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Schlagwort: Experten

Wem können wir glauben? Experten – alte und neue

Veröffentlicht am 10. Mai 20209. Mai 2020
Expertentum wird hinterfragt. Zwei Experten der Vergangenheit: Athanasius Kircher und Christoph Clavius, zwei Jesuitenpatres

Wir brauchen sie, aber gleichzeitig haben sie auch einen schweren Stand. Wir sehen sie und ihr Fachwissen zu Corona jeden Tag zitiert, und die Politik richtet sich danach, aber gleichzeitig sind sie auch der Angriffspunkt für alle Unzufriedenen und Kritiker. Expertentum wird hinterfragt.

Aber das ist ja Teil von Expertentum: Wissenschaft – auf der das aufruht – ist ja genau da, wo Thesen grundsätzlich falsifizierbar sind. Wo also Wissenschaftler Modelle bilden, welche die Wirklichkeit erklären. Und andere Wissenschaftler dann schauen, ob das Modell trägt oder eben nicht. Und dann neue Modelle bilden.

Expertentum wird hinterfragt

Expertentum ist genau da nicht am Start, wo es diese Möglichkeit nicht gibt oder wo diese Möglichkeit verneint wird. Wo Leute mit absolutem Wahrheitsanspruch auftreten. Wie jetzt in Corona-Zeiten wieder die Verschwörungs-Theoretiker, die sich keiner Debatte stellen, sondern von finsteren Kräften raunen, so dass man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Nein, das ziehe ich zurück, lachen kann man nicht, dafür ist da zu viel struktureller Antisemitismus dabei, wie der Kollege bei katholisch-de richtig festgestellt hat.

Hinterfragen ist genau da nicht am Start, wo – wie vereinzelt auch hier im Blog bei den Kommentaren – nicht Ergebnisse oder Schlussfolgerungen kritisiert werden, sondern die Wissenschaftler selber oder deren (angebliche) Motive. Wir müssen also schon genauer hinschauen, wenn es um Kritik geht.

Auf dem Bild zu diesem Text sind zwei Experten zu sehen, die ihren Teil der Kritik abbekommen haben. Zwei Gemälde, die bei mir zu Hause in der Jesuitenkommunität München hängen. Zwei Jesuiten und Wissenschaftler. Der eine ist Christophorus Clavius (rechts), der andere Athanasius Kircher. Bekannt und berühmt zu ihrer Zeit, und beide nicht unumstritten.

Zwei umstrittene Experten nebeneinander

Ich muss immer lächeln, wenn ich die beiden da nebeneinander hängen sehe. Denn ihre Hinterlassenschaft könnte verschiedener nicht sein. Der eine, Clavius, bestimmt bis heute unser Leben. Er hatte die Berechnungen eines verstorbenen Kollegen aufgenommen und einen Kalender errechnet. Und nach diesem Kalender bestimmen wir bis heute unsere Tage, Schalttage, Jahreswechsel und so weiter. Er war der Macher des so genannten Gregorianischen Kalenders. Weil Kalender aber mehr sind als nur einfache Ordnungsfunktionen, gab es um diesen Kalender immer schon Streit. Weil von einem Papst umgesetzt wehrten sich Anglikaner und Orthodoxe gehen diese papistische Verschwörung.

Aber der Kalender hat sich gehalten, über die katholische Kirche hinaus. Ganz einfach weil der bis heute das beste Instrument ist, Zeitorganisation und Planetenbewegung in Einklang zu bringen. Expertentum auf gelungene Weise, sozusagen.

Hieroglyphen und Kalender

Und daneben Pater Kircher, der erste wirkliche Universalgelehrte. Ihm sei zu verdanken, dass die Hieroglyphen entschlüsselt werden konnten, heißt es bis heute gerne noch in meinem Orden. Was falsch ist. Der Einfluss von Kircher auf alle mögliche Forschung ist unbestritten, aber er bezog sich in seinen Studien auch auf eine Menge Unfug und schon damals als falsch bekannte Thesen und Erkenntnisse. Die Generation nach ihm, René Descartes vorweg, hielt ihn für einen Quacksalber.

Und da hängen sie also nun nebeneinander, die beiden Experten. Zu ihrer Zeit hat man sich auf beide verlassen. Aber auch beide hinterfragt. Mit dem Ergebnis, dass der eine Bestand hat, der andere nicht. Das ist Expertentum, das ist Wissenschaft.

Übertragen auf die ganzen Experten, die uns über die Zeitungsseiten und Bildschirme flattern: auch die beziehen sich auf Zahlen und Daten, auf Modelle und Thesen. Kritik gehört da zum Geschäft, das macht das Ganze erst zur Wissenschaft. Nur darf es eben nicht die raunende Verschwörungs-Vermutung sein. Oder der Angriff auf die Person.

Der Kern ist das Lernen

Denn das Wesen aller Wissenschaft ist nicht, dass die Erkenntnis unumstößlich ist. Dass man jetzt weiß. Dass klar ist. Sondern das Wesen aller Wissenschaft ist das Lernen. Deswegen ändern sich Modelle, Thesen und Erkenntnisse. Im Augenblick vielleicht verwirrend oft, aber es ist eben ein Zeichen des Lernens, wenn widersprochen wird oder neue Erkenntnisse dazu kommen.

Das muss man aber wollen. Das Lernen. Unsere Verschwörer wollen das nicht, lernen. Denn sie wissen ja schon alles. Unsere beiden Jesuiten auf den Bildern wollten es, und haben es, und nachfolgende Generationen haben das aufgenommen und weiter geführt, kritisch, ablehnend in dem einen und weiterführend in dem anderen Fall.

Und lernende Experten sind mir allemal lieber als Menschen, die für sich die Unfehlbarkeit gepachtet haben. Lernen und Entwicklung von Erkenntnissen und Modellen ist ein Qualitätsmerkmal. Den Rest können wir getrost ignorieren.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und VernunftSchlagwörter Corona, Debatte, Experten, Fachwissen, Theologie, Wissenschaft28 Kommentare zu Wem können wir glauben? Experten – alte und neue

Übersetzer, Schreiber, Forscher, Helfer: Ein Pater erzählt vom Konzil

Veröffentlicht am 7. September 201228. September 2012

Über einhundert Reden für das Konzil hat er (mit)geschrieben, er hat übersetzt, beraten und geforscht: Pater Peter Gumpel war während des Zweiten Vatikanums einer der Insider hinter den Kulissen.

 

Pater Peter Gumpel SJ

Es ist die Zeit der Erinnerung ans Konzil: Wenn die Gedenkveranstaltungen beginnen – wenn sie nicht schon laufen – werden wieder Artikel erscheinen unter den  Titeln „Was bleibt“ oder „Was hat es gebracht“ etc. Ganz in der Tradition der „oral history“ ist es aber auch spannend, denen zuzuhören, die damals dabei waren. Es sind nicht mehr sehr viele, die das Konzil noch selber erlebt haben, um so wichtiger ist es, jetzt zuzuhören. Einige Gespräche, die wir in den vergangenen Monaten für Radio Vatikan geführt haben, sind an dieser Stelle schon gebloggt worden. Hier nun ein weiteres, in vieler Hinsicht ein ganz besonderes.

 

Jesuitenpater Peter Gumpel war und ist immer noch Teil eines in Rom legendären Teams: Gemeinsam mit Pater Paolo Molinari, den er 1950 im Studium kennen gelernt hatte, arbeite er in der Kurie, also der Verwaltung, des Jesuitenordens. Während des Konzils waren die beiden echte Insider: Keine Entscheidungsmacher, keine Konzilsväter, aber Übersetzer, Forscher, Helfer, Schreiber, und – im Fall Pater Molinaris – Peritus des Papstes.

Vor einigen Tagen habe ich mit Pater Gumpel über seine Beteiligung am Konzil und über seine Sicht heute nach 50 Jahren sprechen können.

 

Vom Schreiben eines Konzilsdokumentes

Begonnen hatte seine Beteiligung am Konzil auf eine Weise, wie sie heute kaum noch vorzustellen ist. Pater Paolo Molinari, Gumpels Chef, Freund und Mitarbeiter, sollte auf die Schnelle einen Artikel für eine theologische Fachzeitschrift verfassen: 30-40 Seiten in drei Wochen, keine ganz einfache Sache. Pater Gumpel riet zur Zusage und so entstand in nur zwölf Tagen ein Artikel zur „Verehrung der Heiligen in der Kirche“, Molinari schrieb, Gumpel half. 1961 war das.

Eine der ersten Reaktionen auf diesen Artikel kam von Msgr. Floris Capovilla, dem Privatsekretär von Papst Johannes XXIII.. Zwei oder drei Tage nach dem Erscheinen habe dieser ihn, Gumpel, angerufen. Der Papst würde den Artikel in diesem Augenblick lesen, sei beeindruckt und wolle nun mit dem Verfasser sprechen. Also bekam Pater Molinari eine Privataudienz, in der Johannes XXIII. ihm einen Auftrag erteilte: In den Vorbereitungsdokumenten für das Konzil, das im kommenden Jahr (1962) beginnen sollte, sei sehr viel über die Kirche auf Erden, aber wenig über die Verbindung der Kirche auf Erden mit der Kirche im Himmel gesagt worden. Um das zu ändern möge er doch bitte eine Textvorlage machen. Weiterlesen „Übersetzer, Schreiber, Forscher, Helfer: Ein Pater erzählt vom Konzil“

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Geschichte, Interview, Kirche und Medien, Rom, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Beratungen, Erinnerung, Experten, Gelehrte, Konzil, Latein, Peter Gumpel, Reden, Übersetzen, Vatikan, Zweites VatikanumSchreiben Sie einen Kommentar zu Übersetzer, Schreiber, Forscher, Helfer: Ein Pater erzählt vom Konzil

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