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Schlagwort: Dresden

Nach oben blicken reicht nicht mehr

Veröffentlicht am 28. Februar 202128. Februar 2021
Was und wie wenn ohne Gott So sind wir es gewohnt: Gott ist irgendwie oben. Kuppel der Sakramentskapelle, Petersdom, Rom

Für Jahre lag er im Zentrum meines Lebens: der Petersdom. Ich konnte nicht aus dem Haus gehen, ohne die beeindruckende Präsenz direkt ins Blickfeld zu bekommen. Präsenter kann Kirche gar nicht sein. Präsenter kann auch Gott gar nicht sein, denn schließlich ist Gott dort drin, Gott ist in der Kirche repräsentiert. Im Petersdom ist sogar so viel Gott, das ist kaum zu ertragen. In Heiligen, in Kreuzen, in Bildern, im Raum und den Kuppeln, ich kann Gott dort gar nicht suchen, da ist so viel Anwesenheit, das ist überwältigend. Für Fragen und Suche ist da kein Platz. Diese Kirche ist ein Statement.

Aber genau das ist uns heute ein Problem. Gott ist für viele, und auch vielleicht für uns, fremd. Abwesend. Wir wehren uns gegen die ästhetischen Überwältigungen, die uns im Petersdom und all den anderen Kirchen begegnen. Und das gilt nicht nur für die Ästhetik, sondern auch die Semantik: auch das kirchliche Sprechen über Gott stellt dar und stellt fest, dagegen wehren sich viel um uns herum und vielleicht auch wir selber. Darüber zu sprechen, dazu gab es in den vergangenen Tagen einen – digitalen – Kongress, „Was und wie wenn ohne Gott?” – zum Geistlichen Leben im Verschwinden der Gottessicherheit.

Was und wie wenn ohne Gott?

Die Zustandsbeschreibung laut Kongress: „Für viele hat Gott keine Relevanz mehr, wenn sie nach Antworten nach dem Woher und Wohin suchen. Die naturwissenschaftlichen und technischen Erkenntnisschübe machen uns selbst immer mehr zu Schöpfern der Welt. Religion gilt vielen besorgten Zeitgenossen als Quelle von Macht und Gewalt. Die Missbrauchsskandale haben die Kirche als Rahmen der Gottesbeziehung diskreditiert.”

Wichtig ist das für alles religiöse Tun, auch für den Synodalen Weg, der ja nicht einfach eine Renovierung des Bestehen den sein kann, eine Runderneuerung der Struktur. Wir müssen uns in der neuen Kirche zurecht finden, die eben nicht mehr mit der Omnipräsenz Gottes und der Selbstverständlichkeit Gottes überwältigt.

Ohne die Präsenz Gottes

Gott und Welt sind sich fremd geworden, das war der Tenor des ersten Tages. Säkularer Staat und säkulare Gesellschaft, die naturwissenschaftliche und technizistische Bestreitung des Gottesglaubens, die philosophische Bestreitung des Gottesglaubens: das waren die drei Aufschläge in die Tagung.

Daran schloss sich gleich die eifrig debattierte Frage an, ob diese Bestreitungen nicht auch eine Form Gottes sei, sich uns zu entziehen. Und ob dieser Gottes-Entzug nicht auch eine mögliche Offenbarungsform Gottes sein könnte. Soll heißen: der Entzug Gottes funktioniert als Korrektiv gegen einen „allzu begriffenen Gott“, er zwingt uns zu neuen Weisen, von Gott zu sprechen.

Die Fremdheit Gottes soll fremd bleiben

Oder wie es Tomas Halik formuliert hat: der Entzug Gottes ist vielleicht ein erstes Wort, das an uns ergeht. Ein neuer Weg der Menschenzugewandtheit Gottes.

Mir ging das etwas zu schnell. Wenn dem wirklich so ist, wenn Gott fremd wird, dann müsse wir als erstes diese Andersheit, diese Fremdheit respektieren. Wenn ich von Korrektiv und Chance spreche, wird aus dem „Fremden“ gleich etwas „Eigenes“, mein Korrektiv, meine Chance. Mir geht es da eher wie den Emmaus-Jüngern: im Augenblick des Begreifen, des Schauens ist Gott schon wieder weg. Das Sprechen von Chance und Korrektiv ist mir zu vereinnahmend. Die Fremdheit Gottes soll fremd bleiben.

Spirituelle Entwürfe der Gegenwart

So sind mir die Gottes-Statements des Petersdoms zwar kunstgeschichtlich erschließbar, sagen mir aber für meinen Glauben nichts (mehr). Und das ist erst mal keine Chance, sondern bleibt Fremdheit.

Spirituelle Entwürfe der Gegenwart waren dann Thema des Gesprächs, und zwar von Madeleine Debrêl, Mutter Teresa und Chiara Lubich. Das war sehr dicht und ist sicherlich zu viel für wenige Zeilen hier im Blog. Es war aber wichtig auch in Bezug auf den dann folgenden Punkt: Missbrauch.

Zwischen Mystik und Missbrauch

Diese Spannung zeichnet unseren Gottesglauben heute aus: irgendwo eingespannt zwischen Mystik und Missbrauch. Denn wir können heute nicht über Gottes Anwesenheit oder Abwesenheit sprechen, ohne dass das vorkommt, was im Namen Gottes an Gewalt angetan wurde.

Das macht etwas mit der Gemeinschaft derer, die glauben, bekennen und verkünden und ist nicht einfach abschliebbar. Wir merken das ja auch an der Unglaubwürdigkeit der christlichen Botschaft, der wir in der Gesellschaft begegnen. Das liegt eben auch an der Unglaubwürdigkeit der Botinnen und Boten. Unserer Unglaubwürdigkeit. Kirche – die Gemeinschaft der Glaubenden – trägt bei zur Abwesenheit Gottes.

Mehr Fragen als Antworten

Und auch hier meldete sich wieder meine Vorsicht: nicht zu schnell nach Auflösungen dieser Spannung suchen. Ja, es braucht konkrete Lösungen, aber das nimmt noch nicht das Problem weg, das uns der Missbrauch von Macht auch in der Gottesfrage stellt. Allein von der All”macht” Gottes zu sprechen, braucht Reflexion, das verweigert sich der schnellen Lösungen.

Und so komme ich mit mehr Fragen als Antworten aus der Tagung. Was eine gute Nachricht ist, finde ich. Fragen zu haben und nicht Gottes-Statements, das scheint mir der bessere Weg in eine glaubende Zukunft zu sein.

 

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Abwesenheit Gottes, Dresden, geistlicher Weg, Gott, Gottesferne, Pilger, Religion, Suche, synodaler Weg, Tagung10 Kommentare zu Nach oben blicken reicht nicht mehr

Ganz und gar nicht vergangen

Veröffentlicht am 18. März 201720. März 2017

Da stehen drei Busse hochkant auf einem prominenten Platz in Dresden. In den vergangenen Wochen haben die meisten von Ihnen von dieser Kunstaktion wohl gehört, Manaf Halbouni, deutsch-syrischer Künstler, hatte sie auf dem Neumarkt aufgestellt, direkt vor die Frauenkirche. Witzigerweise nennt die so genannte AfD das „Lügenbusse“, auf die Idee muss man erst mal kommen.

Dresden, vor der Frauenkirche
Dresden, vor der Frauenkirche

Aber abgesehen von dieser komischen Note ist die Aktion ein Hinweis auf all die Tragik Aleppos. Dort dienten solche Buss-Barrieren dem Schutz vor Scharfschützen. In Dresden erinnert das nun einerseits an das Leiden Aleppos, das hier immer wieder vergessen wird, andererseits greift es aber auch die Vergangenheit Dresdens aus vom Krieg zerstört auf, weswegen der Ort der Installation genau richtig ist. Dass drittens Pegida und Konsorten nicht müde werden, gegen das Monument – so der Name – anzustreiten, gibt ihm noch einmal eine aktuelle Bilanz.

Also bin ich hin gegangen, um mir das selber anzusehen. Was mich dort aber nicht mehr losgelassen hat, war noch ein weiterer Gedanken. Ja, da ist Aleppo und da ist die Geschichtsumdeutung und die Vergangenheit der Stadt, aber wenn man sich auf diesem Neumarkt so umsieht – und ich war lange nicht da gewesen – dann beschleicht mich ein komisches Gefühl.

Da ist nämlich alles fake. Die Frauenkirche mag ja noch angehen, aber selbst da hat man versucht, Vergangenheit auszulöschen, indem man sie bruchlos wieder aufgebaut hat. Bei den Gebäuden drum herum ist es noch schlimmer. Alles Betonbauten, denen man ein pseudo-barockes Aussehen gegeben hat. Damit wirkt wie eine Freundin es genannt hat Dresden wie Disney-Land, für Touristen gemacht, die üblichen Geschäfte unten, alles neu oben, man tut barock aber da wird man keinen Nagel in die Wand schlagen können, weil alles einfach nur beton ist. Bunt angemalter Beton.

 

Falsche Historisierung

 

Die drei Busse auf dem Markt sind deswegen auch ein Mahnmal gegen diese Historisierung, die einen wichtigen Teil der Geschichte, nämlich den brutalen Bruch, nicht weg-putzt. Welche Bomben und Tote nicht auf einige Mahnmale reduziert und ansonsten alles fein macht für die Busladungen shoppender und knipsender Besucher.

Dresden ist da nicht der einzige Ort, das Schloss in Berlin ist ja gerade zu ein Symbol für dergleichen Geschichtsklitterung. Als ob die Demokratie und die Gesellschaft nach der Zerstörung heute künstlerisch und architektonisch nichts beizutragen hätte.

Das ist natürlich übertrieben, es gibt gute Beispiele modernen Bauens, welche die Vergangenheit und die Stil-Vorbilder nicht ignoriert, aber eben auch heutig ist. Das Gegenteil stand in dieser Woche in der Zeitung: In Berlin soll die Bauakademie wieder errichtet werden, das Original war 1836 eröffnet worden, Entwurf Karl Friedrich Schinkel.

„Bauherrenschaft und Zweck des Gebäudes sind noch unklar, aber das Geld für die „Hülle“ ist, wie damals beim Berliner Schloss, bereits da”, schreibt etwas bösartig aber treffend die FAZ. Das aussehen ist alles, die Fassade für die Knipser.

Was für ein Verständnis von Geschichte ist das denn bitte? Kein Wunder, dass alle möglichen Populisten sich ihre Stücke aussuchen und für ihre Zwecke zurecht biegen, wenn selbst öffentliche Bauherren das tun.

Braucht es wirklich die Mahnung an Aleppo, um Dresden zu zeigen, dass diese bunten Betonwände eben nicht das alte Dresden sind? Dass es Zerstörung gegeben hat, die man jetzt irgendwie weg-bauen will?

Danke jedenfalls an Manaf Halbouni, dass er sich Dresden ausgesucht hat. Und schade, dass das Monument im April schon wieder abgebaut wird. Es täte Dresden gut, als Erinnerungsort der eigenen Vergangenheit. Der Rest drumherum hat jedenfalls mit Vergangenheit nicht viel zu tun.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Aleppo, Berliner Bauakademie, Dresden, Geschichte, Historisierung, Manaf Halbouni, Neumarkt24 Kommentare zu Ganz und gar nicht vergangen

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