Freiheit ist etwas ganz Besonderes. Besonders die indigene Bevölkerung Amerikas und die dort hin gezwungenen Sklaven wissen davon zu erzählen. Der Kampf um die Freiheit braucht aber immer auch eine Identität und ein besonderes Symbol. 1612 wurde eine Figur gefunden, die dieses Symbol für Kuba sein sollte: La Virgen de la Caridad del Cobre. Juan und Rodrigo de Hoyos und Juan Moreno – zwei indigene Kubaner und ein Sklave afrikanischer Abstammung – hatten beim Fischen im Wasser die Holzfigur einer Muttergottes gefunden, versehen mit der Aufschrift „Ich bin die Jungfrau der Nächstenliebe“. Die Figur wurde zu einer Kupfermine gebracht, wodurch sie ihren Beinamen „vom Kupfer / del Cobre“ bekam.
Spätestens 1801 wurde dieser Ort dann der Symbolort für die Sklavenbefreiung auf Kuba, ein Manifest zur Sklavenbefreiung ist mit dem Heiligtum verbunden. Später wurde si auch Patronin der Befreiung der Insel vom Kolonialismus.
Die Muttergottes wurde zur Fürsprecherin der Befreiung. Sie konnte es aber nur werden, weil sie eine „örtliche“ Figur war. Von Unterdrückten und einem Sklaven gefunden gehört sie diesen Menschen, die ihre Freiheit erstreiten wollten oder erstritten haben.
Ganz ähnlich ist es überall auf dem amerikanischen Doppelkontinent. Die Muttergottes ist die Fürsprecherin, wenn die indigene Bevölkerung und die Sklaven eine solche brauchten. Sie war oft zugänglicher als der Weg zur ‚offiziellen’ Religion, die häufig genug mit den Mächtigen verbunden war.
Die Goldene Rose
Papst Benedikt XVI. hat den Wallfahrtsort der Virgen de la Caridad del Cobre nun mit der Goldenen Rose gewürdig. Damit griff der Papst eine Tradition auf, deren Wurzeln weit ins Mittelalter zurück reichen. Bei einer Prozession am Laetare–Sonntag in der Fastenzeit trugen die Päpste eine solche Rose, sie sei Zeichen der Passion und Auferstehung, so Papst Eugen III: Gold und Geruch – die Rosen waren mit Balsam und Weihrauch gefüllt – wiesen auf die Auferstehung, die Dornen auf das Leiden hin.
Bereits damals wurden verdiente Würdenträger der Kirche, später auch Fürsten mit dem Geschenk einer solchen Rose ausgezeichnet. Die Rose war aber immer auch als Mahnung und nie ausschließlich als eine Würdigung gedacht: Eine Erinnerung, was mit dem Christsein an Verantwortung verbunden ist.
Davon abgeleitet ist der Brauch, Wallfahrtsorten ebenfalls eine Rose zu übergeben. Papst Benedikt XVI. hat dies bereits in Altötting, Mariazell, Fatima und Aparecida in Brasilien getan.
Hemingway und Fidel
Jetzt hat auch das Marienheiligtum von Cobre diese Rose erhalten. Sie ist nicht die einzige Gabe, die dort zu besichtigen ist. Papst Johannes Paul II. hatte eine Krone geschenkt und symbolisch die Muttergottes zur Nationalheiligen ‚gekrönt’. Auch Ernest Hemingway hat eine Gabe hinterlassen: Er hat seinen Nobelpreis für Literatur der Muttergottes gewidmet. Hemingway lebte damals überwiegend auf der Insel und auch der durch das Nobelpreiskommitee gewürdigte Werk, Der Alte Mann und das Meer, spielt dort. Nachdem der Preis gestohlen und wiedergebracht wurde, ist das Original der Medaille allerdings sicher verschlossen.
Man findet aber auch Votivgaben an die Muttergottes, unter anderem die einer Mutter, die darum bittet, dass ihre Söhne von der Guerilla verschont bleiben mögen. Die Namen der beiden Söhne: Raúl und Fidel Castro.