Papst Franziskus hat den Vorsitzenden der US-Bischofskonferenz empfangen. Das macht der zwar immer im Herbst, dieses Mal aber kommt er zusammen mit dem Missbrauchsbeauftragten des Papstes, Kardinal O’Malley. Das Thema ist klar.
Papst Franziskus wird im Februar kommenden Jahres alle Vorsitzender der Bischofskonferenzen weltweit nach Rom bitten, um über Missbrauch und vor allem über den Schutz von Kindern und anderen schwachen Menschen zu sprechen.
Die deutschen Bischöfe wollten am 25. September ihren eigenen Missbrauchsbericht vorstellen. Leider haben zwei Medien sich vorab Exemplare besorgt und gestern (Mittwoch) darüber berichtet. Wir hätten gerne alle gleichberechtigt berichtet, alle mit denselben Voraussetzungen, aber so ist das halt im Journalismus. Aber vielleicht ist das ja ein getarnter Segen, die Kirche hat halt nicht mehr die Hoheit über die Interpretation, das wird nun brutal sichtbar.
Die Ergebnisse sind niederschmetternd. Dimensionen, Zahlen, Verbreitung, in der Zusammenschau von Jahrzehnten ist das ganz, ganz bitter.
Pennsylvania, Chile, Deutschland
Und dann war da der Bericht aus Pennsylvania.
Und dann war da die traurige Geschichte um ex-Kardinal McCarrick und das Verdecken seiner kriminellen Vergangenheit.
Und dann war das der Text von ex-Nuntius Viganò.
Und dann war da und ist da immer noch Chile. Und Australien. Und die USA.
Missbrauch ist und bleibt Thema in der Kirche. Und zwar nicht nur ein Thema, es bleibt das Thema, da kommen wir nicht raus. Auch bei einer Podiumsdiskussion an diesem Montag in Frankfurt, wo es um das Weitwinkelobjektiv auf 5 Jahre Papst Franziskus gehen sollte, stand natürlich und berechtigterweise Missbrauch im Mittelpunkt.
Was erzähle ich hier? Das wissen Sie doch alles.
Ich erzähle das nur deswegen alles noch einmal, weil wir diese Tage mal wieder eine Verdichtung der Ereignisse erleben. Schlag auf Schlag, sozusagen. Das ist emotional wichtig, auch wenn es vielleicht die einzelen Teile der Geschichte zu sehr zu einem Gesamt vereint, aber so ist das eben. Auch das ist Teil des Berichtens.
Verdichtung der Ereignisse
Es muss noch mehr über dieses Thema geredet werden. Überall. Hinter verschlossenen Türen, wenn es um Personal geht. Öffentlich, wenn es um Würde und Schutz geht. Es muss über Prävention gesprochen worden. Und darüber, was diese Verbrechen möglich gemacht hat.
Ja, es ist kein ausschließlich kirchliches Thema. Ja, es wäre schön, wenn die Opfer anderen Missbrauchs dieselbe Aufmerksamkeit bekämen. Aber nein, wir dürfen nicht ablenken, Missbrauch in der Kirche ist besonders, hat eigene Ausprägungen und Voraussetzungen, und mit dem geistlichen und moralischen Anspruch der Kirche muss er auch eigens bearbeitet werden.
Es setzt sich langsam durch
Wie das darüber reden geht, setzt sich langsam bei uns durch. Erst mal zuhören, immer wieder zuhören. Dann mit Hilfe von außen auf die Strukturen schauen, die das möglich gemacht haben. Auf die Personen schauen, die Verantwortung haben und diejenigen stützen, die sich für all das einsetzen, was Opfer und Kirche jetzt brauchen.
Aber auch das wissen Sie alles. Auch wenn es noch nicht überall passiert, in Theorie wenigstens ist das klar.
Mein Punkt: Das Ganze ist noch längst nicht zu Ende. Längst nicht. Nicht nur, weil es immer noch Leute gibt, die meinen, diese Geschichten kämen von außen und seien der Kirche „zugefügt” worden. Nicht nur weil andere Länder und Kulturen noch nicht einmal angefangen haben, zu entdecken, dass es das auch bei ihnen gibt. Sondern schlicht weil wir noch nicht richtig begriffen haben, dass es kein zurück mehr gibt. Weiterlesen “Die Kirche wird eine andere sein – Wir müssen reden”