Benedikt XVI. blickt zurück auf das Konzil: Die Wichtigkeit von Religionsfreiheit und Dialog der Religionen in der Begegnung mit der modernen Welt. Auszüge aus einem Vorwort zu einem Band, das an diesem Donnerstag neu erscheint, und zwar im Sonderheft des Osservatore Romano zum Konzilsjubiläum:
Dies war ein Augenblick einer außerordentlichen Erwartung. Großes mußte geschehen. Frühere Konzilien waren fast immer einer konkreten Frage wegen zusammengerufen worden, die sie beantworten sollten. Diesmal war kein bestimmtes Problem zu lösen. Aber um so mehr lag eine allgemeine Erwartung in der Luft: Das Christentum, das die westliche Welt gebaut und geformt hatte, schien immer mehr seine prägende Kraft zu verlieren. Es schien müde geworden, und die Zukunft schien von anderen geistigen Mächten bestimmt zu werden. Das Empfinden für diesen Gegenwartsverlust des Christentums und für die Aufgabe, die daraus folgte, war sehr genau zusammengefaßt in dem Wort „aggiornamento“. Das Christentum muß im Heute stehen, um Zukunft formen zu können. Damit es wieder gestaltende Kraft für das Morgen werden könne, hatte Johannes XXIII. das Konzil einberufen, ohne ihm konkrete Probleme oder Programme vorzugeben. Dies war zugleich die Größe und die Schwierigkeit der Aufgabe, vor der die Kirchenversammlung stand.
Religionsfreiheit
Die Begegnung mit den großen Themen der Neuzeit fand unerwartet nicht in der großen Pastoralkonstitution statt, sondern in zwei kleineren Dokumenten, deren Wichtigkeit erst nach und nach in der Rezeption des Konzils zum Vorschein gekommen ist. Weiterlesen “Benedikt XVI.: Die Begegnung mit den großen Themen der Neuzeit”