Wir sprechen heute vermehrt von „religiöser Indifferenz“. Menschen sei Religion egal. Nun ist Indifferenz ja Teil der christlichen Tradition, und das auch noch in einem guten Sinn. Trotzdem ist der Begriff der religiösen Indifferenz nicht positiv gemeint: Pater Dominik Terstriep: Was ist der Unterschied zwischen Indifferenz und „Das-ist-mir-egal“?
„Das-ist-mir-egal” kann man von zwei Seiten her betrachten. Es gibt eine aktive Gleichgültigkeit. Die kann positiv ein Schutz sein. Jemand muss sich vor etwas schützen, das ihm bedrohlich erscheint, um weiter leben zu können. Er weiß sehr wohl, dass es die Gefahren um ihn herum gibt, sieht aber an ihnen vorbei, um – im Extremfall – überleben zu können oder weniger dramatisch, um weiter das tun zu können, was er gerade jetzt tun muss. Man kann z.B. an einen Studenten denken, der sich auf ein Examen vorbereitet und weiß, dass die Stoffmenge so groß ist, dass er das Ganze nicht wird beherrschen können. Dennoch versucht er sich so gut wie möglich vorzubereiten. Während der Vorbereitung auf die Prüfung ist ihm egal, was dann drankommen wird. Er tut sein Bestes, um arbeitsfähig zu bleiben und nicht durchzudrehen.
Oder eine Pflegerin im Hospiz, die jeden Tag mit dem Sterben konfrontiert wird. Sie kann nicht mit jedem Patienten mitsterben. Sie wird kaum sagen, der Sterbende sei ihr egal, aber sie schützt sich, indem sie den Tod, der auch sie einmal treffen wird, nicht zu nah an sich heran lässt. Oder denken wir an eine Frage oder einen Konflikt. Beide können jetzt nicht gelöst werden, man kommt da einfach nicht weiter. Sie werden auf die Seite gestellt, um dann hoffentlich später einmal wieder aufgegriffen zu werden.
Ins Negative schlägt diese Haltung um, wenn „Das-ist-mir-egal“ zu einem undurchdringlichen Panzer wird. Weiterlesen “Eine Frage, Pater Terstriep …”