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Schlagwort: Exerzitien

üben, üben, üben

Veröffentlicht am 19. Juni 202018. Juni 2020
Sprache schafft Wirklichkeit Beten heißt üben. Foto: Pixabay

Sprache schafft Wirklichkeit. Aber schaffen wir auch durch das Verändern der Sprache neue Wirklichkeiten? Die Diskussion hier und anderswo über die Frage nach dem Wort „Rasse“ hat die Frage neu aufgeworfen. 

„Ich bin generell skeptisch, wenn Worte ausradiert oder manipuliert werden in der Hoffnung, mit dem Wort werde auch der böse Gedanke verschwinden“, sagt ein Kommentator bei Facebook. „Das klappt noch nicht einmal mit Büchern. Oder Portraits. Es ist das Denken, an das wir ‘ran müssen, nicht die Vokabel.“

Sprache schafft Wirklichkeit

Oder auch hier im Blog: „Wenn wir aber auf jedes Wort verzichten wollen, das in der Menschheitsgeschichte schon einmal mißbraucht worden ist, dann können wir unsere Sprache vergessen. Ich brauche keine Sprachpolizei.“

Es wird niemanden überraschen, dass ich hier widerspreche. Natürlich geht es nicht um das erzieherische Verbieten, um Sprachpolizei und ein Besserwissertum, das sich über andere Menschen ergießen will. Mein Antrieb ist ein anderer, und zwar geht es mir um eine Grundeinsicht, die letztlich in der DNA der Spiritualität meines Ordens eingeschrieben ist.

Es geht um das Üben.

Keine Sprachpolizei

Wer mit Ignatius von Loyola und den Männern und Frauen dieser Spiritualität unterwegs ist, der übt. Wobei üben nicht als ‚ausprobieren‘ zu verstehen ist, sondern als Einübung. Geistliche Übungen, Lateinisch: ‚exercitium, eingedeutscht ‚Exerzitien‘.

Für Ignatius war Beten – darum geht es ihm erst einmal – nicht ein frei fließender Gedankenstrom, kein leer-Werden, kein Seelen- oder Bewusstseinszustand. Sondern ein strukturiertes Tun. Mit Tendenz zu richtiger Arbeit. Mit Anleitungen, Wiederholungen und klarer Ausrichtung soll man üben, mit Gott zu sprechen. Oder auf Gott zu hören, Gott im eigenen Leben wahrzunehmen. Und das meint Ignatius sehr physisch und vergleicht das geistliche Üben mit „Umhergehen, Wandern und Laufen”, also „leibliche Übungen”.

„Umhergehen, Wandern und Laufen”

Und wenn ich viel übe, dann lerne ich. Wie beim Yoga, wie beim Fußball, wie in der Reha. Dann wird es Teil meines Lebens und meiner Sichtweise auf die Dinge. Darum geht es Ignatius: permanent mit Christus auf die Welt, die Menschen und sich selbst zu schauen. Und das geht halt nur mit Übung.

Zurück zum Sprachproblem: wenn wir uns reflektiert dazu entscheiden, ein Wort nicht zu benutzen, dann üben wir eine andere Sicht auf die Dinge. Wenn wir ‚Rasse‘ nicht mehr benutzen, dann müssen wir überlegen, was wir eigentlich sagen wollen. Und das will dann geübt werden.

Und dann ändert sich unsere Sicht auf die Welt und uns selber.

So schaffe ich Veränderung

Nicht automatisch, auch nicht immer so wie unser Wille sich das vorstellt – weswegen man das nicht als Voluntarismus bezeichnen kann – aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Und wie es das Gebet und die geistliche Betrachtung vormachen: das lässt sich nicht dekretieren, nicht vorschreiben, auch nicht von außen. Das geht nur allmählich, dann aber tragfähig.

Verbote ändern keine Haltungen. Das ist richtig. Aber reflektiertes Einüben einer nicht ausgrenzenden Sprache hat die Chance, eine andere Sicht auf Menschen und uns selbst einzuüben. Und das wäre es doch wert, oder?

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Neulich im Internet, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Beten, Exerzitien, Rasse, Sprache, üben, Wirklichkeit29 Kommentare zu üben, üben, üben

Marienmonat

Veröffentlicht am 3. Mai 20191. Juni 2019
Muttergottes und Jesus Marienstatue in Sankt Canisius, Berlin

Statuen und Bilder von Maria ohne Jesus machen mich nervös. Die Muttergottes und Jesus gehören zusammen, ein Bild von ihr muss immer auf Jesus verweisen, wie auch Bilder von den anderen Jüngern um den Herrn herum.

Schon in der Bibel ist das so, literarisch gesehen scheinen mir die Jünger wie auch die Gegner wie überhaupt alle Figuren dadurch schlüssig, dass sie einen Bezug zu Jesus haben. Da wird keine Geschichte erzählt, in die dann Jesus als einer unter vielen Handelnden eintritt. Sondern es wird die Geschichte Jesu erzählt, in der dann andere Figuren dazu dienen, einzelne Episoden, Eigenschaften Jesu, Ereignisse und so weiter zu beleuchten. Die Figuren haben kein Eigenleben außerhalb ihres Bezuges zu Jesus. Und das gilt auch für seine Mutter, für Maria.

Muttergottes und Jesus

Nun hat Marienfrömmigkeit bei uns nicht unbedingt einen guten Ruf. Einige schwören drauf und finden dort das, was in der sonst sehr verkopft daherkommenden Theologie und Verkündigung nicht zu finden ist. Andere wiederum werden nervös, weil hier Übertreibungen gesehen werden. Und es stimmt ja, manchmal klingt es so, als ob die Mutter Jesus quasi neben Jesus stünde. Unabhängig.

Der Mai ist der Marienmonat, besser: einer von zwei Marienmonaten. Die Muttergottes und Jesus gehören also mehr in den Blick, als sonst. Jedenfalls habe ich seit einigen Jahren wieder einen neuen Zugang gefunden, um diese Zeiten geistliche fruchtbar zu machen.

Marienmonat und Frömmigkeit

Einen Zugang, besser gesagt zwei verschiedene Zugänge.

Zum einen ist da die Maria in den Exerzitien des Ignatius. Mir war das noch nie aufgefallen, aber ein Mitbruder machte mich darauf aufmerksam, dass Maria immer dort als Gesprächspartner auftauche, wo es um die menschlich, allzu menschlichen Dinge ginge. Das am Menschsein, was wir schwer ausdrücken können, was sich der Vernunft entziehe und wo Denken nicht immer weiter hilft. Wo Worte nicht weiterhelfen.

Zweitens habe ich Maria entdeckt als Zugang zu Jesus, der nicht über Tugend führt. Nicht über Moral. Nicht über Regeln.

Die Muttergottes wird in der Schrift von Jesus ja nicht immer wirklich gut behandelt, „wer soll das bitte sein“, weist er seine Familie zurück. Er hat andere Bindungen, nicht von Stamm und Großfamilie, sondern allein Bindungen im Glauben.

Keine Tugend-Maria

Aber unter dem Kreuz taucht sie dann wieder auf. Das ist alles nicht so glänzend, wie wir es auf den Säulen der Kirchen immer aussehen lassen, auf den Gemälden und in den Gebeten. Das ist zumindest für mich rauer, unsicherer, menschlicher, und eben nicht überwölbt von den Vorstellungen der Zeit. Da darf erst mal alles bleiben, wie es ist.

Im 19. Jahrhundert hatte Maria eine erstaunliche Entwicklung, zum Beispiel in Lourdes. Während in Europa nach den napoleonischen Kriegen die Nationalismen erwachten, erst bürgerlich und später militärisch gefüttert, bliebt der Katholizismus transnational. Und wollte das auch bleiben.

Dass der Papst zu dieser Zeit eine große Bedeutung in der katholischen Identität bekam, mehr als vorher, liegt auch an dieser Entwicklung. Dasselbe kann man eben auch mit Blick auf die Marienfrömmigkeit sehen. Die war nicht national, die war sozusagen das Gegenstück zu den Nationalismen.

So bietet mir Maria auch heute einen Zugang zu Jesus, der sich dem Zeitgeist entzieht. Der nicht schon im Voraus kalkulierbar ist.

Und dann brauche ich auch nicht mehr nervös sein, wenn ich Maria mal ohne Jesus sehe.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Kirche und Medien, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Exerzitien, Frömmigkeit, Gebet, Jesus, Maria, Muttergottes, Spiritualität36 Kommentare zu Marienmonat

Was mein Leben ändert

Veröffentlicht am 11. April 201911. April 2019
Aufgerufen zur Umkehr P. David Birchall SJ: Abfrage unter knapp 300 Exerzitienteilnehmern

Wir nähern uns der heiligen Woche, Zeit die Vorbereitung auf Ostern noch einmal aufzunehmen. Und das lässt sich mit einem einzigen Wort zusammenfassen: Umkehr! Aufruf zur Umkehr, so kann man das vielleicht zusammen fassen. Nicht zur Selbstoptimierung, schon gar nicht zur Selbsterlösung, sondern zur Vorbereitung durch Umkehr.

Mir ist noch einmal eine Statistik in die Hände gefallen, die ein britischer Freund und Jesuit erstellt hat (siehe Bild). Seit Jahrzehnten ist David in der Exerzitienbegleitung aktiv, und da ist die Frage nach Bekehrung, Umkehr, Reue, Gottesbegegnung und dem eigenen Leben ja ein zentraler Punkt. Seine Ergebnisse haben mich aber etwas stutzig gemacht (Danke David, dass ich das benutzen darf).

Vorbereitung durch Umkehr

Aus der kleinen Umfrage ergibt sich, dass je konkreter es mit der Umkehr wird, desto weniger positive Antworten gibt es. Dass Exerzitien dem Gebetsleben gut tun, das ist gut und richtig. Aber dass nur weniger als zwanzig Prozent „Change in lifestyle“ als Ergebnis von Exerzitien angeben, sollte uns eine Frage stellen. In Vorträgen etc. werde ich nicht müde zu behaupten, dass die Franziskus-Revolution oder Reform oder wie auch immer wir das nennen wollen bei uns selbst stattfinden muss, sonst wird sie nicht stattfinden. Das Sprechen von Barmherzigkeit, das so gut ankommt, braucht eine Entsprechung im Leben.

Wie in der vergangenen Woche schon zitiere ich hier noch einmal Johann Baptist Metz, der über die Kirche der Zukunft spricht: „(Hier hilft) nur eine bis in die Wurzeln gehende Umkehr, die auch die ökonomischen Grundlagen unseres gesellschaftlichen Lebens einbezieht.“ (aus: Jenseits bürgerlicher Religion, 1980). Die ökonomischen Grundlagen, das bedeutet natürlich auch den Reichtum Europas, aber ich darf das hier einmal ausweiten: Das bezieht das praktische Leben, den Lebensstil ein. Aufruf zur Umkehr, das geht also nicht nur an mich als Individuum, sondern an uns als Gruppe, als Kirche. Als Gemeinschaft.

Aufruf an die Gemeinschaft

Und solange wir das nicht als Anfrage hören, die auch nach Gerechtigkeit fragt, bleiben wir für Ostern taub. Dann ist das wie bei den Exerzitienkursen, wir beten besser und heilen Wunden unter uns, aber den Lebensstil ändern wir nicht. Davids’ Statistik stellt mir die Frage, wie weit unsere Begeisterung und Spiritualität uns eigentlich trägt. Nicht als Vorwurf, sondern als Selbstanfrage.

Ignatius hat in seinem Exerzitienbuch zwei „Menschenarten“, wie er es nennt, wir würden das anders nennen. Wir würden sagen, es gibt mehrere Weisen mit Umkehr umzugehen. Es geht ihm um die „Anhänglichkeiten an die Dinge“, die man erworben hat. Das als Chiffre für all das, an dem wir hängen und was an uns hängt.

„Die erste Menschart würde das Verlangen, das sie zur erwor­benen Sache hat, von sich entfernen wollen, um Gott unseren Herrn in Frieden zu finden und sich zu retten zu wissen. Und sie setzt bis zur Todesstunde nicht die Mittel ein.“

Gott soll sich bekehren

Soll heißen: Der Aufruf zur Umkehr wird gehört, man will auch was tun, schafft es aber nicht, tut nichts oder bleibt in sich selbst eingeschlossen, wie es der Papst nennt.

„Die Zweite will das Verlangen entfernen, aber sie will es so entfer­nen, dass sie mit der erworbenen Sache verbleibt. Es soll also Gott dorthin kommen, wo sie will.“

Das ist eine Nummer schärfer, das ist eine Haltung, die umkehrt, aber so dass die Dinge bleiben. Dass also Gott unseren Lebensstil gutheißt und der Aufruf zur Umkehr so aufgelöst wird, dass sozusagen Gott umkehrt und wir in unserem Lebensstil bleiben, wie wir sind. Das kann so aussehen, dass wir uns unseren Stil schönreden, da gibt es viele Möglichkeiten.

Umkehr in der österlichen Bußzeit, das kann nicht ohne Folgen bleiben. Wir haben genug Ausreden, um genau das nicht zu tun. Aber das geht dann nicht mehr. Besser beten und versöhnter mit dem Nächsten sein, ist nicht genug.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und VernunftSchlagwörter Exerzitien, Fastenzeit, Lebensstil, Umkehr10 Kommentare zu Was mein Leben ändert

Diener der Freude nicht Herren des Glaubens

Veröffentlicht am 28. Januar 201927. Januar 2019
Kirche ist nicht abstrakt: Volksfrömmigkeit auf dem Petersplatz Tradition ganz klassisch: Auf dem Petersplatz feiern kirchliche Vereine ihren Glauben (Mai 2013)

Über Kirche zu sprechen ist gefährlich. Es besteht immer die Versuchung, der Institution zu großes Gewicht zu geben. Vor allem bei Leuten, denen die Kirche wichtig ist. Es ist die Versuchung, Kirche und Glauben gleich zu setzen. Trotzdem oder vielleicht deswegen kennt die Tradition die „Regeln, mit der Kirche zu fühlen“. Das berühmte „Sentire cum Ecclesia“. Wobei das „sentire” gar nicht einfach zu übersetzen ist, ein „Gespür haben“ kommt dem wohl am nächsten.

„Regeln, mit der Kirche zu fühlen“

Genau diese Regeln nahm sich Papst Franziskus in Panamá vor, in seiner Ansprache vor den Bischöfen Zentralamerikas. Der Anlass: „Sentire cum Ecclesia“ steht auch auf dem Grabstein von Oscar Romero, es war sein Bischofsmotto. So nahm er sich also in der Ansprache diese Regeln vor, genauer die Exerzitien-Regeln des Ignatius von Loyola, gelesen durch eine Romero-Brille.

Bei Ignatius soll man viel loben: lange Gebete, Messfeiern, Enthaltsamkeit, Gelübde, Reliquien und so weiter und so weiter. Loben heißt hier aber nicht nur Lippenbekenntnis für die Tradition, sondern ist bei Ignatius auch immer eine Haltung, etwas Innerliches. Man soll dafür sein.

Man darf dabei nicht vergessen, dass die Liste der Regeln all das aufzählt, was zur Zeit der Entstehung der Exerzitien im 16. Jahrhundert unter Beschuss war (Stichwort: Reformation) bzw. was von allerlei Missbrauch verformt war. In all dem war eben nicht so sehr Glaube und Christus sichtbar als vielmehr „Mundanität“, verweltlichte Kirche. Das soll man laut dieser Regeln also loben, so Ignatius.

Kein Kritikverbot

Damit will er aber nicht etwa einen historisch-kulturellen Stillstand generieren. Es soll nicht eine historische Situation eingefroren werden. Es sollen auch nicht Fehlformen des Glaubenslebens einfach für gut erklärt und über die Wirklichkeit hinweg geschaut werden. Ganz und gar nicht.

Die Regeln sind auch kein Kritikverbot. Wenn man die Briefe Ignatius liest, dann findet man da sehr viel Kritik. Immerhin hat sich auch die Inquisition für Ignatius interessiert, einige Male wurde er von ihr vernommen, bestimmt nicht weil er viel zu unkritisch war.

Die größte Gefahr allerdings ist es, diese Regeln nicht für anzuwenden, sondern gegen. Sie also zum Maßstab zum Richten des Verhaltens Anderer zu nehmen. Gibt es ja auch hier im Blog, bei den Kommentaren: ich lobe und halte mich an die Sätze der Kirche und darf deswegen urteilen und verurteilen. So läuft die verquere Logik.

Kein Mittel zur Selbstrechtfertigung

Die Regeln haben aber ihren Platz in den Exerzitien, sie sind also eine Übung, für den Übenden, nicht zur Selbstrechtfertigung gegen andere. Und genau so versteht sie auch der Papst in seiner Ansprache:

„Wenn der heilige Ignatius von Loyola die Regeln für das „Sentire cum Ecclesia“ vorschlägt (..), versucht er, dem Exerzitanten dabei zu helfen, jegliche Art von falschen Dichotomien oder Gegensätzen zu überwinden, die das Leben des Geistes auf die gewöhnlich auftretende Versuchung reduzieren, das Wort Gottes dem Eigeninteresse anzupassen.“

Die Übung dient also zur Überwindung festgesetzter Interpretationsmuster in Sachen Kirche, in denen sich der Einzelne gerne mit guten Noten versieht. Da muss man heraus, um die Übung richtig machen zu können.

Teil einer Gemeinschaft

Und noch ein zweiter Punkt ist wichtig, so der Papst. Nur so – in der Überwindung dieser falschen Dichotomien – könne man sich als Teil einer Gemeinschaft erfahren, die den Auftrag hat, die Botschaft Jesu weiter zu geben. Das passt zu der Predigt vom 31. Juli 2013, die ich weiter oben schon verlinkt habe

„Zur Zentralität Christi gehört auch die Zentralität der Kirche: Es sind zwei Fokusse, die nicht voneinander trennbar sind: ich kann Christus nicht nachfolgen, wenn ich es nicht in der Kirche und mit der Kirche tue.”

Noch ein zweiter Punkt aus der Papstansprache, der für unseren Umgang mit Kirche und für das Gespür mit der Kirche wichtig ist: sie ist Volk Gottes. Dieses Gewicht welches das Konzil der Kirche gegeben hat sei für Romero entscheidend gewesen, und es müsse es auch für die Glaubenden heute sein.

„Denn der Herr wollte uns nicht einzeln und ohne Verbindung retten, sondern wollte uns zu einem Volk machen, das ihn in Wahrheit anerkennen und ihm in Heiligkeit dienen soll“. (vgl. Dogmatische Konstitution Lumen gentium, 9)

Kirche ist nicht abstrakt

Das ist natürlich ganz biblisch, im Alten Testament ist „Volk“ eine ganz zentrale Kategorie, es ist der Ort des Glaubens und der Befreiung. Aber es ist eben auch der Hinweis auf das Konkrete. Kirche ist kein Abstraktum, es geht nicht um eine Institution, sondern um Menschen. Und das meint der Papst nicht soziologisch:

„In der Kirche lebt Christus unter uns, und sie muss daher demütig und arm sein, da eine hochmütige Kirche, eine Kirche voller Stolz, eine sich selbst genügende Kirche nicht die Kirche der Kenosis (Menschwerdung, Selbstentäußerung Jesu) ist.”

Dass muss auch unser Sprechen und Denken über Kirche prägen. Ein Gespür für die Kirche haben kann eben nicht bedeuten, sich zu Urteilen über andere aufzuschwingen. Oder um es mit Paulus zu sagen, wie sollen Diener der Freude anderer sein und nicht Herren über deren Glauben.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Papstreise, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Exerzitien, Glaube, Kirche, Panama, Papst Fanziskus, Papstreise16 Kommentare zu Diener der Freude nicht Herren des Glaubens

„Um das Menschengeschlecht zu retten”

Veröffentlicht am 24. Dezember 201824. Dezember 2018
Weihnachten: Gott wird Mensch. Konrad Witz: Ratschluss der Erlösung, nach 1444 gemalt. Berlin, Gemäldegalerie Konrad Witz: Ratschluss der Erlösung, nach 1444 gemalt. Berlin, Gemäldegalerie

Drei göttliche Personen im Himmel, die beraten, wer von ihnen denn nun Mensch werden soll: Es ist eine der beim Lesen skurril anmutenden Texte aus dem Exerzitienbuch des Ignatius von Loyola. Wenn man die Exerzitien macht und nicht nur liest, dann ist man an dieser Stelle bereits eine Woche lang geistlich unterwegs. Man hat die Geschöpflichkeit der Welt meditiert, die eigene Beziehung zum Schöpfer, man hat das „Ich“-sagen vor Gott bewusst gemacht, gemeinsam mit dem Blick auf die eigene Schwäche und Sünde, der Fehlbarkeit und der Bedürfigkeit vor dem Hintergrund der liebenden Zusage Gottes. Wenn mir der Super-Schnell-Lauf hier mal gestattet ist.

Und nun der Beginn der zweiten Woche, die mit der Menschwerdung beginnt. Die Übung, die Ignatius anleitet, beginnt mit einer Hinführung:

„Die Geschichte der Sache herbei­brin­gen, die ich zu betrachten habe. Hier ist dies: Wie die drei göttlichen Personen die ganze Fläche oder Rundung der ganzen Welt voller Menschen schauten und wie, da sie sahen, dass alle zur Hölle abstiegen, in ihrer Ewigkeit beschlos­sen wird, dass die zweite Person Mensch werde, um das Menschengeschlecht zu retten; und so senden sie, als die Fülle der Zeiten gekommen ist, den heiligen Engel Gabriel zu unserer Herrin“.

‚Herbeibringen‘ ist hier die Anweisung, sich das schweigend in der Meditation vorzustellen, nicht nur abstrakt zu bedenken.

Weihnachten: Gott wird Mensch

An diese Übung wurde ich neulich erinnert, als ich ein Bild von eben dieser Szene gesehen habe. Es stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist damit ein halbes Jahrhundert älter als die Worte des Ignatius. Der hat ja bekanntlich nicht alles erfunden, sondern er hat gut zusammen gestellt.

Auf dem Bild sieht man die drei. Daneben dann das Resultat, wenn man so will, die Begegnung der schwangeren Frauen Maria und Elisabeth.

Diese Übung habe ich einige Male in Exerzitien gemacht, das schwerste daran war für mich immer die Anstrengung, die es kostet, sich das Ganze wie den Olymp und die griechische Götterwelt vorzustellen. Als gäbe es Drei Personen in dem Sinn als ob drei getrennt existierende Wesen um den Tisch versammelt diskutierten: Du. Nein Du. Oder doch vielleicht er? Oder sie?

Da wird man wirr im Kopf

Da wir außerdem vom Ergebnis her auf die Übung schauen, weil wir wissen, wer Mensch wurde, klingt das doppelt schwierig. Was soll es schon für Argumente geben? Und wie sollen wir verstehen, was genau der Sohn ist, wenn die Möglichkeit bestanden haben sollte, dass nicht der Sohn, sondern der Vater Mensch wird? Da wird man ganz wirr im Kopf.

Aber wie bei allen Übungen des Ignatius geht es gar nicht um dogmatische Aussagen, die gelernt werden sollen, sondern um innere Prozesse, um Gebet.

Hier geht es – Stichwort Hölle – darum dass Gott den Menschen nicht sich selbst überlässt. Dass die Frage nach dem Schicksal der Menschen im inneren Gottes, in den Personen, Widerhall findet. Das ist eben kein olympischer Gott, der aus seiner Distanz heraus handelt.

Kein olympischer Gott

Menschwerdung, das ist eben nicht etwas huldvoll-herablassendes. Gott selber involviert sich, und zwar nicht „erst“ auf der Erde, bei der Geburt Jesu, sondern bereits im Entschluss. Gott ist ganz involviert, die Einheit der drei Personen, so schwer das auch zu verstehen ist. Der menschgewordene Gott ist keine „Abteilung“ Gottes, nur ein Drittel, sozusagen. Das ist ganz-Gott.

Es ist Weihnachten. Wir feiern diese Menschwerdung. Das Bild und die Ignatius-Übung helfen mir dabei, die Fragezeichen offen zu halten. Wir haben nicht alle Antworten auf das Fest. Der Ursprung – das wollen und Bild und Übung sagen – liegt in Gott selbst. Gott sieht, auch wenn das fürchterlich formuliert ist weil Gott eben kein Mensch ist, Gott fühlt und liebt, Gott reagiert und macht die Geschichte des Menschen zu Gottes Geschichte.

Innere Erkenntnis

Die Übung hat noch eine zweite und eine dritte „Hinführung“. Die dritte ist in den Übungen immer eine Bitte, und mit der möchte ich diese Weihnachts-Gedanken abschließen und Ihnen ein gesegnetes Fest wünschen.

Diese Bitte sagt uns, worum es bei dem Fest, bei der Menschwerdung, für uns geht:

„Innere Erkenntnis des Herrn erbitten, der für mich Mensch geworden ist, damit ich mehr ihn liebe und ihm nachfolge.“

Kategorien Allgemein, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Exerzitien, Glaube, Ignatius, Jesus, Menschwerdung, Trinität, Weihnachten21 Kommentare zu „Um das Menschengeschlecht zu retten”

„The greatest trick the devil ever pulled …”

Veröffentlicht am 26. April 201824. April 2018

Wenn es etwas gibt, was Christen vor allem bei uns nachhaltig irritiert, dann ist es das Sprechen über den Teufel. Papst Franziskus macht davon immer wieder Gebrauch, von Anfang an. Zuerst hat man das irgendwie kulturell verankert, leicht herablassend vom aufgeklärten Europa auf Lateinamerika blickend. Aber nach den Jahren mit diesem Papst geht das nicht mehr so einfach.

Sehr deutlich macht er das noch einmal in Gaudete et Exsultate (dies ist mein viertes Stück in einer kleinen Reihe dazu). Ganz am Ende wird er deutlich: „Das Leben des Christen ist ein ständiger Kampf. Es bedarf Kraft und Mut, um den  Versuchungen des Teufels zu widerstehen und das Evangelium zu verkünden. Dieses Ringen ist  schön, weil es uns jedes Mal feiern lässt, dass der Herr in unserem Leben siegt” (GE 158).

Installation in der Oude Kerk, Amsterdam
Verweis nach oben. Installation in der Oude Kerk, Amsterdam

Da muss ich gestehen, dass auch ich da etwas Schlucken muss, so sehr haben wir den Teufel aus unserer Religiosität verdrängt.

Aber ziehen wir hier das Denken und Sprechen des Papstes nach: Es geht um einen ständigen Kampf, und das ist gut biblisch, das ist Paulus. Ausruhen geht nicht, mit jedem Eindruck, mit jedem Erleben, mit jeder Entscheidung, mit jeder Inspiration stellt sich neu die Frage, woher das denn kommt. Denn mit diesen Impressionen – der heilige Ignatius, auf den ich gleich noch zurück kommen werde, nennt es „innere Regungen” – kommen auch Versuchungen. Im Sinn des Sprechens über die Unterscheidung ist mit jeder inneren Regung zu fragen, wo Gott darin zu suchen ist.

 

Das Sprechen vom Kampf

 

Viele Versuchungen, die einen dann befallen können, kennen wir schon. Weltlichkeit ist eine Gefahr, welche der Papst immer und immer wieder nennt, Mundanität, mit dem französischen Jesuiten Henri de Lubac gesprochen.

„Es handelt sich nicht nur um einen Kampf gegen die Welt und die weltliche Mentalität, die betrügt, betäubt und uns mittelmäßig werden lässt, ohne Engagement und freudlos. Ebenso wenig beschränkt er sich auf ein Ringen mit der eigenen Schwäche und den eigenen Lastern (ein jeder hat seine: Trägheit, Wollust, Neid, Eifersucht usw.). Es ist auch ein beständiger Kampf gegen den Teufel, welcher der Fürst des Bösen ist” (159). Weiterlesen “„The greatest trick the devil ever pulled …””

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Die Falle der ersten Woche

Veröffentlicht am 18. März 2018

Gedanken zur Fastenzeit, 6

Wer schon einmal Exerzitien nach der Methode des Ignatius von Loyola gemacht hat, der hat schon mal von den „Wochen“ gehört. Der Exerzitienprozess wird in vier Wochen eingeteilt, und zwar weil ursprünglich die Dauer dieser Exerzitien ein Monat war.

Heute macht man sie meistens eine Woche lang, aber die innere Dynamik bleibt. Auch wenn man sie in der Vollform macht, ist eine Woche meistens nicht gleich sieben Tage, die erste Woche zum Beispiel dauerte das letzte Mal, dass ich das gemacht habe dreizehn Tage. „Woche“ ist mehr eine Einteilung denn eine Zeitangabe.

 

Keine Frage der Selbstoptimierung

 

In der ersten Woche geht es um die Sünde. Sie beginnt mit einer Gewissenserforschung, der Betrachtung der eigenen Sündengeschichte und auch die Hölle hat ihren Platz. Liest man den Text der Exerzitien, dann kann Man schnell den Eindruck gewinnen, hier ginge es um Selbstoptimierung. Sich ständig die eigenen Fehler und Sünden vor Augen halten und Wege der Besserung suchen. Ignatius schlägt sogar eine grafische Darstellung vor, damit man auf den ersten Blick sehen könne, ob man sich gebessert habe.

In der Mitte das Kreuz
In der Mitte das Kreuz

Man beginnt also bei sich selber, bei den eigenen Fehlern und dem natürlichen Wunsch, da heraus zu kommen. Aber es ist wichtig, dabei nicht stehen zu bleiben, sondern die nächsten Schritte mit zu machen. Nämlich: dass es Gott ist, gegen den man gesündigt hat – und damit fällt die Selbstobtimierung zurück – und dass das Ganze nicht mit Beschluss und Tun, sondern nur mit Gnade zu erreichen ist.

Er wichtigste Punkt ist aber das Gespräch mit Jesus Christus am Kreuz. Gespräche sind überhaupt sehr wichtig in den Exerzitien, man unterhält sich betend dauernd mit Gott, „wie ein Freund mit einem Freund spricht“. An dieser Stelle also mit Jesus am Kreuz, wo er all die Sünden, die Man ja betrachtet hat, auf sich genommen hat.

 

Orte der Gottesbegegnung

 

Das hat eine ziemliche geistliche Wucht, aber auch eine theologische Spitze: Wenn ich von mir selber ausgehe, begegne ich Gott eben nicht in meinen Stärken oder Talenten, sondern beschämt (wie Ignatius sagt) am Kreuz. Das Kreuz ist der Ort der Begegnung mit Gott.

Wenn ich meinen Sünden nachgehe, begegne ich dem Vergeber. Dem Arzt, der gekommen ist. Dem Heiland. Um zu sehen, wie und wo Gott im Leben wirkt, dann komme ich dort durch die eigenen Schwächen hin. Sünde wird ein Ort der Gottesbegegnung, wenn ich denn bereit bin, Sünde als Sünde zu erkennen und mit Scham zu reagieren, nicht mit Selbstrechtfertigung. Weiterlesen “Die Falle der ersten Woche”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Beichte, Beten, Exerzitien, Exerzitienbuch, Fastenzeit, ignatianisch, Ignatius, Papst Franziskus, Sünde, Vergebung8 Kommentare zu Die Falle der ersten Woche

Exerzitien, Wahl und der Papst

Veröffentlicht am 22. November 2015

Der vergangene Sonntag mit dem Papstbesuch in der lutherischen Gemeinde in Rom hat eine Menge Aufsehen erregt. Dabei war aber nicht nur die Antwort des Papstes auf die Frage nach Kommunionempfang und das Gastgeschenk des Kelches interessant, sondern auch die Predigt.

Das Schicksal oder die evangelische Leseordnung der Schrift wollten es, dass der Papst einen seiner Lieblingstexte aus der Schrift für diese Predigt vorgelegt bekam, die Gerichtsrede im Matthäusevangelium (Mt 25). Der Text ist repetitiv, nach den ersten zwei Fragen „wann haben wir dich hungrig gesehen…“ und so weiter will man gleich einwerfen „jaja, habe verstanden“, aber der Tat geht weiter und exerziert alle Beispiele durch: hungrig, nackt, im Gefängnis und so weiter.

Der Papst spricht sehr gerne über diese Textstelle. Wir werden an diesem Verhalten gemessen werden, gerichtet werden. Wie wir uns in solchen Situationen verhalten, unserem Mitmenschen gegenüber und in diesem Mitmenschen Christus, bestimmt unser Verhältnis zu Gott. Nichts anderes. Und selbst wenn ich nicht weiß, dass ich mich da auch um Christus mühe, selbst dann oder vielleicht sogar besonders dann ist das das von Jesus gewünschte Verhalten.

 

Eine Wahl treffen

 

In der Predigt vom vergangenen Sonntag hat der Papst nun ein Wort hinzu gefügt, das er  wenig nennt: „scelta“, auf dt. „Wahl“. Dieses Wort klingt bei einem Jesuiten und bei allen, die in dieser Spiritualität zu Hause sind, sofort an und deswegen ist es mir auch aufgefallen, als ich der Predigt zugehört habe. Für mich was das der Schlüssel für die Gedanken des Papstes.

Eine Wahl zu treffen ist der Kern der geistlichen Übungen, der Exerzitien, liegt im Herzen des geistlichen Rückrades, so dass ich die Gelegenheit hier ergreifen möchte, mir dieses Wort einmal vorzunehmen.

Papst Franziskus predigt in der lutherischen Kirche
Papst Franziskus predigt in der lutherischen Kirche

„Jesus hat immer gewählt“, sagt der Papst. In seiner Predigt zählt er jede Menge Situationen auf: die Jünger wollen Feuer vom Himmel regnen, lassen, er sagt nein. Er wählt das verlorene Schaf, er weist die Mutter der Jünger zurecht, welche die Plätze zu seiner Rechten und Linken sichern will. Jesus begleitet die Jünger nach Emmaus, er lässt sie sehen und dann umkehren, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn des Wortes. „Das ist eine Wahl Jesu“, so der Papst in seiner Predigt.

Diese Wahl, die Wahl die in Matthäus 25 beschrieben ist, nennt der Papst dann die „letzte Wahl“. „Und was werden die Fragen sein, die der Herr an jenem Tag stellen wird? Bist du zur Messe gegangen? Hast du eine gute Katechese gehalten? Weiterlesen “Exerzitien, Wahl und der Papst”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Exerzitien, Ignatius, Jesus, Papst Franziskus, Wahl, Wille Gottes5 Kommentare zu Exerzitien, Wahl und der Papst

Ein Buch! Ein Buch!

Veröffentlicht am 2. April 2015

Bisher habe ich mich hier ja immer wieder zu allem möglichen geäußert, auch zu meiner Sicht auf den Papst – bzw. die Päpste, diesen Blog gibt es ja mittlerweile schon vier Jahre – und die Kirche etc. Jetzt frage ich mich aber, ob es nicht mal Zeit wäre für einen etwas längeren Versuch, also was Gedrucktes, sozusagen Analoges. Ein Buch. Nicht, dass das besser oder so wäre, ich fühle mich in der kurzen Form hier oder auch beim Radio eigentlich sehr wohl. Aber für manches muss man dann doch etwas weiter ausholen.

Wenn ich mich also hinsetzen würde und versuchen würde zusammen zu stellen, was das geistliche Profil dieses Papstes ist, was er eigentlich will, wo das her kommt (Spiritualität der Jesuiten) und so weiter, wie würde das ankommen? Vielleicht kann ich ja mal hier um die klassische Hilfestellung bitten: Welche Fragen sollte ich für sowas stellen? Was für ein Format sollte das haben?

Dass einige Gedanken, die hier schon mal formuliert wurden, wieder vorkommen werden, ist klar, man muss ja das Rad nicht immer neu erfinden, aber mich würde das mal reizen, etwas mehr zu tun. Mehr im Sinn von Umfang, wohl verstanden.

Also nehme ich mir mal die Tage nach Ostern und denke nach. Und wie gesagt, für die Debatte was das werden soll und so weiter bin ich offen.

Kategorien Allgemein, Franziskus, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Buch, Exerzitien, Franziskus, Ignatius, Jesuiten, Papst, Spiritualität24 Kommentare zu Ein Buch! Ein Buch!

Geistliches Üben, fern von den Schreibtischen

Veröffentlicht am 9. März 20149. März 2014

An diesem Sonntag beginnt Papst Franziskus seine Exerzitien, also geistliche Übungen von etwa einer Woche, die schon lange zur Tradition der Kirche dazu gehören. Nur finden sie in diesem Jahr in anderer Form statt: Der Papst hat entschieden, nicht morgens einen geistlichen Vortrag in der Kapelle im Vatikan zu hören, wie es bislang der Fall war. Er hat den Ort für die Exerzitien verlegt, wer mitmachen will, muss raus aus dem Vatikan, weg vom Schreibtisch, in eine neue Umgebung.

Eingeladen sind die Mitarbeiter der Kurie. In dem Interview mit dem Corriere della Sera am vergangenen Mittwoch drückte der Papst das so aus: „In meiner Weise des Handelns warte ich darauf, dass der Herr mich inspiriert. Ich mache ein Beispiel. Es wurde über die Seelsorge für die Mitarbeiter in der Kurie nachgedacht, und man hat begonnen jährlich Exerzitien anzubieten. Man muss den Exerzitien eine große Wichtigkeit geben: alle haben das Recht, fünf Tage in Schweigen und Meditation zu verbringen, während zuvor man in der Kurie drei Predigten pro Tag anhörte und danach einige wieder an die Arbeit gingen.“

Der Papst nimmt damit eine Tradition auf, die er aus seiner jesuitischen Tradition gelernt hat, die aber auch andere geistliche Traditionen ihr Eigen nennen. In unseren Breiten hat sich das zum Beispiel in der Einrichtung von Exerzitienhäusern niedergeschlagen: Man soll weggehen von seinem Lebens- und Arbeitsplatz.

Im Exerzitienbuch des Ignatius von Loyola, in dem er die jesuitische Weise niedergeschrieben hat, Exerzitien zu begleiten, liest sich das – in der etwas sperrigen Sprache des 16. Jahrhunderts – so:

 

Vorbemerkung Nr. 20: [Wer die Exerzitien machen will] wird in ihnen normalerweise um so mehr Nutzen ziehen, je mehr er sich von allen Freunden und Bekannten und von jeder irdischen Sorge absondert; etwa indem er aus dem Haus zieht, wo er wohnte, und ein anderes Haus oder Zimmer nimmt, um darin so geheim wie möglich zu wohnen, so dass es in seiner Hand liegt, jeden Tag zur Messe und zur Vesper zu gehen, ohne Furcht, dass seine Bekannten ihm ein Hindernis bereiten. Weiterlesen “Geistliches Üben, fern von den Schreibtischen”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Ariccia, Exerzitien, Franziskus, Gebet, Kurie, Meditation, Papst, Vatikan84 Kommentare zu Geistliches Üben, fern von den Schreibtischen

Heiligsprechung: Der stille Gefährte

Veröffentlicht am 17. Dezember 201317. Dezember 2013

Der Jesuitenpater Peter Faber ist heilig. Wie es bereits Benedikt XVI. in einigen Fällen praktiziert hatte (etwa bei Hildegard von Bingen), wird es keine eigene Heiligsprechung geben, sondern der Heilige wird direkt in den Kalender aufgenommen. Das hat der Vatikan heute, Dienstag, bekannt gegeben.

Faber? Die Wenigsten werden mit diesem Seligen etwas anfangen können. Zuletzt war er aber immer wieder von Papst Franziskus ins Gespräch gebracht worden, für ihn ist er so etwas wie ein Vorbild.

 

„An diesem Punkt frage ich mich, ob es unter den Jesuiten von den Anfängen der Gesellschaft Jesu bis heute Gestalten gibt, die ihn besonders berührt haben. Und so frage ich den Papst, ob es sie gibt, welche es sind und warum. Der Papst beginnt mit der Nennung von Ignatius und Franz Xaver, aber dann hält er bei einer Gestalt inne, die die Jesuiten kennen, die aber sicher nicht allgemein bekannt ist: der selige Peter Faber (1506 -1546) aus Savoyen. Er ist einer der ersten Gefährten des heiligen Ignatius, ja der Erste, mit dem er das Zimmer teilte, als beide Studenten an der Sorbonne waren. Der Dritte im selben Zimmer war Franz Xaver. Pius IX. hat Peter Faber am 5. September 1872 seliggesprochen; der Heiligsprechungsprozess ist im Gang.“

 

Ein Auszug aus dem Interview, das Papst Franziskus den Jesuitenzeitschriften im Sommer dieses Jahres gegeben hat, der Sprecher ist der Interviewer, Pater Antonio Spadaro SJ. Nun ist es also entschieden, dieser Peter Faber ist ein Heiliger.

Die Gründer des Jesuitenordens, Ignatius oben links, Faber oben rechts, dazwischen Franz Xaver
Die Gründer des Jesuitenordens, Ignatius oben links, Faber oben rechts, dazwischen Franz Xaver

Faber – Spadaro spricht es an – war einer der ersten Gefährten des Ignatius. Schon vorher hatte der baskische Adlige, der sich ab seiner Zeit in Paris Ignatius nennt, Gruppen um sich gesammelt, diese waren aber alle wieder zerfallen. Zum Kern der Gruppe, die in Paris entsteht und die dann die Gesellschaft Jesu – also der Jesuitenorden – werden sollte, gehörte Faber. Pierre Favre, wie er als Savoyarde auch genannt wurde (Savoyen war damals von Frankreich besetzt), ist der erste Priester des Ordens, in seine Hände legen die übrigen, auch Ignatius, 1534 in Paris ihre ersten Gelübde ab.

Faber ist das ganze Gegenstück zu seinem Zimmergenossen, Franz Xaver. Xaver wurde nach Indien und dann weiter nach Fernost geschickt, Faber blieb in Europa in Sachen Reform und Versöhnung zwischen den Konfessionen in Europa unterwegs: Die beiden repräsentieren also die beiden Säulen, die den Orden in seiner frühen Geschichte und in seiner geistigen Gestalt ausmachten. Xaver wurde bekannt und als Heiliger beliebt, seine Heiligsprechung war bereits im frühen 17. Jahrhundert gemeinsam mit der Ignatius‘, Faber blieb weitgehend unbekannt. Wie eine Biographie ihn nennt: The Quiet Companion, der stille Gefährte.

 

Warum Faber?

 

Warum also nun eine Heiligsprechung? Warum Faber? Warum nach so langer Zeit? Warum einen so Unbekannten?

Papst Franziskus erwähnt Peter Faber nach dem Interview noch einmal: In Evangelii Gaudium bezieht er sich an einer bezeichnenden Stelle auf ihn, in der Nr. 171: „Mehr denn je brauchen wir Männer und Frauen, die aus ihrer Erfahrung als Begleiter die Vorgehensweise kennen, die sich durch Klugheit auszeichnet sowie durch die Fähigkeit zum Verstehen, durch die Kunst des Wartens sowie durch die Fügsamkeit dem Geist gegenüber“. Es geht um die geistliche Begleitung. „Wir müssen uns in der Kunst des Zuhörens üben, die mehr ist als Hören. In der Verständigung mit dem anderen steht an erster Stelle die Fähigkeit des Herzens, welche die Nähe möglich macht, ohne die es keine wahre geistliche Begegnung geben kann. Zuhören hilft uns, die passende Geste und das passende Wort zu finden, die uns aus der bequemen Position des Zuschauers herausholen. Nur auf der Grundlage dieses achtungsvollen, mitfühlenden Zuhörens ist es möglich, die Wege für ein echtes Wachstum zu finden, das Verlangen nach dem christlichen Ideal und die Sehnsucht zu wecken, voll auf die Liebe Gottes zu antworten und das Beste, das Gott im eigenen Leben ausgesät hat, zu entfalten.“ Und dann fällt der Name Fabers. Weiterlesen “Heiligsprechung: Der stille Gefährte”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Exerzitien, Franziskus, Gründung, Heiliger, Heiligsprechung, Jesuit, Orden, Papst, Peter Faber, Pierre Favre, Spiritualität24 Kommentare zu Heiligsprechung: Der stille Gefährte

Die drei Punkte des Papstes

Veröffentlicht am 28. November 201328. November 2013
Papst Franziskus Predigt, (c) OsservatoreRomano
Papst Franziskus Predigt, (c) OsservatoreRomano

Ein Jesuit hat immer drei Punkte. Das ist einer der ersten Sätze, die ich in meinem eigenen Noviziat gelernt habe. Erstens, zweitens, drittens. Es ist ein Standartsatz, der unter uns mit einer Menge Humor verbunden ist. Ein insider-Witz, sozusagen.

Bei Papst Franziskus kann man das bestens studieren. Auch er hat immer drei Punkte, ja mehr noch, er betont die drei Schwerpunkte, die eine Predigt von ihm normalerweise hat, ausdrücklich, indem er ihnen Worte zuweist: caminare, confessare, edificare zum Beispiel, die drei italienischen Worte aus der ersten Predigt am Sonntag nach seiner Wahl.

Warum drei Punkte? Weil das aus dem Exerzitienbuch des Ignatius von Loyola zu übernommen ist. Das Buch bildet das Rückgrat des Ordens, oder besser: Die Exerzitien bilden das Rückrad. Die Erfahrungen, die dort methodisiert sind, haben zur Gründung des Ordens geführt und jeder Jesuit muss seine eigenen Erfahrungen mit Hilfe dieser Methode machen, mehrfach in seinem Leben.

 

Das Exerzitienbuch des Ignatius

 

Auch andere Ordensgemeinschaften und Laiengemeinschaften sind von ihnen geprägt, so dass diese Exerzitien gar nicht so unbekannt sind. Aber in der Praxis werden sie – wie es intendiert ist – sehr flexibel in der Umsetzung gehandhabt, so dass das Buch selber wenige in die Hand nehmen. Weiterlesen “Die drei Punkte des Papstes”

Kategorien AllgemeinSchlagwörter Exerzitien, Franziskus, Ignatius von Loyola, Predigt8 Kommentare zu Die drei Punkte des Papstes

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