Leseschlüssel zu Evangelii Gaudium, Teil 1
Es ist für ein kirchliches Dokument nicht normal, dass es auch nach einigen Monaten noch Interesse weckt. Anders ist es bei Evangelii Gaudium. Papst Franziskus hatte es als programmatisches Schreiben veröffentlicht, und anders etwa als seine Enzyklika weckt der Text nach wie vor Interesse.
In den vergangenen Wochen war ich unterwegs, vor verschiedenen Gruppen und in unterschiedlichen Formaten Evangelii Gaudium zu erklären, Einkehrtage zu geben, Gruppen zu moderieren und so weiter. Dabei habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, den Text nicht in seinem gesamten Umfang zu analysieren, sondern einen geistlichen Leseschlüssel anzubieten, mit dem man dann selber den Text lesen kann.
Hier möchte ich so etwas wie eine Synthese dieser verschiedenen Veranstaltungen anbieten, nicht der Beiträge der Teilnehmer, aber eine Zusammenschau des Leseschlüssels.
Nicht das Vielwissen sättigt die Seele
Beginnen will ich einleitend mit einem der geistlichen Prinzipien des Ignatius von Loyola, des Gründers des Jesuitenordens. Er warnt davor, sich alles an geistlicher Nahrung aneignen zu wollen, was sich vielleicht anbietet. Nicht das Vielwissen sättigt die Seele, sagt er.
Natürlich hilft es, den gesamten Text zu lesen und sich von ihm anregen zu lassen. Genau das will der Papst ja auch ganz ausdrücklich: „Ich rufe alle auf, großherzig und mutig die Anregungen dieses Dokuments aufzugreifen, ohne Beschränkungen und Ängste.“ (EG 22)
Man muss das Ganze aber nicht auf einmal schlucken. Bei dem stehen bleiben was einen anspricht – positiv oder auch als Widerspruch – hilft beim Verstehen mehr, als das souveräne Umgehen mit dem ganzen Text, bei dem alles irgendwie gleichwertig bleibt. Weiterlesen „Der Beginn des Weges“