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Schlagwort: Buch

Papstbuch: Das Nehemia-Projekt

Veröffentlicht am 4. Dezember 20204. Dezember 2020
Träumen ist keine Phantasterei Ein sehr persönlicher Papst

Es geht um etwas, was uns übersteigt. Was größer ist. Wohin wir nur kommen, wenn wir uns zu träumen erlauben. Träumen ist keine Phantasterei, träumen bedeutet hinaufreichen, über den Horizont blicken, sich nicht von vermeintlichen Mauern einschränken zu lassen.

So etwas braucht es heute. Und deswegen hat Papst Franziskus ein Buch darüber geschrieben. Heute kommt es auf den Markt: „Wage zu Träumen! Mit Zuversicht aus der Krise.” Es ist kein Ratgeber-Buch, kein seichter Ermutiger. Es ist ein Projekt, das Großes will.

Träumen ist keine Phantasterei

Das Träumen war immer schon wichtig für diesen Papst. „Ich träume von einer missionarischen Entscheidung, die fähig ist, alles zu verwandeln…“ schreibt er in Evangelii Gaudium (27). Traum ist ein Schritt zur Veränderung, zum Wandel. Traum ermöglicht. In den Augen des Papstes selbst da, wo wir das gar nicht mehr sehen. Deswegen ruft er zum Beispiel Obdachlosen zu „Hört nicht auf zu träumen!“ Das Träumen, von dem der Papst spricht, ist kein Rückzug. Kein in sich Kehren, keine Innerlichkeit. Es will zu konkretem Handeln führen.

Dieses Buch will träumen. Was aus diesem Papst aber keinen Traumtänzer macht, im Gegenteil. Träumen ist nicht etwa eine Abkehr vom Realismus. Es braucht einen geschärften und ideologiefreien Blick auf die Wirklichkeit, um träumen zu können. Und träumerisch-realistisch war auch schon die jüngste Enzyklika. Und so kommt auch der ins Buch. Manchmal holzschnittartig, immer aufrüttelnd, oft sehr persönlich.

Ein sehr persönliches Buch

Wie gesagt, es ist ein sehr persönliches Buch geworden, vielleicht das Persönlichste. Der Papst erzählt von eigenen Krisen, von Rückschlägen und seiner Krankheit und berichtet auch vom Frust, den er damals in Deutschland erlebt hat. Aber er berichtet auch von dem, was er etwa im Studium von Romano Guardini gelernt hat. Über den wollte er ja promovieren, woraus nichts wurde. Aber geprägt hat Guardini den Papst sehr: „Guardini hat mir den Wert des unfertigen Denkens gezeigt. Er entwickelt einen Gedanken, aber dann begleitet er dich nur bis zu einem Punkt, bevor er dich innehalten lässt, um dir Raum zum Nachdenken zu geben. Er schafft einen Raum, in dem du der Wahrheit begegnen kannst.“

An dieser Stelle werde ich sicherlich noch auf das Buch zurück kommen, zuerst aber vielleicht zwei Dinge. Erstens: es lohnt die Lektüre!

Aufbau gegen Widerstände

Und zweitens möchte ich einen Aufruf des Papstes heraus nehmen, den ich für bezeichnend halte: das Nehemia-Projekt. Der Papst spricht über den Propheten und das alttestamentliche Buch gleichen Namens, in dem es um den Wiederaufbau Jerusalems nach der Katastrophe geht. Um Aufbau auch gegen Widerstände von außen. Und um die Freude, die Stärke schenkt. Das ist das, was ihn an Nehemia beschäftigt und wo er Berührungspunkte zu seinem eigenen Traum-Wagnis sieht. Und so schreibt er:

„Jetzt ist der Augenblick für ein neues Nehemia-Projekt gekommen, einen neuen Humanismus, der die Aufbrüche von Geschwisterlichkeit nutzbar machen und der der Globalisierung der Gleichgültigkeit und der Hyperinflation des Individuellen ein Ende setzen kann. Wir müssen wieder das Gefühl haben, dass wir einander brauchen, dass wir eine Verantwortung für andere haben“.

Und damit wären wir auch beim Anlass des Buches: wie kommen wir aus der Corona-Krise heraus? Was wollen wir danach aufbauen? Wie unsere Welt, in der so viel zusammen gebrochen sein wird, neu gestalten? Dass Papst Franziskus mit der Art und Weise, wir wir unsere Welt vor allem wirtschaftlich geordnet haben, nicht einverstanden ist, ist kein Geheimnis. Auch aus religiösen Gründen nicht. Aber während der Papst in der Vergangenheit eher allgemein gesprochen hatte, ist es nun eine sehr konkrete und weltweite Krise, für die er eine Perspektive entwickelt.

Man kommt nicht so aus einer Krise heraus, wie man hinein gegangen ist, das ist das Mantra des Buchs. Und deswegen: „Wir brauchen die Fähigkeit der stillen Reflexion, Rückzugsorte von der Tyrannei des Dringenden.“ Wir brauchen die Fähigkeit zu träumen.

Was will der Papst mit seinem Buch?

Was will der Papst mit seinem Buch? Zunächst einmal nimmt er eine von ihm gewohnte Perspektive ein: Man sieht die Realität besser von ihren Schwachstellen aus, von der Peripherie. Das wird in der Krise besonders sichtbar. Nicht die Stärken bestimmen seinen Blick auf die Welt, sondern eben diese Schwächen.

Mit diesem Blick schaut er auf Covid, aber daneben zählt er auch die anderen Schwächen und Krisen der Welt auf, die im Augenblick in den Hintergrund gerückt sind, etwa fehlende Schulbildung für viele Kinder oder den Hunger. Seine Angst ist, dass wir alle hart daran arbeiten, den Zustand von vor der Krise wieder her zu stellen. Seine Angst ist es auch, dass das, was in der Krise sichtbar geworden ist, nachher wieder zugedeckt wird. Und so einsichtig das ist für Menschen, deren Existenz jetzt bedroht ist, so war das System von davor doch Teil des Problems. Deswegen sein Mantra: Man kommt nicht so aus einer Krise heraus, wie man hinein gegangen ist. Es ist an uns, das zu gestalten.

Das Mantra des Papstes

Und genau darum geht es in dem Buch: gestalten. Die Gleichgültigkeit und das sich nicht zum Nachbarn und Schöpfung kümmern, das seien keine Optionen mehr. Leider sei unsere wirtschaftliche und gesellschaftliche Welt genau darauf aufgebaut. Und geschützt werde das von einer inneren Haltung, der – wie er es nennt – „abgeschlossenen Geisteshaltung“, der er eine großen Teil des Buches widmet. Es ist eben keine abstrakte Kritik am „System“, sondern konkret, für jede und jeden handhabbar. Wir können auf uns selber schauen, wenn es um die Überwindung der Krise geht. Und das ist sein Anliegen.

Nicht „man müsste mal“, sondern ganz praktische schauen auf sich selbst und die eigene Haltung und das eigene Herauskommen aus der Krise. Natürlich hat der Papst auch wieder Wirtschaftskritik im Gepäck, das Wachstums-Prinzip sei nicht länger haltbar. Er argumentiert auch für ein Gundeinkommen und hat andere konkrete Ideen. Aber der Kern ist dann doch das, was wir geistlich als „Umkehr“ bezeichnen.

Der „Feind der menschlichen Natur“

So ist der spannendste Teil des Buchs eben die spirituelle Anleitung. Er spricht vom „Feind der menschlichen Natur“, also von dem, was uns von uns selbst, vom Nächsten und von Gott entfernt und letztlich destruktiv ist. Er macht sichtbar, wie dieser „Feind“ agiert und unser Leben beeinflusst. Er bedient sich durchweg einer spirituellen Sprache, welche die Worte Versuchung, böser Geist, Geisteshaltung und Demut kennt.

Der Schlussakkord: Wenn wir besser aus dieser Krise herauskommen wollen, müssen wir die Idee zurück gewinnen, dass wir als Volk ein gemeinsames Ziel haben. Die Pandemie hat uns daran erinnert, dass niemand alleine gerettet wird.

Das Ziel Gemeinwohl, das Ziel „träumen”

Gemeinwohl ist das Ziel, ausgedrückt in dem in unserer Sprache vielleicht etwas sperrig klingenden Wort „Volk“. Gemeinwohl ist viel mehr als die Summe des Wohls der Einzelnen. Und das ist ja aktuell, wie der Impfstoff-Nationalismus dieser Tage sehr deutlich zeigt.

„Indem wir diese Fragen stellen, öffnen wir uns für das Handeln des Geistes. Wir können beginnen zu unterscheiden, neue Möglichkeiten sehen, wenigstens in den kleinen Dingen um uns herum oder in den alltäglichen Dingen, die wir tun. Und indem wir uns diesen kleinen Dinge überlassen, beginnen wir, uns eine neue Weise des gemeinsamen Lebens vorzustellen, des Dienstes an unseren geliebten Mitgeschöpfen. Wir können anfangen, zu träumen.“

Was den Papst interessiert, sind nicht einzelne Rezepte, sondern der Prozess des Wandels. Es geht ihm religiös gesprochen um die Dynamik der Bekehrung. Um ein „Pilgern“, ein sich bewegen, ein nicht da stehen bleiben, wo man es vermeintlich behaglich eingerichtet hat und wohin man zurück will. Das geht aber nicht mehr,

Denn noch einmal: „Lange Zeit dachten wir, wir könnten in einer kranken Welt gesund sein. Aber die Krise hat uns vor Augen geführt, wie wichtig es ist, für eine gesunde Welt zu arbeiten“. Wir kommen nicht aus der Krise heraus, wie wir hinein gegangen sind. Es ist an uns, das zu gestalten.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Aufbau, Buch, Corona, Covid, Gesellschaft, Krise, Papst Franziskus, Politik, War zu Träumen6 Kommentare zu Papstbuch: Das Nehemia-Projekt

Franziskus und Covid – eigene Krisen und gemeinsames Lernen

Veröffentlicht am 24. November 202023. November 2020
Papstbuch zu Corona Was habe ich gelernt, als mir der Tod vor Augen stand? Die italienische Zeitung La Repubblica vom Montag

Krisen lösen etwas aus. Und wenn wir aufmerksam sind, dann können wir aus ihnen etwas lernen. So in etwa die Kurzversion von den ersten Gedanken aus dem kommende Woche erscheinenden Papstbuch zu Corona. Gestern – Montag – gab es einen ersten Vorabdruck in der italienischen Tageszeitung La Repubblica.

Die Aufmachung ist schon mal dramatisch: „Was habe ich gelernt, als mir der Tod vor Augen stand?“ titelt die Zeitung. Und auch wenn es nicht wirklich der Zielrichtung des Buches entspricht sondern eher dem Verkaufswillen der Herausgeber, so macht das doch eines klar: es geht um viel.

Papstbuch zu Corona

Franziskus berichtet sehr persönlich über eigene Krisen, über die Krankheit seiner Jugend zum Beispiel. Aber auch über die Entwurzelung, die er in Deutschland erlebt hat. Alles Krisen, die ihn haben nachdenken lassen. Und das sei bei Covid genauso. Die Krise kann uns zum Beobachten und Nachdenken bringen. Dazu will das Papstbuch jedenfalls anregen, dazu mehr, wenn es auf dem Markt ist. Wen das jetzt schon interessiert, können Sie hier schon mehr lesen.

Aber ohne dem Papst zu nahe zu treten: wir können uns unsere eigenen Gedanken machen. Die Debatten der ersten Welle zu Gottesdiensten und Seelsorge etwa können wir nun mit unserer Erfahrung noch einmal führen, in Österreich noch dringender als in Deutschland. Drei Punkte möchte ich nennen, die wir da wichtig erscheinen.

Nicht kritiklos

Erstens: Verantwortlichkeit, aber nicht kritiklos. Die meisten Christinnen und Christen handeln verantwortlich, auch was Gottesdienste und etwa Besuche im Krankenhaus angeht. Aber das ist nicht gleichbedeutend mit Kritiklosigkeit. Demokratisch geführte Debatten sind zunehmend wichtig. Ein Beispiel: Der Theologe Jan Heiner Tück kritisiert die Entscheidung der Bischöfe Österreichs, das Aussetzen von Gottesdiensten mitzumachen. Das hebelt die Verantwortlichkeit nicht aus, belebt aber die Debatte.

Zweitens: aus der ersten Welle lernen. Wir haben im Sommer emotional wohl die falschen Schlüsse gezogen: es sei vorbei. Jedenfalls ist es mir so gegangen. Mein Kopf war auf eine zweite Welle vorbereitet, aber innerlich gab es da doch die Haltung, dass das jetzt doch wohl vorbei sei. War es aber nicht. Vor allem was die Notwendigkeit sozialer Kontakte angeht, haben wir lernen können. Alte Menschen, Alleinerziehende, Kinder, das kann man nicht einfach abschalten. Auch der Primat der Wirtschaft gilt nicht mehr so unausgesprochen selbststündlich, so hart das für die Betroffenen auch ist.

Drittens: über den Tellerrand hinaus blicken. Hier finde ich wird es spannend. Auch wenn jetzt alle mächtigen Länder davon sprechen, den entwickelten und produzierten Impfstoff gerecht zu verteilen – mit der selbstverständlichen Ausnahme von Präsident Trump – wird sich in der Praxis zeigen, ob unsere Gesellschaften dazu wirklich den Mumm haben. Und ob wir dazu wirklich groß genug denken und fühlen.

Über den Tellerrand hinaus

Vor allem Letzteres wird dem Papst wichtig sein. Man muss nicht in die Glaskugel schauen um zu wissen, was Franziskus besonders am Herzen liegt. Und das sieht er auch in der von Corona verursachten Krise. Es benutzt die Krise nicht für seine Themen, aber er sieht in der Krise Anzeichen, dass wir ein Umdenken brauchen. In der Wirtschaft. In der Gesellschaft. Zwischen uns. In uns.

Seien wir gespannt auf die Lektüre.

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Entscheiden und Unterscheiden

Veröffentlicht am 12. Oktober 202011. Oktober 2020
Zeiten von Unsicherheit Das nun erschienene Buch

Was tun in Zeiten von Unsicherheit? Eine Frage, die wir uns heute dauernd stellen. Nicht zuletzt die Debatten um den synodalen Weg, um Theologie und Vorstellungen von Kirche in unserer pluralen Welt machen das sehr deutlich. Wenn wir aber debattieren, was nun zu tun sei, gilt es einige Fallen zu beachten. Versuchungen, wie es die geistliche Sprache nennt. Und Papst Franziskus empfiehlt, zu unterscheiden, noch so ein Wort aus der geistlichen Tradition. Texte aus der Tradition des Jesuitenordens möge helfen zu verstehe, was damit gemeint ist.

„Ideen werden diskutiert, Situationen werden unterschieden.“ Das ist O-Ton Jorge Mario Bergoglio/Papst Franziskus, geschrieben in einem Vorwort zu einem Sammelband von 1987. Die Zeitschrift Civiltà Cattolica hatte den Text von Pater Bergoglio vor fast zwei Jahren neu veröffentlicht. Jetzt ist das Ganze auch auf Deutsch erschienen. Das Buch, das mit dem Text eingeleitet wurde, versammelt außer den Bergoglio-Einleitungen interessante Texte aus der Geschichte des Jesuitenordens, und dazu die Einleitung vom Pater Bergoglio.

Zeiten von Unsicherheit

An dieser Stelle habe ich darüber schon einmal geschrieben, anlässlich der deutschen Ausgabe erlaube ich mir aber eine Auffrischung.

Im Buch abgedruckt sind Briefe von zwei Generaloberen des Jesuiten-Ordens. Von Lorenzo Ricci SJ (gewählt 1758), der erleben musste, wie die Bourbonen-Könige Europas den Orden anfeindeten und schließlich erreichten, dass der Orden aufgelöst wurde. Ricci selber wurde vom Papst in der Engelsburg festgehalten und starb dort auch, ohne Prozess. Jan Roothaan SJ (gewählt 1829 nach der Wiederzulassung des Ordens) erlebte Anfeindungen des erstarkenden antikirchlichen Liberalismus gegen den Orden.

Mehr braucht man nicht wissen, Bergoglio skizziert die Situationen auch nur kurz, um dann auf den geistlichen Inhalt einzugehen. Und die Lehren für Jesuiten – und nicht nur Jesuiten – heute.

Nicht gleich das innere Schwert ergreifen

In solchen schwierigen Situationen treten immer Versuchungen auf, damit beginnt P Bergoglio. Eine Versuchung ist es, über Ideen zu streiten und damit der Ursache für den Zweifel oder die Anfeindung zu viel Macht zuzugestehen. Die beiden Jesuitengeneräle empfehlen also getreu der geistlichen Haltung des Ordensgründers Ignatius, erst mal in sich selber nachzuschauen. Der Leser soll auf die inneren Stimmen hören, statt direkt innerlich das Schwert zu ergreifen und sich gegen etwas oder jemanden zu wenden.

Auffällig sei – so Bergoglio über die Briefe und ihre Schreiber – dass nicht versucht würde, mit den Anfeindungen zu streiten. Normal wäre das Gegenteil: Man beklagt die Ungerechtigkeit und definiert sich als Opfer. Man sieht etwas Bösartiges gegen sich am Werk und dieses Gefühl bestimmt dann die eigene Reaktion. Natürlich gibt es diese Ungerechtigkeit, aber das gerät in der geistlichen Tradition nicht in den Fokus. Thema ist vielmehr die innere Verwirrung, die durch die Anfeindungen ausgelöst werden. Ich wende mich mich nicht gegen etwas oder jemanden, ich schaue erst einmal auf mich.

Innere Verwirrung

Natürlich ging es damals um Ideen, etwa im Liberalismus, der Aufklärung, der Moderne, und auch dort gibt es Irrtümer und Fehler. Aber das lassen die beiden Schreiber erst mal beiseite. Weil Ideen diskutiert werden, die Situation, in der man sich befindet, aber unterschieden wird. Hier ist es wieder, das Wort „Unterscheidung“.

Wahrheit oder Falschheit ist nicht Gegenstand einer Unterscheidung, unterschieden werden nur „Geister“ in der Sprache der Spiritualität. Also was wir innere Bewegungen, Stimmungen, Emotionen nennen würden. Hier gäbe es die von außen ausgelöste Verwirrung, und die könne man unterscheiden: woher kommt das? Was löst das in mir aus? Und dann kann man sein Verhalten danach ausrichten. Nicht als Reaktion auf die Anfeindung oder auf eine Idee, sondern auf dem aufbauend, was ich als Gottes Willen für mich erkenne.

Es geht – und hier ist Bergoglio ausdrücklich – nicht darum, eine Lösung zu finden, die mir Ruhe gibt, bzw. die mich in Ruhe lässt. In Zeiten der Unsicherheit ist Sicherheit nicht die Lösung, sondern ein Friede – auch ein innerer Friede – der von Gott her kommt. Das ist eine steile Ansage, entspricht aber ganz dem geistlichen Vorgehen, das wir auch sonst bei Papst Franziskus sehen.

Nicht Sicherheit, sondern innerer Friede

„Es ist nicht Gott gemäß, die Wahrheit auf Kosten der Barmherzigkeit zu verteidigen, und auch nicht die Barmherzigkeit auf Kosten der Wahrheit, oder ein Gleichgewicht auf Kosten beider,“ heißt es in dem Text. Das muss man sich ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen. Bergoglio buchstabiert das dann aus, man würde entweder ein wahrheitsliebender Zerstörer werden oder ein barmherziger Lügner oder ein paralysierter Verwirrter.

Zurück zur Situation, in der die Briefe spielen: Die Generaloberen sprechen auch von den Schwächen der Jesuiten, was nicht nur eine rhetorische Spielerei ist. Es geht in Zeiten der Anfeidung nämlich darum, den Willen Gottes zu suchen, durch Unterscheidung, und da gehören diese Schwächen oder Sünden und Fehler hinein. Es geht ersteinmal nicht darum, die Auslöser der Anfeindung als solche zu bekämpfen.

Wahrheitsliebender Zerstörer, barmherziger Lügner

Das Betrachten der Verwirrung, welche durch Versuchung oder Anfeindung ausgelöst wird, hat auch den Vorteil, dass ich mich selber nicht mehr in der Position des Opfers sehe. Ich schaue auf all die verschiedenen inneren Bewegungen und sehe mich nicht nur als Opfer, als ungerecht Behandelter. Das vermeidet Selbstgerechtigkeit, welche dem Blick auf den Willen Gottes immer im Weg steht.

Jorge Mario Bergoglio: Briefe in Bedrängnis. Trost in Zeiten der Not. Edition Communio, 2020

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52 Papstversteher

Veröffentlicht am 26. Juni 202025. Juni 2020
Was meint der Papst damit Das besprochene Buch

Manchmal ist er schwer zu verstehen. Wenn Papst Franziskus von „Satan“ spricht, von „Unterscheidung“ oder eine seiner Sprachmetaphern wie das „Feld-Krankenhaus“ benutzt, dann sind es manchmal schon die Worte, die Verstehen nicht einfach machen.

Klerikalismus ist auch so ein Wort. Synodalität. Barmherzigkeit. Was meint der Papst damit? Wir können nicht einfach unser eigenes Verständnis dieser Worte darunter legen, soviel ist mal sicher. Da braucht es Verstehenshilfen.

Was meint der Papst damit?

Gleich zu Beginn des Pontifikates schon gab es erste Listen über Worte, die Papst Franziskus besonders oft benutzt. Die sozusagen seine Absichten sprachlich markieren. Auch hat er seinen ganz eigenen Sprachstil, den man erst einmal verstehen muss, um dahinter zu kommen.

Über Jahre habe ich versucht, immer mal wieder Verstehenshilfe zu liefern, hier im Blog. Nun ist mir eine andere Hilfe in die Hände gefallen, kurz und praktisch. Es ist ein Buch, „A Pope Francis Lexicon“ heißt es. Wie der Titel vermuten lässt, ist es Englisch, und hier ist auch gleich der Nachteil. Denn man muss um das Buch lesen zu können nicht nur Englisch können, sondern auch einen englischen kirchlichen Verstehenshorizont mitbringen. Für diejenigen aber, die damit was anfangen können, ist das eine gute Übersicht.

Eine gute Übersicht über die zentralen Worte

Satan. Barmherzigkeit. Tränen. Begegnung. Immigranten. Klerikalismus. All das sind so Worte, die im Buch behandelt werden.

52 recht kurz und übersichtlich gehaltene Artikel von ebensovielen Autoren zu diesen und anderen Begriffen sind im Buch versammelt. Unter den Autorinnen und Autoren sind einige Kardiäle, Vatikan-Insider, Papst-Kennerinnen und Kenner, aber auch Theologinnen und Theologen.

Alle vereint die Aufgabe, den Gebrauch von bestimmten Worten und Begriffen bei Papst Franziskus zu erklären. Was macht er mit den Worten und was will er damit aussagen? Manchmal ist es der argentinische Hintergrund, der hilft. Oder es sind es genaue Lektüren der Texte. Manchmal ist es die Spiritualität der Jesuiten. Oft genug aber eine Kombination von alldem.

Die Herausgeber – City Wooden und Joshua J. McElwee – kennen sich gut im Vatikan aus und haben ihre Autorinnen und Autoren gut gewählt. Ihnen gelingt es, ohne lang und breit zu zitieren zu erklären, was der Papst will. Und wie er zu verstehen ist, wenn er eines seiner Lieblingsworte benutzt.

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Aus der Krise heraus

Veröffentlicht am 21. Mai 202020. Mai 2020
Post-COVID Zeit Papst Franziskus, Zeichnung: Bogdan Solomenco

„Es ist an der Zeit, sich auf einen grundlegenden Wandel in einer Post-COVID Zeit vorzubereiten”: Während wir noch mit den Auswirkungen von Regeln und Einschränkungen hadern und einige eher destruktiv Forderungen stellen, versuchen einige die Zeit danach zu denken. Es gibt Gedanken zur Solidarität in der Gesellschaft, zur Entwicklung von Kirche, zu vielem anderen. aber mit den täglichen Entwicklungen von Zahlen und dem Bangen, wann man wieder arbeiten gehen darf, sind diese Gedanken eher im Hintergrund geblieben.

Im Hintergrund geblieben ist auch, was Papst Franziskus immer und immer wieder zur Krise und zur Zeit danach gesagt hat. Höchstens die beiden Urbi et Orbi Ansprachen haben Aufsehen erregt, vor allem die außerordentliche, gerade auch wegen ihres Settings. Aber es lohnt sich vielleicht, das alles mal zusammen zu lesen.

Post-COVID Zeit

Das meint jedenfalls Kardinal Michael Czerny, den ich eingangs zitiert habe. Der Satz stammt aus einem gerade erscheinenden kleinen Buch, das die Ansprachen des Papstes zusammenfasst. Leider noch nicht auf deutsch, aber das kommt vielleicht noch. Das Zitat von Kardinal Czerny stammt aus dem Vorwort, die englische Version des Büchleins ist auch bereits vollständig im Netz (siehe Link zum Vorwort).

Versammelt sind Ansprachen, Briefe und Predigten. Es geht um Angst und um Vorbereitung, es geht um Egoismus und um Medien. Und nicht zuletzt geht es auch um den geweiteten Blick, über Corona hinaus, auf die Überwindung weltweiter Krisen überhaupt. Das ist ja eines der großen Themen dieses Papstes, die in diesen Tagen fünf Jahre alte Enzyklika Laudato Si’ ist ein Beispiel dafür.

Weltweite Krisen, über Corona hinaus

„Sie sind die unverzichtbaren Baumeister dieses Wandels, den man nicht mehr aufschieben kann,“ so heißt es in einem der Texte. Verantwortung, das zieht sich wie ein roter Faden durch die Texte. Genauso wie die Dringlichkeit, die bereits Laudato Si’ auszeichnet. Die Stimme des Papstes hat vielleicht in den letzten Wochen nicht Ballzuviel Widerhall gefunden. Was nicht bedeutet, dass er nichts zu sagen hatte. Was er aber gesagt hat, das lässt sich nun nachlesen.

Eine weitere Hilfe aus dieser Krise heraus. Und wenn wir den Blick weiten: überhaupt aus Krisen heraus.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Buch, Corona, Czerny, Papst Franziskus, Urbi et Orbi, Vatikan24 Kommentare zu Aus der Krise heraus

Moralisierend, vertuschend, übergriffig: kirchliches Sprechen

Veröffentlicht am 4. März 202023. Februar 2020
Sprache schafft Realität Sprechen ist kirchlicher Grundvollzug, sollte man denken. Der ist aber in einer Krise.

Sprache schafft Realität. Deshalb will Sprechen überlegt sein. Das gilt vor allem für glaubende Menschen, die den Auftrag haben, zu verkünden. Also zu sprechen. Nun ist aber gerade dieses Sprechen in der Krise, die Konflikte, Blasen, Phrasen und Weltfremdheiten kirchlichen Sprechens sind eines der ganz großen Probleme.

Zwei Journalisten haben sich dessen jetzt in einem Buch angenommen, das in diesen Tagen auf den Markt kommt, „Phrase unser”. Sie analysieren diese Krise und die Gründe dahinter, ordnen historisch ein, fragen nach. Und haben keine alles lösende Antwort, sondern dankenswerterweise sortieren sie „nur“, so dass die Sprechenden, und zwar alle, sich selber einen Weg durch das Dickicht suchen können.

Sprache schafft Realität

Das Buch ist dabei weniger ein appelatives Geschimpfe, das ja einfach wäre. Jeder findet zig sprachliche Unfälle, wo Kirche eben nicht mehr kommuniziert, nicht mehr spricht. Das Buch schaut genau hin, was kirchliche – evangelische wie katholische – Sprache tut und fragt nach dem warum.

Es geht Sprache, die nur noch im kirchlichen Innenraum verstanden wird, verfehlt den wichtigsten Auftrag von Kirche. Kirche hört hier auf, Kirche zu sein.

„Phrase unser”

Es geht aber auch um das Vertuschen von Hierarchie oder Aggression. Das einnehmende „wir“ und das Sprechen von „Augenhöhe“ müssten als Warnsignale verstanden werden. Es geht um das Vertuschende von kirchlicher Sprache. „In der Regel wird überall dort Augenhöhe betont, wo eben keine ist“.

Das sind natürlich vor allem erst einmal die Phrasen: „Abholen, Mitnehmen, Mitfühlen, Authentischsein und so weiter – das sind tyrannische Phrasen. Es wird dabei so eine Art Begriffs-Bingo gespielt.“ Aber dahinter liegt eben eine Sprache, die Streit vermeiden will und dadurch Unterschiede vertuscht.

Begriffs-Bingo

Auf der einen Seite wird von „gleich“ gesprochen, „Schwester und Brüder“. Auf der anderen Seite liegen dahinter klare Unterschiede, die man aber nur benennen kann, wenn man bereit ist, das Sprachspiel zu stören. Das reibungslose Miteinander wird gestört.

Diese Doppelbödigkeit der kirchlichen Sprache ist unehrlich, so die Autoren. Wenn man das dann nicht mehr offen ansprechen darf, ohne dass einem selbst ein Problem unterstellt wird, dann macht das aggressiv. Oder man geht einfach.

Sozialpädagogisierung kirchlicher Sprache

Es geht um das moralisierende Sprechen, um die Sozialpädagogisierung kirchlicher Sprache. Gerade letzteres finde ich ein starkes Kapitel: pädagogisierendes Sprechen ist verlockend, weil man – wie die Autoren betonen – wunderbar als übergeordnete Instanz auftreten kann, gutwillig, wissend was gut und besser ist.

Gerade das Katholische hat aber noch eine eigene Sprach-Welt, die liturgische. Die ist noch einmal eigen, weil hier Worte noch auf eine ganz anderen Weise Wirkung haben, in der Wandlung etwa oder der Lossprechung.

Sprechen in der Krise

Bedeutung entsteht in der Kommunikation. Und wenn das Sprechen in der Krise ist, dann verliert auch die sprechende Institution und verlieren auch die sprechenden Einzelnen ihre Glaubwüdigkeit. Dann gehen Menschen weg. Dann mag niemand mehr zuhören.

Was soll aber Sprache leisten? Mein Favorit: sie soll aufschlüsseln. Nicht vertuschen, sondern offen legen in unserer Welt: Gott, Sünde, Gnade. Gerade in der Krise der Kirche, gerade in der Krise kirchlichen Sprechens.

Um mit dem Psalmvers zu enden, der dem Buch voran steht: „Mein Mund soll Weisheit reden /  und was mein Herz sagt, soll verständig sein.“ (Ps 49)

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Jan Feddersen und Philipp Gessler: Phrase unser. Die blutleere Sprache der Kirche. Das Buch ist im Claudius Verlag erschienen.

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Schlüsseltexte

Veröffentlicht am 22. Oktober 201721. Oktober 2017
Bücher über Papst Franziskus in der Auslage einer Buchhandlung
Neulich in der Auslage

„Das Evangelium des Lächelns“, „Lasst euch die Hoffnung nicht nehmen!“ oder „Liebe, die die Augen öffnet“: Nur drei der Buchtitel in der Auslage hier um die Ecke. Alle Titel beziehen sich auf Aussagen des Papstes, meistens aus einer Predigt. Alle Titel greifen ein schönes Zitat auf, emotional und griffig.

Der Papst verkauft sich gut. Auch hier in Italien, wo es an geistlichen Autoren nun wirklich nicht mangelt. Er schlägt sogar einen der Stars am Himme, den verstorbenen emeritierten Erzbischof von Mailand, Carlo Maria Martini. Der hatte als Bibelwissenschaftler einen gut zugänglichen Weg gefunden, über Gott, Glaube und Schrift zu sprechen und verkaufte sich auch Jahre nach seinem Tod noch. Bis Franziskus kam.

Vieles von dem ist vielleicht allzu leicht verdaulich, wenn man die Bücher aus der Auslage nimmt, geraten sie dann doch recht dünn. Aber das muss ja nichts schlimmes sein, wenn man einen Gedanken ausführlich darstellt, ohne gleich eine Doktorarbeit daraus zu machen oder eine Biographie, dann kann das ja helfen.

 

Er schlägt den Star Martini

 

Wie oben gesagt, die meisten Bücher arbeiten mit Papstzitaten. Auch das jüngste: “Und jetzt stellt eure Fragen”, im Original “Adesso Fate le Vostre Domande”, bereits das vierzehnte Franziskus-Buch im Rizzioli Verlag, und das ist nur ein Verlag unter vielen.

Dieses Buch ist nun nicht ein Buch eines der vielen Journalisten um den Vatikan herum, sondern führt den Papst als Autor. Beigesteuert hat er auch ein Vorwort. Aber der eigentliche Autor dahinter ist Jesuitenpater Antonio Spadaro.

Nichts in dem Buch ist neu, es ist eine Zusammenstellung von Interviews, Fragerunden, Pressekonferenzen. Etwas zum Nachlesen also, wenn man dsa nicht nur im Tagesgeschäft mitbekommen will.

Und damit sind wir dann wieder bei den meisten anderen Büchern: Furchtbar originell sind die nicht, der Papst selber ist orginell, das muss man dann nur noch zusammen stellen.

Aber furchtbar originell müssen die Bücher ja auch nicht sein. Gute Hilfen und Schlaglichter auf einige Aspekte, das reicht ja schon, einen ins Denken zu bringen.

Und: man muss ja nicht gleich alle kaufen.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und VernunftSchlagwörter Antonio Spadaro, Buch, Dialog, Papst Franziskus, Papstbuch83 Kommentare zu Schlüsseltexte

Ein Buch! Ein Buch!

Veröffentlicht am 2. April 2015

Bisher habe ich mich hier ja immer wieder zu allem möglichen geäußert, auch zu meiner Sicht auf den Papst – bzw. die Päpste, diesen Blog gibt es ja mittlerweile schon vier Jahre – und die Kirche etc. Jetzt frage ich mich aber, ob es nicht mal Zeit wäre für einen etwas längeren Versuch, also was Gedrucktes, sozusagen Analoges. Ein Buch. Nicht, dass das besser oder so wäre, ich fühle mich in der kurzen Form hier oder auch beim Radio eigentlich sehr wohl. Aber für manches muss man dann doch etwas weiter ausholen.

Wenn ich mich also hinsetzen würde und versuchen würde zusammen zu stellen, was das geistliche Profil dieses Papstes ist, was er eigentlich will, wo das her kommt (Spiritualität der Jesuiten) und so weiter, wie würde das ankommen? Vielleicht kann ich ja mal hier um die klassische Hilfestellung bitten: Welche Fragen sollte ich für sowas stellen? Was für ein Format sollte das haben?

Dass einige Gedanken, die hier schon mal formuliert wurden, wieder vorkommen werden, ist klar, man muss ja das Rad nicht immer neu erfinden, aber mich würde das mal reizen, etwas mehr zu tun. Mehr im Sinn von Umfang, wohl verstanden.

Also nehme ich mir mal die Tage nach Ostern und denke nach. Und wie gesagt, für die Debatte was das werden soll und so weiter bin ich offen.

Kategorien Allgemein, Franziskus, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Buch, Exerzitien, Franziskus, Ignatius, Jesuiten, Papst, Spiritualität24 Kommentare zu Ein Buch! Ein Buch!

Ein Buch, ein Buch!

Veröffentlicht am 28. Februar 2014

Warum muss damit Geld gemacht werden? Eine Frage bei Facebook auf meine Ankündigung dort, dass der Text, den Kardinal Walter Kasper während des Konsistoriums den Kardinälen hinter verschlossenen Türen vorgetragen hat, als Buch veröffentlicht werden wird. Viele hatten gesagt, dass sie es nicht verstünden, weswegen dieser Beitrag zu einer so wichtigen Debatte um Familie und Werte und Ehe und Theologie und Sakramente geheim bleiben solle. Bleibt er nicht, sagt Kardinal Kasper und veröffentlicht ihn.

Warum muss also damit Geld gemacht werden? Eine andere Frage ging an mich, hier im Blog: Wohin denn die Einnahmen aus meinem Buch flössen. Das war sicherlich nicht als Frage gemeint.

Geld zu verdienen hat einen komischen Geruch bekommen. „Eigentum ist Diebstahl“, sozusagen. Das Internet beliefert frei Haus, da will man nichts mehr an Geld auf den Tisch legen. Und wer doch noch was verlangt, dem wird irgendwie Franziskus vorgehalten.

Das ist ein ziemlich trauriges Spiel. Die christlichen Kirchen in Deutschland haben heute ein Papier vorgelegt, in dem es um Wirtschaft und Gerechtigkeit geht. Da geht es um verantwortliches Wirtschaften. Diese „Haben-will-und-zwar-sofort“ dagegen geht mir ziemlich auf den Keks.

Es muss nicht immer alles gleich sofort auf den Tisch, weil es jemand haben will. Es muss nicht frei für alle zugänglich sein, Millisekunden nachdem das Wort im Saal verhallt ist. Vertraulichkeit darf auch Vertraulichkeit bleiben und wenn man sich für Öffentlichkeit entscheidet, dann ist immer noch nicht sicher gestellt, dass eine theologische Debatte wie die von Kardinal Kasper auch wirklich ohne jegliche theologische Vorbildung verstehbar wird.

Also: Fuß vom Gas und abwarten, wir haben eine längere Zeit vor uns, in der wir die vom Kardinal angesprochenen Themen behandeln werden. Da darf man ruhig eine Woche warten. Und manch einer wird froh sein, das Buch dann im Regal zu haben und nicht angelesen im Netz von tausend Halbzitaten verdeckt neben all den anderen halbgelesenen Dokumenten zu vergessen.

 

Kategorien Allgemein, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, VatikanSchlagwörter Buch, Familie, Kasper, Konsistorium, Rede, Synode, Vatikan, Vorbereitung15 Kommentare zu Ein Buch, ein Buch!

Blog ohne Strom

Veröffentlicht am 21. Februar 2014

FranziskusBuchEs ist angekommen: Mein Papst-Buch. Dank dem Benno-Verlag sind meine Gedanken und Beobachtungen aus den ersten Monaten mit Papst Franziskus nun im Regal. Wer diesem Blog folgt, der wird nichts Neues finden, es sind die Artikel, die hier eingestellt waren. Aber es ist eben ein Buch, ein Blog ohne Strom, leider auch ohne Kommentarfunktion, aber eben ein Buch. Wer sich mit dem Internet schwer tut, dem kann ich vielleicht damit dienen.

Und deswegen habe ich auch keine Hemmungen, an dieser Stelle für das Buch zu werben. Auch wenn es merkwürdig ist, virtuell für etwas Reales zu werben, das etwas vorher Virtuelles herausgibt. Wie dem auch sei, wem es gefällt, dem sei es empfohlen.

Viel Vergnügen beim Nachstöbern.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Kirche und MedienSchlagwörter Benn-Verlag, Blog, Buch, Franziskus, Hagenkord, Medien10 Kommentare zu Blog ohne Strom

Arme Kirche für die Armen

Veröffentlicht am 19. Februar 201419. Februar 2014

Etwas nicht zu haben, also arm sein, muss nichts Schlimmes sein, im Gegenteil. Mangel und Bedürftigkeit ist Teil des Menschseins, wir schaffen uns nicht selbst mit unseren Gütern und Fähigkeiten und hängen immer von anderen ab. Wenn man sich das eingesteht, dann ist der Weg frei für eine solidarische Gesellschaft, in der wir uns gegenseitig als Bereicherung erfahren. Und das ist auch gemeint, wenn Jesus im Evangelium die Armut in die Seligpreisungen aufnimmt.

corriere-della-seraDas ist zugegeben eine halsbrecherische Kurzversion des Textes, den Papst Franziskus als Vorwort für ein Buch von Kardinal Gerhard Ludwig Müller geschrieben hat. Im heutigen Corriere della Sera ist der Text abgedruckt. Auf die Titelseite hat es der Papst dieses Mal nicht geschafft, die Regierungsbildung Renzi ist dann doch spannender als geistliche Überlegungen zu Armut und Bedürftigkeit. Nebenbemerkung: Kardinal Müller, weil das Buch erst am Dienstag erscheint, dann wird Erzbischof Müller bereits Kardinal sein. „Arm für die Armen“, „Povera per i Poveri” heißt das Buch. „Povera“ ist grammatisch feminin, es ist also eindeutig die Kirche, chiesa, gemeint.

Für Radio Vatikan habe ich den Text des Papstes etwas ausführlicher zusammen gefasst, als in meinem Radikalmanöver oben.

Aber in dieser Kürzung wird etwas sichtbar, was als Bewegung dem Sprechen des Papstes über Armut zu Grunde liegt: Es ist nie nur Wirtschaftskritik, wenn er Armut anprangert. Das auch, und der erste Teil des Vorwortes ist genau das. Dahinter liegt aber eine geistige und geistliche Haltung. Geld könne etwas Gutes oder auch etwas Schlechtes sein, je nachdem, ob es Freiheit fördere oder einschränke indem es unterdrücke. Das Gleiche gelte für Armut: Das von anderen Abhängen sei Teil des Lebens, das könne man fruchtbar machen und solidarisch leben, indem man die Güter verteile, in einer Art gegenseitiger Fruchtbarkeit des Gewinnens und Weggebens.

Es wird Zeit, sich all dem genauer zuzuwenden. Fast ein Jahr nach dem Satz, er wolle eine „arme Kirche für die Armen“ wird langsam deutlich, was genau Papst Franziskus darunter verstanden wissen will, das Vorwort liefert einen weiteren Verständnisschritt dazu.

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Befreiungstheologie, Buch, Franziskus, Gerhard Ludwig Müller, Kardinal Müller, Papst, Vorwort41 Kommentare zu Arme Kirche für die Armen

Innovation Armut

Veröffentlicht am 10. Dezember 201310. Dezember 2013

innovation_armutDie Gedanken von Papst Franziskus zum Thema Armut haben seit Beginn des Pontifikates die Debatte bereichert, in Evangelii Gaudium ist er noch einmal sehr stark und sehr konkret geworden.

Zum Hintergrundverständnis empfehle ich ein Buch, dass aus verschiedenen Perspektiven auf das Thema zugeht: Innovation Armut.

Gleich vorweg: Ich habe auch mitgeschrieben, es ist also schon wieder ein wenig Werbung hier, aber ich habe auch die anderen Stücke gelesen und kann vor allem die empfehlen.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und GerechtigkeitSchlagwörter Armut, Buch, Franziskus, Medien11 Kommentare zu Innovation Armut

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