Es ist ein alljährliches Ereignis im Kalender des Papstes, und doch hat es in diesem Jahr eine besondere Farbe: Der Abschluss des Studienjahres in der päpstlichen Diplomatenakademie in Rom.Papst Benedikt hatan diesem Montagmorgen einige Worte an die Nachwuchsmitarbeiter beim Heiligen Stuhl gerichtet, und nicht wenige haben in seinen Worten auch eine Reflexion dessen gehört, was in diesen Tagen in Rom passiert, Stichwort Vatileaks.
Ich höre darin nicht so sehr Trotz oder Widerstand oder gar Ausblendung. Aber wenn man Benedikt XVI. zuhört, bekommt man sehr schnell seine Prioritäten mit. Es geht ihm eben nicht um die Spekulationen und Machtkämpfe. Es geht um den Kern dessen, was Kirche ausmacht, und das ist eben die Beziehung zu Gott.
Genau das ist keine Ausblendung oder eine Spiritualisierung, die den Alltag nicht sehen will. Im Gegenteil. Wer nur den Alltag, gespiegelt von Zeitungen und anderen Berichten, wahrnimmt und nicht den Kern mit in den Blick bekommt, verliert sich. Die geistliche Dimension ist eben eine Dimension des Alltages und fordert ihr Recht ein, auch gehört zu werden.
Papst Benedikt:
Im biblischen Zusammenhang ist die Treue vor allem eine göttliche Eigenschaft: Gott gibt sich als derjenige zu erkennen, der dem Bund, den er mit seinem Volk geschlossen hat, trotz der Untreue dieses Volkes auf ewig treu ist. Weil er treu ist, verbürgt sich Gott dafür, seinen Plan der Liebe zum Ziel zu führen, und darum ist er auch glaubwürdig und wahrhaftig.
Dieses Verhalten Gottes schafft im Menschen die Möglichkeit, seinerseits treu zu sein. Auf den Menschen bezogen, ist die Tugend der Treue zutiefst an die übernatürliche Gabe des Glaubens gebunden und wird so ein Ausdruck jener Zuverlässigkeit, die dem eigen ist, der sein ganzes Leben in Gott verankert hat. Im Glauben finden wir nämlich die einzige Gewähr für unsere Standfestigkeit (vgl. Jes 7,9b), und nur von ihm her können wir unsererseits wirklich treu sein – vor allem gegenüber Gott, dann gegenüber seiner Familie, der Kirche, die Mutter und Lehrmeisterin ist, und – in ihr – gegenüber unserer Berufung sowie gegenüber der Geschichte, in die der Herr uns hineingestellt hat.