Eigentlich wollte ich ja gar nichts dazu schreiben. Ein Artikel über den Papst, angekündigt auf der Titelseite der FAS unter „Niemand weiß, was Franziskus als Nächstes raushaut“. Nicht wirklich die Sprache, die ich von der Frankfurter gewohnt bin, aber nun ja, wenn das die Richtung ist, bitteschön.
Gegen Mittag kamen dann einige Kommentare, eMails und Bemerkungen bei mir an und ich habe mich auf die Suche nach dem vollen Text gemacht, also einer Kopie der Zeitung, in Rom gar nicht so einfach. Online habe ich ihn – bis jetzt – nicht gefunden (Nachtrag: Seit dem 10.3. hier zu finden). Und wie gesagt, nach der Lektüre dieses informationsfreien Meinungsstücks wollte ich eigentlich nichts dazu schreiben.
Der Autor des Stücks „Die Kanone ist los“ zeichnet dort das Bild eines Papstes, der wild drauflos spricht, der nicht darauf achtet, wie das wirkt und der außer Kontrolle geraten ist. Es fällt das Wort von „Teilzeit“ und davon, dass der Papst an Nachmittagen komplett selbst darüber verfügt, was er tut. Der Papst habe noch nicht akzeptiert, dass es für ihn kein Privatleben mehr gibt. Aha, habe ich mir gedacht, da passt dem Autor die Weise nicht, wie der Papst sein Amt ausübt. Er würde selber gerne vorgeben, wie das zu sein hat.
Andere Fragen, die der Autor stellt, sind wirklich interessant und sollten auch in solchen Stücken gestellt werden, die Debatte darüber lohnt sich wirklich und ich versuche ja auch hier, meinen Teil dazu beizutragen.
Was mich aber wirklich gewurmt hat – und dann doch zur Tastatur hat greifen lassen – war die These, dass es in der Vergangenheit immer wieder gelungen sei, „Unverständliches und eigentlich Inakzeptables grade noch zugunsten des Papstes umzudeuten.“ Damit meint der Autor mich. Natürlich nicht nur, so eitel bin ich auch wieder nicht, aber in meinen Versuchen unter anderem an dieser Stelle zu erklären zu versuchen, wie man den Papst verstehen kann, sehe ich diese Aussage schon als Abwertung.
Ich Umdeuter
Machen wir einmal die Hypothese und sagen, das sei so. Es gibt beim Papst Unverständliches und das wird von Leuten umgedeutet. Dann müssten wir dem Autor dankbar sein, denn das ist ja die Aufgabe eines Journalisten: Umdeutungen als solche zu benennen.
Tut er das in dem Artikel? Nein. Nicht eine einzige neue Information, nicht ein einziger Name im Artikel, dafür viel „man“ oder „es wird“. Kein Beleg, keine Recherche. Dafür viele Fehler. Der Autor behauptet, der Vatikan bezahle „extrem niedrige Gehälter“. Tut er nicht. Der Autor behauptet, der Papst habe die Bezahlung der Überstunden gestrichen. Hat er nicht. Fehler dieser Art, bei denen man die Recherche mit einem einzigen Telefonanruf erledigen könnte, lassen in mir den Verdacht wachsen, dass es ihm nicht um das Aufdecken von Umdeutungen geht, sondern dass da selber Umdeutung am Werk ist. Weiterlesen „Rausgehaut“