Zwei Päpste treffen sich: Ein ungewöhnlicher Augenblick im Leben der Kirche. Aber auch wenn viele Beobachter das – zu Recht – als historischen Moment deuten, sehe ich da auch etwas Anderes. Papst Benedikt XVI. hat durch seinen Rücktritt einen menschlichen Akt vollzogen. Das Treffen heute unterstreicht diese Menschlichkeit noch einmal sehr deutlich. Denn es hat keine großen Gesten gegeben, keinen inszenierten Auftritt auf dem Balkon für die hungrigen Fernsehkameras.
Das Gleiche werden wir am kommenden Donnerstag erleben: Papst Franziskus hat entschieden, die Messe zum letzten Abendmahl nicht im Lateran zu feiern, sondern in einem Jugendgefängnis in Rom. Das wird aber unsichtbar bleiben, es wird keine Übertragung geben. Mir zeigt das, dass es dem Papst nicht darum geht, gesehen zu werden, wie er ein Zeichen setzt. Es geht ihm tatsächlich um die Jugendlichen dort.
Viel wird phantasiert über die Themen, die die beiden besprochen haben mögen. Wir werden es nie erfahren. Aber die Botschaft ist klar: Dieser Papst macht das, was er für richtig und wichtig hält. Er spricht über die „Diktatur des Relativismus“ und beweist damit eine starke Kontinuität zu Benedikt XVI.. Er setzt neue Zeichen und macht vieles anders, ohne darauf zu schielen, wie denn die Medien das wohl berichten werden.
Dieser Papst verbreitet viel Unsicherheit, viele Kommentatoren halten sich mit Urteilen zurück, weil in den Augen der meisten zwar viele Erwartungen bestehen, wir aber noch nicht sicher sein können, in welche Richtung das wirklich gehen wird. Ich glaube, dass wir uns daran gewöhnen müssen, dass das, was wir sehen, wirklich original Papst ist. „What you see is what you get“ sagt ein englisches Sprichwort: Wir sehen den Papst so, wie er ist. Authentizität nennt man das wohl.
Kein Medienpapst wie Johannes Paul II., kein im besten Sinn des Wortes großer Kommunikator. Sondern jemand, der lächelnd Ernst macht mit dem, was er denkt.