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Schlagwort: Benedikt XVI.

Ökumenische Erinnerung

Veröffentlicht am 14. November 2015

Ich mag rote Linien. Ich mag es, wenn man über Tagesaktualität hinaus sich alte Dinge hervor zieht, um die Gegenwart in neuem Licht oder anderer Perspektive zu sehen. Und wenn Papst Franziskus morgen – Sonntag – in der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde hier in Rom einen ökumenischen Gottesdienst feiert, dann lohnt es sich vielleicht, sich daran zu erinnern, dass die Päpste Benedikt XVI. und Johannes Paul II. das auch schon getan haben.

Beim letzten Besuch im März 2010 war ich schon in Rom, das habe ich damals mitbekommen. Die – frei auf deutsch gehaltene – Predigt von Papst Benedikt wirkt bis heute nach, die Gemeinde erinnert sich immer noch sehr gut:

“… Zum Christsein gehört das Wir-Sein in der Gemeinschaft seiner Jünger. Und da steht die Frage der Ökumene in uns auf: die Trauer darüber, daß wir dieses Wir zerrissen haben, daß wir doch den einen Weg in mehrere Wege zerteilen, und so das Zeugnis verdunkelt wird, das wir damit geben sollten, und die Liebe selbst nicht ihre volle Gestalt finden kann. Was sollen wir dazu sagen? Wir hören heute viele Klagen, die Ökumene sei zum Stillstand gekommen, Vorwürfe gegenseitig; ich denke aber, zu allererst sollten wir doch dankbar werden, daß es soviel Einheit gibt. Weiterlesen “Ökumenische Erinnerung”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige KircheSchlagwörter Benedikt XVI., Christuskirche, Gemeinde, Luther, Ökumene4 Kommentare zu Ökumenische Erinnerung

… bin ich zur Gewissheit gelangt …

Veröffentlicht am 11. Februar 201510. Februar 2015

Meine erste Reaktion auf die Nachricht vom angekündigten Rücktritt – heute vor genau zwei Jahren – war die geistige Handbewegung, alles vom Schreibtisch wegzuschieben, was da lag. Nichts war mehr wichtig, wir hatten ein neues Thema, DAS Thema. Ein wenig bin ich auch heute noch Stolz, dass ich das sofort geglaubt habe. Ein Techniker hatte mir das gesagt, direkt danach, er hatte den Papst gehört und soweit ist Latein vom Italienischen ja nicht weg. Rauf in die Redaktion, Ansage an die Kollegen (eine war in Altötting unterwegs, ein anderer in der Mittagspause, was man so alles im Gedächtnis behält). Und dann schnell die Nachricht geschrieben, erst noch mit einer vorschnellen Überschrift „tritt zurück“, was grammatikalisch nicht ganz korrekt war, kann man das doch sowohl in der Gegenwart als auch im Futur verstehen. Also schnell geändert. Und dann klingelte auch schon das Telefon … .

Ein Papst geht: Benedikt XVI. im Februar 2013
Ein Papst geht: Benedikt XVI. im Februar 2013

In meinen letzten Einträgen hier vor dem 11. Februar 2013 war es um alles Mögliche gegangen, hatte sich ja auch keiner vorstellen können, dass Papst Benedikt diesen Schritt macht. Annegret Kramp-Karrenbauer, die Ministerpräsidenten des Saarlandes, war in Rom gewesen und ich hatte ein Interview geführt. Und mit dem Chef der Malteserritter in Deutschland habe ich darüber gesprochen, was es bedeutet, heute ein „Ritter“ zu sein. Nicht wirklich die beste Voraussetzung für einen Papstrücktritt, aber was wusste ich schon?

„Der Mensch ist nicht allein. Er kann nur mit anderen, in Beziehung leben. Ich bin nur in Beziehung, nur vom andern her und durch den anderen; ohne ihn gäbe es mich nicht. Diese Bezogenheit auf den anderen ist keine Abhängigkeit, keine Einschränkung, wenn sie aus Liebe geschieht. Liebe ist eine schöpferische Macht, die den Anderen nicht beschränkt, sondern bereichert und sein Leben mit Sinn erfüllt.” Das sind Worte von Papst Benedikt bei der letzten Generalaudienz vor der Rücktrittsankündigung, nichts deutete auf eine Entscheidung hin.

Und dann die Ankündigung. „Liebe Mitbrüder! Ich habe euch zu diesem Konsistorium nicht nur wegen drei Heiligsprechungen zusammengerufen, sondern auch um euch eine Entscheidung von großer Wichtigkeit für das Leben der Kirche mitzuteilen. Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben.“ Weiterlesen “… bin ich zur Gewissheit gelangt …”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Geschichte, Rom, VatikanSchlagwörter 2013, Benedikt XVI., Geschichte, Konsistorium, Rücktritt23 Kommentare zu … bin ich zur Gewissheit gelangt …

Das doppelte Verbrechen

Veröffentlicht am 8. Januar 2015

Religion und Gewalt ist wieder Thema, die Brutalität von Paris hat das neu auf die Tagesordnung gesetzt. „Eine doppelte Verurteilung“ hätte der Vatikan, betonte Vize-Pressesprecher des Vatikans Ciro Benedettini vor Journalisten: einerseits für den „schrecklichen Akt der Gewalt“ an sich und andererseits für das Attentat auf die Pressefreiheit, die genauso wichtig sei wie die Religionsfreiheit. Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit auf Augenhöhe, bereits einige Male hat der Vatikan das so gesagt, die beiden Päpste Franziskus und Benedikt vorweg, aber nie war dieser Satz so wichtig wie heute.

Einige Leute meinen nun, das Attentat mit den veröffentlichten Mohamed Karikaturen in Charlie Hebdo in Verbindung bringen zu können. Aber damit hat das nichts zu tun. Die Mörder haben sie Menschen nicht umgebracht, weil Charlie Hebdo Karikaturen veröffentlicht hat. Die Mörder haben Menschen umgebracht, weil sie „niedere Beweggründe“ hatten, wie das Juristendeutsch das eindeutig zuordnet. Die Morde sind nicht zu begründen und schon gar nicht zu rechtfertigen.

Wobei ich bei einer Rede wäre, auf die uns heute der Vatican Insider noch einmal aufmerksam gemacht hat, eine Papstrede über Religion und Gewalt und die Moderne und die Vernunft. Benedikt XVI. hat sie gehalten und sie ist als „Regensburger Rede“ in die Geschichte eingegangen, schnell zerrissen und dann vergessen.

 

Dem Wesen Gottes zuwider

 

Das Argument finde ich aber gerade jetzt bedenkenswert: Zuerst sprach Benedikt davon, dass „Glaubensverbreitung durch Gewalt widersinnig ist. Sie steht im Widerspruch zum Wesen Gottes und zum Wesen der Seele“. „Gott hat kein Gefallen am Blut … und nicht vernunftgemäß, nicht „σὺν λόγω” zu handeln, ist dem Wesen Gottes zuwider“, zitiert Benedikt XVI. einen byzantinischen, klassisch-griechisch gebildeten oströmischen Kaiser, um dann fortzufahren: „Der Glaube ist Frucht der Seele, nicht des Körpers. Wer also jemanden zum Glauben führen will, braucht die Fähigkeit zur guten Rede und ein rechtes Denken, nicht aber Gewalt und Drohung… Um eine vernünftige Seele zu überzeugen, braucht man nicht seinen Arm, nicht Schlagwerkzeuge noch sonst eines der Mittel, durch die man jemanden mit dem Tod bedrohen kann…”.

Der entscheidende Satz in dieser Argumentation gegen Bekehrung durch Gewalt lautet: „Nicht vernunftgemäß handeln ist dem Wesen Gottes zuwider,“ eine theologische Aussage.

Benedikt XVI. fährt dann fort, über das in diesen Gedanken sichtbare Fundament zu sprechen, nämlich die in der griechischen Philosophie gegründete Vorstellung von Vernunft. Die Sorge, die er in der Rede zum Ausdruck bringt, ist die, dass die Forderung der Moderne, den Glauben zu „enthellenisieren“, Religion ins Subjektive verlegt. Weiterlesen “Das doppelte Verbrechen”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und VernunftSchlagwörter Benedikt XVI., Charlie Hebdo, Glaube, Mord, Paris, Pathologie, Regensburger Rede, Religion, Verbrechen, Vernunft35 Kommentare zu Das doppelte Verbrechen

Hermeneutik der Reform

Veröffentlicht am 12. November 20146. November 2014

Ohne dass jemand am Steuer stünde: Diesen unglücklichen Vergleich meinte ein prominenter Kardinal gebrauchen zu sollen, als er die Ergebnisse der Bischofssynode im Oktober beschrieb. Wir sind also angekommen, Teile der Kirche sehen in Papst Franziskus das Übel und sprechen ihm entweder den Willen oder die Fähigkeit ab, die Kirche zu leiten.

Was heißen soll: So zu leiten, wie sie es für richtig halten. Auch wenn ich ein großer Fan davon bin, die Konflikte nicht in den Mittelpunkt der Kirche zu rücken, braucht es doch einen klaren Blick darauf, um was es geht, damit wir uns nicht ins Boxhorn jagen lassen. Also: Die sich selber traditionsverbunden oder konservativ nennenden Katholiken wittern ein Ändern der Lehre und damit einen Abfall vom tradierten Glauben.

Eine der Annahmen der Kritik am Papst ist, dass die Begriffe „konservativ“ und „orthodox“ austauschbar sind. Diesen Gedanken habe ich bei Pater John O’Malley SJ gefunden, der damit in eine Debatte in den USA eingreift. Eine kluge Beobachtung, die ich mir gleich zu Nutzen mache.

 

Konservativ ist nicht automatisch gleich rechtgläubig

 

Nicht wandeln wollen und rechtgläubig sein – so darf ich die beiden Begriffe übersetzen – seien sozusagen zwei Seiten derselben Medaille. Mir scheint aber, und da stimme ich John O’Malley zu, dass das in diesem Automatismus nicht stimmt. Blicken wir nur zurück auf das Zweite Vatikanum, da gab es eine ganze Reihe von damals so genannten Progressiven – verstanden als Gegensatz zu konservativ – bei denen sich herausgestellt hat, dass sie und ihre Meinungen, Stellungnahmen und Texte sehr rechtgläubig waren.

Es hat Wandel stattgefunden, in vielen Punkten, nehmen wir nur das Verhältnis zu den Juden oder die Ökumene. Rechtgläubigkeit, die getreue Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation, hat im Wandel stattgefunden. Die selbsternannten Wahrer der Lehre sehen sich also als orthodoxer, der Lehre näher, als die zu diesem Zweck geweihten Bischöfe. Das finde ich einen erstaunlichen Befund.

Da gibt es Theologen, die so päpstlich sind, dass sie aus all dem Wandel den Schluss ziehen, wir könnten einen neuen Papst brauchen. Man ist nur dann treu, wenn der Papst das macht, was man selber will. Das hat Untertöne, nämlich die der Spaltung. Das will keiner zugeben, aber logisch gesehen ist das die Drohung, die folgt. Das ist weder orthodox noch konservativ. Weiterlesen “Hermeneutik der Reform”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Neulich im Internet, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Benedikt XVI., Bischofssynode, Franziskus, Hermeneutik, Kardinal, Kirche, konservativ, Konzil, Kritik, orthodox, Wandel188 Kommentare zu Hermeneutik der Reform

Zwei Päpste des Konzils

Veröffentlicht am 25. April 201425. April 2014

Am kommenden Sonntag wird Papst Franziskus zwei seiner Vorgänger heilig sprechen, die Päpste Johannes Paul II. und Johannes XXIII. Beide waren auf ihre jeweils eigene Art ‚Konzilspäpste’, auf Johannes ging die Einberufung zurück, ohne diesen Papst hätte es dieses Konzil nicht gegeben. Es war dann an Papst Paul VI., es zu Ende zu führen.

Karol Wojtyła war als Erzbischof von Krakau Teilnehmer beim Konzil und war an den theologischen Debatten beteiligt. In seinen Schreiben und Predigten ist er – wie auch sein Nachfolger Benedikt XVI. – von dieser Theologie und Erfahrung zutiefst geprägt.

Zur Vorbereitung zwei kurze Gedanken aus den Predigten zu den Seligsprechungen der beiden Päpste.

 

Aus der Predigt von Papst Johannes Paul II. bei der Seligsprechung von Papst Johannes XXIII. am 3. September 2000

 

JohannesXXIII
Papst Johannes XXIII.

„Von Papst Johannes ist allen Menschen das Bild eines lächelnden Gesichts und von zwei ausgebreiteten Armen zur Umarmung der ganzen Welt in Erinnerung geblieben. Wie viele Leute wurden von der Einfachheit seines Gemüts ergriffen, die begleitet wurde von einer umfassenden Erfahrung mit Menschen und Dingen! Der von ihm gebrachte „frische Wind“ betraf (..) die Art und Weise, sie darzulegen; neu war der Stil im Sprechen und Handeln, neu auch sein sympathisches Wesen, mit der er den gewöhnlichen Menschen und den Mächtigen der Erde begegnete. In diesem Geist berief er das II. Vatikanische Konzil ein, mit dem er eine neue Seite in der Kirchengeschichte aufschlug: Die Christen fühlten sich aufgerufen, das Evangelium mit neuem Mut und mit noch wachsamerer Aufmerksamkeit gegenüber den „Zeichen“ der Zeit zu verkünden. Das Konzil war in der Tat eine prophetische Eingebung dieses betagten Papstes, der – trotz mancher Schwierigkeiten – ein Zeitalter der Hoffnung für die Christen und die Menschheit eröffnete.“ Weiterlesen “Zwei Päpste des Konzils”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, VatikanSchlagwörter Benedikt XVI., Heiligsprechung, Johannes Paul II., Johannes XXIII., Konzil, Predigt, selig, SeligsprechungSchreiben Sie einen Kommentar zu Zwei Päpste des Konzils

Elende Geschichten

Veröffentlicht am 26. Februar 2014

Die Zukunft des Journalismus ist nicht die Übermittlung von Nachrichten, sondern das Erklären und die Einordnung: „News sources can’t just give us the facts. They must tell us what those facts mean.” Ein guter Artikel über unsere Branche.

Die These: Aus längeren, spannenden und nicht einfach zu verstehenden Zusammenhängen einfach Einzelsätze und Fakten herauszubrechen, wird dem Ganzen nicht gerecht. Kurz: Es geht um Verantwortung.

Der Artikel lag diesen Morgen gemeinsam mit einem weiteren auf meinem Desktop: La Stampa – eine italienische Zeitung – hatte einen Brief auf der Titelseite veröffentlicht, den Papst emeritus Benedikt ihnen geschrieben hatte. Italienische und dann auch andere Journalisten hatten pünktlich zum Jahrestag des Amtsverzichtes am 28. Februar spekuliert, ob denn dieser Verzicht denn überhaupt gültig gewesen sei.

Es ist wie beim Wort „umstritten“, indem ich es benutze, mache ich es wahr. Jemand schreibt, dass es Fragen zum Amtsverzicht gäbe, und allein dieses Schreiben macht die Fragen wahr, denn er selbst hat ja angefragt.

Es gibt aber keine kirchenrechtlichen Anfragen an den Amtsverzicht Benedikt XVI.

Was aber einige Kolleginnen und Kollegen nicht davon abhält, daraus trotzdem Artikel zu machen, weil es halt schön die Zeitung füllt und Kontrast, Konflikt, Streit und so weiter bringt.

Was mich wieder zum oben genannten Artikel bringt: verantwortungsbewusst dem Leser gegenüber ist das nicht. Und ich kann nur hoffen, dass es nicht die Zukunft des Journalismus ist.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Kirche und Medien, VatikanSchlagwörter Amtsverzicht, Benedikt XVI., Brief, Journalismus, Medien3 Kommentare zu Elende Geschichten

Der wahre Revolutionär

Veröffentlicht am 11. Februar 201411. Februar 2014

Papst Benedikt XVI. verlässt die GeneralaudienzAm 11. Februar 2013: Die revolutionäre Tat Papst Benedikt XVI., mit einem wachen Blick auf die Realität seinen Rücktritt anzukündigen. Damit habe dieser Papst das Papstamt für immer verändert lauteten viele Kommentare, auch der meine.

Ein Jahr später ist das irgendwie in den Hintergrund geraten. Franziskus wird auf eine Art und Weise mit dem Amt identifiziert, wie es bei Benedikt nie der Fall war. Und während der Rücktritt ja gerade Mensch und Amt wörtlich voneinander trennte, findet im Augenblick in den Augen der Öffentlichkeit das Gegenteil statt.

Nun kann man sagen, dass wir und noch nicht richtig daran gewöhnt haben, dass nun diese Möglichkeit eines Rücktritts besteht. Die Kirche denkt immer in Präzedenzfällen, und einen zurück getretenen Papst gibt es ja nun. Und dass das auch noch problemlos vonstatten geht, mit Treffen, Besuchen und einem geringen Maß an Öffentlichkeit, das ist um so mehr das Zeichen dafür, dass es kein Ausnahmefall bleiben wird. Irgendwann wird wieder ein Papst zurück treten, wer und wann das auch immer sein wird.

Bei all dem Revolutionären, mit dem Papst Franziskus im Augenblick in Verbindung gebracht wird, ist doch der bei weitem revolutionärste Akt immer noch der Rücktritt seines Vorgängers. Alles, was an Wandel derzeit in der Kirche geschieht, verdankt sich ihm. Danke, Papst Benedikt.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, VatikanSchlagwörter Benedikt XVI., Februar, Franziskus, Papstwahl, Revolution, Rücktritt, Wandel7 Kommentare zu Der wahre Revolutionär

Tastatur – Paparazzi

Veröffentlicht am 5. Januar 2014

Manche Menschen wollen genau wissen, wann genau der Papst und der Papst emeritus sich treffen, was sie essen, wie sie Weihnachten feiern und ob es bei beiden Weihnachtsbäume gegeben hat. Manche Menschen interessieren sich dafür, in genau welchem Beichtstuhl um wie viel Uhr ein gewisser vatikanischer Erzbischof sitzt. Auch scheint es „breaking news“ zu sein, wenn der Papst emeritus in ein Krankenhaus fährt, um seinen Bruder dort zu besuchen.

Nichts gegen human-interest-stories, wie das so schön heißt. Manchmal erzählen die sehr viel über den Menschen. Aber es gibt eine Grenze, und die Grenze ist der Kult, der Persönlichkeitskult. Wir in unserer Redaktion ziehen eine Grenze, wir berichten nicht über alles, auch nicht über alle Kontakte zwischen dem Papst und seinem Vorgänger, nur weil es einen Kontakt gegeben hat. Und wenn sich zeigt, dass eine Geschichte unvermeidbar ist, weil unsere Hörer und User sie hören und lesen möchten, dann machen wir sie, aber als Information, nicht als die „Nachricht des Tages“.

Leider ist die Entscheidung, was eigentlich Nachricht ist und was nicht, was wichtig ist und was nicht, gar nicht mehr so einfach. Ganz groß ist hier Twitter: Nicht denken, tippen! lautet scheinbar die Devise. Alles wird auf die gleichen 140 Zeichen heruntergebrochen, Wichtigkeiten gibt es nicht mehr.

Star-Kultur, der Wunsch, sich die schwierigen Themen nicht annehmen zu wollen, der Wunsch der Tastatur-Paparazzi, alles mögliche kommt zusammen und gaukelt uns vor, eine wichtige Information zu sein.

Das sind aber keine Nachrichten. Das ist reine Ablenkung von Nachrichten. Es lullt ein und gaukelt uns vor, interessant zu sein. Dabei ist es nichts anderes als nackter Konsum.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Benedikt XVI., Berichterstattung, Franziskus, Medien, Öffentlichkeit, Papst11 Kommentare zu Tastatur – Paparazzi

Neuer Wein und so weiter

Veröffentlicht am 24. November 201323. November 2013

In den 50 Jahren seit Konzilsbeginn hat sich einiges geändert. Vieles davon ist im vergangenen Jahr – dem ersten Konzilsgedenkjahr – erinnert worden. Viel Gutes ist passiert. Leider ist die Wahrnehmung nicht immer ganz so positiv.

Kritik in die eine und die andere Richtung an der Entwicklung gehören auch zur Debatte dazu, sie prägen und dominieren vielleicht sogar die Debatte. Dabei möchte ich einwenden, dass sich all diese Änderungen lassen sich nicht auf ein „noch nicht“ der Umsetzung oder ein „zuviel“ reduzieren.

Es gab Entwicklungen, die die Kirche heute nicht mehr so aussehen lassen, wie sie damals war. Die Konflikte, die die Kirche so lange beherrscht haben, die Art des Umgangs mit Problemen, die Form der Institutionen und auch Frömmigkeitsformen sind Veränderungen unterworfen, die von uns verlangen, einen neuen Blick auf die Realität der Kirche zu werfen.

Das hört sich jetzt wie eine Sonntagsrede an, hat aber seinen Kern im Satz Jesu „Neuen Wein in neue Schläuche“. Wer die Probleme von heute mit den Instrumenten der Auseinandersetzung von vor 20 oder 40 Jahren betrachtet und immer nur dieselben Antworten vorzuweisen hat, der wird der Realität nicht gerecht. Es lohnt sich hier, sich einmal John Allens Buch „Das Neue Gesicht der Kirche“ vorzunehmen: Ganz vorurteilsfrei beschreibt der Journalist darin Trends, die die Kirche verändern und weiter verändern werden und die nichts oder nur wenig mit den alten Parteiungen von „konservativ“ und „progressiv“ zu tun haben. In den Worten des Konzils selber: „Die Zeichen der Zeit erkennen“, nicht nur die Zeichen von damals ins heute verlegen und wiederholen und wiederholen.

Oder in den Worten des Apple-Gurus Steve Jobs: Es gibt nicht mehr konservativ und progressiv, sondern nur noch konstruktiv und destruktiv.

Wenn ich heute höre, wie immer noch die alten Parolen gesungen werden, fühle ich mich an das Gießen von Beton erinnert, der verhindern soll, dass sich etwas ändert. In die eine und auch in die andere Richtung.

Man kann also dieses Jahr des Glaubens und des Denkens an das Konzil verstehen als ein Aggiornamento des Aggiornamento. Der Blick soll nach vorne gerichtet sein, nicht im Gedenken an das gestern verharren.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Glaube und Vernunft, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Benedikt XVI., Debatte, Jahr des Glaubens, Kirche, Konzil9 Kommentare zu Neuer Wein und so weiter

Haben Sie es bemerkt? Ein Jahr geht zu Ende

Veröffentlicht am 19. November 201319. November 2013

Für Benedikt XVI. war es ein Herzensanliegen und Franziskus hat es in seiner ganz eigenen Art geprägt: Am kommenden Wochenende geht das „Jahr des Glaubens“ zu Ende. Nicht wirklich ein Zentrum der Aufmerksamkeit, es gab zwar ein Logo und jede Menge Veranstaltungen, die unter diesem Logo auftraten, aber wirklich geprägt hat es die Kirche nicht. Bitte korrigieren Sie mich, wenn ich das falsch sehe.

Innerkirchlich gab es viele andere Themen, die dringender schienen, den Dialogprozess in Deutschland etwa, dann die Geschichten um Vatileaks und Bischofsbauten, um Missbrauchsaufarbeitung und die Pille danach, etc. Wirklich beschäftigt hat das Thema nicht.

„Porta Fidei“ hieß das Dokument, das Benedikt XVI. an den Anfang gestellt hatte. Er wollte „den Weg des Glaubens Wiederentdeckung, um die Freude und die erneute Begeisterung der Begegnung mit Christus“ deutlicher zu Tage treten zu lassen. Die Formulierung ist ganz Benedikt, aber der Inhalt könnte auch Franziskus sein. Immerhin beendet der neue Papst das Jahr in der kommenden Woche mit einem Schreiben, das „Evangelii Gaudium“, Freude des Evangeliums, heißen wird.

 

Der Gesundheitszustand des Christentums

 

Es gab eine Bischofssynode zum Thema, vor allem hatte diese Synode ein gutes Vorbereitungsdokument, wie ich immer noch finde. Viele Dinge, die sich immer noch lohnen, nachzulesen. Die Kirche soll keine „Firma“ sein und sich nach Taktiken umschauen, heißt es da, es geht um zeitgemäße Ausdrucksformen unter den Bedingungen heute. Was könnte zentraler sein?

Drei Dinge möchte ich zum Ende des Jahres noch einmal nennen.

Erstens: Unser Glaube ist dynamisch, er lebt von der Weitergabe, die Verkündigung ist in seine genetische Struktur eingewebt. Das ist gang unabhängig davon, wer gerade Papst oder Bischof ist und wie neu diese Einsicht formuliert ist. Weiterlesen “Haben Sie es bemerkt? Ein Jahr geht zu Ende”

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Anonymus

Veröffentlicht am 22. August 2013

Ein wenig ärgerlich ist das schon: Seit Monaten, genau seit dem 11. Februar, verbreiten viele Vatikanbeobachter – und da schließe ich mich ein – die Version, dass der Grund für den Rücktritt des Papstes genau der ist, den Benedikt XVI. selber angegeben hat. Keiner wollte es glauben, Spekulationen über Komplotte waren viel sexier. Und jetzt gibt es eine anonyme Quelle, und alle verkaufen es als „News“ und heben es in die Schlagzeile und oben auf die Webseite.

Der Vernunft und der Erfahrung wird nicht geglaubt, nur der anonymen Quelle. Und obwohl so viele das immer wieder gesagt haben, heißen die Titel nun „Warum er wirklich zurücktrat“. Peinlich.

Aber auch nachdem ich mich abgeregt habe, bleibt ein fahler Geschmack. Ich wünsche dem emeritierten Papst einerseits einen ruhigen Lebensabend, andererseits aber auch Besucher. Es wäre ja unmenschlich, ihn alleine und abgeschnitten leben zu lassen. Das geht aber nur zusammen, wenn sich Besucher bei ihm nicht nachher als anonyme Quellen zitieren lassen. Das ist stillos und unverschämt, um einmal ganz altmodische Begriffe zu benutzen.

Und wenn wir nachdenken: Was ist eigentlich Neues an der Neuigkeit? Papst Benedikt sagt von sich, dass er „die Geister unterschieden hat“, wie es in der geistlichen Tradition heißt, also versucht hat, Gottes Willen für sich zu hören. Dass die anonyme Quelle daraus „Gott hat es mir gesagt“ gemacht hat – ein ganz und gar unbenediktinischer Satz – verstellt die Wahrheit, dass es sich hier um ein Gebet handelt. Das steht ganz und gar nicht im Gegensatz zur Frage des Alters und der körperlichen Schwäche, im Gegenteil. Natur und Gnade gehören zusammen, der Wille Gottes klingt nicht wie eine Stimme aus dem „off“, sondern äußert sich in Geist und Körper und inneren Bewegungen.

Wir haben also in der ach so spektakulären Geschichte nichts Neues erfahren. Und die Moral von der Geschicht’? Ich weiß nicht recht. Dass Geheimniskrämerei immer noch mehr zählt als Erfahrung und Wissen. Dass voyeuristische Berichterstattung nicht wirklich News bringt. Dass Benedikt XVI. nur dann einen ruhigen Lebensabend verbringen kann, wenn wir ihn auch lassen.

 

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Interview, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, VatikanSchlagwörter anonym, Audienz, Benedikt XVI., Besuch, Grund, Medien, Motiv, Rücktritt, Spekulation25 Kommentare zu Anonymus

Von Benedikt zu Franziskus: Ein Prozess

Veröffentlicht am 30. Juni 201330. Juni 2013

Als Benedikt XVI. 2005 den Begriff der „Hermeneutik der Reform“ prägte, die eine „Hermeneutik der Kontinuität“ sei, war das natürlich auf das Zweite Vatikanum bezogen. Der Umgang mit dem Konzil ist emotional aufgeladen, Benedikt wollte eine sachliche Debatte.

Nun aber beschleicht mich der Verdacht, dass diese Debatte um „Bruch“ und „Kontinuität“ auch mit Bezug auf Benedikt und seinen Nachfolger Franziskus geführt wird. Kein Blatt passe zwischen die beiden sagen die einen, Franziskus sei ein ganz anderer Papst und stehe für völlig anderes, behaupten andere. Ist da also ein Bruch? Oder ist die Kontinuität stärker? Oder ist das – und hier wäre meine Position – nicht die völlig falsche Frage, die nur Päpste vor die jeweils eigenen Karren spannen wollen?

Für diesen Sonntag habe ich eine Sendung mit dem Dominikanerpater und Theologieprofessor Carsten Barwasser gemacht. Dabei kamen wir auch auf die Frage nach Bruch oder Kontinuität zu sprechen und die Antworten könnte man auch auf die Nachfolgefrage beziehen, so gelassen und gut sind sie.

 

„Die Hermeneutik des Bruchs ist etwas, das grob eingeteilt rechts und links gemeinsam haben. ‚Das Zweite Vatikanische Konzil ist ein Bruch mit der Tradition, das ist gut weil damit der ganze Mist, der davor war, weggeräumt ist und wir jetzt von Null anfangen können’: Das wäre eher die progessistisch-linke Position, wenn man es denn so nennen will. Und die andere, die traditionelle Interpretation sagt: ‚Das ist ein Bruch mit der Tradition und das ist schlecht und deswegen ist das Konzil verantwortlich für alles, was anschließend an Krise und Zusammenbrechen von kirchlichen Strukturen und Berufungen und so weiter’. Das sind diese beiden Extrempositionen, die sich aber in dem einen Punkt beide treffen: dass das Konzil ein Bruch war. Weiterlesen “Von Benedikt zu Franziskus: Ein Prozess”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Benedikt XVI., Bruch, Franziskus, Hermeneutik, Kontinuität, Konzil, Prozess, Theologie, Vatikanum11 Kommentare zu Von Benedikt zu Franziskus: Ein Prozess

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