Zwischen meinem Besuch in Trier am vergangenen Wochenende und dem Beginn des Katholikentages habe ich einige Redaktionsbesuche gemacht. Natürlich war der Katholikentag Thema und mit dem Motto „Einen neuen Aufbruch wagen“ auch die Frage nach dem Gesundheitszustand der Kirche in Deutschland.
Dabei kam mehrfach die Frage auf, ob „Aufbruch“ noch das richtige Wort ist. Jemand hat sogar vorgeschlagen, „Einen neuen Abbruch wagen“ zu thematisieren. Und das war nicht zynisch oder verbittert gemeint. Jedenfalls habe ich es nicht so verstanden.
Erst habe ich das für einen cleveren Spruch gehalten, aber wenn man darüber nachdenkt, was wir in den vergangenen Jahren alles abgegeben, aufgegeben, aufgelöst, verloren haben, dann ist das schon ein Abbruch.
Kirche baut viel und renoviert und hat gute neue Ideen, und all das ist auch sehr erfreulich. Aber wir sollten uns nichts vormachen: Abgegeben haben wir auch. Ordenshäuser, Bildungseinrichtungen, Pfarreien, Initiativen, Zeitungen, die Liste ist lang.
Dabei ist das gute Managen wichtig. Geschenkt.
Was wir aber nicht so richtig wagen, ist das Abgeben. Mir scheint, dass wir nicht trauern, dass wir nicht die Wunden, die das alles schlägt, akzeptieren können. Wir haben Pläne und Konzepte, aber wenig Trauer.
Das mag unfair sein und es mag gute Gegenbeispiele geben: Ich bitte um Nennungen im Kommentar. Aber viel Vertrautes ist weg und es wird leider mit Aktivität zugedeckt.
Auch den Abbruch muss man wagen. Den Mut zur Wunde haben, zum Abgeben, zum Schnitt.