Unruhe und die Wut“, zitieren Zeitungen den Internet-aktiven Priester Pierre-Hervé Grosjean, der damit die innere Unruhe nach Paris beschreibt. Das ist wichtig: die bekommen zwar nicht unseren Hass, aber Tränen, Unruhe, Wut, die sind ja da.

Die Gewalt macht uns alle kollektiv zu Schwachen. Die Waffen schreien uns an, unsere Gesellschaft fühle sich vielleicht überlegen, habe aber so einer einfachen Sache wie einer Pistole oder einem Messer nichts entgegen zu setzen. So brüchig sei das alles. Deswegen muss aus der Unruhe, aus der Wut und noch mit den Tränen auch ein „Nein“ kommen. Nein, wir sind nicht schwach. In unserer Kultur setzt sich nur halt nicht der mit der größten Waffe durch, der mit dem Willen zu töten. Sondern anderes. Und dieses andere, das müssen wir, auch und vielleicht besonders als Gläubige, jetzt sicher machen.

Tränen Unruhe Wut

Und wenn man genauer hinschaut, dann hat das in der Vergangenheit funktioniert: früher nannte man solche Gewalttäter „Märtyrer“. Dann wurde immer und immer wieder darauf hingewiesen, dass Märtyrer „Zeuge“ bedeutet, Zeuge für den eigenen Glauben, und dass die Täter genau das wollen. Also hat man es ihnen weggenommen. Heute benutzt kaum noch wer dieser Wort für die Mörder, und das ist richtig so. Hier hat ein Wandel stattgefunden.

Oder schauen wir auf #SayTheirNames, das Nennen der Namen der Opfer. Nach dem Anschlag von Hanau hatte das zum ersten Mal wirklich Wirkung: Anstatt uns vom Mörder hypnotisieren zu lassen und alle Aufmerksamkeit auf ihn zu richten – was er ja will – schauen wir auf die Menschen, die es betrifft. Und nehmen der Gewalt etwas von ihrer zersetzenden Wirkung.

Sichtbar machen

Sichtbar machen, das ist jetzt unsere Antwort. Verweigern wir den Tätern die Religion als Motiv. Nennen wir es Hass. Verweigern wir den Mördern die Aufmerksamkeit, die sie so dringend brauchen. Und schenken wir sie denen, gegen die sie sich wendet.

Und Religion muss immer und immer wieder deutlich sagen, warum es geht. Und die Religionen müssen es gemeinsam tun, wie vor eineinhalb Jahren etwa international vorgemacht.

„Wir erklären mit Festigkeit, dass die Religionen niemals zum Krieg aufwiegeln und keine Gefühle des Hasses, der Feindseligkeit, des Extremismus wecken und auch nicht zur Gewalt oder zum Blutvergießen auffordern… Gott, der Allmächtige, hat es nicht nötig, von jemandem verteidigt zu werden; und er will auch nicht, dass sein Name benutzt wird, um die Menschen zu terrorisieren.“

Dafür steht Religion. Auch öffentlich. Und stärker wird sein und bleiben, wer sich für unsere plurale, heterogene Gesellschaft einsetzt und die Rolle von Religion in ihr schützt. Religion steht für Mündigkeit, für Reife, für Zweifel und Suche. Nicht für blindes Folgen.

Wir stehen für Dialog, für das Ausloten des Gemeinsamen auch zwischen den Religionen.

Wir stehen für den Glauben an einen Gott, den wir den Barmherzigen nennen. Den Schöpfer und den Gott, der Leben gibt.

Machen wir genau das schichtbar. Lassen wir uns von Mördern nicht in die Ecke drängen. Sie sollen unseren Hass nicht bekommen. Tränen, Wut, das ja, aber dann wird der Glaube eben nicht mit Gegengewalt reagieren. Sondern mit der Sichtbarmachung dessen, was die Mörder uns nehmen wollen. Barmherzigkeit. Solidarität. Dialog. Geschwisterlichkeit.

 

Kategorien Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Geschichte, Glaube und Gerechtigkeit, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Anschlag, Gewalt, Islamismus, Paris, Religion, Wien14 Kommentare zu Die Antwort auf die Mörder

Beton

Veröffentlicht am 22. August 201721. August 2017

Jeden Morgen gehe ich durch Betonblöcke hindurch. Diese runden großen hohlen, die ein wenig so aussehen, als gehörten sie zusammengesteckt und unterirdisch verlegt und sollten eigentlich Wasser führen. Hier in Rom liegen sie auf der Seite, mit Erde gefüllt und bepflanzt. Was hübsch aussieht.

Beton und Pflanzen am Eingang zur Via della Conciliazione
Beton und Pflanzen am Eingang zur Via della Conciliazione

Sie stehen aber im Eingang der Via della Conciliazione, die auf den Vatikan zuführt, und auch an der Seitenstraße, durch die ich komme. Was deren Zweck erklärt: Es ist nicht Schönheit, die Blöcke sollen LKWs aufhalten, die von Terroristen gekapert vielleicht Menschen umbringen wollen.

Jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit werde ich an die vielen Opfer erinnert, welche durch Terror hier in Europa bereits umgebracht wurden: Brüssel, Barcelona, Berlin, Nizza, London und so weiter. Es ist eine kleine kurze geistliche Übung geworden, bei all der Schönheit, welche die Pflanzen bringen, die Polizisten und das Militär nicht zu übersehen und die Opfer kurz ins Gedächtnis und ins Gebet zu heben.

Jeden Tag schleicht sich dann aber auch die Frage ein, wann Rom dran ist. Bislang ist Italien verschont geblieben. Ob das Absicht ist, kann ich nicht sagen. Das kann keiner. Manchmal dröhnen irgendwelche Terroristen im Netz, jetzt sei Rom dran, aber was soll man davon schon halten?

 

Die Unsicherheit bleibt

 

Jeden Morgen auf dem Weg durch die Betonblöcke kommt dann aber auch ein zweiter Gedanke dazu, ganz regelmäßig. Ich denke an Brüssel, Barcelona, Berlin, Nizza, London, aber wie ist das mit Burkina Faso? Mit den Philippinen? All dem anderen Terror, für den der Eifelturm nicht abgeschaltet und das Brandenburger Tor nicht beleuchtet wird?

Wir debattieren das oft auch in der Reaktion, wenn wir wieder einmal im Content Management System unendlich viele Bilder zum einen Anschlag und fast keine zum anderen finden. Das spiegelt – leider – das Interesse der internationalen (spricht: europäischen u. US-amerikanischen) Medien wieder.

Ab und zu sitzen wir auch mal mit Freunden abends, um darüber zu sprechen. Angst macht sich irgendwie nicht breit, dafür ist das Ganze zu abstrakt. Die Journalisten unter den Gesprächspartnern sind überzeugt, dass es demnächst auch Italien treffen wird. Aber auch das bleibt abstrakt.

Städte sind zu Stein gewordenes menschliches Verhalten. So wie wir leben, so entstehen die Dinge um uns herum. An der Stadt kann man uns erkennen. Und eben auch unsere Angst und eben auch unser Abschotten gegen mögliche Formen des Terrors. Und so werde ich mich an die Betonblöcke wohl gewöhnen müssen.

Wenigstens vergesse ich so die Opfer nicht.

 

Kategorien Allgemein, RomSchlagwörter Anschlag, IS, Italien, Rom, Sicherheit, Terrorismus, Vatikan12 Kommentare zu Beton

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