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Schlagwort: Bevölkerung

Wir erschaffen die Probleme

Veröffentlicht am 13. November 201511. November 2015

Die Flüchtlingsdebatte hat das Gesicht von Kanzlerin und Ministern, nicht mehr ausschließlich das von Booten und weinenden Kindern und Menschen, die ihr ganzes Hab und Gut über einen Zaun zu bringen versuchen. Das ist gut so. Immer mehr wird über die Politik gesprochen und darüber, was man tun muss und darf und soll und kann. Angefangen in Bayern wird jetzt in ganz Deutschland samt Berlin zum Beispiel über die Reduzierung von Familiennachführung gestritten. Die Kirche – Kardinal Woelki aus Köln – ist dafür, viele andere dagegen, weil sie sich davon eine machbare Beschränkung erhoffen.

Zunächst einmal finde ich das gut, dass die Debatte nun mehr politisch geführt wird. Wir Journalisten schaffen Bilder, von denen wir hoffen, dass sie Mitleid schaffen. Das ist im Übermaß passiert, wie will man auch anders berichten von Menschen, die alles verloren haben oder alles aufgeben, die kein Land mehr haben oder keine Zukunft mehr. Die Bilder wollen uns beteiligen an dem Schicksal.

Aber gleichzeitig schaffen diese Bilder auch Angst. Sorge, mit alldem nicht fertig zu werden und die Ahnung, dass sich sehr, sehr viel ändern wird.

Hans Rosling erklärt die Welt.
Hans Rosling erklärt die Welt.

Aber wie dem auch sei, es ist eigentlich gar nicht die Aufgabe von Journalisten, nur solche Bilder zu schaffen. Wir sollen nicht nur mit dem Herzen auf diese Situation reagieren, sondern auch mit dem Hirn. Dazu brauchen wir Information über die Welt, nicht das Aufrufen von Emotionen. Der Verstand sollte uns Dinge beibringen, Optionen zeigen und dann klug entscheiden lassen, in einer Demokratie. Mitleid ist gut. Trauer ist gut, das hat uns Papst Franziskus bei seinem Besuch auf Lampedusa gesagt, erst einmal müssen wir trauern um den Tod so vieler Brüder und Schwestern. Geholfen wird ihnen aber mit dem Hirn genauso viel wie mit dem Herzen.

 

Hirn und Herz

 

Deswegen finde ich gut, dass die Debatte jetzt nicht nur mit Flüchtlings- und Migranten-Bildern geführt wird.

Vor einigen Jahren habe ich hier an dieser Stelle schon mal über einen Vortrag von Hans Rosling berichtet. Ihn bei einer Veranstaltung zu hören hatte ich jetzt noch mal das Vergnügen. Seine These: Wir verarbeiten Informationen auf der Basis von Mythen. Profis genauso wie einfache Nutzer. Wir haben verlernt, unsere Infos einem Update zu unterwerfen.

Rolling sprach von der Flüchtlingskrise. Seinen Statistiken nach kommen Flüchtlinge und Migranten vor allem aus Ländern, die bereits einen sozialen und ökonomischen Aufstieg erlebt haben und erleben, wo Menschen also gelernt haben, eine Wahl zu haben. Also nicht aus den ärmsten der armen Ländern, sondern aus Ländern, wo es bereits Bildung und Aufstieg und Verbesserung der Lebensverhältnisse gab und gibt, so gering sie auch sein mögen.

Die Bevölkerungsentwicklung ist ein anderes Beispiel: Der „Alte Westen“ wird im Jahr 2100 weniger als 10 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Afrika dagegen wird vier mal so viele Einwohner haben wie ganz Europa, Russland eingeschlossen (siehe Foto). Nachzuhören ist Rosling hier.

Buchstabieren wir das einmal aus: Wir sehen im Augenblick erst den Anfang, wenn im Augenblick in Europa dieselbe Anzahl Menschen wie in Afrika leben, werden es Ende des Jahrhunderst viermal so viele Menschen sein, die moderner leben, die Strom haben und Kinder in der Schule, die also bewusste Entscheidungen über ihr Leben getroffen haben und treffen – wenn auch auf ökonomisch geringerem Niveau – und die dann entscheiden, dass es in Europa besser wäre. Wir sehen erst den Anfang.

 

Erst der Anfang

 

Bisher reagieren wir darauf falsch, viele Probleme werden von uns aus erst geschaffen. Zum Beispiel das Risiko der Überfahrt über das Mittelmehr. Wir regen uns über den Zaun auf, den Ungarn an seiner Grenze baut? Zurecht, da sehen wir weinende Kinder und verzweifelte Eltern auf dem TV-Schirm. Aber das ist nichts gegen die Grenzen, die wir gegen sicheres Reisen bauen. Warum lassen wir die Menschen nicht fliegen? Es gibt Mechanismen, die sich darum kümmern. Wenn sie ein Recht haben, lassen wir sie ein sicheres Transportmittel nehmen. Auch die EU kennt das Prinzip der Nichtzurückweisung, warum setzen wir das nicht sicher um sondern zwingen die Menschen auf Boote?

Hilfe für die Menschen auf diesen Booten und an den Grenzen ist das eine. Das sind die Bilder des Mitleids. Aber es sind eben auch die Gründe zu suchen, und die liegen oft bei uns. Wir schaffen erst die unsicheren Fluchtrouten, weil wir und dann sicherer fühlen und weil wir in der Illusion leben, die entstehenden Bewegungen aufhalten zu können. Das können wir aber nicht.

Ich darf noch einmal Hans Rosling zitieren. Er berichtet von der Hilfe für Flüchtlinge in seinem Land, Schweden. Dort wird das Geld, das Flüchtlingen insgesamt zur Verfügung gestellt wird, zunehmend in Schweden selbst eingesetzt. Das ist das Dümmste, was man tun kann. Schweden hat sein komplettes Budget für Hilfe für Flüchtlinge in Schweden ausgegeben, kaum Geld geht nach draußen. Und das löst nicht nur das Problem nicht, sondern es macht es schlimmer. Das Resultat ist nämlich eine faktische Kürzung der Entwicklungshilfe. Mit dem Ergebnis, dass immer mehr Menschen den Anreiz spüren, von dort weg zu gehen, wo ihnen eh keiner hilft. Das Ergebnis müsste eine Erhöhung der Entwicklungshilfe sein, stattdessen schaffen wir uns unsere Probleme der Zukunft gerade erst.

Also, der Verstand ist wichtig, Informationen sind wichtig, ein vorurteilsfreies Schauen auf die Realitäten ist wichtig. Und ein Eingestehen, dass es Entwicklungen gibt, die wir nicht aufhalten können, die es aber zu gestalten gilt. Und deswegen gehört das in die politische Debatte.

 

Kategorien Allgemein, Glaube und Gerechtigkeit, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Bevölkerung, Europa, Flüchtlinge, Politik, Statistik21 Kommentare zu Wir erschaffen die Probleme

Augen auf!

Veröffentlicht am 16. November 201316. November 2013
Hans Rosling in action bei der Tagung der EBU
Hans Rosling in action bei der Tagung der EBU

„Die Realität ist in Wirklichkeit ganz anders.” Eine geniale Aussage eines meiner Geschichtsprofessoren in Gießen, Peter Moraw. Und ihre Wahrheit dieser Einsicht wird immer wieder unter Beweis gestellt, zum Beispiel bei einer Tagung von Journalisten von öffentlich-rechtlichen Sendern, an der ich in dieser Woche für Radio Vatikan teilgenommen habe.

Eingeladen war Hans Rosling, „the man who brought sexy to statistics“. Ein schwedischer Professor, der an seinem Institut eine Software entwickelt hat, um statistische Daten zur Entwicklung der Welt nutzbar zu machen, darstellbar und auswertbar. Und der exerzierte nun mit uns Journalisten durch, wie schlecht wir über unsere Welt Bescheid wissen. Einige ältere Vorträge von Rosling kann man als TED-Auftritte im Netz sehen.

Peinlich war das schon, vor allem, wenn man in die gequälten Gesichter der Kolleginnen und Kollegen blickte, die vor allem Außenpolitik und Entwicklung und dergleichen Geschichten machen.

Rosling brachte uns zum Beispiel bei, dass die Anzahl der Kinder auf dem Planeten nicht mehr wächst. Vorher hatten wir das völlig anders eingeschätzt. Die Weltbevölkerung wächst, aber die Anzahl der Kinder bleibt etwa konstant. Ähnlich ging es uns bei Annahmen zu Alphabetisierung, bei Impfungen oder sonstigen Daten über die Weltbevölkerung.

Seine Analyse: Das Problem ist nicht, dass es keine Daten gäbe, sondern dass wir – Journalisten – mit fertigen Vorstellungen dort heran gehen. Weiterlesen “Augen auf!”

Kategorien AllgemeinSchlagwörter Bevölkerung, Daten, EBU, Entwicklung, Journalismus, Rosling, Statistik, TED, Welt, Wissen10 Kommentare zu Augen auf!

Familie sein dagegen sehr …

Veröffentlicht am 21. Dezember 201221. Dezember 2012

Es sind sehr dissonante Töne, die uns im Augenblick beim Thema ‚Familie’ im Augenblick begegnen. Da ist zum einen der von interessierten Gruppen anzestimmte Lärm um die Äußerungen des Papstes zum Thema Ehe und Familie. Da ist der Bischof von Essen, der davon spricht, dass man keiner Sozialromantik anhängen soll, wenn man sich heute um Familien kümmern will. Und da ist der bei allen online-Medien einen Tag lang auf Platz Eins stehende Bericht des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, dass die Deutschen immer weniger Kinder bekommen. Die drei Sachen haben erst einmal wenig miteinander zu tun, gehören aber dann doch irgendwie zusammen. Dazu kommt noch die Ansprache von Papst Benedikt XVI. an diesem Freitag, in der er noch einmal lang und ausführlich auf das Thema Familie eingeht.

Es geht schlicht darum, was wir unter einer Familie verstehen wollen. Und zu Weihnachten ist Familie ja traditionsgemäß ein Thema.

 

In Sozialkompetenz ein Komplettversager

 

Also fange ich mit einem Zitat aus der Süddeutschen Zeitung an: „Wirtschaftlich scheint Deutschland ein Musterschüler, in Sachen Sozialkompetenz jedoch ein Komplettversager zu sein.“ Eine Studie scheint uns zu bescheinigen, dass in Sachen Familienleben in Deutschland nicht viel los ist. Noch einmal die SZ: Kinder zu bekommen sei unattraktiv geworden, Schuld daran sei unter anderem „das kulturelle Leitbild von einer ‚guten Mutter’, die zu Hause bei den Kindern bleibt.“ Der Spiegel schreibt sogar noch klarer: „Schuld sind alte Rollenbilder – und der Wunsch nach Selbstverwirklichung”. Weiterlesen “Familie sein dagegen sehr …”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Benedikt XVI., Bevölkerung, Entwicklung, Familie, Friedensbotschaft, Konflikt, Kurie, Streit, Weihnachten9 Kommentare zu Familie sein dagegen sehr …

Liebes Baby sieben-Milliarden …

Veröffentlicht am 5. November 2011

Ein Brief des Chefs von Radio Vatikan, Pater Federico Lombardi, an das den neugeborenen Erdenbürger 7.000.000.000.

Liebes Baby Sieben-Milliarden, ich weiß nicht, ob du ein Junge oder ein Mädchen bist, ob du Inder oder Chinese bist, in einer Stadt oder in einem Dorf geboren wurdest, oder ob du nicht vielleicht in der Steppe oder in einem Iglu geboren wurdest, oder auf einer Insel, oder auf der Flucht in einem Zelt. Ich weiß nicht, ob du krank oder gesund bist oder eine Behinderung hast. Ich weiß nicht, ob dich beide Eltern umarmt haben, oder nur deine Mutter. Ich weiß nicht, ob man dir und deinen Gleichaltrigen gesagt hat, dass ihr zu viele oder zu wenige seid. Das ist für mich heute nicht wichtig.

Die Welt, in der du ankommst, ist ziemlich kompliziert und nicht für jeden gastfreundlich. Wir sind nicht wirklich gut darin gewesen, sie auf dich vorzubereiten. Die Chefs der reichsten und mächtigsten Völker treffen sich gerade, um zu beraten, wie man vorwärts kommen könne, ohne andere Desaster herbeizuschwören, und auch wir fragen uns, wie dein Morgen aussehen wird.

Heute aber möchte ich dir sagen, dass du einzigartig bist und verschieden von allen anderen, dass du ein wunderbares Geschenk bist, ein Wunder, dass dein Geist immer leben wird, und dass du willkommen bist. Wir wünschen dir, dass deinem Lächeln immer das Lächeln eines anderen begegnet, und dass dich jemand umarmt, wenn du weinst. Dass du zur Schule gehen kannst und nicht Hunger leidest. Dass jemand klug auf deine Fragen antwortet und dich ermutigt, Initiative zu ergreifen und Verantwortung zu übernehmen. Dass du den anderen hilfst, dass du wächst, dass du mit deiner Familie lebst und arbeitest, mit deinen Freunden, in Frieden und Freiheit in deinem Land und auf der Erde. Dass du verstehen mögest, dass dein Leben über den Tod hinaus einen Sinn hat. Denn dazu bist du geboren. Dein Schöpfer und Vater hat dich dafür geschaffen. Wir tun unseren Teil, damit das möglich wird; tue du den deinen, denn deine Zukunft wird auch von dir abhängen, genauso wie das Willkommen für das Baby Acht-Milliarden.

Kategorien Allgemein, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Bevölkerung, Glauben und Welt, Menschsein, Pater Lombardi, Verantwortung3 Kommentare zu Liebes Baby sieben-Milliarden …

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