Wenn man wissen will, was Papst Franziskus wichtig ist, dann reicht es manchmal, einfach mal die Worte zu zählen, zum Beispiel in der Botschaft des Papstes zum Weltfriedenstag an diesem 1. Januar. Einunddreißig Mal kommt das Wort „Gleichgültigkeit“ in diesem Text vor. Das ist eindeutig. Dazu noch andere Begriffe wie Mangel an Aufmerksamkeit, Gewöhnung, Lauheit, Teilnahmslosigkeit. Bei der Lektüre dieser Friedens-Botschaft des Papstes wird sofort deutlich, worum sich seine Gedanken in diesem Jahr drehen.
Dabei ist das nicht neu. Der Zentralbegriff, die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“, ist bereits zu Beginn des Pontifikats von Papst Franziskus geprägt worden, auf Lampedusa war das bei seinem ersten Besuch außerhalb von Rom. Er war auf der Flüchtlingsinsel um genau auf diese Gleichgültigkeit aufmerksam zu machen. Und auch seitdem kommt der Begriff immer mal wieder vor. Nun also in einem längeren Text, ausführlich und von mehreren Seiten beleuchtet.
Zwei Dinge macht der Papst dabei klar: Erstens geht es nicht um einen Mangel an Informationen. „Es gibt Menschen, die gut informiert sind, Radio hören, Zeitungen lesen oder Fernsehprogramme verfolgen, das aber mit innerer Lauheit tun, gleichsam in einem Zustand der Gewöhnung. Diese Leute haben eine vage Vorstellung von den Tragödien, welche die Menschheit quälen, fühlen sich aber nicht betroffen, spüren kein Mitleid“, so der Papst. Oder man will gar nichts wissen: „In anderen Fällen zeigt sich die Gleichgültigkeit in Form eines Mangels an Aufmerksamkeit gegenüber der umliegenden Wirklichkeit, besonders der weiter entfernten.“ Gleichgültigkeit könne viele Wurzeln haben, und wie wir es von Papst Franziskus kennen führt er einige genauer aus.
Geistliche Haltung, nicht Analyse
Es ergeben sich in diesem Text Wortgruppen, die wir gewissen Haltungen zuordnen können und aus denen sich auch genauer erschließt, was der Papst genau meint.
So gehören zur Gegenhaltung zur Gleichgültigkeit Geschwisterlichkeit, Solidarität, Verantwortung, Mitgefühl und die Fähigkeit sich zu öffnen. Das sind keine präzise definierten Begriffe, aber dadurch, dass sie in diesen Wortgruppen auftauchen, ergänzen sie sich gegenseitig. Der hier am häufigsten genutzte Begriff ist der der Barmherzigkeit, und da wird auch noch einmal klar, was das „Heilige Jahr der Barmherzigkeit“, in dem wir uns im Augenblick befinden, soll. Die Barmherzigkeit leben und sie bezeugen ist das wichtigste Mittel gegen die Gleichgültigkeit, die beiden schließen sich gegenseitig aus und jeder muss sich entscheiden, wo er oder sie hin will.
Wieder gibt uns der Papst Kategorien, die weniger analytisch sind als vielmehr eine Art Gewissensrechenschaft ermöglichen. Die Frage ist weniger die der Sozial-Psychologie als vielmehr die der geistlichen Haltung. Weiterlesen “Einunddreißig mal Gleichgültigkeit”