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Schlagwort: Fake News

Verschleierte Wirklichkeit

Veröffentlicht am 14. Juni 202013. Juni 2020
Die Realität ist in Wirklichkeit ganz anders Kirche und Welt, das ist so eine Sache. Wien, Stephansdom

„Die Realität ist in Wirklichkeit ganz anders“: Ein Satz meines ersten Geschichtsprofessors, der bei uns Studierenden regelmäßig für Gelächter gesorgt hat. Lachen über den Witz, aber auch Lachen über uns selbst.

Der Satz ist aber weise. Weil er den Finger darauf legt, dass wir unsere eigenen Realitäten haben, die von Tatsachen nicht immer gedeckt sind. Und damit meine ich noch gar nicht diejenigen, die George Soros oder Bill Gates hinter allem vermuten, die von einer angeblichen Weltregierung raunen, oder die hinter allen kirchlichen Debatten eine Zerstörung der Kirche vermuten. Damit meine ich erst einmal uns alle.

Die Realität ist in Wirklichkeit ganz anders

Der Philosoph Immanuel Kant warnt uns, dass die Wahrnehmung uns täuschen kann, erst durch die Vernunft gelangen wir Richtung Wirklichkeit. Also erst wenn wir lernen, uns selbst zu hinterfragen. Kurz formuliert: Denken hilft.

Aber wir tun das Gegenteil. Die Normalität verliert, stattdessen begegnen mir immer mehr Sonderwelten. Jeder und jede hat zu allem was gelesen und baut sich die eigene Weltsicht zusammen. Jedenfalls begegnet mir das immer mehr in den öffentlichen Debatten, auch und gerade in der Kirche. Die Wirklichkeit kommt uns abhanden.

Es regieren die Sonderwelten

Was daran ärgerlich ist, ist vor allem die Unangreifbarkeit. Dass man sich Meinungen bildet ist ja geschenkt, und dass man dabei Fehler macht auch. Das macht jeder und jede. Aber dass man auch angesichts von widersprechenden Argumenten oder Zahlen lieber dabei bleibt statt sich zu korrigieren – und das als Lernen positiv wahrzunehmen – das ist zunehmend ärgerlich. Und es nervt.

Papst Franziskus nannte das mal „Formen von Verschleierung von Wirklichkeit“ (Evangelii Gaudium 231). Heraus kommen die ganzen „-ismen“, die er da auch gleich mal aufzählt. Psychologisch mag das aller erklärbar sein, aber ab einem gewissen Punkt mag ich nicht mehr erklären oder verstehen oder verständnisvoll sein. Sondern will widersprechen. Oder selber mal was lernen. Was nicht immer ganz einfach ist.

Es nervt

Die Schrift sagt uns: „Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der Jesus Christus bekennt als im Fleisch gekommen, ist aus Gott“ (1 Joh 4:2). Das ist die Stelle, die auch der Papst zum Thema Wirklichkeit zitiert. Der Kern des Christlichen, der Geist, liegt eben nicht in Überzeugungen und Weltbildern. In Sätzen und Büchern. In Bekenntnissen und Interpretationen. Sondern in der Wirklichkeit.

In den Worten eines Bischofs: „Gott liebt uns durch die Wirklichkeit kann ich da nur drüber schreiben. Diese Wirklichkeit anzunehmen und trotzdem nüchtern zu bleiben und sehen, wo wir jetzt gemeinsame Schritte finden können, ist eine große Herausforderung, der wir uns jetzt deutlich zu stellen haben.“

Fliehen ist feige. Sich Scheuklappen aufsetzen verkennt sie. Sich ihr stellen ist anstrengend. Aber der Geist will uns genau dahin führen.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Fake News, Glauben, Papst Franziskus, Realismus, Tatsachen, Verschwörungstheorie5 Kommentare zu Verschleierte Wirklichkeit

Von Horizonten, Journalisten und der Frage nach der Würde

Veröffentlicht am 4. April 2019
Journalismus trifft Ökumene "Meine" Ökumene: Papst Benedikt XVI. im September 2011 in Luthers Kirche in Erfurt

Journalismus trifft Ökumene trifft Papst: Eine interessante Konstellation, die da heute im Vatikan zusammen traf. Papst Franziskus empfing eine Delegation der deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche und der öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland.

„Gespräch schafft Verständnis und öffnet Horizonte“ stieg der Papst in seine kurze Ansprache ein, eigentlich eine Banalität, sollte man denken. Leider ist dem nicht so, mediale Debatte ist von Gesprächsverweigerung geprägt, weil Meinungen aufeinander prasseln und per Talk-Show aus so inszeniert werden. Da öffnen sich nicht wirklich Horizonte.

Journalismus trifft Ökumene

Journalismus trifft Ökumene trifft Papst: in meiner Erinnerung ist diese Konstellation fest mit dem Besuch Papst Benedikt XVI. in Erfurt verbunden, damals, September 2011. Am Tag davor hatte der Bundespräsident den Papst mit den Worten empfangen, die Trennung bedürfe der Rechtfertigung, nicht die Einheitsbemühungen. Damit war die Papstreise eingenordet.

Benedikt war damals ehrlich. Er begann mit der vielzitierten Aussage, er habe keine Gastgeschenke mitbekommen. Was dann die meisten Journalisten dazu getrieben hat, Benedikts Ökumene-Verständnis deutlich zu kritisieren. Zu Recht oder zu Unrecht, das lassen wir dahin gestellt, aber der Papst war ehrlich und offen. Er hat den Anwesenden nichts vorgemacht.

Auch das gehört zu den Horizonten dazu. Horizonterweiterung Eins: Ehrlichkeit.

Ökumene trifft Papst

Bei Papst Franziskus ist es unter den Journalisten ähnlich. Viele wissen nicht recht, was sie von den Ökumene-Bemühungen des Papstes halten sollen. Berühmt wurde sein Besuch in einer deutschsprachigen lutherischen Kirche, der hier in Rom. Dort hatte er auf die Frage nach dem gemeinsamen Kommunionempfang gemischt.konfessioneller Paare die einen sagen ausweichend die anderen sagen einladend geantwortet.

Dabei hatte er während des ganzen Besuches das Wort „Ökumene“ nicht einmal in den Mund genommen. Es war wie so oft: dieser Papst besucht Menschen, er verabschiedet keine Programme. Sein Öffnen von Horizonten liegt in der persönlichen Begegnung. Bei allem Unterschreiben von Erklärungen, „Wahrheit ist Begegnung“.

Horizonterweiterung Zwei: Persönliche Begegnung, nicht abstrakte Werte.

Papst trifft Journalismus

„Ich ermutige Sie in Ihrem Einsatz, dafür zu sorgen, dass es Fakten statt Fake News, Objektivität statt Gerücht, Differenzierung statt oberflächlicher Schlagzeile gibt“: Das sagte Papst Franziskus an diesem Donnerstag, auch das nicht zum ersten Mal. Und die meisten Journalisten würden sich darin wiederfinden, kirchlich oder nicht.

Papst Franziskus ging aber noch darüber hinaus:

„Seit einiger Zeit erleben wir in der Welt eine besorgniserregende Entwicklung: Anfechtung des Rechtes auf Leben, Vormarsch der Euthanasie, Verneinung der sozialen Gleichheit, mangelnde Integration, Verstoß gegen die Menschenwürde und gegen die Gewissensfreiheit. Die öffentlich-rechtlichen Medien haben hier die verantwortungsvolle Aufgabe, für das hohe Gut der menschlichen Freiheit und Würde entschieden Stellung zu beziehen.“

Darf Journalismus das? Stellung beziehen? Oft genug tun Journalisten das, gleichzeitig wird aber auf die Unabhängigkeit gepocht. Da braucht es vielleicht noch etwas Reflexion.

Horizonterweiterung: Reflektiert Stellung beziehen. Im Dialog.

Journalismus trifft Ökumene trifft Papst

Journalismus trifft Ökumene trifft Papst, das war also eine Konstellation, die eine ganze Reihe von Themen aufgerissen hat. Nichts Grundsätzliches wurde verkündet, sondern der Dialog fortgesetzt. Mit dem Ziel Horizonte zu öffnen. Das kann der Papst nicht allein leisten, das können die Bischöfe nicht alleine leisten, das können auch die Medien nicht alleine leisten, auch wenn sie das manchmal zu denken scheinen.

Das geht nur im Dialog. Und das hat auch ein Ziel. Der Papst formulierte es – abschließend – so:

„Sie haben als Journalisten die Menschen im Blick und wollen dazu beitragen, dass ihr Leben lebenswert ist und bleibt.“

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Kirche und Medien, Rom, VatikanSchlagwörter DBK, Dialog, EKD, Fake News, Journalismus, Medien, öffentlich-rechtlich, Papst Franziskus3 Kommentare zu Von Horizonten, Journalisten und der Frage nach der Würde

Wissen was man nicht weiß

Veröffentlicht am 6. Januar 20195. Januar 2019
Wissen was man nicht weiß hilft gegen die Dummheit der Maschinen Das ist als Werbung gemeint: Schaufenster in Amsterdam

Eine neue Text-Gattung ist geboren. Ich weiß nicht ob es auch Ihnen aufgefallen ist, aber immer öfter lese ich direkt nach Anschlägen online Texte, die eine Unterscheidung im Titel haben. Etwa: „Anschläge von Bottrop: Was wir über den Täter wissen und was nicht“. „Datenleck im Bundestag: Was wir wissen”. Oder ähnlich. Wir lernen also zu wissen was man nicht weiß.

Das geht nun schon einige Zeit so, und immer öfter erscheinen diese Texte auch als Push-Meldung auf meinem Mobil-Fon, offensichtlich sitzen da Menschen in den Redaktionen, die solche Meldungen für wichtig halten.

Nichtwissen wird wichtig

Eigentlich sollte das ja normal sein. Ein Bericht über ein Unglück oder einen Anschlag sollte nur Informationen enthalten, die man wirklich belegen kann. Natürlich kann kaum ein Journalist die Zuckung zurückhalten, auch mal zu spekulieren, mehr oder weniger belegt, aber das gehört zum Geschäft. Dass man nun aber meint, ausdrücklich sagen zu müssen, was man nicht weiß, ist neu.

Es ist natürlich eine Reaktion auf all den Unfug, der im Netz seine Kreise zieht. Krude Verschwörungstheorien genauso wie Social-Bots die darauf programmiert sind, Unruhe zu schaffen. Und das auch hinbekommen, wie wir in den vergangenen Jahren gesehen haben. Die entweder Klickzahlen generieren und deswegen auf Erregung setzen, oder ganz bewusst gesteuert sind.

Nichtwissen wird also zu einer Tugend. Oder besser: Das Bewusstsein um das eigene Nichtwissen wird zur Tugend.

Sokrates auf Redaktionsbesuch

Zuerst ist es mir bewusst aufgefallen, als die Münchner Polizei und dann auch die Medien um die Ereignisse im Münchner Olympia Einkaufszentrum herum gegen die Hysterie antraten. Die Nachricht hatte ja ganz München wirr gemacht, weil niemand was wusste wurde spekuliert und herumgeraten, nicht wenige meinten auch Verschwörungen und dergleichen sofort rauspusten zu müssen. Das Nichtwissen hat geholfen, sich gegen diese Hysterie zu wehren.

Seit Platon es in seiner Apologie geschrieben hat, ist es der Stolz jedes Philosophen, sein Nichtwissen zu wissen. „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Das ist der erste Schritt zur Einsicht und zu mehr Wissen und Information. In diesem Sinne hat die neue Text-Gattung geradezu philosophischen Wert.

München 2016

Journalismus soll uns helfen, mit der Welt umzugehen. Basiert auf Fakten, auf Analysen und auf Interpretationen. Wobei wichtig ist festzustellen, dass die drei nicht identisch sind. Ein konstruktiver, dem Menschen helfender Journalismus muss sich hier neu aufstellen. Und genau das sehe ich in dieser neuen Text-Gattung. Sie kommt schnell, per Push-Mitteilung, und hilft bei der Orientierung im Dickicht all der Info-Schnipsel – richtig oder falsch – die auf uns einschießen. Eine sehr erfreuliche Entwicklung und eine gute Antwort auf all das Fake-Zeug im Netz.

Es braucht angesichts all der Journalismusmaschinen heute guten Journalismus, und der besteht eben auch darin, genau zu wissen, was man nicht weiß.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Geschichte, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Fake News, Internet, Journalismus, Medien, Medienethik, Nichtwissen, Philosophie, Sokrates2 Kommentare zu Wissen was man nicht weiß

Konstruktiver Journalismus

Veröffentlicht am 12. Mai 201811. November 2018
Der Autor dieses Textes interviewt, hier Kardinal Reinhard Marx Der Autor dieses Textes interviewt, hier Kardinal Reinhard Marx

Ein Journalist soll sich mit keiner Sache gemein machen, auch nicht mit einer guten. So in etwa hat sich Hajo Friedrichs ausgedrückt, und das wird seitdem als Mantra des Journalismus zitiert. Der Satz zieht die Trennung zwischen einem Berichter und einem „Agenten“, also jemandem der eine Agenda hat, der durch das Berichten etwas anderes erreichen will als den Bericht. Insoweit ist das ein guter und richtiger Leitfaden.

In den letzten Jahren gerate ich zunehmend in Unterhaltungen – meistens informell, unter uns – zwischen Journalisten, die bemerken, dass wir uns nicht immer und nicht wirklich daran halten. Dass auch die besten Vorsätze, unabhängig zu berichten, auf einem Satz von Vorannahmen aufruhen. Und dass das die Berichterstattung prägt.

Der Autor dieses Textes interviewt, hier Kardinal Reinhard Marx
Der Autor dieses Textes interviewt, hier Kardinal Reinhard Marx

Das fliegt uns jetzt um die Ohren. Das ist kein schlechter Journalismus, aber er braucht mal wieder eine Korrektur, eine Reflexion, und die findet allüberall statt.

Nun hat der Papst selber aber Journalisten gebeten, einen „Journalismus für den Frieden“ zu üben. Ist das nun schon so eine „gute Sache“, mit der man sich nicht gemein machen soll? Oder ist Frieden nicht was Anderes, die Grundlage des Zusammenlebens, ohne das es Kommunikation gar nicht gibt, weil Macht und Waffen zählen?

„Ich möchte daher alle dazu einladen, einen Journalismus für den Frieden voranzutreiben, womit ich nicht einen Journalismus meine, dem es nur um „Schönfärberei“ geht, der das Vorhandensein schwerwiegender Probleme leugnet und einen süßlichen Tonfall annimmt. Nein, ich meine einen Journalismus, der sich nicht verstellt; der der Unwahrheit, der Effekthascherei und dem prahlerischen Reden den Kampf ansagt; ein Journalismus, der von Menschen und für Menschen gemacht ist; der sich als ein Dienst versteht, der allen Menschen zugutekommt, vor allem jenen – und das ist in unserer heutigen Welt der Großteil –, die keine Stimme haben; ein Journalismus, dem es nicht nur darum geht, Nachrichten so schnell und lukrativ wie möglich „an den Mann zu bringen“, sondern der die tatsächlichen Ursachen der Konflikte zu erforschen sucht, um ihre Wurzeln verstehen und durch die Anregung guter Handlungsweisen überwinden zu können; ein Journalismus, der sich nicht vom Strudel der Sensationsgier und der verbalen Gewalt mitreißen lässt, sondern lieber nach alternativen Lösungen sucht.“
(Papstbotschaft zum 52. Welttag der Kommunikation, veröffentlicht am 24. Januar, kursiv im Original)

Dieser Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel – der Medien – ist an diesem Sonntag, dem siebten Sonntag der Osterzeit.

 

Aufbauen, nicht zerstören

 

Journalismus und überhaupt weiter gedacht Kommunikation soll konstruktiv sein, so verstehe ich das. Soll aufbauen, nicht zerstören. Nicht Schönreden, sagt der Papst, aber eben auch nicht nur kaputt machend. Auch wenn das gekauft, geklickt, angeschaut wird. Weiterlesen “Konstruktiver Journalismus”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Fake News, Frieden, Kommunikation, Medien, Papst Franziskus, Papstbotschaft8 Kommentare zu Konstruktiver Journalismus

Lüge tötet Seele

Veröffentlicht am 6. März 20185. März 2018

Gedanken zur Fastenzeit, 5

„Hütet euch also vor unnützem Murren und verwehrt eurer Zunge das Verleumden! Denn euer heimliches Reden verhallt nicht ungehört und ein Mund, der lügt, tötet die Seele.“  So steht es im Buch der Weisheit (1:11). Wessen Seele? möchte ich nachfragen und gleich vermuten, die eigene sowie die des Angelogenen gleich mit.

Lügen zersetzt Gesellschaft, hat Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Thema aus dem Januar diesen Jahres gesagt. Gemeinschaft ist Kommunikation, Kommunikation ist Gemeinschaft, und wer das kontaminiert, zersetzt das andere gleich mit.

 

Es gibt keine Notlügen

 

Schon in meiner Zeit in der Jugendseelsorge habe ich mich immer vehement gegen die Ausrede der so genannten „Notlüge“ gewandt. Die gibt es nicht. Lüge ist Lüge. Oder in den Worten des Papstes: „keine Desinformation ist harmlos. Im Gegenteil: dem zu vertrauen, was falsch ist, hat unheilvolle Folgen. Schon eine scheinbar leichte Verdrehung der Wahrheit kann gefährliche Auswirkungen haben.“

Fastenzeit: Der Papst begann sie mit Exerzitien (c) Vatican Media
Fastenzeit: Der Papst begann sie mit Exerzitien (c) Vatican Media

Aber was ist das genau, die Wahrheit? „Wahrheit hat mit dem ganzen Leben zu tun”, sagt der Papst, nicht nur mit der Übereinstimmung von Worten und Fakten. „In der Bibel hat sie auch die Bedeutung von Stütze, Beständigkeit, Zuversicht, worauf schon die Wurzel ‘aman schließen lässt, von der sich auch das liturgische Amen herleitet. Die Wahrheit ist das, worauf man sich stützen kann, um nicht zu fallen.“

 

Worauf man sich stützen kann

 

Was dann auch erklärt, wieso Jesus davon spricht, die Wahrheit zu sein. „Ich bin die Übereinstimmung von Fakt und Aussage“ wäre ziemlich schräg. Auf Wahrheit bauen wir auf, auf sie verlassen wir uns.

Im Mai wird es deswegen einen Welttag der sozialen Kommunikation geben, eine „kirchliche Mahnwache für alle Blogger, Facebooker und Instagram-User”, wie der Journalist Stefan Cornelius das nennt. Gelegenheit, uns das noch einmal gut durch Kopf und Herz gehen zu lassen.

Lügen, bewusst eingesetzt, sind nichts wirklich Neues in der Welt der Menschen, sei es zwischen Staaten, sei es in Familien. Aber im Augenblick scheint es durch die Dauerbeschallung durch Medien und durch die Dauerpräsenz von Bild und Bildschirm epidemisch zu werden.

Wir alle sind dem ausgesetzt. Ein Fastengedanke für die kommenden Tage: genauer hinschauen und überlegen, wo da die Wahrheit drin steckt.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Fake News, Gesellschaft, Jesus, Lüge, Notlüge, Papst Franziskus, Wahrheit, Zusammenhalt30 Kommentare zu Lüge tötet Seele

Der zweite Papst

Veröffentlicht am 22. Februar 201811. März 2019
Ein echtes Bild zum falschen Text Screenshot von Facebook: Der Papst hilft als einfacher Priester bekleidet den Obdachlosen Roms. Fake!

Wir haben zwei Päpste. Nein, ich meine nicht einen Papst und einen emeritierten Papst, das wäre zu einfach. Ich meine zwei Päpste, die beide Franziskus heißen. Der eine lebt hier in Rom und macht in diesen Tagen Exerzitien, der andere lebt in den Köpfen der Menschen. Und auf Facebook.

Dass sich von quasi Tag Eins an Mythen um Papst Franziskus gebildet haben, ist klar. Das berühmte aber apokryphe „der Karnevall ist vorbei” ist der erste von vielen Beiträgen, die einen imaginären Papst geschaffen haben. Bald hieß es auch, er habe sich gleich am Abend nach seiner Wahl unerkannt durch Rom chauffieren lassen, in die Peripherie.

Ein echtes Bild zum falschen Text
Screenshot von Facebook: Der Papst hilft als einfacher Priester bekleidet den Obdachlosen Roms. Fake!

Eine Variante dieser „Unerkannt-durch-Rom”-Geschichte geistert gerade durch das Netz, bei Facebook. Sie sehen hier auch den Screenshot. Und dazu den Text: „Papa Francesco verkleidet als einfacher Priester, schlich sich in der Nacht heimlich zu besuchen und trösten die Obdachlosen von Rom, indem sie die Hilfe Teams des Heiligen Hauses in der Verteilung von Essen, Kleidung und Unterstützung. Gott segne diesen Francisco!” Das Ganze ist am 15. Februar online gegangen. 111.651 Likes, über 80.000 Mal geteilt. Und das ist Stand des Schreibens dieser Zeilen.

Schade nur dass das fake news ist, um es mit dem Modebegriff zu belegen. Die Metadaten des Bildes – mit zwei Klicks einfach auszulesen – sagen mir dass das Bild am 25 Januar 2012 aufgenommen wurde. Also mehr als ein Jahr vor seiner Papstwahl. Und damit ist das alles fake. So fake sogar, dass aus dem Pressesaal des Vatikan ein Tweet kam, der die Falschheit von Bild und Nachricht betonte.

Aber das alles bedeutet gar nichts. Auch wenn es falsch ist, das setzt sich fest. Und so bildet sich ein zweiter Papst, ein Papst-der-Köpfe.

 

Der Papst in den Köpfen

 

Das Schwierige daran ist, dass dieser Zweit-Papst so beliebt ist. So einen hätte man gerne. Dass das Motiv des nachts-sich-aus-dem-Palast schleichen, und zwar unerkannt, uralt ist und von Kalif Harun Al Raschid und vom englischen König Henry V. vor der Schlacht bei Agincourt – jedenfalls laut Shakespeare – bekannt. Beide Male mythische und märchenhafte Figuren, deren Charakter über diese Ausflüge erzählt wird. Wie auch beim Papst.

Leider entstehen dabei im Gleichtakt auch Erwartungen. Die dann wie immer mit der Realität kollidieren, selten geht das positiv für die Realität aus. Und hier wird es schwierig, denn der Papst legt doch so großen Wert auf die Realiät. Und die ist ja auch spannend genug und braucht solche Geschichten eigentlich gar nicht. Weiterlesen “Der zweite Papst”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Neulich im Internet, RomSchlagwörter Fake News, Falschmeldung, Medien, Papst Franziskus, Vatikan19 Kommentare zu Der zweite Papst

Vater der Lüge

Veröffentlicht am 29. September 2017

Der Papst selber hat sich das Motto ausgesucht: „Die Wahrheit wird euch befreien“: Fake News und Journalismus für den Frieden. Die Kirche begeht einmal im Jahr den Tag der Medien, immer am Gedenktag des heiligen Franz von Sales (die deutsche Kirche weicht im Termin davon ab). Und dazu gibt es immer ein Motto.

Dass der Papst dieses Thema nun heute per Tweet verkündet hat, überrascht also nicht, auch nicht das Thema selber, es klingt uns ja seit Monaten in den Ohren.

Der Papst im Radio-Interview
Der Papst im Radio-Interview

Wobei er im Titel schon zwei Aussagen macht: Erstens gibt er dem – nicht überraschenderweise – eine geistliche Drehung. Er beginnt mit einem Jesuszitat und möchte also die Welt der Medien aus dem Blickwinkel der Schrift und des Glaubens betrachten.

Zweitens aber spricht er auch vom „Journalismus für den Frieden“. Das ist ein Bekenntnis. Von HaJo Friedrichs stammt das Motto, Journalisten dürften sich mit keiner Sache gemein machen, auch nicht mit einer guten. Der Papst ist da offensichtlich anderer Meinung. Wie alle menschliche Aktivität soll auch Journalismus nützen. Dem Frieden, was Fake News offensichtlich nicht tun.

Spannender aber finde ich den ersten Dreh. Es geht um Freiheit. Im Johannesevangelium (8:31)  klingt das so: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien.“ Martin Luther übersetzt „frei machen“, was irgendwie noch aktiver klingt.

 

Freiheit

 

Der Satz fällt inmitten einer erhitzten Debatte Jesu mit „den Juden“, wie Johannes sagt, was bei ihm Code ist für die etablierten Religionsvertreter, welche die Wahrheit nicht kennen und nicht erkennen. Es ist der Höhepunkt des Streits, der sich über Kapitel angestaut hatte und der schließlich am Kreuz enden wird.

In diesem Streit fallen noch andere Sätze, welche das Motto für dieses Jahr so treffend machen. „Ihr habt den Teufel zum Vater und ihr wollt das tun, wonach es euren Vater verlangt. Er war ein Mörder von Anfang an. Und er steht nicht in der Wahrheit; denn es ist keine Wahrheit in ihm. Wenn er lügt, sagt er das, was aus ihm selbst kommt; denn er ist ein Lügner und ist der Vater der Lüge.“ Alles dreht sich in diesem Stück um Glauben, Wahrheit, Lüge. Und um Mord, das Thema „Journalismus für den Frieden“ findet sich also auch hier. Weiterlesen “Vater der Lüge”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Botschaft, Fake News, Kommunikation, Medien, Papst Franziskus, Tweet18 Kommentare zu Vater der Lüge

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